Rollentausch

 

Meine beste Freundin Julie und ich Sara, lernten uns vor 18 Jahren in der Schule kennen.

Wir gingen damals gemeinsam in eine Klasse und freundeten uns auch schließlich miteinander an.

Das sie stolze Borussin ist und ich stolze Schalkerin, hat uns damals und auch heute noch nicht wirklich gestört.

Wir akzeptieren und tolerieren es, würden aber niemals den jeweiligen Verein wechseln.

Ebenso die Tatsache, dass Julie in Dortmund und ich in Gelsenkirchen wohne, stört keinen von uns beiden.

Wir besuchen uns dennoch gegenseitig.

Über die Jahre wuchs zwischen uns eine feste und super tolle Freundschaft heran.

Wenn wir uns nicht sehen können, telefonieren wir jeden Tag.

Oftmals Stunden lang.

Aber das störte keinen von uns beiden, denn wir hatten unseren Spaß, ob beim telefonieren oder beim Treffen.

Sogar die Spiele sahen wir zusammen von der Borussia und Schalke.

Meistens trafen wir uns dafür bei einem von uns und sahen sie zusammen über Sky.

Wenn wir uns dann aber mal nicht treffen konnten, sahen wir diese Spiele mit Telefon am Ohr.

Heute war einer dieser Tage an dem Julie bei mir war und wir zusammen ein Spiel sahen.

Heute spielte Borussia Dortmund gegen Bayern München.

Das waren so Spiele, die wir auf jeden Fall zusammen schauen mussten.

Für diesen Anlass hatte ich extra für Julie Brinkhoffs kalt gestellt und für mich natürlich Veltins.

 

 

Als es an der Türe klingelte, lief ich freudestrahlend dorthin und öffnete sie.

Julie stand ebenfalls grinsend davor und sprang mir auch gleich in die Arme.

Die Freude war riesig, dass wir uns nun endlich wieder sahen.

Wir gingen ins Wohnzimmer und setzen uns dahin.

Während wir uns über die verschiedensten Dinge unterhielten, wobei das Hauptthema wie immer Fußball war, kam Julie irgendwann eine Idee.

,,Weißt du, was wir mal machen sollten?“

,,Was hast du denn jetzt schon wieder für eine Idee?“, fragte ich lachend.

,,Wir sollten mal für einen Tag die Rollen tauschen.“

,,Was meinst du?“

,,Ich meine, dass wir uns mal einen Tag in den anderen rein versetzen sollten.“

,,Soll ich jetzt für einen Tag in deine Wohnung oder was meinst du?“

,,Nein, du dumme Schalkerin, dass meine ich nicht.“, lachte Julie laut.

,,Was meinst du denn dann?“

,,Wir sollten einfach mal einen Tag die Rollen im Fußball tauschen. Du wirst mal einen Tag Borussin und ich Schalkerin.“

,,Wie kommst du denn auf so einen Scheiß?“, lachte ich amüsiert.

,,Ich würde das mal ganz interessant finden. Wird bestimmt eine lustige Sache. Machst du mit?“

Nach kurzem Überlegen, fand ich die Idee doch ganz witzig und stimmte ein.

,,Solange es nicht heute ist, wenn ihr gegen die Bauern spielt ist das schon okay. Aber wie hast du dir das denn vorgestellt?“

,,Wir machen das nicht heute. Heute muss ich doch zu meiner Borussia stehen. Ich muss sie anfeuern, wenn wir heute die Bauern aus unserem Westfalenstadion hauen.

 

 

Ich wusste zwar immer noch nicht, wie Julie es nun machen wollte, aber sie würde es mir wohl noch sagen.

,,Ach, du wolltest doch noch wissen, wie ich das machen wollte.“

,,Ja, das hattest du mir eben nicht gesagt.“, sagte ich grinsend.

,,Also ich stelle mir das ganz lustig vor. Du feuerst dann ein Spiel die Borussia an und ich die Schalker. Ich muss mir dann nur ein Trikot von dir leihen und du bekommst dann auch eins von mir. Dann musst du deinen Handyklingelton ändern. Für einen Tag Borussia Lieder. Werde ich dann natürlich auch.“

,,Du willst das volle Programm?“

,,Ja, natürlich. Alles tauschen bzw. ändern. Wir nehmen uns dann am Besten einen Tag an dem wir beide an einem Tag, aber nicht zeitgleich spielen. Wann hat denn einer von uns ein spätes Spiel?“

,,Nächste Woche da spielt Borussia Dortmund gegen VFL Wolfsburg und Schalke gegen SpVgg Greuther Fürth. Da spielt ihr um 18.30 Uhr und wir um 15.30 Uhr.“

,,Dann lass uns das doch auch gleich nächste Woche machen.“, schlug Julie vor.

