Kapitel 10

 

Mats Pov

 

Ich hatte noch lange wach gelegen und konnte einfach nicht schlafen.

Marcel schlief schon friedlich neben mir und schnarchte leise, da lag ich immer noch wach neben ihm.

Ich hatte das getan, wofür ich meine Frau angeklagt hatte.

In dem Fall war ich wohl nicht besser als sie.

Das sollte mich eigentlich von mir selber enttäuschen, aber das tat es nicht mal.

Ich war nicht enttäuscht darüber, dass ich es getan hatte.

Nicht mal, dass es mit Marcel war.

Und wirklich bereuen tat ich es auch nicht.

Es war einfach die Tatsache, dass ich mich jetzt mit ihr auf eine Stufe gestellt hatte, die mich so quälte.

Ich hatte das bis jetzt immer verabscheut.

Konnte die Leute nie verstehen, die ihren Partnern fremd gingen.

So wollte ich auch nie sein und jetzt war ich genau zu dem geworden.

Diese Gedanken hatten die halbe Nacht von mir Besitz ergriffen und es war mir einfach nicht möglich, sie auszuschalten.

Ich wollte aufstehen, doch Marcel hatte sich eng an mich gekuschelt.

Keine Chance aufzustehen.

Also blieb ich liegen und starrte Löcher in die Decke.

Hatte keine Ahnung was ich tun oder sagen sollte und ich wusste, am nächsten Tag war Training.

Wie ich damit umgehen sollte, wusste ich noch nicht.

Aber ich wusste, dass ich erscheinen musste.

Über diesen Gedanken schlief ich dann auch schließlich ein.

 

 

Als Marcel mich am nächsten Morgen weckte, dachte ich, ich müsse sterben.

Ich fühlte mich wie nach einer durchgemachten Nacht und das bisschen was ich geschlafen hatte, war scheinbar nicht gut genug.

,,Guten morgen, Süßer.“

,,Gut ist hier nichts. Aber dir auch einen guten Morgen.“

,,Wieso? Was los?“

,,Ich habe die halbe Nacht nicht geschlafen und dann bin ich endlich eingeschlafen und dann hast du mich auch schon wieder geweckt.“

,,Das tut mir leid, aber es ist Training und ich dachte ich wecke dich dann mal lieber.“

,,Ja, das war ja auch schon gut so. Aber ich habe noch keine Ahnung, wie ich das heute schaffen soll.“

,,Du meinst wegen Jürgen?“

,,Nein, allgemein. Ich fühle mich wie ausgekotzt.“

,,Wenn du die ganze Nacht nicht geschlafen hast, ist das ja auch kein Wunder. Vielleicht solltest du dich krank melden?“

,,Nein, das will und kann ich nicht. Ich will ja schließlich nicht, dass Jürgen nachher denkt, dass ich vor ihm weglaufe oder so. Er soll ruhig sehen, was er mir angetan hat, wenn er heute überhaupt erscheint.“

,,Meinst du der kommt nicht?“

,,Keine Ahnung aber kann ja sein. Ist mir aber auch egal. Ich komme meinen Pflichten nach und gut ist.“

,,Okay, dann raus mit dir aus dem Bett.“

 

 

Gequält setzte ich mich auf und stand dann auch schließlich auf.

Mit trägen Schritten machte ich mich auf den Weg ins Bad und sah in den Spiegel.

Meine Augen waren gerötet und ich hatte Augenringe.

Was bei der kurzen Nacht wohl auch kein Wunder war.

Schnell hatte ich mich ein bisschen hergerichtet und sah zumindest einigermaßen gut aus.

Mit hängenden Schultern und noch schlechterem Gefühl machte ich mich dann auf den Weg zu Marcel in die Küche.

,,Kaffee?“, fragte der nur als er mich sah und ich nickte.

Den konnte ich jetzt wohl mehr als gut brauchen.

Marcel stellte mir auch sogleich eine Tasse Kaffee hin und verschwand dann ins Bad um sich fertig zu machen.

Da war ja auch schon das nächste Problem.

Musste ich das nicht nur mit Lena klären, sondern ja auch noch mit Marcel.

Der hatte wahrscheinlich letzte Nacht ja auch nicht einfach so mit mir gevögelt.

Was das war musste ich dann ja auch noch raus finden.

Seufzend fuhr ich mir durch die Haare und hätte mich im nächsten Moment am liebsten selbst dafür geohrfeigt.

Hatte ich eben im Bad doch versucht diese hinzubekommen wie immer und nun machte ich sie mir auch noch selber kaputt.

Erneut seufzte ich und ließ meinen Kopf auf meinen Arm sinken, der auf dem Tisch lag.

So bekam ich erst mal nicht mit, dass Marcel den Raum betrat.

 

 

,,Alles okay? Willst du dich nicht doch lieber krank melden?“, fragte er besorgt.

Sofort schnellte ich mit meinem Kopf nach oben.

Hatte ich mich doch mehr als erschrocken, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass er so schnell wieder kam.

,,Nein, ich will mich nicht krank melden. Das hatte ich doch eben schon gesagt. Ich werde mich stellen. Vor allem möchte ich sehen, ob Jürgen da ist, denn davon bin ich ja noch nicht wirklich überzeugt.“

,,Bist du denn fertig?“

,,Ja mit mir und den Nerven.“, sagte ich und stand auf.

Marcel stand ebenfalls auf und wir gingen gemeinsam zum Auto.

Würde ich eben heute mit Marcel zum Training fahren.

Ich würde ja sowieso danach wieder mit zu ihm kommen.

So machten wir uns auch gleich auf den Weg zum Trainingsgelände.

Als Marcel seinen Wagen parkte, deutete er auf etwas, was ich anfangs nicht so ganz zuordnen konnte, daher sah ich ihn fragend an.

,,Jürgen´s Auto steht da. Also ist der auch da.“

,,Na das kann ja heiter werden.“

Sofort ließ ich mich zurück in den Sitz fallen.

Hatte ich jetzt doch schon keine Lust mehr auf das Training und hätte am liebsten doch noch die Flucht angetreten.

Aber das würde Schwäche und Angst bedeuten und die hatte ich nicht.

Nicht vor Jürgen und dem, was vielleicht noch kommen könnte.

Als wir die Kabine betraten war es verhältnismäßig still.

Sollte mir nur Recht sein, denn dann bekam ich mit, wenn Jürgen kam.

Der ließ auch nicht mehr lange auf sich warten und betrat kurze Zeit nach uns die Kabine.

Als hätte er uns gesehen und nur auf uns gewartet, kam er auch gleich auf mich zu.

,,Ich würde gerne mal mit dir reden.“, sagte er knapp.

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