Verzweiflungstat

 

Marco Pov

 

Heute traf ich mich wieder mit meinem besten Freund.

Mario kam zu Besuch und wir wollten zusammen Playstation zocken.

Eigentlich so, wie wir es immer taten, wenn wir gerade Zeit hatten.

Schon länger wusste ich, dass ich mehr für ihn empfand als ich eigentlich sollte oder durfte.

Ich war mir sicher, dass ich mich in ihn verliebt hatte.

Aber damit hatte ich eine Grenze überschritten, die ich nicht überschreiten sollte und durfte.

Er war mein bester Freund und den sollte ich nicht lieben.

Das passte einfach nicht zusammen.

Gerade hatte ich mich auf die Couch gesetzt und festgestellt, dass ich noch eine Stunde Zeit hatte, bis Mario kam.

Also entschloss ich mich, noch etwas zu chillen und die Beine hochzulegen.

Aber Pustekuchen, denn mein Handy klingelte.

Seufzend stand ich auf und nahm das rappelnde Ding vom Tisch in der Küche.

Mein Blick fiel auf das Display und ich erkannte die Nummer von Jürgen.

Ich hatte keine Ahnung, wieso er mich heute anrief, denn heute hatten wir Trainingsfrei.

Erst überlegte ich nicht ran zugehen, wieso sollte ich denn auch?

Hatte ich doch heute frei und wollte das auch so, aber dann hatte ich mich doch dazu entschlossen dran zugehen.

Irgendetwas in mir sagte, dass es wohl besser sei.

Und ich hörte fast immer auf mein Gefühl.

Bei so was vor allem.

 

 

,,Hey Jürgen.“

,,Marco.“

,,Alles klar?“

,,Nein, nicht wirklich. Wir müssen reden.“

,,Klingt nicht gut. Was ist denn los?“, fragte ich besorgt.

,,Es geht um Mario.“

,,Was ist mit ihm? Ist ihm etwas passiert? Ihm geht es doch gut, oder?“

,,Ja, ihm geht es gut und nein, ihm ist auch nichts passiert. Es geht um etwas anderes.“

,,Um was denn?“

,,Mario wird den Verein verlassen.“, sagte Jürgen vorsichtig.

Sofort fiel mir das Handy aus der Hand und fiel auf den Boden zwischen meinen Beinen.

Hatte Jürgen gerade ernsthaft gesagt, dass Mario den Verein verlassen wollte?

Er musste sich vertan haben, denn Mario würde sicher nicht einfach so gehen.

,,Marco? Marco, bist du noch da?“, fragte Jürgen und die Worte drangen nur langsam zu mir durch.

Ich brauchte einige Minuten, bis ich das Handy wieder aufhob und erneut ans Ohr hielt.

,,Marco?“, fragte Jürgen erneut.

,,Ja, ich bin noch da.“

,,Was hast du gemacht?“

,,Ich habe mein Handy fallen lassen, sorry.“

 

 

,,Für mich war es auch ein Schock. Ich konnte es auch nicht fassen.“

,,Wohin?“

,,Was meinst du?“, fragte Jürgen verwirrt.

,,Wohin geht er?“

,,Bayern München.“

Das hatte mir den Rest gegeben.

Ich spürte sofort Tränen in meinen Augen brennen, die sich auch kurze Zeit später ihren Weg über meine Wangen bahnten und unaufhaltsam auf meine Hose tropften.

,,Du verarschst mich oder?“, fragte ich fast wortlos.

,,Nein, leider nicht. Mario hat uns Bescheid gegeben und er wird wechseln. Es tut mir leid, Marco.“

,,Schon okay.“, sagte ich schnell und versuchte erneute Tränen zu unterdrücken.

Doch erneut brannten sie in meinen Augen und ich hatte Mühe sie abzuhalten.

,,Kann ich was für dich tun?“

,,Nein.“

,,Wenn du was brauchst oder du reden willst, dann melde dich, ja? Du weißt ja, wo du mich findest.“

,,Klar, danke Jürgen.“

,,Bis morgen, Marco.“

,,Bis morgen.“

Ich legte auf und das Handy auf den Tisch.

Das konnte doch wohl wirklich nicht sein Ernst sein, oder?

Alles hätte ich verstanden, aber nicht die Bauern!!!

 

 

Eine ganze Weile hatte ich noch so auf der Couch gesessen und mir Gedanken gemacht, wie es nun weitergehen sollte.

Jetzt hatte ich keine Chance mehr ihm zu sagen, was ich für ihn empfand.

Denn er würde gehen und mich und meine Gefühle alleine lassen.

Also wieso sollte ich ihm noch sagen, das ich ihn liebte?

Es war doch ohnehin sinnlos.

Den Rest der Zeit verbrachte ich damit zu weinen und mich zu fragen, wieso er ausgerechnet zu den Bauern gehen musste.