,,Also schön. Und wir müssen dann ernsthaft jubeln, wenn Tore fallen uns so?“

,,Klar, sonst macht das alles doch keinen Spaß.“

,,Ich bin mal gespannt, wie überzeugend du sein kannst, wenn die Schalker ein Tor schießen.“, lachte ich.

,,Wohl genauso überzeugt wie du, wenn die Borussen eins machen.“, lachte Julie ebenfalls.

,,Ja, das wird wohl so sein. Dann muss ich an dem Tag wohl allen Bescheid sagen, dass die mich nicht anrufen und mir nicht schreiben, damit ich eure Lieder nicht zu oft hören muss.“

,,Das werde ich dann wohl auch tun. Gott, dass wird sicher verdammt lustig.“, grinste Julie.

,,Da bin ich sicher.“, sagte ich ebenfalls grinsend.

 

 

Wir unterhielten uns noch eine Weile darüber und sponnen noch weitere Ideen aus, und diskutierten über die Spiele und wie sie wohl ausgehen mochten.

So verging die Zeit auch schneller und es ging auf die 15.30 Uhr zu.

,,Mach mal Fernseher an, bitte. Gleich kommt die Borussia.“

Ich schaltete den Fernseher an und sah auch schon die ersten schwarz gelben Wesen über den Platz laufen.

Schnell holte ich noch das Bier aus dem Kühlschrank und dann konnte es auch los gehen.

Die Partie war an sich klar dominiert von den Borussen.

Julie hatte nicht viele Dinge über die sie sich aufregen musste.

Hier und da war ein Ballverlust und es gab auch die ein oder andere Torchance, die nicht richtig genutzt wurde, aber alles in allem, und das musste selbst ich als Schalkerin Neidlos anerkennen, spielte die Borussia aus Dortmund ein sehr schönes Spiel, was sie am Ende auch mehr als verdient mit 6:0 gewannen.

,,Das war ein richtig geiles Spiel. Das hat mal wieder richtig Freude gemacht. Und das zeigt ja auch nur, dass wir nicht zu unrecht da oben in der Tabelle stehen.“, sagte Julie als das Spiel dann endgültig abgepfiffen war.

Ich entschloss mich nichts dazu zu sagen.

Das war wohl glaube ich das beste, was ich machen konnte, denn sonst hätte ich ihre Euphorie über den Sieg nur unnötig eingedämmt.

Sie blieb noch etwas bei mir und unsere Gespräche verliefen wie auch vor dem Spiel schon allesamt auf das Thema Fußball hinaus.

Das war eben doch ein Thema über das es immer etwas zu sagen gab.

Als es aber später scheinbar doch nichts mehr zu erzählen gab und die Uhr auch schon 23 Uhr zeigte, entschloss sich Julie nach Hause zu fahren.

 

 

,,Nächste Woche kommst du dann zu mir. Bring dein Trikot mit. Ich muss das dann ja anziehen. Vergiss nicht die Lieder auf dein Handy zu machen. Die werde ich dir dann noch schicken. Du wirst wohl keine haben.“, sagte sie lachend.

,,Nein, die habe ich wirklich nicht. Was willst du denn für ein Trikot haben?“

,,Bring mir das Auswärts – Trikot von Benni mit.“ (https://www.s04-shop.de/Artikel/189/20620/Auswaerts-Trikot)

,,Okay, kein Ding. Mache ich. Ich werde dir dann die Schalke Lieder auch noch schicken, wenn du mir die vom BVB schickst.“

,,Klar, dass ist dann ja kein Ding. Wir haben ja jetzt auch noch eine ganze Woche Zeit.“

,,Eben deswegen ja. Aber wir machen das dann schon. Wird sicher eine lustige Sache.“

,,Ja, da bin ich sicher.“

Wir fielen in ein gemeinsames Lachen.

Nachdem wir uns dann wieder beruhigt hatten, verabschiedeten wir uns voneinander und Julie fuhr nach Dortmund zurück.

