Kapitel 10

 

,,Du solltest nicht wegen mir weinen.“, versuchte ich den Keeper aufzumuntern.

,,Aber das muss ich doch, wenn ich sehe wie du hier sitzt. Du hast dich verändert. Schau dich an, Kevin. Du bist ganz dünn und blass. Du hast dir meinen Namen in den Arm geschnitten. Wieso Kevin?“

Ich sah zu Boden und wusste im ersten Moment nicht, was ich dazu sagen sollte.

Fand ich die Idee ihm die Wahrheit zu sagen nun doch nicht mehr so passend.

Aber lügen wollte und konnte ich auch nicht wirklich.

Ich seufzte und sah den Keeper kurz an.

Er hatte immer noch Tränen in den Augen, die sich langsam den Weg über seine Wangen bahnten.

Wie in Trance hob ich meine Hand und legte sie dem Ex Schalker auf die Wange.

Mit dem Daumen wischte ich die einzelnen Tränen weg.

,,Sag mir was los ist, Kevin bitte.“, flehte der Keeper mich an.

Ich seufzte erneut und fasste mir ein Herz.

Wusste ich doch, dass ich nun was sagen musste und dann wohl auch am Besten noch die Wahrheit.

,,Manuel, dass ist so...“, fing ich meinen Satz an, brach ihn aber auch sogleich wieder ab.

Konnte ich es ihm einfach nicht sagen.

Viel zu groß war die Angst, dass er sich nun endgültig von mir ab wand, wie es alle anderen getan hatten.

Ich liebte Manuel, da war ich mir sicher, aber ich konnte es ihm einfach nicht sagen.

Nicht jetzt und nicht hier, nicht nachdem ich ihn gerade erst wieder getroffen hatte und die Chance hatte mit ihm darüber zu reden, weshalb er damals gewechselt ist.

Denn das interessierte mich mehr, als die Frage wieso ich tat was ich tat oder wieso ich aussah, wie ich aussah.

Ich sah Manuel fest in die Augen.

 

 

,,Wieso bist du damals so Hals über Kopf nach München gegangen?“

Nun war es an Manuel tief einzuatmen und zu seufzen.

,,Ich habe mitbekommen, dass du dich verändert hast. Ich war einfach überfordert und ich weiß, dass ich in dem Moment falsch gehandelt habe. Ich hätte für dich da sein sollen, dass ist mir klar. Aber ich hatte keine Ahnung wie ich reagieren sollte.“

,,Was meinst du denn mit Problem?“

,,Ich habe gemerkt, dass dich etwas mehr und mehr bedrückt hat. Ich bin nicht an dich ran gekommen und hatte keine Ahnung wie ich es sonst noch machen sollte.“, sagte Manuel und erneut sammelten sich Tränen in seinen Augen.

,,Ja, da gibt es ein Problem, aber darüber kann ich nicht mit dir reden. Das kann ich mit niemandem und du wirst mir da auch nicht helfen können.“, sagte ich traurig und blickte zu Boden.

,,Du hast ein Drogenproblem, Kevin.“, sagte Manuel nüchtern.

Ich sah ihn aus weit aufgerissenen Augen an und konnte nicht glauben, was er da sagte.

,,Wie kommst du denn auf den Schwachsinn?“, versuchte ich mich aus der Situation zu retten.

,,Das sieht man dir an. Ich kenne mich da etwas aus.“

,,Und selbst wenn es so ist.“, sagte ich trotzig.

,,Dann würde ich dir gerne helfen da wieder raus zukommen.“

,,Wieso willst du mir helfen?“, fragte ich erstaunt.

,,Weil ich glaube, dass ich einen großen Anteil daran habe, dass du dieses Problem überhaupt hast.“

 

 

,,Ja, du hast einen großen Anteil daran. Aber das war nicht alles. Es gibt noch etwas anderes, über das ich nicht reden kann und auch nicht reden will.“

Manuel nickte, sah mich aber dennoch fragend an.

