Kapitel 12

 

Das Training verlief ruhig.

Nichts spezielles.

Jürgen hatte vermehrt ein Auge auf mich und Marcel geworfen.

Ich beobachtete Marcel auch die ganze Zeit.

Aber er würdigte mich keines Blickes.

Es war wie ein Schlag in die Magengegend.

Wir waren so gute Freunde.

Hatten alles miteinander durchgemacht.

Und nun sah er mich nicht mal an.

Ich musste einfach mit ihm reden, wenn das Training endgültig vorbei war.

,,Hast du mitbekommen, was ich gesagt habe, Mats?“, fragte Jürgen und ich tauschte augenblicklich aus meinen Gedanken wieder auf.

,,Ja, habe ich.“, log ich schnell.

Sicher würden mir Kevin oder Neven später erzählen, was Jürgen gesagt hatte.

,,Also dann ihr wisst Bescheid. Marcel und Mats, ihr seid heute fürs aufräumen zuständig. Bis morgen, Jungs.“, sagte Jürgen mit einem Grinsen im Gesicht.

Marcel nickte als Jürgen ihn angesprochen hatte.

Ich blieb stumm.

Dann verließ Jürgen den Platz und die Jungs trabten hinten dran.

Noch war das Stimmengewirr zu vernehmen, doch als sie aus dem Sichtfeld waren wurde es still.

 

 

Ich sah mich um.

Marcel hatte schon mit dem aufräumen begonnen, während ich immer noch wie angewurzelt auf dem Platz stand.

,,Marcel?“, rief ich ihm zu.

Jedoch zeigte der Kleinere keine Reaktion.

Also entschloss ich mich zu ihm zu gehen.

Aber auch als ich bei ihm war machte er keine Anstalten sein Tun zu unterbrechen.

,,Kann ich mit dir reden?“, fragte ich vorsichtig.

,,Das tust du doch schon.“, sagte Marcel mit wenig Begeisterung.

,,Ich meine wegen der Sache gestern.“

,,Von mir aus.“

Marcel packte immer noch alles zusammen.

Ich sollte ihm vielleicht helfen.

Dann würde es ja schneller gehen.

Also half ich Marcel bei dem einräumen der Sachen.

,,Ich war die ganze Nacht wach, Marcel.“

,,Schön.“

,,Ich habe mir Gedanken gemacht.“, fuhr ich fort ohne auf seine knappe Antwort einzugehen.

,,Und?“, fragte er dann doch mit leichtem Interesse in der Stimme.

,,Ich weiß nicht was ich so schlimmes gemacht haben soll. Wirklich nicht. Ich wäre dir aber sehr dankbar wenn du es mir sagen würdest.“

Marcel schnaubte.

,,War ja klar, dass der feine Herr Hummels nicht selber darauf kommt.“, sagte er verächtlich.

Wieder ein Stich in mein Herz.

Ob mein Herz das noch aushalten konnte?

Oder würde es daran zugrunde gehen?

Darauf konnte ich jetzt keine Rücksicht nehmen.

 

,,Ich gehe jetzt duschen.“, sagte Marcel nachdem wir alles verstaut hatten.

,,Wann reden wir?“, fragte ich?

,,Keine Ahnung.“

,,Ich gehe mit duschen. Also nicht direkt mit. Ich habe keine frischen Klamotten mit. Aber ich stelle mich in den Duschraum. Dann können wir reden.“

Marcel nickte leicht und ging an mir vorbei.

Ich folgte ihm in die Kabine.

Mit Erstaunen stellte ich fest, dass die anderen schon gegangen waren.

Hatten wir denn wirklich so lange gebraucht um aufzuräumen?

Da keine Taschen außer die von Marcel und mir auf den Bänken standen, konnte ich auch ausschließen, dass noch Jungs unter der Dusche standen.

Ich war also alleine mit Marcel.

Das wäre doch der perfekte Augenblick um mit ihm in Ruhe zu reden, oder?

Marcel suchte sich seine Sachen zusammen und ging in den Duschraum.

Ich setzte mich kurz auf die Bank um meine Schuhe und meine Socken auszuziehen.

Danach zog ich meine Trainingshose an den Beinen etwas nach oben, damit diese gleich nicht nass werden würde und folgte Marcel in den Duschraum.

 

 

Marcel hatte sich scheinbar Zeit gelassen mit dem Duschen.

Denn er stand immer noch unter dem Wasserstrahl und genoss es scheinbar sichtlich, dass das warme Wasser seinen Körper liebkoste.

Er hatte einen leichten Ansatz eines Lächelns auf seinen Lippen.

Sein Kopf hatte er in den Nacken gelegt und schien es wirklich sichtlich zu genießen.

Ich wusste nicht wieso, aber der Anblick entlockte mir ein Lächeln.

Es war eben eine willkommene Abwechslung, meinen Abwehrkollegen nicht immer nur ernst zu sehen.

Dann entschied ich mich aber ihn nicht länger zu beobachten, da ich dadurch nicht noch mehr Streit verursachen wollte.

Mit einem räuspern machte ich auf mich aufmerksam.

Der kleinere zuckte zusammen und sein Kopf schnellte hoch und er sah mich mit weit aufgerissenen Augen an.

Eine leichte röte legte sich auf seine Wangen.

Die ich allerdings nicht zu deuten wusste.

Diese hätte ich auch fast nicht gesehen, wenn er mich nicht so entsetzt angesehen hätte.

,,Musst du dich so rein schleichen?“, fragte er säuerlich.

Von dem angedeuteten Lächeln auf seinen Lippen war nichts mehr zu sehen.

Auch die Entspannung, die von ihm Besitz ergriffen zu haben schien war wie weggeblasen.

 

 

,,Es tut mir leid, Marcel. Ich wollte dich nicht erschrecken. Aber ich wollte nicht warten. Ich möchte das endlich klären. Deswegen habe ich dir auch eben gesagt, dass ich dann in den Duschraum nachkommen werde.“

,,Marcel nickte.

,,Und was willst du jetzt genau?“, fragte er unsicher.

Seine Augen hatten sich wieder normalisiert und er schien wieder ganz bei sich zu sein.

,,Ich möchte reden, Marcel.“, sagte ich erneut vorsichtig.

Darauf bedachte nicht wieder etwas falsches zu machen oder zu tun, legte ich meinen Kopf etwas schief.

Marcel nickte erneut.

,,Dann lass uns reden. Stört dich ja nicht, wenn ich nebenbei noch dusche, oder?“

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