Ich räumte in der Zeit noch etwas auf und stellte die ganzen leeren Bierflaschen zurück in die Küche, die wir während des Spiels getrunken hatten und entschloss mich dann, nachdem Julie angerufen hatte, das sie gut nach Hause gekommen sei, da sie mit der Bahn gefahren ist ins Bett zu gehen.

Als ich so im Bett lag dachte ich daran, wie es wohl eine Woche später werden würde, als Schalkerin die Borussen anzufeuern.

Es wäre sicher komisch.

Über diesen Gedanken schlief ich dann schließlich auch ein.

 

 

Eine Woche später

 

 

Heute war es soweit.

Die Spiele bei denen wir unsere Vereinslieben für einen Tag tauschen würden standen bevor.

Es war immer noch ein komisches Gefühl, wenn ich darüber nachdachte, dass ich heute die Borussen anfeuern sollte.

Aber ich war für jeden Spaß zu haben, deswegen freute ich mich doch schon darauf.

Ich war gerade dabei meine Sachen zu packen, als mir das Trikot einfiel.

Schnell ging ich noch in mein Schlafzimmer und nahm dort das Trikot aus dem Schrank, um es einzupacken.

Nachdem ich dann alles eingepackt hatte, machte ich mich auf den Weg zum Bahnhof.

Ich würde heute ebenfalls mit der Bahn nach Dortmund fahren, da ich sonst nicht mehr nach Hause kommen würde.

Denn eins war uns immer wieder wichtig, wenn wir zusammen Fußball schauten, eben das keiner von uns noch Auto fuhr, wenn er Alkohol getrunken hatte.

Und zu einem richtigen Fußballnachmittag gehörte nun mal auch ein Bierchen.

Ich hatte gerade den Bahnsteig erreicht, als auch schon der Zug Richtung Dortmund ankam.

Das hatte ich ja perfekt abgepasst.

Schnell stieg ich in den Zug und suchte mir einen Sitzplatz.

Da ich mein Klingelton bereits zu Hause geändert hatte und allen Bescheid gegeben hatte, sich heute nicht bei mir zu melden, machte ich mein Handy nicht auf lautlos.

Ein fataler Fehler, wie sich später raus stellte.

 

 

Der Zug war ziemlich voll.

Man konnte fast schon meinen, dass heute alle auf den Beinen waren, nur weil ich gerade unterwegs war.

Ein älterer Herr setzte sich mir gegenüber auf den Platz und sah mich kurz an um sich danach seiner Zeitung zu widmen.

Die Titelseite trug ein Bild von diversen Schalkern, die heute gegen einige Ex – Schalker ebenso gegen den Ex – Trainer spielen würden.

Ich versuchte den Artikel zu lesen, doch wurde dann jäh von einem klingeln unterbrochen.

Wenn ich das vibrieren nicht gespürt hätte, hätte ich wohl leugnen können und vor allem wollen, dass es mein Handy war.

Doch es war mein Handy, was gerade mit einem BVB Lied durch den Zug schallte.

Sofort änderte sich meine Gesichtsfarbe und ich wurde erst weiß und dann rot.

Gott, war mir das Peinlich mit einem BVB Lied als doch eigentlich stolze Schalkerin in einem vollen Zug zu sitzen.

Der Mann ließ seine Zeitung sinken und sah mich an.

Der Anrufer hatte unterdessen aufgelegt und das Handy war verstummt.

Schnell hatte ich es aus meiner Hosentasche gezogen und es auf lautlos gestellt.

Als ich nachsah, erkannte ich die Nummer gleich.

Es war Julie, die mich angerufen hatte.

Das hatte sie wohl extra gemacht, denn wusste sie doch, dass ich meinen Klingelton bereits zu Hause geändert hatte und das ich um diese Zeit im Zug saß.

Kopfschüttelnd schrieb ich ihr eine SMS.

 

´Danke :D Peinlichkeit Nummer 1 erledigt. Ich hatte mein Handy nicht auf lautlos. Das BVB Lied schallte durch den Zug :D Warte ab, wenn ich gleich bei dir bin :D´

 

Als ich mein Handy gerade weggepackt hatte, sah der Mann mich erneut an.

Langsam wurde der mir unheimlich.

Ich versuchte mich dennoch nicht von ihm ablenken zu lassen und blickte aus dem Fenster um ausmachen zu können, wo wir uns gerade befanden.

,,Bist wohl BVB Fan, was?“, fragte der Mann mich.

Ich sah ihn schockiert an.

