Kapitel 9

 

Campino Pov

 

,,Willst du nicht vielleicht lieber noch warten? Ich meine vielleicht kommt er ja auch noch und ist einfach nur etwas spät dran.“, sagte Breiti.

,,Glaubst du wirklich?“

,,Ja, dass kann doch sein. Wir kennen doch unseren kleinen Schussel. Der wird wahrscheinlich einfach nur zu spät losgefahren sein und irgendwo im Stau stecken oder so.“

Ich sah zwischen Breiti und meinem Handy hin und her.

Es wäre ja in der Tat möglich, dass das so war, aber es wäre doch auch möglich, dass etwas passiert wäre.

Ich hatte ein schlechtes Gefühl bei der Sache und eigentlich wollte ich auch nicht noch länger warten.

Denn auch wenn Ritchie ein Schussel war, so war er doch, zumindest meistens, pünktlich bei der Bandprobe.

,,Ich gehe noch eine rauchen und wenn er dann noch nicht da ist, werde ich ihn mal anrufen. Ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache, Jungs.“

Die Jungs nickten und ich machte mich auf den Weg vor die Türe.

Hier zündete ich mir gleich eine Zigarette an und inhalierte den Rauch so tief ich konnte.

War das über die Jahre meine Ersatzdroge geworden, die mir dabei half mit den Dingen die auf mich einprasselten klar zu kommen.

Nachdem ich fertig war, drückte ich die Kippe im Aschenbecher neben der Türe aus und sah mich auf der Straße links und rechts um.

Aber von Ritchie war nirgendwo etwas zu sehen.

Seufzend ging ich wieder rein und zu den anderen.

 

 

,,Er ist immer noch nicht da.“, stellte ich ernüchtert fest, als ich wieder bei den Jungs war.

,,Dann ruf ihn an. Aber ich bin sicher, dass er nur einfach keinen Bock hat. Du solltest dir nicht so viele Gedanken machen, Campino. Seit wann machst du das eigentlich?“, fragte Breiti weiter.

,,Er ist unser Bandkollege. Da darf ich mir ja wohl Gedanken machen.“, sagte ich schnippischer als ich wollte.

,,Ja sicher, machen wir ja auch. Aber so?“

,,Ja, genau so.“, sagte ich genervt.

Sollte der mich doch einfach in Ruhe lassen.

Er hatte doch keine Ahnung.

Wusste er doch nicht, dass Ritchie mich liebte und mir das auch noch gesagt hatte.

Vor allem nicht, dass er danach so beschissen drauf war.

Dann die Tatsache, dass ich wohl auch einfach ziemlich mies darauf reagiert hatte.

Das alles trug nicht unbedingt dazu bei, dass ich mir keine Sorgen um ihn machte.

Aber das alles wussten die Jungs natürlich auch nicht.

Woher denn auch?

Ich wusste es doch selbst erst seit gestern und Ritchie war auch nie der Typ, der mit anderen über so was sprach.

Eigentlich sprach er ohnehin nicht wirklich über seine Probleme oder das, was ihn belastete.

Da hatten wir seit 14 Jahren einen Mann bei uns in der Band und wussten eigentlich nichts von ihm.

Das war schon mehr als traurig.

 

 

Erneut zog ich mein Handy aus meiner Hosentasche, aber diesmal wählte ich auch seine Nummer.

Das Freizeichen ertönte, ein gutes Zeichen, er hatte sein Handy zumindest an.

Doch es ging nur die Mailbox dran.

Resigniert legte ich auf und wählte gleich nochmal.

Wieder nur die Mailbox.

,,Fuck!“, brüllte ich in den stillen Raum und hätte mein Handy am liebsten gegen die nächste Wand geschmissen.

,,Was los?“, fragte Kuddel.

,,Er geht nicht dran. Ich habe ein total beschissenes Gefühl bei der Sache. Meint ihr ich soll mal zu ihm fahren?“

,,Das ist doch Blödsinn. Übertreibe mal nicht. Ritchie ist ein erwachsener Kerl und wird schon wissen was er macht und was nicht.“

Eigentlich hatte er ja schon Recht.

Erwachsen war er und sicher wusste er auch, was er tat, aber wieso hatte ich dann dieses beschissene Gefühl?

,,Ja, aber ich habe kein gutes Gefühl bei der Sache jetzt einfach mal loszulegen als wäre nichts.“

,,Campino.“, sagte Andi mit einem Augenverdrehen.

,,Was?“, fragte ich scharf.

,,Mach dir mal keinen Kopf. Dem wird es schon gut gehen. Was soll schon passieren?“

,,Ihr habt doch keine Ahnung! Fangt ohne mich an! Ich gehe Ritchie suchen!“, sagte ich und lief auch gleich schon los.

 

 

Sofort rannte ich zu meinem Auto und warf mich hinter das Steuer.

Ich konnte nicht sagen, was es war, aber irgendwas in mir sagte mir, dass ich jetzt dringend nach ihm schauen musste.

Wenn es ihm wirklich gut ging und ich es mir nur eingebildet hatte, dann sollte es mir Recht sein, aber lieber einmal zu viel als zu wenig.

Denn auch wenn ich mich mehr als scheiße ihm gegenüber verhalten hatte, so war mir der Kleine doch nie egal.

Ich machte mich auf dem schnellsten Weg zu ihm und hoffte einfach nur noch, dass mich mein Gefühl täuschen würde.

Und wenn ich ihn dann finden würde, dann würde ich mich wohl auch direkt für mein Verhalten entschuldigen.

Denn eigentlich hatte ich es doch gar nicht so böse gemeint, wie er es vielleicht aufgefasst hatte.

Und das hatte er scheinbar, sonst würde er ja bei der Bandprobe erscheinen.

Als ich an seinem Haus ankam ließ ich den Motor laufen.

Ich machte mir nicht die Mühe den Schlüssel noch ab zumachen.

Sofort lief ich zu seiner Haustüre und klingelte.

Längere Zeit stand ich davor und wartete, doch im Inneren rührte sich nichts.

Erneut klingelte ich, ließ aber meinen Finger länger auf der Klingel liegen.

Vielleicht hatte er es auch einfach nur nicht gehört?!

Aber auch diesmal rührte sich im Innern nichts.

Kurz überlegte ich, die Türe einzutreten oder ein Fenster einzuschlagen und rein zu klettern, aber das erschien mir dann doch etwas zu übertrieben.

Eine Weile stand ich noch vor der verschlossenen Türe und wartete.

Doch als sich dann immer noch nichts getan hatte, ging ich zurück zu meinem Wagen.

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