Kapitel 28

 

Kevin Pov

 

Leicht fiel es mir sicher nicht.

Ich zitterte und konnte die Reaktionen der beiden nicht wirklich abschätzen.

Die beiden sahen sich für meine Verhältnisse das Blatt viel zu lange an.

Auch die beiden schien es zu treffen.

Es dauerte einfach viel zu lange, bis sie eine Reaktion zeigten.

Nervös fuhr ich mir mit der Hand durch die Haare.

Ich spürte mehr als deutlich, dass die Nervosität in mir überhand zu nehmen schien.

Was machte ich nur, wenn sie scheiße reagierten?

Bis jetzt hatten sie nichts gesagt, aber sie mussten doch mal was sagen.

Manuel schien es am meisten zu treffen.

Auch er hätte wohl nicht damit gerechnet.

Wir konnten es immer so gut unter Verschluss halten.

Aber die beiden hatten so viel für mich getan, ich wollte es jetzt nicht mehr verheimlichen.

Es musste ja auch nicht die ganze Welt erfahren, aber wenigstens den beiden bin ich es schuldig.

Schnell senkte ich den Blick und starrte vor mir auf den Boden.

Ich hatte Angst, wirklich Angst, vor der Reaktion der beiden.

Aber das schweigen machte mich auch wahnsinnig.

Schon öfter hatte ich nachgedacht es den beiden oder zumindest Manuel zu sagen, aber das konnte ich doch nicht.

Hatte ich doch mit meinen Eltern das Abkommen, dass ich nichts sagte und auch sie nichts sagen würden.

Die beiden sahen auf und mich an.

Nur kurz erwiderte ich deren Blick und sah dann wieder zu Boden.

 

 

Die Tränen in Manuel´s Augen hatte ich nicht übersehen.

Er litt und ich konnte es verstehen.

Ich hatte ihn angelogen und er hatte es nicht gemerkt.

Wahrscheinlich würde er sich jetzt wieder von mir trennen, eben weil ich ihn angelogen hatte.

Das würde ich nicht schaffen.

Dann würde ich wohl doch aufgeben.

Mit zitternden Händen versuchte ich mir einen Joint zu bauen, was mir auch mehr schlecht als recht gelang.

Schnell zündete ich den an, als ich fertig war und wusste, dass ich nun bald Linderung bekommen würde.

Jürgen und Manuel sahen mich fragend und warnend an.

,,Ich kann nicht anders.“, sagte ich mit einem Schulterzucken und zog erneut an dem Joint.

,,Glaubst du wirklich, dass dir das hilft? Glaubst du wirklich, dass es das besser macht?“, fragte Manuel ruhig.

,,Ich hätte wissen müssen, dass du das nicht verstehst. Aber ja, es hilft mir. So kann ich entspannen und besser mit der Situation umgehen.“

,,Aber das hast du nicht nötig. Auch wenn mich schockiert, was ich hier lese.“

,,Ich denke mir, dass es dich oder euch schockiert. Aber ich musste es einfach sagen. Ich konnte nicht mehr länger schweigen und es tut mir ja auch leid, dass ich dich angelogen habe.“, sagte ich mit Tränen in den Augen.

 

 

,,Und Lenny ist wirklich... dein Sohn?“, fragte Jürgen zögernd.

Er konnte es scheinbar auch noch nicht glauben.

,,Ja, er ist mein Sohn.“, bestätigte ich ruhig.

,,Seit wann weißt du das?“, fragte Jürgen weiter.

,,Ich weiß es schon von Anfang an. Als meine Ex Freundin erfahren hat, dass sie schwanger ist, hat sie mir das direkt gesagt. Ich habe mir wahnsinnig gefreut und wir waren auch noch lange danach zusammen. Zumindest bis zu dem Tag, als sich alles veränderte.“

,,Was ist denn dann passiert?“, fragte Jürgen weiter.

,,Sie hatte einen Autounfall. Die Ärzte haben sich mehr als Mühe gegeben ihr Leben zu retten, aber leider haben sie es nicht mehr geschafft und sie starb während der Operation. Es war für mich ein Schock und ich hatte keine Ahnung wie ich damit umgehen sollte. Ich hatte Verpflichtungen und spielte ja auch Fußball. Das wollte ich nicht aufgeben. Deswegen habe ich meinen Eltern Lenny übergeben. Sie haben offiziell gemacht, dass es mein Bruder ist und ich habe auch zugestimmt. Aber je älter ich wurde, desto mehr bekam ich das Gefühl, dass er zu mir kommen sollte.“

,,Aber das haben deine Eltern nicht erlaubt?“

,,Nein, dass wollten sie nicht. Sie hatten Lenny all die Jahre als ihren Sohn anerkannt und dadurch habe ich jetzt auch keine Chance mehr ihn zu mir zu holen. Ich hätte ihn gerne zurück. Immerhin liebe ich ihn ja auch. Aber meine Eltern lassen mich nicht und ich habe auch sonst keine Ahnung, wie ich das machen soll. Es hat mich immer mehr aufgefressen und ich hatte keine Ahnung, wie ich damit umgehen sollte. Ich konnte doch nichts sagen.“

,,Wieso konntest du nichts sagen?“, fragte Jürgen.

 

 

,,Meine Eltern und ich hatten das Abkommen, dass wir nichts sagen. Es war für mich auch nicht leicht, aber ich habe zugestimmt. Ich wollte dem Kleinen einfach eine heile Familie bieten und vor allem Liebe und Zuneigung und das konnte ich ohne meine Ex Freundin einfach nicht mehr. Dennoch bin ich mittlerweile an einem Punkt, wo ich sage, dass ich ihn gerne zurück hätte.“

,,Aber da spricht doch nichts gegen.“, sagte nun Manuel.

,,Doch Schatz, eine ganze Menge. Meine Eltern haben mir den Kontakt zu ihm untersagt. Deswegen habe ich doch auch die Bilder und die Zeitungsartikel so gehütet. Weil es das Letzte war, was mir von meinem Sohn noch geblieben ist. Ich habe ihn schon länger nicht mehr gesehen und es bricht mir immer wieder auf´s Neue das Herz.“

,,Das erklärt auch, wieso Pia und Martin so reagiert haben, als ich bei den beiden war.“, nuschelte Jürgen.

,,Ich muss einen Entzug machen. Mindestens. Aber das schaffe ich nicht alleine. Ich brauche dabei Unterstützung. Und dann würde ich es gerne nochmal versuchen mit Lenny. Mir würde im Moment schon reichen, wenn ich ihn wenigstens zwischendurch mal sehen könnte, aber auch das haben meine Eltern mir ja vollkommen verwehrt.“

,,Das machen wir zusammen.“, sagte Manuel entschlossen.

Ich sah ihn fragend und überrascht an.

,,Ich helfe dir bei dem Entzug, wenn du mich lässt und das mit Lenny werden wir auch hinbekommen. Da bin ich sicher.“

,,Klar, ich werde auch tun, was ich kann und euch unterstützen wie ich kann.“

,,Danke, das ist lieb von euch.“, sagte ich mit Tränen in den Augen.

Hatte ich mit der Reaktion wirklich nicht gerechnet.

Aber ich wusste, dass ich wirklich mehr als gute Freunde an meiner Seite hatte, wenn sie mich so unterstützten.

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