Weihnachtswunder

 

Marco Pov

 

Jedes Jahr zur gleichen Zeit das gleiche Drama.

Als ob die Vorweihnachtszeit nicht schon stressig genug wäre, kommt nun der Heilige Abend bei meinen Eltern zu Hause.

Jedes Jahr aufs Neue trafen sich meine beiden älteren Schwestern und meine Eltern zu einem ausgiebigen Weihnachtsessen.

Je älter ich jedoch wurde, je schlimmer empfand ich diese Treffen.

Auch dieses Jahr hatte ich überhaupt keine Lust.

Aber um den Frieden in der Familie zu wahren, ging ich wie jedes Jahr hin und zwängt mich auch noch in einen Anzug.

Nachdem wir das üppige Essen und die Bescherung hinter uns gebracht hatten, saßen wir noch gemeinsam im Wohnzimmer bei einem Glas Wein und unterhielten uns.

Bei meinem Vater und mir ging es wie sollte es auch anders sein, fast den ganzen Abend um Fußball und meine Karriere beim BVB.

Das ist dort glücklich war und endlich hatte, was ich wollte, machte meinen Vater stolz.

Er sagte ich hätte was erreicht in meinem Leben und könnte stolz auf meine Leistungen sein.

Aber irgendwas fehlte in meinem Leben noch.

Jemanden an meiner Seite, mit dem ich die einsamen Abende vor dem Fernseher verbringen konnte.

Jemand, mit dem ich unsere Siege auch außerhalb des BVB´s feiern konnte.

 

 

Nachdem wir den Abend nun endgültig hinter uns gebracht haben und ich doch schon ein paar Gläser Wein getrunken hatte, entschied ich mich mein Auto stehen zu lassen und zu Fuß nach Hause zu gehen.

Ich dachte die frische Luft würde auch ganz gut tun.

Als ich so auf dem Weg nach Hause war, versank ich so tief in meine Gedanken, dass ich nicht sah, wohin ich lief.

Oder besser gesagt, wer auf mich zu lief.

Als ich plötzlich von jemandem angerempelt wurde, tauchte ich aus meinen Gedanken auf.

Ein junges und verdammt attraktives junges Mädel ist gegen mich gelaufen und dabei vor mir auf den Boden gefallen.

Ein Blick in ihr Gesicht und auf die verwaschene Schminke zeigte mir, dass sie geweint hatte.

Ich hielt ihr eine Hand hin um ihr aufzuhelfen, die sie auch dankend annahm.

,,Sorry, ich hab dich nicht gesehen.“, nuschelte sie vor sich hin mit gesenktem Blick.

,,Schon okay. Geht es dir gut? Hast du dir weh getan?“

Bei meiner Frage schnellte ihr Kopf nach oben und sie sah mich mit großen Augen an.

Scheinbar hatte sie jetzt erst realisiert, wen sie da umgelaufen hatte.

,,Ja, ist alles okay.“, sagte sie immer noch leicht verwirrt.

,,Bist du sicher?“

Dann bemerkte ich ihre aufgeschürfte Handfläche.

,,Komm gehen wir zu mir. Ich versorge deine Hand.“

Mit einem Blick auf ihre Hand willigte sie stumm ein und ging den Rest des Weges schweigend neben mir her.

 

 

Nachdem wir den Weg zu mir hinter uns gebracht hatten, schloss ich die Türe zu meiner Wohnung auf und zeigte ihr das Wohnzimmer.

,,Kannst dich ruhig schon mal setzen, ich gehe nur noch schnell Verbandszeug holen und dann bin ich auch schon bei dir.“

,,Hast du vielleicht ein Bad? Ich würde mich gerne etwas frisch machen. Ich sehe bestimmt fürchterlich aus.“

,,Um ehrlich zu sein, tust du das nicht, du bist eine bezaubernde junge Frau. Aber sicher habe ich ein Bad.“, sagte ich grinsend und zeigte es ihr dann.

Dankend schloss sie hinter sich die Türe.

Ich stand noch eine Weile vor der Türe und starrte die stelle an, an der eben noch ihr Gesicht zu sehen war.

Selbst das sie geweint hatte und ihre Schminke verlaufen war, tat ihrer Schönheit keinen Abbruch.

Nachdem sie aus dem Bad kam, zeigte ich ihr noch schnell das Wohnzimmer wo sie sich auf das Sofa setzte.

Ich ging dann auch ins Bad, um Verbandszeug zu holen um ihre Hand zu versorgen.

Als ich das Wohnzimmer betrat, zögerte ich kurz, doch setzte mich dann neben sie.

 

 

Mein Blick traf ihren.

Und jetzt konnte ich ihre volle Schönheit erkennen.

Sie hatte sich abgeschminkt und sah noch viel hinreißender aus als mit Schminke.

Ihre blonden Haare passten perfekt zu ihren großen strahlenden blau – grauen Augen.

