Eine Sekunde die Leben entscheidet...

Mario Pov :

 

Ich war gegangen, hatte einen Fehler gemacht das wurde mir klar.

Nicht weil ich hier nicht erfolgreich spielen konnte, das tat ich mehr als vorher.

Aber es tat weh Marco so leiden zu sehen, meinen besten Freund, der Einzige der immer zu mir gestanden hatte.

Ich wagte es nicht mehr mich mit ihm zu treffen, zu oft hatte man mir bereits erzählt wie fertig Marco war und auch ein Stück weit aussah.

Deshalb saß ich heute hier, deshalb saß ich hier auf der Brücke und überlegte ob ich nicht einfach springen sollte.

Noch hielt mich etwas, gab mir noch das bisschen halt das ich brauchen konnte.

Ich wollte mich mit Mats treffen, er hatte gesagt er würde sich überlegen ob er wirklich kommen sollte.

Natürlich hatte ich eingewilligt und ihm eine Uhrzeit genannt.

Ich war zu früh, warum auch nicht, wollte ich schließlich sehen ob er wirklich kam und falls er hier auftauchte durfte ich nicht zu spät sein.

Meine Hand glitt durch die vom Regen nassen Haare und wahrscheinlich würde ich Morgen eine ordentliche Erkältung haben.

Zumindest falls Mats kam, ansonsten würde ich Morgen wohl nicht mehr erleben.

 

 

Bewusst hatte ich Dortmund als Treffpunkt ausgewählt, wenn es zu ende gehen sollte dann bitte auch dort wo es angefangen hatte.

Jürgen hatte aus mir das gemacht was ich war und der BVB hatte mich groß raus gebracht.

Auch wenn es mir viele Unterstellten so hatte ich es nicht vergessen auch wenn ich mir mittlerweile wünschte es vergessen zu können.

Es brach mir das Herz meine Ex Kollegen und ihre Fans so hasserfüllt und verletzt zu sehen.

Natürlich hatten wir die Saison als Meister abgeschlossen, wir waren stark, stärker als nie zuvor und trotzdem wollte ich nicht mehr ein Teil davon sein.

Ich könnte noch größer werden, das war mir klar aber ich konnte diesen einen Menschen der mir mehr bedeutete als er sollte nicht so leiden sehen.

Beim Spiel gegen sie wollte ich ihn umarmen, er hatte es nicht erwidert, nur halbherzig und das brach mir das Herz.

Ab diesem Tag hatte festgestanden, wenn auch der letzte geht der mir aus Dortmund bleibt dann wäre das der Moment wo es ein Ende finden würde.

Ich sah gen Horizont und erblickte dort das Stadion in dem ich als kleines Kind immer wieder spielen wollte.

Erneut brach mein Herz in tausende Stücke und eine einzelne Träne ran über meine Wange.

 

 

Doch noch hatte ich Hoffnung, noch war diese nicht gestorben.

Einer hielt sie oben und in einen setzte ich momentan alles und zwar in den besten Innenverteidiger den ganz Deutschland momentan zu bieten hatte.

Vielleicht sprach dort auch der Borusse aus mir, aber für mich würde Mats immer die Nummer Eins unter den Innenverteidigern bleiben.

Ich hoffte das er mich nicht hängen ließ, ich brauchte Hilfe und das von einem Freund, nicht von den Menschen die nun meine Vereinskollegen waren.

Mats musste einfach kommen, er musste, ich würde ihm aber auch keinen Vorwurf machen falls er es nicht tun würde.

Natürlich hätte ich Jürgen anrufen können, mein Ex-Trainer wäre für mich da gewesen und hatte auch bei meinem Wechsel gesagt ich dürfte mich bei Problemen immer melden.

Doch er wäre einfach nicht der richtige gewesen, er hätte mir gesagt das es ja auch meine Entscheidung gewesen war und das Marco schon darüber hinweg kam.

Aber glauben konnte ich das nicht, es war vielleicht einfach zu weit hergeholt.

Marco hatte Gefühle für mich, das hatte er mir gesagt, kurz bevor ich gegangen war.

 

 

Am Abend vor meinem Umzug hatte er plötzlich mit seinem Ersatzschlüssel in der Hand in meinem Wohnzimmer gestanden.

Er hatte mich angeschrien, mich sogar geschlagen und mir seine Gefühle einfach so ins Gesicht geknallt.

Tränen waren über seine Wangen gelaufen, hatten mich tief getroffen und verletzt.

Dann kam der Song, der Song den ich so nicht einfach stehen lassen konnte.

Es ging mir nicht ums Geld, ich wollte einfach nur das es aufhört weh zu tun und vielleicht wäre es besser geworden hätte man die Jungs dafür bestraft.