Wieso hatte Mario mir denn nichts gesagt?

Ich dachte er war glücklich in Dortmund.

Das hatte er zumindest immer gesagt.

Wieso wollte er dann jetzt den Wechsel und wieso hatte er das ausgerechnet jetzt machen wollen?

Ich konnte es einfach nicht verstehen.

Wie konnte er das nur tun?

Je mehr ich drüber nachdachte, je mehr Tränen verließen meine Augen und liefen über meine Wangen.

Meine Hosenbeine waren schon mehr als nass, aber ich konnte mich auch einfach nicht beruhigen.

Von wegen bester Freund.

Wenn ich doch sein bester Freund war, dann konnte er mir doch nicht solche Informationen vorbehalten, oder?

Es tat weh, daran zu denken, dass er mir scheinbar nicht mal so sehr vertraute, dass er mir wenigstens das sagte.

Und ich Idiot hatte ernsthaft noch an eine Beziehung mit ihm geglaubt?

 

 

Das war schon mehr als lächerlich.

Dann klingelte es an der Türe.

Schnell fuhr ich mir mit der Hand über die Augen und versuchte mich zu beruhigen.

Hatte das weinen jetzt doch auch keinen Sinn mehr, denn es war ja bereits entschlossene Sache mit Mario.

Nachdem ich mich beruhigt hatte, ging ich zur Türe und öffnete sie.

Wie zu erwarten stand auch Mario davor.

,,Hey.“, begrüßte er mich und wollte mich wie immer wenn wir uns sahen in den Arm nehmen.

Doch ich wich einen Schritt zurück und ging ohne ein weiteres Wort ins Wohnzimmer.

Ließ Mario vollkommen perplex im Flur stehen.

Kurze Zeit später kam er dann auch ins Wohnzimmer und setzte sich neben mich.

,,Was ist denn mit dir los?“, fragte er unschuldig.

Alleine dafür hätte ich ihm am liebsten schon eine abgezogen.

,,Tu nicht so unschuldig.“, sagte ich durch zusammengebissene Zähne.

Versuchte ich doch einfach die Wut zu unterdrücken.

,,Was meinst du?“

,,Was ich meine? DU fragst mich was ich meine? Ich kann dir sagen was ich meine!!! Wann hattest du denn mal vor deinem angeblich besten Freund zu sagen, dass du zu den Bauern wechselst? Oder wolltest du mir das verschweigen?“, schrie ich aufgebracht.

Nun war es mit meiner Beherrschung endgültig vorbei.

Alle Dämme brachen und ich spürte so viele Gefühle auf einmal, dass ich mir nicht sicher war, was ich machen sollte.

Ich ballte meine Hände zu Fäusten, stand auf und blickte ihn abwartend und zugleich fassungslos an.

 

 

,,Marco, jetzt beruhige dich doch bitte wieder. Ich -“

,,Nein, ich werde mich nicht beruhigen!!! Ich bin echt sprachlos!!! Du sagst zu mir, dass ich dein bester Freund bin und dann teilst du mir so was nicht mit??? Dann muss ich so was von unserem Trainer erfahren??? Da ist wohl nichts mehr mit Vertrauen oder was??? Scheiße Mario, haben dir die Bauern jetzt schon so ins Gehirn geschissen, dass du nicht mal mehr mir vertraust???“, fragte ich mehr als verzweifelt und spürte erneut die Tränen in meinen Augen brennen.

Alleine dafür hätte ich mich in dem Moment am liebsten selbst verflucht.

Das sollte so nicht sein und ich sollte und wollte nicht schon wieder weinen.

Vor allem nicht, wenn Mario auch noch dabei war.

Er konnte ruhig wissen, dass ich sauer war, aber er sollte nicht wissen, dass ich auch verletzt war deswegen.

Doch so sehr ich mich auch bemühte, ich schaffte es einfach nicht, meine Gefühle zu kontrollieren und mir rannen doch die ersten Tränen über die Wangen.

Nur zu deutlich konnte ich spüren, wie meine Knie nachgaben und ich auf ebendiese fiel.

Ich stützte mich auf Knie und Hände ab und ließ den Kopf hängen.

Tränen rannen mir unaufhaltsam über die Wangen und hatten schon eine kleine Lache auf dem Boden gebildet.

Mein Körper fing an zu zittern und meine Sicht verschwamm immer mehr, durch die Tränen.

Nun ging gar nichts mehr.

Ich wollte aber auch nicht mehr.

Sollte Mario doch sehen, was er hier angerichtet hatte.

Er hatte nicht nur mein Vertrauen gebrochen, sondern auch mein Herz.

 

 

Ich spürte eine Hand auf meinem Rücken und zuckte leicht zusammen.

,,Jetzt beruhige dich doch bitte. Komm wieder mit auf die Couch und dann erkläre ich dir in Ruhe, wieso ich den Schritt gewählt habe.“

Ich zögerte kurz.

