Kapitel 1 - Punkrock meets Schlager

 

Endlich war die beschissene Schule aus und ich zu Hause.

Ich hasste Schule, wer brauchte die schon?

Schule war doch nur was für totale Langweiler und Leute die kein zu Hause hatten.

Bei mir traf beides nicht zu, denn ich war sicher alles andere als langweilig und ein zu Hause hatte ich auch.

In einer beschissenen Stadt mit noch beschisseneren Farben.

Ja, wir wohnten in Dortmund.

Das wollte Dad damals so, weil er ja den BVB trainierte und er dann meinte, dass es besser sei.

Ich dagegen hatte mit dem BVB aber so gar nichts zu tun, nein, ich war Schalkerin und das mit stolz.

Mein Dad hatte oft versucht mich umzustimmen, aber ohne Erfolg, denn Schalker war man nicht einfach so, nein, zu diesem wurde man geboren.

Wie ich als Kind zweier Borussen Schalkerin werden konnte, weiß ich bis heute nicht, aber es war eben so und mich störte es auch nicht, ganz im Gegenteil.

Konnte ich Dad doch immer so schön ärgern, wenn sie mal wieder ein Derby gegen uns verloren hatten.

,,Hey Dad, Ciao Dad.“, sagte ich als ich an der Küchentüre vorbei lief und meinen Dad dort sitzen sah.

Dieser blickte mir nur fragend hinterher und schüttelte den Kopf.

Ich hatte es eilig in mein Zimmer zu kommen, denn musste ich mir die Schlagermukke meines Vaters nun wirklich nicht geben.

Das war eben dann doch der Altersunterschied von 30 Jahren.

Schnell schloss ich die Türe hinter mir und schmiss meine Tasche achtlos in die Ecke.

Vom Aufräumen und Ordnung halten hielt ich nicht viel.

War ich doch die Chaos – Queen in unserer Familie.

 

 

Ich schmiss mich aufs Bett und starrte an die Decke.

Nein, das tat ich auch nicht ohne Grund, denn dort hing ein Poster.

Direkt über meinem Kissen positioniert, damit ich drauf sehen konnte, hing ein Bild meines Schwarms und Vorbilds Julian Draxler.

Scheiße, ich vergötterte diesen Kerl.

Er konnte nicht nur verdammt gut mit dem Ball umgehen und tolle Tore schießen, sondern war eben auch noch verdammt heiß.

Gott, ich glaube ich würde sterben, um diesen Kerl nur einmal zu treffen.

Ein Orgasmus auf zwei Beinen, wie von einem Maler auf die Leinwand gepinselt.

Okay, genug der Schwärmerei, sonst wird es noch peinlich.

Eine ganze Weile lag ich auf meinem Bett und starrte das Poster an.

Heute hatten die Schalker schon morgens Training.

Da konnte ich leider nicht bei sein, weil ich heute ja unbedingt in die Schule musste.

Deutscharbeit stand auf dem Plan.

Dabei hätte ich doch viel lieber den Schalkern beim Training zugeschaut, als mich mit meiner beschissenen Lehrerin rum zuschlagen über Dinge die eh keiner mehr brauchte.

Ich konnte deutsch reden und schreiben, mehr musste ich doch gar nicht wissen und können.

Mein berufliches Ziel war eh ein ganz anderes.

Entweder würde ich wie Julian Fußballspielerin werden oder Sängerin.

Aber dann in einer ganz besonderen Band.

Ich liebte den Punkrock und das zeigte ich auch gerne mal nach Außen.

 

 

Ich wollte nie sein wie andere und nie das tun, was andere mir sagten.

Das war mir bis hier hin auch ganz gut gelungen.

Hatte ich meine Eltern im Griff und nicht umgekehrt.

Mit einem Blick suchte ich den Raum nach meiner Fernbedienung für die Musikanlage ab.

Alles fand ich in meinem Chaos nun doch nicht.

Aber meine Heiligtümer wie die Fernbedienung hatte ich dann doch immer griffbereit.

Als ich sie dann auch endlich gefunden hatte, machte ich die CD an, die gerade in der Anlage war.

Wusste ich, dass egal was es war, gut war, denn es war meine Musik.

Sofort dröhnte mir mein Lieblingslied (https://www.youtube.com/watch?v=oJhP-ZQXDSM) in die Ohren.

Ich machte mir nicht die Mühe es leiser zu machen, wieso auch?

Dad hörte unten seine Schlagermukke und würde das von hier oben da unten sowieso nicht hören.

Also sang ich wie immer auch laut mit, bis mein Dad im Zimmer stand.

,,Mach die Musik bitte leiser.“, sagte er ruhig.

,,Was hast du gesagt, Dad?“, fragte ich nach, obwohl ich es genau gehört hatte.

,,Mach doch bitte die Musik leiser.“, sagte mein Dad nun etwas lauter.

,,Ich verstehe dich nicht, Dad. Sag es mir doch einfach später, wenn ich unten bin.“, sagte ich lächelnd und schwang die Beine vom Bett.

Schnell war ich auch schon bei meinem Dad an der Türe und hatte ihn sanft nach draußen geschoben.

Auf diese Diskussion hatte ich jetzt wirklich keine Lust.

 

 

Ich legte mich wieder auf mein Bett und lauschte weiter meiner Musik.

Schon fing das nächste Lied (https://www.youtube.com/watch?v=5uqft42i-i0) an, was ich lauthals mitsang.

Aber auch das ließ ich schnell sein, denn ich versank erneut in meine Schwärmereien für Julian.

Zumindest so lange, bis ich eine SMS von einem meiner Freunde bekam.

 

`Hey Kleine. Was geht heute Abend? Party bei mir? Meld dich. Gruß Lars´

 

Ich grinste breit, wusste ich doch, das bei Lars immer die Post abging, wenn der Partys schmiss.

Jetzt galt es nur noch Dad zu überzeugen, aber das dürfte wohl kein Problem sein.

Schnell schwang ich meine Beine erneut aus dem Bett und rannte die Treppe hinunter zu meinem Dad.

,,Daddy.“, fragte ich mit meinem gewohnten Hundeblick und klammerte mich an seinen Arm.

,,Was denn meine Kleine?“

,,Heute Abend ist eine Pyjama - Party bei Melanie. Darf ich hin?“

,,Bei Melanie?“, fragte er skeptisch.

,,Ja, bei Melanie. Sie hat mir gerade eine SMS geschrieben.“

,,Also schön. Dann fahre ich dich heute Abend hin.“, sagte er seufzend.

,,Danke, Daddy. Du bist eben doch der Beste.“, sagte ich und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

Klappte diese kleine Lüge doch immer wieder und ich kam zu meinen Partys.

Jetzt galt es aber erst noch etwas schlafen, damit ich heute Abend auch wirklich fit war, denn unsere Partys dauerten immer bis zum nächsten Tag.

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