,,Ähm...“, versuchte ich mir eine Erklärung auszudenken.

,,Ja, das habe ich mir gedacht. Du bist ein Modefan. Das hat es zu meiner Zeit schon gegeben. Immer wieder schlimm. Kaum ist die Borussia oben auf, kommen alle und sind plötzlich “Fans“ und wenn es ihr dann mal dreckig geht, dann sind kaum noch welche da. Das habe ich nie getan. Mädchen, ich bin 65 Jahre alt, und ich gehe seit 60 Jahren in unser Stadion. Ich habe kein Heimspiel verpasst. Damals bin ich sogar noch auf Auswärtsspiele gefahren, dass kann ich leider heute nicht mehr. Aber glaub mir, wir wissen noch, was Fan sein bedeutet. Ihr habt davon doch keine Ahnung mehr. Ihr seid doch nichts als billige Modefans. Weißt du, wer dazu passt? Wo du hingehen kannst? Geh zu Schalke, die haben so was überall. Aber das ist dir dann wohl auch zu blöd. Kann ich verstehen, denn die haben ja keinen Erfolg.“, lachte er.

 

 

Ich spürte die Wut in mir aufkochen und wenn es nicht gerade ein älterer Mann gewesen wäre, hätte ich in dem Moment wohl einfach meine Faust für mich sprechen gelassen, aber ich hatte ja doch irgendwo in mir noch Anstand zu verbuchen.

So sagte ich darauf nichts und entschied mich einfach auszusteigen, da ich meine Haltestelle erreicht hatte.

Draußen angekommen atmete ich erst einmal tief durch.

Ich musste runter kommen, bevor ich Julie unter die Augen trat.

Das war aber auch ein Idiot.

Behauptet er sei 65 Jahre alt und hat ein Benehmen, was wirklich zu wünschen übrig ließ.

Wobei er mit seiner Aussage ja auch teilweise Recht hatte.

Viele von den heutigen “Fans“ wussten ja wirklich nicht mehr, was das Wort Vereinsliebe bedeutete, geschweige dann, wie man es schrieb.

Aber ich gehörte doch nicht dazu.

Ich war seit ich denken kann, stolze Schalkerin und trug dies auch immer offen zur Schau.

Sei es bei einem Sieg oder einer Niederlage.

Ich war immer dabei und immer stolz auf meine Mannschaft, auch dann, wenn es bei uns mehr als bescheiden lief.

Das konnte der Alte im Zug natürlich nicht wissen, aber das sollte mir auch jetzt egal sein.

Wusste ich doch, dass ich Schalkerin war und dies wohl auch immer bleiben würde.

Und vor allem meine Mannschaft immer mit stolz unterstützen würde.

 

 

Über diese Gedanken hatte ich gar nicht so Recht mitbekommen, dass ich mich in Gang gesetzt hatte und das Haus in dem Julie wohnte schon erreicht hatte.

Ich schnippte die Zigarette die ich in der Hand hatte weg und ging zu der Haustüre.

Meine Hand wanderte wie automatisch zu ihrer Klingel und betätigte sie.

Nach kurzem Warten hörte ich ein leises Summen.

Ich drückte die Türe auf und ging die Treppe hoch zu ihrer Wohnung.

,,Hey Süße.“, begrüßte sie mich und nahm mich in den Arm.“

,,Hey Maus.“, sagte ich und erwiderte ihre Umarmung.

,,Alles okay?“, fragte sie besorgt.

,,Ja, ich hatte eben nur eine kleine unschöne Begegnung mit einem alten Sack im Zug.“

,,Was ist denn passiert? Komm rein und geh ins Wohnzimmer und dann erzähl es mir in Ruhe.“

Ich nickte und ging an ihr vorbei ins Wohnzimmer.

Dort setzte ich mich auf die Couch und wartete, bis Julie mit einer Flasche Cola und zwei Gläsern wieder kam.

,,Ist Cola okay, oder willst du jetzt schon ein Bier?“

,,Nein, dass machen wir später bei den Spielen.“

Sie füllte die Gläser und setzte sich danach zu mir auf die Couch.

,,Also, was ist passiert?“, fragte Julie erneut.

Ich erzählte ihr von der Begegnung und von dem, was er gesagt hatte.

Julie fing an zu lachen.

,,Er hat ja schon Recht mit seiner Aussage...“, fing sie an.