,,Also bin ich doch Schuld, dass du Drogenprobleme hast?“, fragte er mit gesenktem Kopf.

,,Ich habe dir nie die Schuld daran gegeben.“

,,Nein und dennoch fühle ich mich schuldig. Scheiße Kevin, mir fiel es doch auch nicht leicht nach über 20 Jahren meine Heimat hinter mich zu lassen und die Schalker zu verraten. Vor allem aber, fiel es mir nicht leicht dich hier alleine zu lassen. Ich habe dich immer geliebt und tue es auch jetzt noch. Aber ich habe einfach keinen anderen Ausweg gesehen.“

Bei seinem Vorletzten Satz sah ich auf und ihm in die Augen.

Er wirkte so verdammt ehrlich, als er sagte, dass er mich immer noch liebte.

Ich wollte ihm glauben, wollte ihn am liebsten in den Arm nehmen und nie wieder los lassen, doch ich hatte Angst.

Unbändige Angst, dass ich wieder verletzt und enttäuscht werden könnte, von ihm, meiner großen Liebe.

Ich seufzte und kam mir in dem Moment so hilflos vor.

Wollte ich ihn doch einfach trösten und für ihn da sein.

Und dennoch sagte mir eine Stimme tief in meinem Inneren, dass ich es nicht tun sollte und nicht durfte.

Aber wie so oft würde ich auch jetzt nicht auf meine Innere Stimme hören und doch tun, was schädlich für mich war.

Also rutschte ich ein Stück näher an Manuel ran und zog ihn schließlich ganz in meine Arme.

 

 

Nur zögernd erwiderte er meine Umarmung und legte seine Arme ebenfalls um mich und seine Hände auf meinen Rücken.

Ich atmete tief durch und genoss die Sekunde in der die Welt scheinbar angehalten wurde und es einfach den Anschein hatte, dass alles wieder gut werden könnte.

Doch dann merkte ich, dass Manuel in meinen Armen leicht erbebte.

Sofort wusste ich, dass er weinte.

Ein Zeichen für mich, dass er seine Worte ernst meinte.

Er hatte also doch noch Gefühle für mich und scheinbar war ihm das alles doch nicht egal und er hatte wirklich noch Gefühle für mich.

Manuel entzog sich meiner Umarmung und sah mich kurz aus verweinten Augen an.

,,Es tut mir leid.“, sagte er und wusch sich mit dem Handrücken über die Augen.

,,Schon okay.“, sagte ich und spürte einen Kloß im Hals.

Auch mich hatte das alles nicht kalt gelassen und ich wusste, dass ich früher oder später auch anfangen würde, wenn ich nicht gleich eine weitere Dosis zu mir nehmen konnte.

Aber solange Manuel hier war würde ich dazu wohl einfach nicht kommen.

Also sollte ich versuchen ohne auszukommen.

Obwohl ich doch wusste, dass das beinahe schon unmöglich war.

Dann fiel mir ein, dass ich noch ein Tütchen in meiner Jackentasche im Flur hatte.

Meine Möglichkeit doch noch etwas zu nehmen ohne, dass der Keeper es mitbekam.

Ich konnte die Line auch im Bad ziehen, da würde es er nicht sehen und nicht riechen.

Wahrscheinlich würde es ihm aber später auffallen, wenn die Wirkung einsetzen würde.

Aber das war mir jetzt auch egal, denn irgendwie musste ich das alles ja überstehen.

,,Ich gehe mal kurz auf die Toilette.“, sagte ich knapp und stand auch schon auf.

Umfrage

Hat euch das Kapitel gefallen?

Ja, war gut (0)
0%

Joa, war ganz okay (0)
0%

Es ging so, eher nicht (0)
0%

Nein, überhaupt nicht (0)
0%

Stimmen insgesamt: 0

Thema: Kapitel 10

Es wurden keine Beiträge gefunden.

Neuer Beitrag