Sie hielt mir ihre Hand hin während ich diese versorgte.

Nachdem ich fertig war, sah ich sie an und bemerkte, dass ich ihren Namen noch gar nicht kannte.

,,Wie heißt du eigentlich?“

,,Oh sorry, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Ich bin Emma.“, sagte sie mit einem zuckersüßen Lächeln.

,,Marco.“

,,Ich weiß, wer du bist.“, sagte sie amüsiert.

,,Tut mir leid.“, sagte ich schnell und senkte den Blick.

,,Ich bin seit 20 Jahren BVB Fan. Das Westfalenstadion ist mein Wohnzimmer. Ich bin ein Südkurvenkind. Also weiß ich, wer du bist.“, sagte sie zwinkernd.

,,Klar, dann weißt du natürlich alles.“

Nickend stimmte sie mir zu.

Dann kehrte stille ein.

Anfangs war es noch eine angenehme Stille, die sich aber schnell in Unbehagen verwandelte.

,,Wieso hast du eigentlich eben geweint?“, wollte ich dann doch wissen.

,,Ich hatte nur etwas Ärger.“, versuchte sie dem Thema aus dem Weg zu gehen.

,,Wenn du nicht drüber reden willst, dann ist das schon okay. Ich zwinge dich nicht.“

,,Danke.“

 

 

Erneut trat Stille ein.

Ich ging fieberhaft meine Gedanken durch, in der Hoffnung etwas zu finden, was ich fragen oder sagen könnte um diese unangenehme Stille zu brechen.

,,Magst du vielleicht etwas trinken?“

Nicht besonders einfallsreich, aber ein Gespräch.

,,Nein danke. Ich denke ich werde auch gleich nach Hause gehen.“

,,Soll ich dich nach Hause bringen?“

,,Nein, danke. Ich gehe. Die frische Luft tut mir ganz gut.“

,,Aber es ist schon dunkel.“

,,Und ich bin eine starke Frau. Ich schaffe das schon.“, lächelte sie.

,,Bist du dir wirklich sicher?“

,,Ja, wirklich, Marco.“

Noch bevor ich irgendwas sagen konnte, war sie auch schon aufgestanden.

,,Ich gehe dann jetzt mal. Danke für deine Hilfe.“, sagte sie und hielt die Hand hoch.

,,Nichts zu danken.“

Noch bevor ich etwas sagen konnte oder etwas tun konnte, war sie auch schon zur Türe geeilt.

Sie öffnete sie und trat auf die vom Schnee bedeckten Stufen.

Ich folgte ihr an die Türe, doch je näher ich ihr kam, desto weiter schien sie zu gehen.

Als ich dann die Türe erreicht hatte war sie auch schon auf dem Bürgersteig angelangt.

,,Danke nochmal und viel Glück bei euren nächsten Spielen. Ich werde wieder dabei sein und euch anfeuern.“, sagte sie strahlend und ging dann den Bürgersteig entlang.

 

 

Ich sah ihr noch nach, bis ich sie nicht mehr sehen konnte und schloss dann die Türe.

Ich ließ mich schwer gegen die Türe fallen und überlegte, was das jetzt eigentlich war.

Diese Frau musste ich auf jeden Fall wieder sehen.

Doch dann fiel mir ein, dass ich nichts von ihr wusste, außer ihren Namen.

Schnell schnappte ich mir meinen Schlüssel und lief raus.

Ich lief so schnell ich konnte den Bürgersteig lang in die Richtung in der sie verschwunden war.

Doch so sehr ich auch lief, ich konnte sie nirgendwo entdecken.

Als mir langsam die Puste ausging blieb ich stehen.

Erst jetzt bemerkte ich, dass es angefangen hatte zu schneien.

So stand ich ohne Jacke mitten in Dortmund und die Schneeflocken tanzten um mich rum.

Einzelne Flocken fielen auf meine Haare und hinterließen dort einen feuchten Schimmer.

Langsam trat ich dann den Rückweg wieder zu meiner Wohnung an.

Als ich sie erreicht hatte, schloss ich die Türe auf und ließ sie hinter mich ins Schloss fallen.

Ich ging ins Wohnzimmer und schmiss mich dort auf die Couch.

Jetzt war ich mir sicher, dass ich ein echter Idiot sein musste.

Endlich hatte ich eine Frau getroffen, die wirklich umwerfend ist und dann musste es so enden.

Seufzend schloss ich die Augen.

Vor mir sah ich ihre schönen Augen, wie sie mich angestrahlt haben, als sie mir erzählte, dass sie Borussin ist.

Ich war mir sicher, so eine Frau würde ich wohl nie wieder treffen.

Auch wenn sie nicht viel gesagt hatte, konnte ich direkt spüren, dass sie etwas besonderes ist.

Ein Mensch, den man nicht jeden Tag trifft, sondern etwas besonderes.

Meine Traumfrau.

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