Kapitel 20 - Reue

 

Selenia Pov

 

Ich lief den Weg mehr, als das ich ging.

An meinem Fenster angekommen, hing mein zusammengebautes Seil immer noch.

Ein Zeichen für mich, dass es wohl nicht aufgefallen sein musste.

Ich kletterte erneut daran hoch und war auch kurze Zeit später schon in meinem Zimmer angelangt.

Scheinbar hatte mein Vater wirklich nicht mitbekommen, dass ich weg war.

Schnell zog ich den selbstgebauten Strick wieder rein und entknotete ihn.

Ich war mir nicht sicher, ob ich einen Test machen sollte oder nicht.

Denn wenn Dad es doch mitbekommen hatte, dann würde er wohl jetzt vor Wut schäumen.

Also entschied ich mich dagegen und setzte mich auf mein Bett und schnappte mir meinen Laptop.

Eine ganze Weile surfte ich durch das Internet und vergaß dabei völlig die Zeit.

Aber in den angesagten Punkrock Läden gab es wieder so viel neues, dass ich mich einfach nicht davon losreißen konnte.

Als ich dann genug gefunden hatte, was ich gerne noch hätte, entschied ich mich zu Dad zu gehen und ihn zu fragen, ob ich von ihm Geld bekam.

Ich wusste, dass es wohl wieder in Stundenlange Diskussionen ausarten würde und das ich im Endeffekt aber wohl doch bekommen würde, was ich wollte.

Also startete ich auch gleich mal einen Versuch.

Schnell hatte ich mich auf den Weg nach unten gemacht und sah Dad unten sitzen.

Er hatte den Kopf in die Hände gelegt und wirkte so, als ob es ihm nicht gut gehen würde.

 

 

Ich sah mich um, doch ich konnte Mum nirgendwo entdecken.

Also setzte ich mich vorsichtig zu Dad.

Er fragte was er für mich tun könnte und plötzlich rückten die neuen Klamotten für mich in weite Ferne.

Als erstes wollte ich wissen, wo Mum denn war.

Nach einem kurzen Dialog wusste ich dann auch, dass sie sich gestritten hatten und das Mum weg war.

Ich fühlte mich schuldig.

Zwar hatte ich noch keine Ahnung, wieso Mum weg war, aber sie war es und ich wurde das dumme Gefühl nicht los, dass es wegen mir war.

Also sagte ich Dad nichts von den Klamotten, sondern sagte ihm, dass ich gerne nochmal mit ihm über die Gras Sache reden wollte.

Vielleicht hatte es ja damit zu tun, dass Mum weg war.

Denn das wollte ich doch nicht.

Sicher war ich kein einfaches Kind, aber ich wollte doch nie, dass meine Eltern sich wegen mir trennten.

Betrübt senkte ich den Kopf und starrte vor mir auf den Boden.

,,Was willst du denn da reden?“, fragte mein Dad auch sogleich.

,,Ist Mum deswegen weg?“

,,Ja, deine Mum glaubt mir nicht, dass es von dir war, beziehungsweise das du es für jemanden aufgehoben hast. Sie sagte es sei meines und ich sollte es nicht auf dich schieben. Na ja und dann ist sie gegangen. Ich habe keine Ahnung, wo sie ist und wann sie wieder kommt. Wenn sie das überhaupt tut. Sie hat ihren Koffer gepackt. Ich denke mal, dass sie wohl länger weg sein wird.“

 

 

Ich wusste im ersten Moment nicht, was ich dazu sagen sollte.

Also war es doch meine Schuld, dass Mum weg war.

Sie hatte Dad nicht geglaubt, dass das Gras mir gehörte.

Ich musste das wohl wieder ausbaden, aber ich hatte einfach keine Ahnung wie.

,,Und du weißt wirklich nicht, wo Mum ist?“

,,Nein.“, sagte Dad mit hängendem Kopf.

Das Mum weg war schien ihn wirklich mehr zuzusetzen als sonst.

Aber klar, er liebte Mum ja auch schließlich.

,,Darf ich raus?“

,,Nein, du hast doch Stubenarrest.“

,,Ich weiß, aber ich würde mich gerne um Mum kümmern. Vielleicht kann ich das ja aufklären und Mum kommt zurück?!“

,,Meinst du wirklich? Wie willst du das denn aufklären?“

,,In dem Ich Mum die Wahrheit sage.“

,,Die glaubt sie nicht. Die hat sie mir ja auch nicht geglaubt. Nachher denkt sie noch ich hätte dich dazu gezwungen, dass zu sagen, damit sie zurück kommt.“

,,Warum sollte Mum so denken? Sie wird mir ja wohl glauben. Außerdem kennst du auch nicht die ganze Wahrheit.“

,,Was meinst du?“, fragte Dad überrascht und sah mich an.

,,Ich hab gelogen.“

,,Wieso und wo?“

,,Ich habe gesagt, dass das Gras von einem Freund ist und das ich es einfach nur aufgehoben habe. Das stimmte aber nicht.“, sagte ich schnell und senkte erneut den Blick.

 

 

In dem Moment schaffte ich es einfach nicht, ihm in die Augen zu sehen.

Denn ich wusste, dass wohl ein Donnerwetter über mich hereinbrach, wenn ich ihm die Wahrheit gesagt hatte.

,,Wie war es denn dann?“, fragte er weiter.

,,Ich habe das Gras nicht umsonst gehabt.“

,,Nein, dass sagtest du doch auch. Du hast es aufgehoben für jemanden. Ich wollte doch nur wissen für wen.“

,,Für mich selber.“, sagte ich und senkte den Kopf noch etwas weiter.

Und nun wartete ich auf das große Donnerwetter.

Aber zu meinem Erstaunen blieb das aus.

Es war still und Dad sagte nichts.

Hatte ich doch keine Ahnung, wieso.

Normalerweise müsste er doch toben und mich anschreien, immerhin hatte ich ihm gerade gesagt, dass ich das Gras für mich hatte.

,,Schöne Ausrede, Selenia. Das glaube ich dir aber nicht. Also, sag mir einfach die komplette Wahrheit, sonst bleibt dein Stubenarrest aufrecht.“

,,Aber ich habe dir doch die Wahrheit gesagt, Dad. Ich habe das Gras aufgehoben, ja. Aber es ist meines. Ich wollte niemanden schützen, außer mich selber. Ich habe es geraucht und tue es auch immer noch.“

,,Aber du hast doch gesagt, dass du es für jemand anders aufgehoben hast.“

,,Ja, aber das doch nur, um mich zu schützen. Ich wollte keinen Ärger von euch. Ich weiß doch, dass ihr dagegen seid. Deswegen habe ich doch auch gesagt, dass es von jemand anderem war. Ich hatte Angst, dass es dann Ärger gibt und so. Ich wollte doch nicht schon wieder Ärger und vor allem nicht, dass Mum geht und sich trennt oder so.“, sagte ich mit Tränen in den Augen und bevor Dad auch nur etwas sagen konnte, stand ich auf und rannte hoch in mein Zimmer.

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