Kapitel 6

 

,,Ist denn bei dir alles okay?, fragte Jürgen nach einer Weile.

,,Ja, sicher. Ich mache mir nur Gedanken, wie das wohl wird, wo das jetzt raus ist und wie es wohl weiter gehen wird danach. Ich meine das ist ja jetzt auch für dich eine scheiß Situation und dann stelle ich mir natürlich auch die Frage, wie es jetzt mit uns weiter geht, auch wenn diese Frage vielleicht im Moment etwas fehl am Platze ist.“

,,Wie kommst du darauf, dass die Frage fehl am Platze ist?“

,,Weil ich einfach glaube, dass es nicht richtig ist, sich jetzt Gedanken darüber zu machen. Ich meine du hast genug eigene Probleme mit deiner Frau und deinem Sohn und alles.“

,,Ja, da habe ich in der Tat einige Probleme, aber das heißt doch nicht, dass ich keine Zeit mehr für deine Probleme habe, Schönheit.“

,,Aber ich habe ja eigentlich keine Probleme.“

,,Eigentlich?“

,,Ja, eigentlich.“

,,Was ist denn los? Eben sagtest du doch noch, dass alles okay sei?!“

,,Ja, ist es im großen und ganzen ja auch. Ich meine ich habe keine großen Probleme oder so. Es ist eben einfach nur, dass ich mich gerne mit dir treffe, ich mich auch immer wieder freue und ich mir dann schon denke, wie es wohl sein wird, wenn das nicht mehr so ist.“

,,Wieso sollte es denn jetzt nicht mehr so sein?“

,,Weil du jetzt schon Probleme hast und das doch auch nur wegen mir.“

,,Wieso denn nur wegen dir? Das ist doch Blödsinn. Ich habe die Probleme doch nicht nur wegen dir. Ich hatte die Probleme doch vorher schon.“

,,Magst du mir darüber etwas sagen?“

„Willst du das wirklich hören?“

,,Ja, mich interessiert das.“

Jürgen nickte seufzend bevor er eine längere Pause eintreten ließ.

 

 

,,Meine Frau und ich haben schon länger Probleme. Das sind meistens Kleinigkeiten über die sie sich aufregt und die dann echt riesig werden, weil sie ständig und immer wieder über alles diskutieren muss.“

,,Gib mir mal bitte ein Beispiel.“

,,Das ich mit dem BVB viel unterwegs bin, ist ja bekannt. Aber sie regt sich immer wieder darüber auf. Mich regt es dann auf, dass sie sich drüber aufregt, weil sie ja nun mal eigentlich weiß, dass ich beim BVB eben auch viel eingebunden bin. Das schaukelt sich dann immer wieder hoch, bis es eben irgendwann gar nicht mehr geht und dann ist Ende.“

,,Ja, das kann ich verstehen. Aber sie wusste das doch schon als ihr geheiratet habt, oder?“

,,Ja sicher, aber sie hat wahrscheinlich gedacht, dass ich dann ein bisschen kürzer trete, nur kann ich das einfach nicht.“

,,Aber das ist doch gar nicht möglich.“

,,Nein, dass ist es auch nicht. Aber das ist nur ein kleiner Teil des großen Ganzen, der mich einfach schon seit Jahren ankotzt. Im Bett läuft eben auch nicht mehr wirklich was. Eigentlich nichts mehr und ich weiß, dass auch sie Affären hat. Das habe ich teilweise schon gesehen, aber sie meint ja, ich sei so dumm und würde es nicht merken.“

,,Sie hat auch Affären?“, fragte ich geschockt.

,,Ja, die hat sie. Aber das würde sie ja nie zugeben, weil sie sich dann ja nur unnötig selber schlecht reden müsste.“

,,Das überrascht mich.“

,,Wieso das denn?“

,,Weil ich einfach nicht damit gerechnet hätte.“

 

 

Es kehrte eine längere Pause ein, in der keiner etwas sagte.

Jürgen hielt meine Hand immer noch fest in seiner und machte keine Anstalten sie loszulassen.

Scheinbar gefiel es ihm, so mit mir zu sitzen.

Als ich versuchte die Hand wegzuziehen, hielt er sie fest.

,,Bitte nicht.“

,,Darf ich meine Hand nicht zurückziehen?“

,,Nein, nein. Bitte bitte, lass sie bei mir.“, sagte er schon fast panisch.

,,Okay.“, sagte ich leicht erschrocken.

,,Ich finde es einfach schön und ich würde deiner Hand gerne behalten.“

Nun war Jürgen´s Ton etwas ruhiger.

Das beruhigte mich auch etwas.

Schließlich hatte ich ihn so noch nie gesehen, obwohl wir uns schon ein paar Jahre kannten mittlerweile.

Ich glaube, dass er ein gutes Talent hatte, seine Probleme zu verbergen, denn so wie es sich anhörte, hatte er die Probleme nicht erst seit gestern.

Wieso er nicht geredet hatte, konnte ich nicht verstehen.

Aber er würde wohl auch hierfür einen Grund haben, genauso dafür, dass er unbedingt meine Hand behalten wollte.

Einige Zeit saßen wir einfach nur noch so da und sahen uns zwischendurch an.

,,Magst du mit mir zusammen ins Wohnzimmer gehen?“, fragte ich nach längerem Schweigen, da mir die Stille so gar nicht passte.

,,Klar, aber nur wenn du in meiner Nähe bleibst, okay?“

,,Ja, ich wollte ja auch nicht weg.“

,,Gut so.“

Wir standen auf und gingen gemeinsam ins Wohnzimmer.

 

 

Jürgen setzte sich auf die Couch und ich wollte mich gerade daneben setzen, als er mich auch schon in seine Arme zog.

Mit einem kleinen Schrei der Überraschung kam ich auf seinem Schoß zum sitzen.

,,Bleib bei mir, ja?“

,,Ich wollte doch auch gar nicht weggehen.“

,,Nein, ich glaube du verstehst mich nicht richtig, Schönheit.“

Ich sah ihn fragend an.

Das konnte ich doch so falsch gar nicht verstehen.

,,Was meinst du denn dann?“

,,Ich meine einfach, dass du bei mir bleiben sollst.“

,,Aber ja, Hübscher, dass meine ich doch auch und ich wollte doch auch nicht gehen.“

Jürgen schüttelte den Kopf.

,,Ich möchte das du mich morgen zu meiner noch Ehefrau begleitest.“

,,Wieso?“, fragte ich überrascht.

,,Du gibst mir die Nötige Kraft, die ich brauche. Du bist immer für mich da, egal was passiert. Mit dir an meiner Seite fällt mir alles so unglaublich leicht und ich fühle mich wesentlich jünger als ich eigentlich bin. Es ist einfach wahnsinnig toll mit dir.“

,,Das ist es ja auch mit dir. Aber was soll das werden, Jürgen?“

,,Jolien, ich habe mich in dich verliebt.“

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