Kapitel 36

 

Resigniert kam Robert wieder nach oben in meine Wohnung und setzte sich neben mich auf die Couch.

Ich hatte mein Gesicht tief in meine Hände vergraben und weinte.

Robert legte eine Hand auf meinen Rücken und strich mir sanft über den Rücken.

Scheinbar hatte der Pole bemerkt, dass ich weinte.

,,Es wird alles wieder gut. Glaub mir.“

,,Wie soll es denn besser werden?“, schrie ich ihn an und ließ die Hände sinken.

Robert sah mich schockiert an.

Tränen rannen mir immer noch unaufhaltsam über die Wangen.

,,Es kann nicht besser werden, wenn ich von dir schwanger bin! Es kann auch nicht wieder alles gut werden, wenn die Kleine jetzt sauer auf mich ist! Das geht nicht! Sie wird mich ewig hassen! Dich wahrscheinlich auch!“, schrie ich weiter.

,,Das muss ich mir nun wirklich nicht geben. Ich habe nur versucht dich zu trösten.“

Robert stand auf.

,,So war das doch nicht gemeint. Jetzt lauf doch nicht gleich weg.“, sagte ich ruhiger.

,,Nein, ich gehe. Ich habe auf so eine Scheiße echt keinen Bock.“

Wütend ging der Pole in den Flur, schnappte sich seine Jacke von der Garderobe und verschwand.

Nun war ich alleine und kam damit gar nicht zu Recht.

Ich hasste es alleine zu sein.

War ich schon viel zu lange und viel zu oft alleine.

In meiner blinden Verzweiflung die in mir aufkam schnappte ich mir das Telefon und rief Mario an.

Ich hatte keine Ahnung, was ich ihm sagen sollte, aber ich hoffte einfach, dass er da war.

 

 

,,Götze?“, kam nach kurzem Freizeichen.

,,Mario?“

,,Ja? Wer ist denn da?“

,,Nadine.“, sagte ich leise.

,,Hey, Süße. Was kann ich für dich tun? Schön, dass du dich meldest.“

,,Könntest du vielleicht zu mir kommen?“

,,Wann?“

,,Sofort?“, fragte ich mit Tränen erstickter Stimme.

,,Natürlich. Bist du zu Hause?“, fragte er direkt.

Mario hatte scheinbar gehört, dass ich weinte, denn er klang nicht mehr so entspannt wie vorher.

,,Hmh.“

,,Gib mir eine halbe Stunde, ja? Dann bin ich bei dir.“

Noch bevor ich etwas entgegnen konnte, hatte Mario auch schon aufgelegt.

Es schien ihm wohl wichtig zu sein, nach hier zu kommen.

Sollte mir aber nur Recht sein.

Ich hatte sicher nichts dagegen, wenn er sich beeilte.

Erneut vergrub ich mein Gesicht in meine Hände und weinte.

Ich war kein Mensch, der schnell weinte.

Eigentlich hasste ich es zu heulen.

Es war ein Zeichen von Schwäche und schwach wollte ich nie sein.

Wenn ich es dann doch mal war, dann meistens wenn ich alleine war.

Nicht wie jetzt, in dem ich mir auch noch jemanden dazu holte, der meine Schwäche sah.

 

 

Robert hatte sie auch gesehen und ich könnte mich jetzt noch dafür ohrfeigen.

Wieso hatte ich Robert eigentlich so angemacht?

Es war doch auch meine Schuld, dass Lara sauer war.

Ich hatte ja schließlich an dem Abend ebenso verhüten können.

Resigniert ließ ich mich auf dem Sofa zurück fallen und atmete tief durch.

Was war nur mit mir los?

Ich verstand mich selber nicht mehr und hatte keine Ahnung, was das alles sollte.

Um 180° hatte ich mich gedreht.

Denn das was ich jetzt war, dass war ich noch nie und das wollte ich wohl auch nie sein.

Erneut atmete ich tief durch.

Das alles würde ich wohl nie verstehen.

Dann klingelte es endlich an der Haustüre.

Ich sprang auf und war schon fast an der Türe, als mir auffiel, dass ich immer noch total verheult aussehen musste und mir auch noch vereinzelt Tränen über die Wangen liefen.