War mir nicht sicher, ob ich wirklich soweit gehen sollte.

Konnte ich ihm wirklich vertrauen und mit ihm auf die Couch gehen?

Vor allem wollte ich den Grund wissen, aber ich hatte auch Angst, dass es dann nur noch mehr weh tun würde.

Nach kurzem abwägen, hatte ich mich dann doch dazu entschlossen zu ihm auf die Couch zu gehen.

Schwerfällig hievte ich mich hoch und ging zur Couch.

Das Mario mir helfen wollte ignorierte ich genauso wie die Tatsache, dass er sich neben mich gesetzt hatte.

,,Ich hatte einen Grund wieso ich den Schritt gegangen bin, Marco.“

,,Das erwähntest du bereits.“, sagte ich immer noch mit tränen erstickter Stimme.

,,Ich habe es beim BVB einfach nicht mehr ausgehalten.“

,,Was hast du nicht mehr ausgehalten?“, fragte ich verwirrt und blickte ihn an.

,,Das ich mich verliebt habe und nicht mit der Person zusammen sein kann.“

Und bei dem Satz hörte ich mein Herz hart auf den Boden fallen und in tausend Einzelteile zerspringen.

Er hatte sich also verliebt.

Kein Wunder, dass es ihm dann egal war, dass er mich so verletzte.

 

 

,,Das tut mir wirklich sehr leid für dich und dennoch habe ich einfach gedacht, dass du mir mehr vertraust.“

,,Ich vertraue dir doch. Es ist nur das Problem, dass ich mit dem Druck nicht klar komme.“

,,Verstehe schon.“

,,Nein, ich glaube nicht, dass du es richtig verstehst.“, sagte Mario niedergeschlagen.

,,Was gibt es daran nicht zu verstehen? Du hast dich verliebt. Du kannst mit dem Kerl nicht zusammen sein und das macht dich fertig. Deswegen hast du den Verein gewechselt.“

,,Ja, aber du hast doch keine Ahnung, was das für ein Kerl ist.“

,,Das ist doch wohl auch nicht wichtig, oder? Ich muss auch nicht wissen, in wen du dich verliebst.“

,,Das solltest du aber vielleicht wissen.“

,,Wieso?“

,,Weil ich mich in dich verliebt habe.“

Nun sah ich ihn erstaunt an.

,,Was?“

,,Ich habe mich in dich verliebt, Marco. Schon längere Zeit, aber du hast immer gesagt, dass du nie etwas mit einem Freund anfangen könntest und ich dachte einfach ich hätte keine Chance bei dir. Deswegen habe ich doch die Klappe gehalten. Ich wollte die Freundschaft nicht gefährden.“

 

 

,,Aber mir geht es doch genauso.“, sagte ich schüchtern.

,,Was meinst du?“, fragte Mario erneut verwirrt.

,,Ich habe mich auch in dich verliebt, deswegen konnte ich doch nichts sagen. Ich wusste doch, dass es nicht gehen würde. Aber im Endeffekt wollte ich nie mehr als immer nur mit dir zusammen sein.“

,,Du liebst mich auch?“, fragte Mario zur Sicherheit nochmal nach.

,,Ja, ich liebe dich auch.“, sagte ich und lächelte ihn an.

,,Glaubst du wir haben vielleicht doch eine Chance?“

,,Ich denke schon. Es wird eben nur schwierig, wenn du jetzt bei den Bauern spielst.“

,,Eigentlich wollte ich da nicht hin. Aber ich habe keinen anderen Ausweg gesehen um in deiner Nähe zu bleiben. Ich wollte nicht ins Ausland, aber ich konnte doch auch nicht Öffentlich sagen, dass ich mich in dich verliebt hatte.“

,,Nein, dass verstehe ich doch auch. Wenn ich das gewusst hätte, dann hätte ich doch auch gar nicht so reagiert.“

,,Ich verstehe deine Reaktion. Es ist eben alles etwas unglücklich gelaufen.“

,,Das ist es wohl.“, sagte ich niedergeschlagen.

,,Aber du hast mir keine Antwort gegeben. Glaubst du es hätte trotzdem einen Sinn?“

,,Ich habe keine Ahnung. Aber wir könnten es doch versuchen, oder?“

,,Liebend gerne.“, sagte Mario und legte auch sogleich seine Lippen auf meine.

Kurze Zeit später spürte ich auch schon seine Zunge an meinen Lippen und ich gewährte ihm nur zu gerne Einlass.

Unsere Zungen fochten einen leidenschaftlichen Kampf aus.

,,Ich liebe dich, Mario.“, sagte ich atemlos nachdem wir den Kuss gelöst hatten.

,,Ich liebe dich auch.“

So hatte der Abend und der Wechsel doch noch etwas Gutes.

Ich hatte vielleicht einen Kollegen im Team verloren, aber dafür meine große Liebe gewonnen.

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