,,Ja, das hat er ja auch. Ich verstehe es ja auch zumindest teilweise. Aber musste er gleich meine Schalker beleidigen?“

,,Es ist eben ein Borusse.“, sagte Julie Schulterzuckend.

Ich entschloss mich darauf nichts mehr zu sagen.

Schließlich wollte ich ja keinen Streit provozieren.

 

 

,,Hast du das Trikot mitgebracht?“, fragte Julie nach einer Weile.

,,Ja, das habe ich dir mitgebracht.“, sagte ich und zog es auch schon aus meiner Tasche um es ihr zu geben.

„Danke. Welches Trikot willst du denn haben?“, fragte sie und nahm das Trikot an.

,,Ähm... Gib mir das Auswärts – Trikot von Mario.“ (https://shop.bvb.de/artikel/Kurzarm-Trikot-Auswaerts-2012-2013-Erw-12921301)

,,Dann komm mal mit, dann gebe ich es dir und dann ziehen wir uns auch schon um.“

Wir standen auf und gingen in Julie´s Schlafzimmer.

Dort gab sie mir ihr BVB Trikot und wir zogen uns um.

Es war schon komisch die Farben des Feindes zu tragen.

Aber es war auch eine Spaßige Angelegenheit.

,,Gott, ich glaube darin werde ich mich wohl niemals wohl fühlen, auch nicht wenn es Benni ist und ich den eigentlich ja mag.“, sagte Julie nachdem sie das Trikot angezogen hatte.

,,Geht mir mit eurem wohl nicht anders.“

Wir verzogen beide gequält das Gesicht und gingen dann wieder ins Wohnzimmer.

Glücklicherweise dauerte es auch nicht mehr lange, da würde das erste Spiel des Tages nämlich Schalke gegen Fürth auch schon angepfiffen.

Bis dahin unterhielten wir uns noch über die Trikots und die bevorstehenden Spiele.

Vor allem aber versuchten wir uns gegenseitig spielerisch zu beleidigen, was uns eine Menge Spaß bereitete.

 

 

Um 15.25 Uhr stand Julie dann auf und ging in die Küche.

Sie kam kurze Zeit später mit zwei Flaschen Bier wieder.

Sie drückte mir eine Flasche Brinkhoffs in die Hand und behielt die Flasche Veltins für sich.

Angewidert betrachtete ich die Flasche in meiner Hand.

,,Bier vertauscht?“, fragte ich amüsiert.

,,Nein, aber als waschechte Borussin musst du doch auch Brinkhoffs trinken.“

,,Das tust du mir nicht wirklich an.“, sagte ich flehend.

,,Stell dich nicht so an, ich muss ja auch Veltins trinken.“, sagte sie ebenfalls angewidert.

Ich lächelte sarkastisch und stieß mit ihr an.

,,Auf ein gutes Spiel.“

,,Auf ein gutes Spiel.“

Wir tranken beide einen Schluck und mussten uns wohl sichtlich beide zusammenreißen, das Bier nicht wieder auszuspucken.

,,Daran kann ich mich auch nicht gewöhnen.“

,,Ich wohl auch nicht.“, sagte ich lachend.

Dann wurde das Schalke Spiel auch schon angepfiffen.

Ich hatte mehr als große Mühe mich zusammen zu reißen.

Schließlich war ich ja im Auftrag der Borussia unterwegs und konnte nichts zu dem Spiel der Schalker sagen.

Julie machte ihre Arbeit hingegen perfekt und vertrat mich wirklich super.

Sie fieberte mit und feuerte die Schalker wirklich toll an.

Zwar hatte sie nicht die Euphorie, die ich hatte wenn ich Schalke Spiele sah, aber sie kam schon nah dran.

Wahrscheinlich stellte sie sich vor, dass es die Borussen sind, die dort auf dem Platz stehen.

 

 

Scheinbar hatte das Erfolg, denn wir gewannen 3:1 gegen die Fürther.

Nachdem das Spiel abgepfiffen war, musste ich tief durchatmen.

,,Weißt du, wie anstrengend das ist, bei Toren zu jubeln, wenn du eigentlich genau in dem Moment fluchst?!“, fragte Julie.