Aber im Gegenteil meine Klage gegen die Dortmunder Sänger schürte nur weiter den Hass der Fans, der kompletten Südtribüne.

Ich war schon in München als das Verfahren ein Ende fand, danach hatte Marco mich angerufen das erste mal nach seinen Ausbruch in meiner ehemaligen Wohnung

Er war enttäuscht, konnte nicht fassen was ich Menschen angetan hatte die mir einmal so viel bedeutet hatten.

Ich hatte die ganze Süd damit beleidigt, schrie er mich an und wollte gar nicht mehr aufhören.

Bis ich dann irgendwann einfach auflegte und weinend zusammenbrach.

 

 

Das Training an diesem Tag war nicht gut für mich gelaufen, viele Strafen hatte es gehagelt und trotz das danach alle nett zu mir waren wollte Marco nicht aus meinem Kopf.

Dann kam das Spiel gegen meinen alten Verein und das Tor, es war nicht gewollt ich stand halt grade einfach passend.

Hätte ich den nicht gemacht wäre doch wieder ein riesiges Theater daraus gemacht worden.

Ich hatte einfach keine Wahl, das hatte ich auch nach dem Spiel versucht Marco zu erklären aber er wollte nichts hören.

Hatte mich einfach ignoriert als ich in der Kabine mit ihm reden wollte.
Die mitleidigen Blicke meiner Ex-Kollegen als ich in ihrer Kabine stand, das konnte ich dann einfach nicht mehr ertragen und war raus gestürmt.

Im Mannschaftsbus hatte ich mich zusammengerollt und die ganze Fahrt zurück geweint.
Auch wenn die Anderen versucht hatten mich zu trösten, so waren sie eben doch nicht Marco und eigentlich wollte ich einfach keinen von ihnen sehen.

Ihre Unterstützung wäre mir auch jetzt noch sicher, aber ich wollte sie nicht, war deshalb vielleicht auch ein Stück weit selbst Schuld.

Vielleicht war ich deshalb auch hier, weil ich diese Stadt, diesen Verein und seine Spieler einfach nicht vergessen konnte.

 

 

Der Trainer der wie ein Vater für mich gewesen war und meine ganzen Freunde, all das fehlte mir.

Mein Bruder war mitgekommen, aber hatte sich kurz darauf von mir abgewandt.

Schließlich hatte er es ja immer gesagt, geh nicht zu diesem Verein, bleib lieber hier in Dortmund.

Die Häme, der Spott, all die Beleidigungen drückten mich immer mehr runter, auch wenn sie nicht direkt an mich gerichtet waren so bekam ich mit wie die Menschen in Dortmund über mich redeten.

Man erzählte es mir, Marco rief mich an, teilte mir das mit, machte mir Vorwürfe aber solange ich dadurch seine Stimme hören konnte ließ ich es zu.

Aber irgendwann hatte ich auch das nicht mehr ausgehalten, wenn er anrief ging ich einfach nicht mehr ran.

So sehr ich seine Stimme und alles an ihm vermisste, ich konnte nicht mehr.

Die gemeinsamen Abende auf meiner Couch, einfach vorm Fernseher und einen Film schauen, das fehlte mir.

Aber es musste dann auch Marco neben mir sitzen, seine unqualifizierten Bemerkungen die meistens einfach nerven konnten, fehlten mir.
Natürlich nervte mich Marco ab und an, aber ich liebte ihn deshalb nicht weniger und wenn ihn vorher irgendeiner verletzt hatte so wäre ich bereit gewesen diesen Menschen umzubringen.

Konnte ich doch nicht ahnen das ich dieser Mensch sein würde.

 

 

Ich hatte ihn verletzt und noch immer hielt ich mein Versprechen, wenn nun auch noch die letzte Hoffnung starb würde der Mensch der ihn verletzt hatte wirklich sterben.

Erneut warf ich einen Blick zum Horizont die Sonne versank langsam und färbte den Himmel rosa und orange.
Ein schönes Bild und oft hatte ich mit Marco hier gestanden und einfach dem Sonnenuntergang zu gesehen.

Nach Hause waren wir erst gegangen als die ersten Sterne schon am Himmel gefunkelt hatte und bei diesem Gedanken schlich sich ein Lächeln auf meine Lippen.

Eher ein trauriges Lächeln, da die Erinnerung daran schmerzte und ich wusste das ich das nie wieder haben würde.

Wenn mich heute jemand fragen würden ob ich Marco kenne, dann würden tausende Gedanken und Erinnerungen durch meinen Kopf rasen und trotzdem würde ich mit einem knappen ``habe ich mal´´ antworten.

Er hatte sich verändert und Mats hatte mir erklärt das er Dinge an Marco kennenlernt die er niemals so an ihm gesehen hätte.

