Kapitel 9

 

Nun saß ich in meinem Auto.

Doch bevor ich meinen Motor anlasse, sollte ich mir wirklich sicher sein, dass ich das auch wirklich will.

Wollte ich wirklich zu Marcel?

Wollte ich ihn wirklich sehen?

Und vor allem wollte ich mir wirklich Klarheit über meine möglichen Gefühle verschaffen?

Ich atmete tief ein und aus, während ich die Fragen auf mich wirken ließ.

Ja verdammt, das wollte ich!

Mit allen Konsequenzen die dieses Gespräch haben würde.

Entschlossen ließ ich den Motor an und fuhr los.

Auf dem Weg zu Marcel kam mir der Typ wieder in den Sinn, mit dem Marcel in der Kneipe gesessen hatte.

Was, wenn die beiden gerade immer noch zusammen waren?

Wenn Marcel diesen Kerl auch noch mit nach hause genommen hatte?

Oder noch schlimmer die beiden vielleicht gerade zusammen lagen?

Ich glaube ich würde sterben, wenn ich die beiden erwischen würde.

Mit einem Kopfschütteln versuchte ich den Gedanken zu vergessen.

Noch war ich nicht mal bei Marcel.

Und noch stand ja auch gar nichts fest.

Vielleicht war Marcel ja auch alleine und versank in seinen Gedanken.

Ich nickte das würde es sein.

Aber was, wenn er gar nicht zu hause war?

Dann müsste ich wohl warten bis er wieder nach hause kommt, in der Hoffnung das es heute sein würde.

 

 

Ich parkte mein Auto vor seiner Haustüre und sah auf die Türe.

Licht konnte ich keins sehen.

Das musste aber nichts heißen, denn Marcel´s Wohnzimmer ging nach hinten raus.

Ich atmete tief durch und erneut spürte ich Zweifel in mir aufkeimen.

Erneut versuchte ich sie abzuschütteln und löste den Sicherheitsgurt.

Schnell waren meiner Finger an der Türe und öffneten diese.

Ich atmete noch einmal tief ein und aus und stieg dann auch schlussendlich aus.

Mein Blick wanderte die Straße rauf und runter.

Niemand zu sehen.

Also machte ich mich auf den Weg zu Marcel´s Haustüre.

Nun stand ich an der Türe und spürte erneut die Zweifel.

Am liebsten würde ich mich umdrehen und wieder zu meinem Auto gehen.

Einfach wieder fahren und alles auf sich beruhen lassen.

Aber ich wusste auch, dass es mich in keinster Weise weiter bringen würde, und so blieb ich doch stehen.

Ich überlegte lange, ob ich klingeln sollte.

Dann entschied ich mich jedoch dafür.

 

 

Gerade als ich meinen Finger gehoben hatte um zu klingeln ging die Türe auf.

Wie erstarrt verharrte ich mit dem Finger Richtung Klingel haltend und sah mit weit aufgerissenen Augen auf die Türe.

Marcel kam mit eiligen Schritten aus der Haustüre.

In der Hand hielt er einen Müllsack.

Als er mich sah stockte er ebenfalls in seiner Bewegung und blieb nur Zentimeter vor mir stehen.

Es war nur ein Bruchteil einer Sekunde, doch es kam mir wie die Unendlichkeit vor, in der ich mich in seine unglaublich zauberhaften blauen Augen verlor.

Marcel war der erste, der wieder zu sich zu kommen schien und ließ den Müllsack fallen.

Er drehte sich mit einer schnellen Bewegung um und trat zurück ins Haus.

Noch bevor ich etwas sagen konnte, hatte er auch schon die Türe geschlossen.

Zum zweiten Mal an diesem Tag stand ich völlig regungslos einfach nur da.

Was war denn nur los mit ihm?

Was hatte ich ihm so schlimmes getan, dass er so auf mich reagierte?

Es war doch immer noch mein bester Freund, oder?

Langsam überkam mich eine Verzweiflung.

Diese ließ aber dennoch wieder Leben in meinen Körper strömen.

Dann fiel mir die Mülltüte ein, die Marcel in der Hand gehalten hatte, nachdem er aus dem Haus trat.

 

 

Würde ich jetzt behaupten, ich sei nicht neugierig müsste ich lügen.

Also hob ich den Müllbeutel auf.

Da schienen Papiere drin zu sein.

Doch dann erkannte ich ein Foto.

Ich zog das Foto raus und erkannte, dass es ein Foto von Marcel und mir war.

Es wurde bei unseren gemeinsamen Urlaub letztes Jahr gemacht.

Wollte er das etwa wegschmeißen?

Ich zog noch mehr der auf den ersten Blick aussehenden Papiere aus dem Müllbeutel und musste feststellen, dass es sich um sämtliche Fotos handelte, die wir je zusammen gemacht hatten und auch Fotos auf denen ich alleine drauf war.

Wieso wollte Marcel die wegschmeißen?

Es zerbrach mir das Herz.

Ich konnte das alles einfach nicht mehr ertragen.

Was hatte ich getan, dass er so zu mir war?

Was?

Die Verzweiflung schien immer größer in mir zu werden.

Also tat ich das, was mir in dem Moment am sinnvollsten erschien.

Ich fasste all meinen Mut zusammen und klingelte an der Türe.

 

 

Es dauerte einen Moment, bis Marcel sie öffnete.

Jedoch schloss er sie gleich wieder als er mich sah und gab mir keine Chance nur etwas zu sagen.

Ich weiß nicht wieso, aber irgendetwas sagte mir, dass Marcel noch hinter dieser Türe stand also sprach ich mit der Türe.

,,Marcel, bitte. Lass mich rein. Ich möchte mit dir reden. Ich würde gerne wissen, was mit dir los ist und was ich dir getan habe. Ich habe keine Ahnung was dich so aus der Fassung gebracht hat. Aber ich würde es gerne wissen.“

Ich ließ eine Pause eintreten.

Im Stillen hoffte ich das Marcel sich melden würde.

Oder mir im Idealfall sogar die Türe wieder öffnete und mich rein bat.

Doch als nichts dergleichen passierte setzte ich erneut an.

,,Mensch Marcel, lass uns doch reden. Wir sind doch beides erwachsene Menschen.“

Ich ließ eine erneute Pause eintreten.

Doch auch hier reagierte er nicht.

Ich hatte das Gefühl die Verzweiflung würde mich zerreißen.

Mich in tausend Stücke zerlegen.

Mich einfach umbringen.

,,Mensch, Schmelle.“, brachte ich etwas leiser und voller Verzweiflung vor.

Ich spürte wie meine Augen anfingen zu brennen und sich langsam die Tränen darin sammelten.

Dann hörte ich ein Geräusch und blickte erwartungsvoll auf.

Marcel hatte die Türe geöffnet.

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Thema: Kapitel 9

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