Kapitel 3

 

Eine Weile lang blickte er nur verstohlen auf den Glastisch vor ihm und hielt sein Bier fest.

Schluck für Schluck leerte er die Flasche.

Erst als er sie leer hatte stellte er sie auf den Tisch und sah mich kurz an.

Ich konnte deutlich sehen, dass seine Augen nicht mehr so strahlten wie sonst.

Auch seine komplette Erscheinung und sein Auftreten hatten sich geändert.

Er wirkte plötzlich noch viel älter als er ohnehin schon war.

Seine Augen sahen ausdruckslos umher und seine Schultern waren ein gesackt und sein Oberkörper leicht vornüber gebeugt.

Ein tiefes Seufzen ließ der Trainer neben mir verlauten.

Scheinbar ein Zeichen, dass er sich die richtigen Worte zusammenlegte und suchte.

Denn er machte die Anstalten mir doch erzählen zu wollen, was passiert war.

,,Möchtest du noch ein Bier?“, fragte ich um die eingekehrte mittlerweile doch unerträgliche Stille zu durchbrechen.

,,Wenn du noch eins hast, gerne.“, sagte er ohne aufzublicken.

Ich folgte seinem Blick auf die Tischplatte.

Was auch immer er da sah, es musste furchtbar und schwer zu ertragen sein.

Schnell leerte ich meine Flasche auch noch und nahm seine Flasche auf.

Damit ging ich in die Küche und stellte die leeren weg.

Mit zwei neuen Flaschen ging ich zurück ins Wohnzimmer und setzte mich wieder neben ihn.

Erneut öffnete ich die beiden Flaschen und gab wieder eine rüber.

,,Danke.“

,,Nichts zu danken.“

Und wieder kehrte diese erdrückende Stille ein.

 

 

Ich hatte das Gefühl die Luft war zum schneiden gespannt, aber ich wusste einfach nicht, wie ich die Situation lockern konnte.

Wollte ich ihn doch auch nicht zum reden überreden oder drängen.

Das wusste ich von mir selber, war der falsche Weg.

,,Ich hatte heute einfach keinen guten Tag.“, war es dann Jürgen, der das Schweigen löste.

,,Wie kommt´s?“

,,Heute morgen hatte ich Streß mit meiner Frau. Das wird nicht mehr lange halten. Das ist aber auch denke ich klar. Dann hatte ich Streß mit meinem Sohn. Das wieder rum hat mir am meisten weh getan und dann hatte ich eben noch ein unschönes Gespräch mit unserem wehrten Sportdirektor.“

Jürgen setzte die Flasche an und trank einen großen Schluck.

,,Klingt nach einer ganzen Menge Streß.“, sagte ich mitfühlend.

,,Das ist es auch. Ich habe langsam echt keine Ahnung mehr, wie ich das noch alles kompensieren soll. Vor allem weiß ich auch einfach langsam nicht mehr womit noch. Ich gehe schon immer mit den Jungs im Training in den Wald und auch so versuche ich alles, damit es in irgendeiner Weise besser wird, aber das wird es leider nicht.“, sagte der Borusse niedergeschlagen und trank einen erneuten Schluck seines Bieres.

Beruhigend legte ich eine Hand auf seinen Rücken und streichelte ihm sanft darüber.

,,Auch wenn du eine Menge Streß hast, gibt es auch sicher dafür Mittel und Wege. Es muss doch keiner wegen seiner Probleme leiden.“

,,Das habe ich mir auch schon länger überlegt. Aber ich finde einfach keine Lösung, die ich irgendwie mit mir und meinem Job vereinbaren könnte.“

 

 

Erneut kehrte eine kürzere Stille ein.

Jürgen schien dem was er gerade erzählt hatte nachzuhinken und ich überlegte, wie ich dem Älteren helfen könnte.

Es musste doch eine Lösung geben, dem ganzen entgegenzuwirken.

,,Was hältst du denn davon, wenn du die Nacht einfach bei mir bleibst? Ich meine wenn du doch eh Streit mit deiner Frau hast, dann kannst du doch auch sagen, dass du im Hotel warst, oder?“

,,Ja, das könnte ich wohl. Und hier würde mich auch keiner finden oder vermuten.“

,,Nein, dass auf keinen Fall. Hier von der Wohnung hat außer mir auch keiner einen Schlüssel, also gibt es auch keine ungebetenen Gäste und du musst und kannst ja auch nicht mehr fahren, du hast ja schon was getrunken.“

,,Ja, das käme noch dazu. Dann bleibe ich eben die Nacht hier. Das ist dann denke ich okay.“

,,Find ich gut. Ich schlafe auch auf der Couch wenn du das möchtest.“, sagte ich ehrlich.

,,Nein, dass brauchst du nicht. Wenn, dann schlafe ich auf der Couch. Das ist aber eigentlich auch nicht nötig. Wenn du möchtest, dann schlafe ich bei dir im Bett.“

,,Ich habe da sicher nichts gegen.“

,,Dann auf einen schönen Abend, meine Schönheit.“, sagte der Trainer und hob seine Flasche.

,,Auf einen schönen Abend.“

Wir stießen erneut an und tranken beide unsere Flaschen leer.

Und zum ersten Mal an diesem Abend konnte ich seine Augen wieder etwas strahlen sehen.

Da wusste ich, dass es eine gute Entscheidung war, ihm das Angebot zu machen.

 

 

,,Magst du noch eins haben?“, fragte ich nachdem er auch die zweite Flasche auf den Tisch stellte.

,,Ja, eins noch und dann gehe ich aber auch langsam mal ins Bett. Sei mir nicht böse, aber ich bin müde, Schönheit.“

,,Das ist schon okay. Ich bin auch müde und gehe dann auch ins Bett.“

Mit diesem Satz stand ich auf und ging in der Küche noch zwei weitere Flaschen Bier holen.

Wieder zurück im Wohnzimmer, öffnete ich die Flaschen erneut und gab wieder eine rüber.

Und wieder schwiegen wir.

Aber diesmal war es nicht mehr gerade so unangenehm und ich entschloss mich etwas mehr in die Offensive zu gehen.

Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und er legte seinen Arm um mich.

,,Bist du so müde?“, fragte er lächelnd.

,,Ich möchte kuscheln.“

,,Wir können gleich im Bett auch noch kuscheln, wenn du magst.“

,,Gerne.“

Wir leerten unsere beiden Flaschen noch und machten uns dann auf den Weg ins Bad.

Als wir uns dort fertig gemacht hatten für´s Bett, gingen wir ins Schlafzimmer und legten uns dort ins Bett.

Eng an einen nur noch in Boxershorts bekleideten Borussen Trainer schlief ich auch verdammt schnell ein.

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Thema: Kapitel 3

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