 

 

Wenn man uns nach diesem knappen Jahr voreinander stellen würde, vielleicht hätten wir uns so sehr verändert das wir uns gar nicht mehr lieben konnten.

Aber wahrscheinlich war das nur ein Wunschgedanke um den Schmerz zu verdrängen der sich erneut in mir breit machte.

Ich würde nie aufhören Gefühle für Marco zu haben, er war perfekt gewesen, mein bester Freund, Bruder und die Liebe meines Lebens.

Ein Blick in seine Augen und für mich ging die Sonne auf, ein Lachen von ihm und es übertraf die schönste Melodie die ich je gehört hatte.

Sein Körper, die Perfektion überhaupt, niemand hätte für mich schöner sein können als Marco.

Ich warf einen Blick auf die Straße doch ich konnte niemanden sehen, Mats würde wohl nicht mehr kommen und langsam wurde auch mir bewusst das meine letzte Stütze nicht mehr bei mir war.

Er hatte mich versetzt, ich war nicht böse, tief in mir war ich vielleicht auch dankbar dafür das er mich so von dem Leiden erlöste.

Ich stellte mich auf das Geländer und wollte mit einem letzten Gedanken an ihn meinen wundervollen Marco, meine Nummer 11 springen, als mich jemand rief und ich rückwärts vom Geländer fiel.
Wollte ich doch eigentlich in die andere Richtung fiel ich nun durch einen Zufall zurück auf die Straße hinter mir.

 

 

Hart schlug ich auf den Asphalt und verschwommen blickte ich in die Augen von jemanden mit dem ich niemals hier gerechnet hätte.

Manuel?“ hauchte ich leise und mein Teamkollege nickte bloß, dann stand er auf und trat beiseite.

Da war er schemenhaft konnte ich ihn erkennen, mein Marco.

Weinend sank er neben mir auf die Knie und ich hob die Hand um sanft über seine Wange zu streicheln.

Ich wischte die Tränen weg, sollte er doch nicht weinen, vor allem nicht wegen mir.

Manuel, ich...ich glaube er hat sich den Kopf an gehauen. Er blutet so stark.“ schluchzte er und es versetzte mir einen Stich ins Herz.

Nicht weinen. Bitte Marco.“ murmelte ich leise und griff schwach nach seiner Hand.

Von weit her hörte ich Sirenen und mir war klar das einer der Jungs einen Krankenwagen gerufen hatte.

Neuer verdammt, er...er stirbt.“ schluchzte er weiter und hörte gar nicht auf die Worte die ich zu ihm sagte.
Sah mich stattdessen aus verheulten Augen an und wirkte völlig verzweifelt.

Ich hab einen Krankenwagen gerufen Marco, alles wird gut. Die sind schon unterwegs.“ hörte ich eine weitere beruhigende Stimmte, sie gehörte Mats das konnte ich deutlich erkennen.

 


Es fiel mir immer schwerer die Augen offen zu halten.
„Du darfst nicht sterben Mario, bitte. Lass mich nicht alleine. Ich liebe dich doch.“ wimmerte Marco und sah mir das erste Mal an diesem Abend tief in die Augen.
„Ich werde immer bei dir sein. Ich liebe dich doch auch.“ erwiderte ich leise und der Hellblonde zog mich eng in seine Arme.

Ein schmerzerfülltes Keuchen kam über meine Lippen und schwerfällig legte ich eine Hand auf seine Wange.

Immer mehr konnte ich spüren wie mich die Kraft verließ und langsam wurde auch mir klar das ich mich lebensgefährlich verletzt hatte.

Küss mich, bitte.“ bat ich leise und Marco legte scheinbar ohne nachzudenken seine Lippen auf meine.

Nur ein Hauch und trotzdem würde ich diese Berührung nie wieder vergessen.

Versprich mir eines Marco.“ er blickte mich fragend an, während eine einzelne Träne über meine Wangen lief.
„Vergiss mich nicht, vergiss nicht wie...wie sehr ich dich liebe.“ er schüttelte den Kopf und weinte nur noch schlimmer.
„Rede nicht so, du wirst nicht sterben, du wirst mich nicht alleine lassen.“ schluchzte er und hätte meine Kraft noch gereicht hätte ich über seine Naivität gelacht.

Stattdessen schenkte ich ihm ein letztes Lächeln und schloss die Auge, der Schmerz wurde deutlich.
Erfüllte meinen ganzen Körper und aus der Ferne hörte ich Marco leise flehen und die Sirenen wie sie ihn langsam übertönten.

Ein Stimmengewirr entstand und das letzte das ich hörte war ein ``Mario´´ das deutlich über Marco´s Lippen kam.

Thema: Eine Sekunde die Leben entscheidet...

Es wurden keine Beiträge gefunden.

Neuer Beitrag