Kapitel 9

 

,,Was machst du denn hier?“, fragte ich erstaunt und wusste auch in dem Moment nicht, wie ich anders reagieren sollte.

,,Ich bin gerufen worden. Jürgen Klopp hatte mich angerufen und sagte du brauchst Hilfe. Er meinte auch, dass nur ich dir helfen könnte und zack hier bin ich.“, sagte er und breitete die Arme aus.

,,Wieso denn ausgerechnet du?“, fragte ich durch zusammengekniffene Augen.

,,Jürgen klang ziemlich verzweifelt und ich denke er hat einfach keinen anderen Ausweg gesehen und hat mich deswegen angerufen.“

,,Und was sollst du jetzt hier?“

,,Dir helfen.“

,,Ich will keine Hilfe und erst Recht nicht von dir du elender Verräter.“, sagte ich und war im Begriff die Türe zuzuschlagen doch spürte ich eine Gegenwehr.

Mein Gegenüber hatte sich mit seinem kompletten Körper gegen die Türe gelehnt.

Mir war klar, dass er größer und möglicherweise auch stärker als ich war.

Durch die letzten Monate wohl sowieso.

Hatten die Drogen doch ordentlich an meinem Gewicht und an meiner Muskelmasse gezerrt.

,,Kevin, dass hat doch so keinen Sinn. Mach bitte auf. Lass uns reden. Auch über die unausgesprochenen Dinge zwischen uns.

Der Satz ließ mich aufhorchen.

,,Was meinst du mit unausgesprochenen Dinge?“, fragte ich immer noch leicht skeptisch.

,,Über das damals. Ich habe es dir nie erklärt und ich würde es dir gerne erklären. Auch wenn es jetzt dafür möglicherweise schon zu spät ist, aber trotzdem würde ich gerne.“

Ich gab nach und stellte mich in die Türe.

,,Keine Vorträge, kapiert?“, fragte ich und bekam ein nicken zur Antwort.

 

 

Das reichte mir zur Bestätigung und ich trat von der Türe weg und ließ ihn eintreten.

Blitzschnell fielen mir die Fotos und die Zeitungsartikel ein, die noch auf meiner Couch verteilt lagen.

Hatte ich doch nicht mit Besuch gerechnet und mit ihm schon gar nicht.

,,Warte hier. Bin gleich zurück.“, sagte ich knapp und ging schnellen Schrittes auch schon in mein Wohnzimmer.

Dort packte ich schnell die Fotos und Zeitungsartikel in die Kiste zurück und verstaute diese im Schrank an ihrem gewohnten Platz.

Erst als ich sicher war, dass alles weg war, ging ich wieder in den Flur und deutete meinem Besucher an mit mir ins Wohnzimmer zu kommen.

,,Magst du was trinken?“, fragte ich weil es sich nun mal so gehörte.

,,Nein, ich bin nicht zum trinken hier sondern zum reden. Lass uns über das reden, was passiert ist, Kevin.“

Ich nickte und sah hoch, ihm direkt in die Augen.

Mir entging nicht, dass sein sonst so strahlenden blauen Augen ihren Glanz verloren hatten.

Auch er hatte abgenommen und es schien ihm auch nicht wirklich gut zu gehen.

Er hatte sich verändert seit seinem Wechsel, aber keineswegs ins Positive.

,,Was ist mit dir passiert?“, fragte ich zögernd.

Manuel winkte ab und sah zu Boden.

,,Magst du nicht reden?“

,,Nein, ich bin nicht hier um über mich zu reden sondern über dich. Sag mir lieber, was mit dir los ist. Du siehst nicht mehr so gut aus, wie ich dich in Erinnerung hatte. Das ist mir schon bei unserem letzten Spiel gegen euch aufgefallen.“

 

 

Ich wandte den Blick von Manuel ab und sah auf den Boden zu unseren Füßen.

,,Setz dich doch erst mal.“, sagte ich und ließ mich auf dem Sofa nieder.

Auch Manuel kam der Bitte nach und setzte sich neben mich ebenfalls auf das Sofa.

Mein Blick fiel auf meinen Arm und ich sah seinen Namen in meiner Haut.

Möglichst bemüht so unauffällig wie möglich zu sein, zog ich den Ärmel runter und sah den Keeper fragend an.

,,Was versteckst du da vor mir, Kev?“, fragte dieser auch sogleich.

War ich doch nicht unauffällig genug.

,,Nenn mich nicht Kev.“, versuchte ich vom Thema abzulenken.

,,Was versteckst du da?“, fragte Manuel erneut und seine Stimme klang so, als würde sie keine Ausrede zulassen.

,,Nichts. Es ist nichts. Mir ist bloß kalt.“

,,Lüg mich doch nicht an.“, sagte Manuel in einem sanften Ton, der mich damals schon um den Verstand gebracht hatte und nahm mein Handgelenk in seine Hand.

Ich versuchte erst gar nicht mich zu wehren, würde ich doch sowieso scheitern.

Hatte ich doch an der Türe bereits gemerkt, dass er stärker war als ich.

Vorsichtig schob Manuel meinen Ärmel hoch und betrachtete seinen von mir eingeritzten Namen in meinem Arm.

,,Was ist das?“, fragte er mit einem Mischung aus Überraschung und Schock.

,,Dein Name.“, sagte ich schulterzuckend.

,,Das sehe ich auch Zecke. Aber wieso? Wieso hast du meinen Namen in deinem Arm?“

,,Weil ich es so wollte.“

,,Das ist keine Antwort.“

,,Ich habe dich einfach vermisst. Ich habe es nie ertragen, dass du damals gegangen bist, ohne mir etwas von deinem Wechsel zu sagen. Manuel, ich habe noch andere Probleme und nicht nur die mit dir. Ich habe einfach langsam keine Kraft mehr.“, sagte ich und konnte deutlich die Tränen in meinen Augen brennen spüren.

 

 

Schnell wischte ich mir mit dem Handrücken über die Augen.

Wollte ich nicht, dass Manuel mich weinen sah und vor allem nicht, dass er sah wie verletzlich ich war.

,,Was ist in der Zeit nachdem ich gegangen bin passiert, Kevin?“

,,Nicht viel würde ich mal sagen.“

,,Aber genug, dass es deine Teamkollegen nicht schaffen, dich zu beruhigen? Ich weiß, dass Nuri, Mats, Schmelle und dein Trainer versucht haben dich zum reden zu bewegen und gescheitert sind. Also haben sie mich angerufen. Ich soll hier für Ordnung sorgen.“

,,Wie für Ordnung sorgen?“, fragte ich ehrlich verwirrt.

,,Ich habe den Auftrag bekommen, dass ich mich um dich kümmern soll und herausfinden soll, was mit dir los ist. Jürgen hat gesagt dass du im Training mal gute und mal schlechtere Tage hast. Die haben wir alle, Kevin. Aber so wie dein Trainer mir das geschildert hat, sind das keine normalen Probleme mehr.“

,,Was ist heute schon normal?“

,,Dein Verhalten ist es jedenfalls nicht, Kevin.“, sagte Manuel und ich konnte nun auch deutlich Tränen in seinen Augen erkennen.

Es versetzte mir einen Stich ins Herz ihn so zu sehen.

Ich wollte doch nicht, dass er weint und vor allem nicht wegen mir weinte.

Deswegen war es nun wohl an der Zeit ihm zu erzählen, was los war.

Zumindest einen Teil davon.

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