Kapitel 44

 

Ritchie Pov

 

Noch lange hatte ich einfach so da gesessen und meinen Tränen freien Lauf gelassen.

Bis ich irgendwann auf ziemlich schmerzhafte Weise feststellen musste, dass mich das auch nicht weiter brachte und das ich wenn ich so weiter machen würde doch alles verlieren würde, was mir wichtig war.

Das wollte ich auf keinen Fall, aber ich hatte Bela verletzt und Campino, wobei auch der mich verletzt hatte.

Ich wusste doch auch nicht, was das sollte, aber ich wollte auch nicht wieder zu ihm, denn da hatte er ja immer noch diese Schlampe.

Er hatte sie sicher nicht gehen lassen, nachdem ich bei ihm war.

Ganz im Gegenteil, er würde wahrscheinlich jetzt mir ihr im Bett liegen und sie nach allen Regeln der Kunst verwöhnen.

Ich spürte eine Übelkeit in mir aufkeimen, die ich nicht wirklich verstand.

Schnell sprang ich auf und rannte auch gleich in mein Bad, wo ich mich über die Toilettenschüssel hängte und mich auch gleich heftig übergab.

Woher das kam, wusste ich selber nicht, aber nun war es draußen.

Vielleicht ekelte mich der Gedanke an Campino und diese Frau auch einfach so sehr.

Ich hatte sonst keine Erklärung und als ich der Meinung war, dass ich fertig war, stellte ich mich wieder auf und vor den Spiegel.

Eine ganze Weile starrte ich mein Spiegelbild einfach so an, während ich meine Zähne putzte.

Wollte ich schließlich den unangenehmen Geschmack los werden.

 

 

Nachdem dies der Fall war, schmiss ich die Zahnbürste in den Mülleimer neben meinem Waschbecken, ohne den Blick aus meinen eigenen Augen zu nehmen.

Ich starrte die rot unterlaufenden Augen an, als seien es nicht meine und sah deutlich, dass sie nichts in sich hatten, außer Leere.

Nichts war darin zu erkennen, nicht mal ein kleines Funkeln, ein kleiner Lichtblick, der darauf schließen ließ, dass sie nicht von einem Toten waren.

Tot, so fühlte ich mich.

Vollkommen ausgesaugt von den Dingen des Lebens.

Diese Erkenntnis traf mich hart und ich ertrug meinen eigenen Anblick nicht mehr.

Spürte eine mir bis dato noch unbekannte Wut in mir aufkeimen und ballte meine Hände zu Fäusten.

Ohne das ich es kontrollieren konnte, hob ich eine an und schmetterte sie mit einer Wucht in mein Spiegelbild, wo ich nicht mal wusste, dass ich diese überhaupt hatte.

Ich sah den Spiegel brechen und den Scherben hinterher, wie sie sich auf dem Boden versammelten.

Mein Blick wanderte von dem Scherbenhaufen zu dem Rahmen, der immer noch an der Wand hing und spürte plötzlich eine seltsame Befreiung und Erleichterung in mir aufkeimen.

Auch diese konnte ich nicht erklären, aber sie war da und ich wusste, dass ich nun auch alles andere schaffen würde.

Vielleicht sollte ich ja doch nochmal mit Campino reden.

Dann würde vielleicht doch wieder alles gut und wenn ich schon nicht mit ihm zusammen kommen würde, dann würden wir es aber wenigstens schaffen uns wieder zu vertragen.

 

 

Mit einem Nicken ging ich auch gleich zurück in mein Wohnzimmer und schnappte mir dort alles, was ich brauchte.

Das meine Hand blutete, bemerkte ich gar nicht erst.

Aber selbst wenn ich es gemerkt hätte, wäre es mir egal gewesen.

Jetzt zählte nur noch Campino und das ich das irgendwie mit ihm geklärt bekam.

Mit schnellen Schritten verließ ich meine Wohnung und eilte auch gleich zu meinem Auto.

Sofort sprang ich hinter das Steuer und machte mich auf den Weg zu Campino.

Als ich dort ankam, machte ich mir nicht die Mühe den Motor abzuschalten, sondern ließ diesen laufen und sprang auch gleich zur Haustüre.

Ich klingelte Sturm und hoffte einfach, dass Campino mir vielleicht die Türe öffnen würde.

Doch so sehr ich es auch versuchte und hoffte, die Türe blieb zu.

Dann erblickte ich das Küchenfenster und versuchte dadurch etwas zu sehen.

Wenn Campino im Wohnzimmer Licht an hatte, dann konnte ich das durch das Küchenfenster sehen.

Allerdings war das Küchenfenster doch höher als ich dachte und ich verfluchte mich innerlich, dass ich so klein war, auch wenn ich dafür nichts konnte.

Als es mir dann doch gelang mich daran hochzuziehen, blickte ich hinein und konnte kein Licht erkennen.

Die Türe zum Wohnzimmer war auf, aber auch da konnte ich nicht feststellen, dass sich dort jemand aufhielt.

Seufzend ließ ich mich wieder runter und überlegte, was ich nun tun sollte.

 

 

Es musste doch eine Lösung geben, wie ich an Campino kam.

Aber was, wenn der gar nicht da war?

Vielleicht war der auch unterwegs und kam erst später nach Hause.

Also würde ich mich jetzt aus Frust vor die Haustüre setzen und warten, denn irgendwann würde der auch sicher wieder nach Hause kommen.

Doch bevor ich das tat, machte ich mich erst auf den Weg zu seiner Garage, um zu sehen, ob sein Auto da war, denn so konnte ich wenigstens abschätzen, ob es länger dauern würde oder nicht.

Die Garage war zwar zu, aber dennoch versuchte ich diese zu öffnen, wenn Campino nämlich weg war, kam es auch vor, das er zwar die Garage schloss, aber sie nicht verriegelte.

Ich versuchte diese zu öffnen und tatsächlich gelang es mir auch.

Als ich das Tor hochzog, konnte ich deutlich erkennen, dass sich darin kein Auto befand.

Hieß also, dass der Blonde mit dem Auto weg war und der Aufenthalt von ihm auch länger dauern könnte.

Mit einem Seufzen ging ich zurück zur Haustüre und setzte mich dort auf die Treppe vor der Haustüre.

Ich legte meinen Kopf in meine Hände und stützte diesen ab.

Mit erwartungsvoller Haltung blickte ich auf die Straße, als ob dort jeden Moment ein Auto kommen würde und ich Campino freudig in die Arme springen konnte.

Das negative Gefühl und die Tatsache, dass ich hier auch noch Stunden sitzen könnte, ignorierte ich einfach.

Denn jetzt zählte nur, dass ich bereit war, alles mit Campino zu klären, auch wenn das bedeuten würde, dass ich auf ihn als meinen festen Freund verzichten musste.

Jetzt wollte ich einfach nur noch glücklich sein, ob als sein Freund oder ein Freund, war mir in dem Moment egal, Hauptsache endlich wieder glücklich.

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Thema: Kapitel 44

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