Kapitel 11

 

Manuel Pov

 

Nachdem ich das Gespräch mit Jürgen beendet hatte, musste ich erst mal klar kommen.

Es hatte mich getroffen, dass Jürgen sagte, dass es Kevin so schlecht ging.

Ich hatte damals meinen Wechsel entschieden und bin gegangen.

Aber eigentlich nur, weil ich merkte, dass Kevin sich immer mehr und mehr von mir zu entfernen schien.

Ich hatte einfach Angst den Mittelfeldspieler ganz zu verlieren und dachte wenn ich gehe, bevor er sich ganz von mir löst, würde es weniger weh tun.

Sicher hatte auch ich unter der Trennung gelitten.

Ebenso hatte ich unter dem Wechsel gelitten.

Denn jetzt spielte ich in einem Verein, zu dem ich nie wollte, mit Menschen, die ich immer verabscheut hatte und wo ich immer gesagt hatte, dass ich nie so werden wollte.

Nun war ich doch ein Bayer geworden.

Und hatte Kevin wohl damit ins Verderben gestürzt.

Jürgen sagte, dass Kevin sich anders verhielt als sonst.

Das hatte er seit meinem Wechsel wohl angefangen und er wollte wissen wieso, kam aber einfach nicht an ihn ran.

Er machte sich Sorgen und wusste sich keinen anderen Ausweg mehr, deswegen hatte er mich angerufen.

Nun saß ich in meinem Auto und war auf dem Weg nach Dortmund.

Ich hatte keine Ahnung, wie Kevin auf mich reagieren würde, aber ich wusste, dass ich es ihm schuldig war, zumindest raus zu finden, was los war.

Mein Blick fiel auf das Ortsschild.

Ich war in Dortmund angekommen.

Seit meinem Wechsel und der Trennung von Kevin war ich privat nicht mehr hier gewesen.

 

 

Kurze Zeit später erreichte ich dann auch schon seine Haushälfte.

Ich war mir nicht sicher, ob ich mich freuen sollte, oder nicht, denn mein Besuch war keiner von der Sorte, wie ich ihn gerne gehabt hätte.

Ein letztes Mal atmete ich tief durch und stieg dann aus meinem Wagen aus und ging zu der Haustüre.

Ziemlich kindisch, stand ich nun davor und brauchte eine gefühlte Ewigkeit, bis ich in der Lage war, doch die Klingel zu benutzen.

Doch das tat ich dann, ohne groß drüber nachzudenken, was es für Konsequenzen haben könnte.

Als Kevin dann die Türe öffnete und mich ansah, traf mich der Blitz.

Das es so schlimm war, hatte ich nicht erwartet.

Der Borusse war dünn geworden, hatte scheinbar Mühe sich auf den Beinen zu halten.

Seine Augen wirkten leer und ausdruckslos, fast schon wie tot.

Auch seine Gesichtsfarbe war bedrohlich blass.

Im ersten Augenblick stellte ich mir ernsthaft die Frage, ob er wirklich noch da sei oder ob ich gerade einen Geist vor mir stehen hatte.

Das war so gar nicht der Kevin, den ich kannte und den ich damals mal geliebt hatte.

Ich schluckte schwer, denn der Anblick versetzte mir einen Stich ins Herz.

Hatte ich doch nie aufgehört den Urborussen zu lieben.

Und jetzt zu sehen, dass es ihm so dreckig ging und das auch noch wegen mir, tat mir einfach unglaublich weh.

 

 

Kevin war erstaunt über meinen Besuch, aber das hätte ich mir ja auch denken können.

Dennoch bat er mich rein und ich setzte mich mit ihm ins Wohnzimmer und sah ihm dabei zu, wie er fieberhaft Bilder und Zeitungsartikel in eine Kiste packte und diese danach in seinem Wohnzimmerschrank verstaute.

Anschließend unterhielten wir uns eine ganze Weile, in der ich schon das ein oder andere aus ihm rausbekam.

Aber nichts wirklich relevantes, zumindest nicht relevant genug, um zu verstehen, was hier passiert war.

In der Hoffnung noch mehr aus ihm rauszubekommen, blieb ich am Ball und versuchte mehr aus ihm heraus zu bekommen.

Ich war mir sicher, dass die Kiste etwas damit zu tun hatte und meine Neugier war geweckt.

Wollte ich den Inhalt wissen um dort vielleicht die Antworten auf meine Fragen zu finden.

Wenn Kevin von sich aus nichts sagte, musste ich es eben anders versuchen.

Der Borusse spielte mir in die Karten, als er auf Toilette ging.

Nachdem er die Türe hinter sich geschlossen hatte, stand ich auf und ging auf seinen Platz.

Die Schublade in seinem Wohnzimmertisch fiel mir ins Auge.

Die hatte er damals als ich mit ihm zusammen war schon und er hatte damals immer die Dinge darin, die ihm am wichtigsten waren.

Ich zog sie vorsichtig auf und erneut war ich wie vom Blitz getroffen.

Was ich da sah, verschlug mir den Atem.

Kevin hatte also tatsächlich ein Drogenproblem.

 

 

Nun wusste ich, dass ich noch mehr raus finden musste und auch wollte, denn ich wollte ihm helfen.

Ich stand auf und ging zu dem Schrank in dem Kevin die Kiste verstaut hatte.

Leise zog ich diese heraus und öffnete sie.

Der Inhalt ließ mir einen Schauer über den Rücken laufen.

Es waren Fotos aus unserer Vergangenheit.

Mit Lenny und ohne ihn und auch Fotos von ihm alleine.

Ebenso Zeitungsartikel von ihm, mir und Lenny.

Ich durchsuchte die Kiste nach noch weiteren Anhaltspunkten, konnte aber nichts anderes finden.

Resigniert packte ich die Fotos zurück in die Kiste.

Schnell hatte ich mich aufgerichtet und diese zurück in den Schrank gestellt.

Als ich mich rum drehte um zurück zu meinem Platz zu gehen stand Kevin mit verschränkten Armen in der Wohnzimmertüre.

,,Was machst du da? Kommst du nur her um mich auszuspionieren?“, fragte er sauer.

,,Nein, Kevin. Das hast du falsch verstanden. Ich...“

,,Spare es dir, Neuer. Ich will davon nichts hören. Geh zurück zu deinen Bauern und lass mich alleine.“, zischte Kevin mehr als das er sprach.

,,Aber Kevin, ich...“

,,Halt dein dummes Maul und verpiss dich.“

Resigniert ging ich auf ihn zu und blieb vor ihm stehen.

,,Kevin...“

,,Geh.“

Seufzend trat ich an ihm vorbei zur Haustüre.

Dort warf ich noch einen letzten Blick zurück, in der Hoffnung, dass er sich noch um entscheiden würde, doch er stand immer noch da, wie vorher.

Mit einem Seufzen verließ ich dann schließlich sein Haus und ging mit einer Mischung aus Verzweiflung und Trauer zu meinem Auto.

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