,,Weißt du, wie anstrengend es ist die Klappe zu halten, obwohl du eigentlich in dem Moment jubelst?“

,,Ja, das kann ich mir vorstellen. Ich bin ja auch gleich mal bei dem Spiel von der Borussia gespannt.“

,,Ich hoffe ich schlage mich da auch so wacker, wie du es getan hast. Du bist wirklich gut. Ich glaube als Schalkerin würdest du dich auch gut machen.“

,,Nein, das kannst du vergessen. Ich werde immer Borussin bleiben, auch wenn ich heute mit einem Schalke Trikot hier sitze.“

,,Das ist auch gut so.“, sagte ich lachend.

,,Sehe ich auch so.“

,,Wir würden dich wohl auch nicht aufnehmen.“

,,Wir dich auch nicht.“, sagte Julie lachend.

,,Dann wird wohl alles so bleiben, wie es jetzt war und alle sind glücklich.“

,,Alle sind noch nicht glücklich. Ich bin erst glücklich, wenn meine Borussia nachher gewonnen hat.“

,,Ja, das glaube ich dir gerne. Ich hoffe ihr schießt nicht zu viele Tore, denn dann muss ich mich ja auch jedes Mal freuen.“

,,Das ist wohl Wahr, aber ich habe mich bei euren Toren ja auch gefreut.“

,,Stimmt und das hast du wie ich bereits sagte ja auch wirklich gut gemacht.“

,,Danke.“

,,Nichts zu danken.“

 

 

Die Uhrzeit schritt erbarmungslos voran und es ging mit großen Schritten auf die 18.30 Uhr zu.

Dann startete das Spiel der Borussia aus Dortmund.

Ich hatte zwar wie auch schon in dem Spiel eine Woche zuvor gegen die Bauern nicht viel zu meckern, aber die Tore kamen trotzdem.

Bemüht überzeugt zu klingeln, jubelte ich, als die Tore fielen.

Glücklicherweise waren es nicht all zu viele, denn das Spiel endete mit einem 2:1 für Dortmund.

Es gab an dem Spiel der Dortmunder nichts auszusetzen, aber an den Pfiffen, des Schiedsrichters.

Der hatte einige Fehlentscheidungen dabei und verwehrte unter anderem Der Borussia einen klaren Elfmeter.

Bemüht mich darüber aufzuregen, hatte Julie sichtlich Probleme neben mir auf der Couch ruhig zu bleiben.

Doch es gelang ihr, wenn auch nur mit viel Mühe und Not sich zu dem Spiel nicht zu äußern.

Als das Spiel dann abgepfiffen war, atmete auch ich tief durch.

,,Zum Glück ist es vorbei.“, sagte ich erleichtert.

,,Das ist gar nicht so einfach, wenn man da jubeln muss und das dann auch noch mit voller Überzeugung tun muss.“

,,Das habe ich dir doch eben gesagt. Das ist auch Scheiße.“

,,Ich hätte nicht gedacht, dass es so schwer ist, aber das ist es wirklich.“

,,Glücklicherweise war es ja auch nur ein Spiel und bei der nächsten Begegnung können wir ja wieder unsere richtigen Vereine anfeuern.“, sagte Julie aufbauend.

,,Ja, das ist auch verdammt gut so. Mir fehlen meine Schalker.“

,,Und mir meine Borussen.“

Wir verfielen erneut in einen Lachkrampf.

 

 

Nachdem wir uns beruhigt hatten und uns die Tränen vom lachen weggewischt hatten, sahen wir uns an.

,,Ich weiß ja nicht, was du machst, aber ich sehe jetzt zu, dass ich aus dem Schalke Trikot raus komme.“, sagte Julie.

,,Ich komme mit. Ich würde den Herrn Götze jetzt auch gerne wieder los werden.“, sagte ich lachend.

So gingen wir in Julie´s Schlafzimmer und zogen uns erneut um.

,,Es ist schon was anderes, wenn man plötzlich den Verein wechselt. Ich glaube ich könnte das auch nicht. Also zumindest nicht als Fan.“, sagte sie nachdem wir uns umgezogen haben.

,,Ich glaube ich könnte das auch nicht. Es gibt doch nichts, über wahre Liebe im Fußball.“

,,Da hast du völlig Recht.“

Und wenn wir eins an dem Tag gelernt hatten, dann das man die wahre Liebe doch nicht verleugnen kann.

Es geht eben doch nichts über wahre Fan liebe.

Und wir haben beide gemerkt, dass wir unseren Vereinen treu sein werden solange wir leben und wohl auch noch über den Tod hinaus.

Julie ihrer Borussia Dortmund und ich meinem FC Schalke 04.

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