Kapitel 14

 

Jürgen Pov

 

Ich hätte wissen müssen, dass es noch Streß gibt.

Sicher sind mir verschiedene Veränderungen an Kevin aufgefallen.

Sonst wäre ich ja auch in letzter Zeit nicht so oft bei ihm gewesen.

Von einer Kiste hatte ich nie etwas gesehen, zumindest nie, dass mir aufgefallen sei.

Aber die Bilder und die Zeitungsartikel sind mir schon öfter zu Ohren gekommen.

Das Kevin ein Problem mit Drogen hatte, war mir auch schon klar.

So ganz von vorgestern war ich dann ja auch nicht und hatte dann ja auch von dem ein oder anderen Ahnung.

Das seine Leistungen im Training so schwankten war in meinen Augen ein Glasklares Zeichen dafür, dass etwas nicht stimmte.

Keiner meiner Spieler hatte heute eine Topleistung und am nächsten Tag die Leistung eines Amateurs.

Wir alle hatten versucht ihm zu helfen und dennoch hatte er die Hilfe immer wieder abgelehnt.

Obwohl wir ihm doch alle einfach helfen wollten.

Wir hatten alle kein Interesse daran, dass er aus dem Verein flog, was er wohl wenn er nicht bald was ändern würde auf kurz oder lang tun würde.

Das tat mir unglaublich leid für ihn.

Ich schätze Kevin immer sehr vor allem für seine Liebe zu der Borussia und wenn wir ihn jetzt entlassen würden, dann würden wir ihm wohl auch noch den letzten Boden unter den Füßen wegreißen.

Viele Gespräche hatte ich schon mit Michael Zorc und Aki Watzke geführt, um den beiden klar zu machen, dass wir dennoch an Kevin festhalten müssen.

 

 

In weniger wichtigeren Spielen konnte ich ihn auch für einige Zeit auf den Platz stellen.

Man merkte aber auch dort direkt, dass er seine Probleme hatte.

Wenn er nichts genommen hatte vorher, dann blieb er meistens nur eine Halbzeit maximal auf dem Platz.

Was mich dazu zwang in der Halbzeitpause bereits zu wechseln, was ich sonst nicht tat.

Ersatz für ihn hatte ich genug und dennoch wollte ich ihm einfach die Chance geben, nicht ganz ab zu driften.

Ich wusste, dass das wohl wahrscheinlich das Ende für ihn wäre.

Dann würden wir ihn ganz verlieren und nicht nur als Spieler.

Es war eine Zwickmühle in der es sich nun raus zu winden galt, obwohl keiner von uns eine wirkliche Idee hatte.

Das ich Manuel angerufen hatte war quasi meine letzte Chance und dennoch wusste ich eigentlich vorher schon, dass es wohl keinen Sinn machen würde.

Mein ganzes Vertrauen hatte ich in den Ex – Schalker gesetzt, da ich wusste, dass die beiden ein Paar waren.

Auch die Schnitte, Manuel´s Name, deuteten darauf hin, dass er ihm immer noch wichtig war.

Das hatte mir neuen Mut gegeben, wenn auch nur minimal.

Aber als Manuel dann bei mir vor der Türe stand und verzweifelt wirkte und mir erzählte, was passiert war, war auch dieser Mut und diese Hoffnung, die in mir aufgekeimt war zunichte gemacht worden.

Wie gerne hätte ich da ein Erfolgserlebnis verbucht.

 

 

Nun waren wir auch dem Weg zu ihm, zu Kevin.

Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung was mich dort erwarten würde, aber ich wusste, dass ich etwas dagegen tun musste.

Auch hatte ich schon überlegt Kontakt zu den Eltern aufzunehmen.

Vielleicht konnten die mir ja etwas zu Kevin´s merkwürdigem Verhalten sagen.

Aber auch da erhoffte ich mir im Endeffekt nicht wirklich viel.

Da würde ich wohl gegen eine ähnlich dicke Wand reden wie bei ihrem Sohn.

Denn sie waren sicher nicht umsonst aus der Doppelhaushälfte weggezogen.

Eine leichte Verzweiflung überkam mich.

Ich hatte keine Ahnung wieso, aber ich nahm mir die Sache mit Kevin doch mehr zu Herzen als ich es bei allen anderen Problemen der Jungs tat.

Was wohl wahrscheinlich auch daran lag, dass keiner der übrigen Jungs solche schwerwiegenden Probleme hatte.

Kevin ging es um diese Kiste, das hatte ich mittlerweile verstanden.

Diese schützte er vor allem und jedem.

Das in dieser Kiste Zeitungsartikel und Bilder drin waren, wusste ich von Manuel.

Aber was hatte es damit auf sich?

Warum hütete Kevin diese Dinge so?

Vielleicht sollte ich ihn einfach mal drauf ansprechen?

Gerade heraus einfach fragen, wieso er diese Dinge so sehr schätzte.

Aber das würde wahrscheinlich auch nur dazu führen, dass er komplett dicht machte.

Vielleicht mussten wir ihn einfach nur ablenken.

Wir waren zu zweit und Kevin alleine.

Er konnte nicht an zwei Orten gleichzeitig sein.

 

 

Wenn Manuel ihn ablenken würde, dann könnte ich mich vielleicht an der Kiste zu schaffen machen.

Aber auch das erforderte vollstes Vertrauen in Manuel.

Wenn das schief gehen würde, dann würden wir wohl auch den letzten Kontakt und das letzte Vertrauen zu uns verlieren.

Das würde uns nur zurückwerfen und dann hätten wir nichts gewonnen, eher was verloren.

Ich schüttelte den Gedanken auch sofort wieder ab.

Das bringt nichts.

Irgendwas würden wir uns schon einfallen lassen.

Da war ich sicher und Manuel war ja auch noch da.

Vielleicht hatte ja auch er die rettende Lösung für uns.

Denn ich war langsam mit meinem Latein am Ende und hatte keine Ahnung wie es noch weiter gehen sollte und könnte.

Ich hielt meinen Wagen vor der Haustüre von Kevin und sah mich erst einmal um.

Das Bild was sich uns dort bot, machte mir schon etwas Angst.

Kevin hatte scheinbar sämtliche Möbel aus seiner Wohnung zu Kleinholz geschlagen und aus dem Fenster geschmissen.

Ich sah Manuel an, aber der schien auch genauso schockiert wie ich.

Nachdem ich meine Fassung wiedererlangt hatte, stieg ich aus dem Wagen aus.

Manuel folgte mir und wir gingen gemeinsam zu seiner Haustüre.

Ich legte meinen Finger auf die Klingel und wartete auf eine Reaktion.

Doch die Klingel ertönte nicht.

Ich zuckte mit den Schultern, bemerkte aber dann, dass die Türe ein Stück aufstand.

Mit einem kurzen Blick auf Manuel der mir nur zu nickte, betraten wir vorsichtig das Haus.

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