Kapitel 12

 

Ich schloss die Türe hinter mir und war mir plötzlich nicht mehr so sicher, ob es eine gute Idee war, die Line jetzt wirklich zu ziehen.

Manuel war extra hergekommen, um sich mit mir zu unterhalten und da war es doch eigentlich unfair, mich nun zugedröhnt zu ihn zu setzen.

Vielleicht sollte ich es mal anders versuchen, ohne Drogen.

Trotz meiner Gedanken bereitete ich die Line vor und stand nun hier.

Mein Röhrchen in der Hand und bereit sie einfach zu nehmen und den ganzen Schmerz und alles andere hinter mich zu lassen.

Aber irgendetwas tief in mir hielt mich davon ab.

Ich konnte nicht sagen, ob es Manuel war, der immer noch in meinem Wohnzimmer saß, oder ob es was anderes war, aber ich spürte einen Widerstand, wie ich ihn bis jetzt noch nicht gespürt hatte.

Noch bevor ich mir darüber klar werden konnte, was ich da eigentlich tat.

Ich packte den Spiegel mit der Line und schüttete diesen in das Waschbecken.

Noch bevor mir klar war, dass es jetzt schon nicht mehr möglich war, diese zu ziehen, hatte ich auch schon das Wasser eingeschaltet und sah dabei zu, wie das weiße Pulver sich mit dem Wasser verklumpte und den Abfluss runter floss.

Stolz auf mich selber nickte ich meinem Spiegelbild zu und verließ das Bad.

Plötzlich durchströmte mich ein unglaublicher Stolz und ich war sicher, dass ich wohl jetzt den ersten Schritt in die Richtige Richtung gemacht hatte.

Vielleicht konnte ich es mit Manuel´s Hilfe ja doch schaffen, von dem Zeug wegzukommen, denn so wie bei Manuel hatte ich mich noch nie gefühlt.

Als ich das Wohnzimmer erneut betreten wollte, traf mich fast der Blitz.

Da musste ich doch allen ernstes Sehen, wie dieser beschissene Neuer in meinen Sachen schnüffelte.

Ausgerechnet in meiner Kiste!

Da hatte doch nur ich was dran zu suchen und niemand anders.

 

 

Ich stand eine ganze Weile da und beobachtete ihn.

Er hatte sich vereinzelte Bilder angesehen und auch die Zeitungsartikel schienen ihm nicht entgangen zu sein.

Als es mir nach einer Weile zu viel wurde, räusperte ich mich und sah, dass Manuel erschrak.

In einem kurzem Wortgefecht machte ich ihn darauf aufmerksam, dass ich es für besser hielt, wenn er gehen würde.

So was brauchte ich nun wirklich nicht und das sollte er sich auch nicht nochmal wagen.

Das war das Schlimmste, was er mir hätte antun können und er, ausgerechnet Manuel, hatte es getan.

So dreist war noch keiner zuvor.

Erst als ich den Motor von Manuel´s Wagen hörte, regte ich mich und trat vom Türrahmen weg.

Fassungslos schüttelte ich den Kopf.

Da hatte ich doch tatsächlich das teure Zeug den Abfluss runter gespült und mir ernsthaft weiß gemacht, dass ich es vielleicht ohne schaffen würde, mit Hilfe des Keepers?

Das konnte doch nicht wahr sein.

So naiv war ich doch sonst nicht.

Aber der Bauer hatte mich ganz schön in seinen Bann gezogen.

Dabei war er damals schon nicht wirklich gut für mich, denn ohne ihn, wäre ich wohl niemals in diese Lage gekommen.

 

 

Aufgebracht und sauer über sein unterirdisches Verhalten setzte ich mich auf meine Couch zurück und bereitete hier die nächste Line vor.

Lange saß ich davor und überlegte, ob ich das wirklich tun sollte.

Ich hatte den ersten Schritt geschafft und hatte nein gesagt.

Der Grund dafür war ja egal, denn ich hatte es geschafft.

Vielleicht war es ja jetzt wirklich der Anfang vom Ende.

Wenn ich mir jetzt vielleicht noch Hilfe suchen würde, dann würde ich es möglicherweise eine reelle Chance geben, dass ich es vielleicht doch noch schaffen könnte.

Schließlich hatte ich doch einige, die sich zumindest scheinbar für mich interessierten.

Mats war hier, Nuri und Kloppo war gleich zweimal hier.

Von denen würde sich sicher jemand bereit erklären, mir zu helfen.

Ich müsste nur zu ihnen gehen und erklären, was ich für ein Problem hatte und dann würden sie mir sicher helfen.

Oder ich hatte auf der anderen Seite hier meine Line, die ich ziehen konnte und dann würde es mir auch wieder gut gehen.

Eigentlich war es ja schon schlimm genug, dass ich überhaupt über eine Alternative nachdachte.

Das hatte ich vorher nicht getan.

Da hatte der Neuer mir doch tatsächlich so ins Gehirn geschissen, dass ich schon so dachte.

Kopfschüttelnd sah ich mich im Raum um.

Hier war immer noch viel zu viel Einfluss von dem.

Ich zog die Line in einem weg und sah mich erneut prüfend im Raum um.

Hier musste einiges weg um wieder eine reine Großkreutz – Bude zu haben.

Wenn die Wirkung einsetzen würde, würde ich auch gleich anfangen.

 

 

Ich lehnte mich auf meiner Couch zurück und wartete bis die Wirkung eintraf.

Erst dann würde ich hier klar Schiff machen können und wollen.

Denn dann würde es nicht mehr weh tun, mich von alldem zu trennen.

Von den ganzen Sachen, von denen ich mich schon viel zu lange beeinflussen gelassen hatte.

Jetzt war es endlich an der Zeit die ganze Scheiße hinter mich zu bringen und auch hinter mir zu lassen.

Ich würde Manuel ein für allemal aus meinem Kopf, aus meinem Herzen und aus meinem Haus schmeißen.

Das er mir so in den Rücken gefallen ist, konnte ich einfach nicht fassen.

Dabei machte es anfangs wirklich noch den Eindruck, als wolle er mir helfen.

Aber das hatte sich dann ja als falsch herausgestellt und wieder hatte ich mich in ihm getäuscht.

Zukünftig ging es genau darum, dies zu verhindern, mit allen Mitteln.

Wenn das bedeuten würde, dass ich mich als aller erstes von all den Dingen trennen musste, die mich an ihn erinnerten, dann würde ich das tun.

Auch wenn das bedeutete, dass ich meine komplette Einrichtung rausschmeißen musste.

Denn alles, was sich hier in diesem Haus befand, hatte eine Geschichte, die ich mit ihm in Verbindung bringen konnte.

Als die Wirkung einsetzte, fing ich auch direkt an und machte mich auf den Weg ins Schlafzimmer.

Das Schlimmste sollte als erstes leiden und raus fliegen.

Also machte ich mich daran, dass Bett auseinander zunehmen.

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