Kapitel 6

 

Ritchie Pov

 

Immer noch völlig außer Fassung, lief ich in meine Garage, dort würde ich sicher etwas finden, was mir nun helfen konnte.

Da ich dort aber nichts finden konnte, rannte ich wieder zurück in das Haus.

Ich lief nach oben und wieder runter, suchte alles ab, auf der Suche nach Hilfe, fand jedoch keine.

Als ich dann im Flur vorbei kam, sah ich die Scherben des Bilderrahmens immer noch auf dem Boden liegen.

Die hatte ich noch gar nicht weggemacht und es war klar, dass Campino sich dazu auch nicht bequemt hatte.

Aber jetzt ließ ich sie auch achtlos liegen und ging daran vorbei, in die Küche.

Dort sah ich in meinen Medikamentenschrank.

Ich fand ein paar Schlaftabletten und ging damit dann auch gleich wieder ins Wohnzimmer.

Dort nahm ich mir eine Flasche Whisky aus dem Schrank und setzte mich mit Tabletten und Whisky auf die Couch.

Würde ich das jetzt wirklich tun?

Gab ich der Versuchung wirklich nach?

Und vor allem, ließ ich Campino dann auch noch gewähren und gewinnen?

Er hatte mir so viel Leid angetan, da war es doch eigentlich mehr als feige, mich nun so abzuschießen, oder gleich umzubringen.

Aber sah ich auch langsam keinen anderen Ausweg mehr.

Was sollte ich nur tun?

In meiner blinden Verzweiflung legte ich die Tabletten wieder auf den Tisch und stellte die Flasche daneben.

Würde ich erst versuchen mir Hilfe zu holen.

 

 

Schnell hatte ich mir aus dem Flur mein Telefon geholt und die Nummer von Andi gewählt.

Vielleicht hatte der ja Zeit.

Doch da ging nach längerem Freizeichen nur die Mailbox dran.

Resigniert legte ich auf.

Was für eine Scheiße.

Also dann der nächste.

Ich wählte die Nummer von Kuddel und hoffte, dass der wenigstens dran gehen würde.

,,Hallo?“, meldete er sich nach kurzer Zeit.

,,Hey, Vom hier. Hast du Zeit für mich?“

,,Ist gerade mehr als schlecht, Kleiner. Ich bin unterwegs.“

,,Okay. Bis dann.“

Ohne auf ein weiteres Wort zu warten, legte ich auch schon auf.

Tränen brannten in meinen Augen und langsam wusste ich wirklich nicht mehr weiter.

Was sollte die Scheiße denn?

Seit fast 14 Jahren war ich nun in dieser Band und keiner hatte Zeit für mich?

Okay, ein letzter Versuch, Breiti.

Auch seine Nummer wählte ich, aber der hatte das Handy aus, so kam ich an den gar nicht dran.

Na ganz toll, war ich also doch auf mich alleine gestellt.

 

 

Die Verzweiflung wuchs und wuchs und ich hatte keine Ahnung, was ich dagegen machen sollte.

Es war fast so, als ob sich eine Schlinge um meinen Hals und meine Brust legte und immer fester zuzog.

Ich hatte das Gefühl ersticken zu müssen und keiner meiner Bandkollegen hatte Zeit für mich.

Also war ich auf mich alleine gestellt.

Es sei denn, ich würde vielleicht in Campino doch noch Hilfe finden.

Vielleicht hatte er ja drüber nachgedacht und seine Meinung geändert.

Er war doch immer für mich da, selbst wenn wir Streit hatten.

Aber jetzt hatte ich ihm gesagt, dass ich Gefühle für ihn hatte.

Das hatte scheinbar alles geändert.

Dabei wollte ich das doch nie.

Die Gefühle hatte ich doch auch schon so verdammt lange und sie haben doch auch nie zwischen uns gestanden, weil ich doch immer und immer wieder verborgen habe, dass sie da sind.

Bei jeder Berührung, bei jedem Kuss und Scheiße, bei jedem Fick hatte ich sie doch abgestellt.

Danach hatte ich mich erst den Tränen hingegeben.

Hatte geheult wie ein Kleines Kind und teilweise auch zusammengerollt unter der Decke gelegen.

Aber liebte ich den Kerl nun mal und konnte auch nicht anders.

Ich konnte nicht einfach nein sagen.

So gewährte ich ihm immer und immer wieder, dass er mich verletzte, obwohl er es nicht wusste.

Also konnte ich auf ihn sauer sein?

 

 

Ich wählte seine Nummer, ein letzter Versuch, doch noch an Hilfe zu kommen.

Eine ganze Zeit saß ich mit dem Telefon in der Hand da und überlegte, ob ich ihn wirklich anrufen sollte.

Die Nummer war schon ein paar Mal von dem Display verschwunden und immer wieder tippte ich sie neu ein.

Bis ich zu dem Entschluss kam, dass ich nun doch anrufen würde.

Ich wählte den Anrufknopf und wartete.

Das Freizeichen ertönte und ich bekam unbändiges Herzklopfen.

Er hatte sein Handy als an, das würde ja bedeuten, dass es auch sein könnte, dass er sich meldet und dann bekam ich doch noch Hilfe.

Fast schon euphorisch saß ich nun auf meiner Couch und lauschte angestrengt dem Freizeichen.

Doch es meldete sich niemand.

Noch eine ganze Weile, ließ ich klingeln.

Hatte Campino keine Mailbox und ich wusste, dass er manchmal etwas länger brauchte, um ans Handy zu gehen.

Wenn er gerade an neuen Songs arbeitete, zum Beispiel, oder wenn er unter der Dusche stand oder ähnliches.

Doch als er sich nach gefühlten Stunden immer noch nicht gemeldet hatte, legte ich resigniert auf.

Ich sah auf den Display.

5 Minuten und 4 Sekunden hatte ich es klingeln lassen.

Entweder er wollte nicht mit mir reden und ging deswegen nicht ran oder er hatte es einfach nicht gehört.

Aber wenn er sich nicht melden würde und keiner der anderen, dann blieb jetzt wohl nur noch die Flasche Whisky und die Schlaftabletten.

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Thema: Kapitel 6

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