Kapitel 6

 

Ich setzte das Messer an und schnitt mir in das eigene Fleisch.

Erst ein M, dann ein A, ein N folgte, sowie ein U und ein E und zu guter Schluss ein L.

Nun zierte der Name `Manuel´ meinen Arm.

Das Blut lief über meinen Arm und ich sah ihm dabei zu.

Ich machte mir nicht wirklich die Mühe es aufzuhalten oder wegzuwischen.

Es sollte ruhig etwas laufen.

Denn eigentlich hatte es doch etwas lustiges an sich, wenn einem das Blut so über den Arm lief.

Auch wenn es für mich eindeutig die falsche Farbe hatte.

Hatte ich mich doch verändert, so bleib eins doch immer gleich.

Mein Herz schlug schwarz gelb und das würde sich wohl auch nie ändern.

Erneut fiel mein Blick auf meinen Arm auf dem nun der Name meiner großen Liebe stand.

Das Blut war plötzlich nicht mehr lustig.

Ich stand auf um mir ein Taschentuch zu suchen.

Als ich keins fand ging ich ins Bad und nahm Toilettenpapier.

Damit tupfte ich mir den Arm ab und konnte den Schmerz deutlich wahrnehmen.

Die Wirkung schien nachzulassen, was mir gar nicht gefiel, denn schließlich sollte und wollte ich nicht mit klarem Kopf durch die Gegend laufen.

Das würde nur unnötig weh tun.

Denn dann kamen mir wieder so beschissene Gedanken, die ich sonst einfach ausblenden konnte.

Ich ging zurück in mein Wohnzimmer und wollte gerade einen Joint bauen, als es an der Haustüre klingelte.

 

 

Erst überlegte ich die Türe nicht aufzumachen, aber da es öfter als einmal klingelte und ich mir das auch nicht die ganze Zeit anhören wollte, entschloss ich mich doch wenigstens nachzusehen, wer da was von mir wollte.

Mit langsamen Schritten ging ich zur Haustüre und öffnete diese,

Überrascht sah ich meinen Gegenüber an.

,,Was machst du denn hier?“

,,Ich würde gerne mit dir reden.“

,,Es gibt nichts zu reden.“

,,Das sehe ich anders.“

,,Ich aber nicht.“

Ich wollte gerade die Türe zumachen, als Nuri dagegen drückte.

Entweder war er stärker geworden oder ich schwächer, denn es schien ihm scheinbar mühelos zu gelingen die Türe aufzuhalten.

Mit einem weiteren Ruck hatte er mich auch schon zur Seite geschoben und war an mir vorbei in die Wohnung getreten.

Er machte hinter sich die Türe zu und ging dann ins Wohnzimmer.

Ich stand völlig perplex neben der Türe und wusste im ersten Moment gar nicht was ich sagen oder machen sollte.

Als ich mich dann aber wieder gefangen hatte, ging ich ebenfalls ins Wohnzimmer.

Nuri stand vor dem Berg Fotos und Zeitungsartikeln und musterte diese aufmerksam.

,,Was ist das?“, fragte er dann auch.

,,Das geht dich nichts an.“

,,Kevin, ich mache mir doch nur Sorgen.“

Ich winkte ab und begann alles wieder in die Kiste zu packen.

 

 

Ich hasste es, wenn ich unerwarteten Besuch empfangen musste und vor allem, wenn der dann auch noch aufdringlich und neugierig war.

Das war Nuri in dem Fall.

Ich hatte nichts gegen ihn.

Hatte ich doch schon damals ein gutes Verhältnis zu ihm und hatte mich auch gefreut, als es hieß, dass er wieder zu uns kam.

Aber das musste trotzdem nicht sein, denn das ging zu weit.

,,Hast du vielleicht etwas zu trinken für mich?“, fragte Nuri weiter.

,,Nein, habe ich nicht.“, sagte ich unfreundlich.

,,Nein?“

,,Nein.“

,,Wieso nicht? Was ist nur los mit dir Kevin? So kenne ich dich ja gar nicht.“

,,Mit mir ist nichts los. Ich habe nur einfach keinen Bock auf Besuch, okay? Ich brauche euch alle nicht und ihr braucht mich nicht.“

,,Was soll das heißen? Sicher brauchen wir dich.“

Dann schien Nuri mein Arm aufgefallen zu sein, denn er deutete stumm darauf.

,,Was ist?“, fragte ich immer noch ungehalten.

,,Was hast du da gemacht? Was ist das? Kevin, du blutest.“

,,Das ist nichts.“

Nuri kam einen Schritt auf mich zu und nahm mein Handgelenk.

Geschockt sah er sich den blutigen Schriftzug an.

,,Welcher Manuel und was soll das Kevin? Was hat das zu bedeuten?“

,,Nichts.“, sagte ich barsch und entzog mich seinem Griff.

,,Sag mir was das soll.“, forderte mich der Jüngere erneut auf.

Doch ich dachte nicht daran und schwieg.

 

 

,,Verstehst du denn eigentlich nicht, dass wir alle uns einfach verdammte Sorgen um dich machen?“, fragte er weiter als er keine Antwort bekam.

Doch auch jetzt schwieg ich.

Hatte ich einfach keine Lust mich einer in meinen Augen sinnlosen Unterhaltung hinzugeben.

,,Weißt du was, Großkreutz? Du kannst mich wirklich mal! Da komme ich extra nach hier um mit dir zu reden, weil ich mir scheiß Sorgen mache und dann bist du unfreundlich und sagst nachher nichts mehr oder was? Was soll die Scheiße denn eigentlich?“, regte sich der Kleinere auf.

Ich stand neben ihm und sah ihn einfach nur an.

War es doch eigentlich recht amüsant, wie sehr er sich aufregte.

Nuri hingegen schien das nicht so zu sehen, denn er stapfte sauer an mir vorbei in den Flur.

An der Haustüre drehte er sich nochmal rum.

Ich dachte nicht daran mir auch die Mühe zu machen und mich rum zudrehen, weshalb ich nun mit dem Rücken zu ihm stand.

,,Hast du mir noch was zu sagen, Großkreutz?“, fragte er hoffnungsvoll.

Auch hier antwortete ich ihm nicht.

Mit einem verachtenden Schnauben verließ der geborene Lüdenscheider dann mein Haus.

Erst dann drehte ich mich rum und setzte mich mit meiner Kiste erneut auf die Couch.

Nun hatte ich wieder genug Zeit und Ruhe um mich den wirklich wichtigen Dingen in meinem noch so bescheidenen Leben zu kümmern.

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