Schnell lief ich ins Bad und holte mir da ein Taschentuch, womit ich die übrigen Tränen trocknete.

Es klingelte erneut.

Ich verstaute das Taschentuch schnell in meiner Hosentasche und öffnete dann die Türe.

Sofort zuckte ich zusammen, als Mario schon bei mir vor der Haustüre stand.

Ich hatte nicht erwartet, dass der Borusse schon oben war.

 

 

,,Sorry, ich wollte dich nicht erschrecken.“, sagte Mario.

,,Schon okay. Komm rein, bitte.“, sagte ich und machte ihm Platz um einzutreten.

Mario kam meiner Bitte nach und betrat meine Wohnung.

Allerdings blieb er im Flur stehen und sah mich auffordernd an.

,,Geh bitte ins Wohnzimmer. Magst du was trinken?“

,,Eine Cola.“, sagte er wie nebenbei und ging dann ins Wohnzimmer.

Ich nahm aus der Küche noch zwei Gläser und eine Flasche Cola mit und ging dann ebenfalls zu Mario ins Wohnzimmer.

Nachdem ich die Gläser mit Cola gefüllt hatte, setzte ich mich schwerfällig neben Mario und sah mich besorgt an.

Aber ich hob den Kopf nicht, sondern blickte nur stur auf meine Hände.

,,Was ist los?“, fragte er mit ebenfalls besorgter Stimme.

,,Nichts.“

,,Aber du hast mich doch nicht umsonst angerufen.“

,,Nein, dass habe ich auch nicht.“

,,Also, warum hast du mich dann angerufen?“

,,Ich möchte nicht alleine sein.“, sagte ich mit einem Schulterzucken.

,,Deswegen hast du aber doch nicht nur angerufen, oder?“

,,Was meinst du?“

,,Das hatte doch noch einen Grund, oder lag es nur daran, dass du nicht alleine sein wolltest?“

Ich überlegte lange ob ich darauf überhaupt antworten sollte.

Das schien auch Mario gespürt zu haben, denn er sah mich auffordernd an.

,,Also, was ist es noch? Warum bin ich noch hier?“

,,Ich habe ein Problem und weiß nicht, an wen ich mich wenden kann.“

 

 

Eine kleinere Pause kehrte ein, in der Mario scheinbar wartete, dass ich weiter sprach.

,,Was für ein Problem?“, fragte er nach einer Weile.

,,Ich muss zum Arzt. Ich will aber nicht alleine fahren. Ich habe Angst und brauche Unterstützung. Ich dachte, vielleicht kann ich dich darum bitten?!“

,,Bist du krank?“

,,Nein, das nicht. Aber es besteht der Verdacht das ich schwanger bin.“

Mario sog scharf die Luft ein.

,,Schwanger?“, fragte er ungläubig.

,,Ja, wir haben schon einen Test gemacht. Der war positiv. Ich weiß aber, dass die Dinger nicht immer stimmen. Ich würde es gerne von einem Arzt abklären lassen.“

,,Und wieso kommst du dann ausgerechnet auf mich? Und wer ist wir?“

,,Wir sind Robert, Lara und ich. Ich habe einfach keine Ahnung, wen ich sonst noch fragen könnte. Ich möchte ja auch keinen beliebigen Menschen mitnehmen, sondern schon jemanden, dem ich auch vertrauen kann.“

,,Verstehe. Bist du von Robert schwanger?“

,,Wenn ich schwanger bin, dann von Robert, ja. Aber ich habe ja noch Hoffnung, dass ich es nicht bin.“

,,Wo ist dein Arzt?“

,, Hier in Gelsenkirchen.“

,,Okay, dann lass uns fahren.“, sagte Mario und stand direkt auf.

Ich nickte und stand ebenfalls auf.

Nachdem ich meine Sachen zusammengepackt hatte, die ich zum Arzt brauchte, gingen wir nach draußen zu Mario´s Auto.

Als wir in seinen Audi A5 gestiegen waren, schnallten wir uns an und Mario startete den Motor.

Und ich navigierte ihn zu meinem Arzt.

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