Kapitel 9 - Unverhofftes Wiedersehen

 

Wir saßen noch einige Zeit einfach so da und überlegten wohl einfach, was wir tun konnten.

Mario wusste eigentlich immer Rat.

Das er diesmal keinen wusste, machte es wohl einfach nicht besser.

,,Magst du ein Bier oder so?“, fragte ich nach längerer Pause.

Das es so still war und keiner von uns beiden etwas sagte, brachte mich mit und mit um den Verstand.

,,Ja, dann hau rein. Ich gehe dann zu Fuß nach Hause oder nehme mir ein Taxi.“

Ich nickte, stand auf und ging in die Küche.

Dort nahm ich zwei Flaschen Brinkhoffs aus dem Kühlschrank und ging wieder zurück zu Mario ins Wohnzimmer.

Ich öffnete beide Flaschen und reichte ihm eine.

Dankend nahm der kleinere diese auch an.

Wir stießen an und ich nahm einen kräftigen Schluck.

Ich konnte spüren, wie die kalte Flüssigkeit meine Kehle hinunter lief.

Es war eine willkommene Erfrischung, obwohl es draußen bei -5 Grad nicht wirklich warm war.

Aber ich hatte das Gefühl, dass ich hier drinnen vor Hitze zerfließen würde.

Es musste doch eine verdammte Lösung geben, Emma endlich wieder zu sehen.

Sie hatte sicher ihre Gründe, aber die wollte ich nun auch wissen.

Das konnte doch nicht sein, dass sie einfach so ging und sich danach nicht mehr meldete.

Nein, das war es auch nicht.

Tief in meinem Inneren, war mir klar, dass sie sich noch melden würde.

Ich hatte keine Ahnung wieso und wo ich diese Gewissheit hernahm, aber sie war da.

Vielleicht war ich auch einfach Hoffnungslos verliebt.

 

 

Ein Kichern riss mich aus meinen Gedanken.

Als ich wieder in meinem Wohnzimmer angekommen zu sein schien, sah ich, dass Mario lachte.

,,Was hast du denn?“

,,Du musst wirklich weit weg gewesen sein, was?“, sagte der Zehner immer noch lachend.

,,Ja, ich habe an Emma gedacht. Glaubst du sie kommt nochmal her?“

,,Ich habe keine Ahnung.“

,,Das ist nicht wirklich aufbauend, Mario.“

,,Ich weiß.“

,,Toller Freund bist du.“

,,Hey, ich kenne die Kleine nicht mal. Wie soll ich denn dann über sie urteilen?“

,,Ja, schon okay. Tut mir leid.“

,,Schon gut. Aber weißt du, was mir eben durch den Kopf gegangen ist?“

,,Was denn?“

,,Du wirst mich auch dafür hassen, aber vielleicht meldet sich sich ja wirklich nicht mehr bei dir?!“

,,Wieso sollte sie das nicht tun? Ich habe doch nichts falsches gemacht?!“

,,Nein, das vielleicht nicht, aber vielleicht hat sie ja jetzt alles was sie will und wird sich deswegen nun nicht mehr bei dir melden.“

,,Aber was hätte sie denn haben wollen? Ich meine wir haben doch nur...“

,,Ja, genau. Ihr habt nur gevögelt. Vielleicht hat ihr das eine Mal ja schon gereicht?! Vielleicht wollte sie nicht mehr?!“

,,Das ist doch Blödsinn, das glaube ich nicht. Wieso sollte sie nur einmal mit mir vögeln wollen und danach nichts mehr von mir wissen wollen?“

,,Weil es wohl solche Frauen gibt.“

Ich ließ eine Pause eintreten, dass musste ich erst mal auf mich wirken lassen.

 

 

Ich konnte einfach nicht glauben, dass Emma wirklich so sein sollte.

Sie war so lieb, so nett und wirkte bei jedem Blick unglaublich verletzlich und zerbrechlich.

Da passte es einfach nicht ins Bild, dass sie sich nur an mich ran gemacht haben soll, um mit mir eine Nacht zu verbringen.

Das konnte und wollte ich nicht glauben.

Mario hatte sich sicher vertan.

,,Das kann ja aber gar nicht sein.“, gab ich nach einer Weile dann auch laut zu bedenken.

,,Wieso kann das nicht sein?“

,,Weil sie mir nicht absichtlich begegnet ist. Sie hatte Streit mit ihrem Freund und ist von dem abgehauen. Sie konnte ja gar nicht wissen, dass sie mich treffen würde.“

,,Ja, gut. Dann kann das ja schon mal nicht sein. Aber was ist, wenn sie sich das überlegt hat, nachdem sie dich getroffen hat?“, gab Mario zu bedenken.

,,Ja, sicher. Sie rennt heulend durch die Straßen, weil sie Streß mit ihrem Freund hat und trifft dann ganz zufällig auf mich. Als sie mich dann gesehen hat, hat sie den Entschluss gefasst mich zu ficken und sich dann nicht mehr zu melden?! Das klingt eher wie in einem schlechten Liebesfilm, aber das ist doch nicht das wahre Leben!“

,,Wenn du das meinst, Marco. Ich bin sicher, dass es genug Frauen gibt, die das genauso sehen und die das vor allem genauso machen.“

,,Du bist ganz schön überzeugt davon, oder? Du kennst die Kleine nicht. Wenn du die Kleine nur einmal sehen würdest, dann könntest du meine Zweifel verstehen. Das würde sie nicht tun.“

,,Du bist so verliebt, du siehst die Realität nicht mehr. Hol uns lieber noch ein Bier.“

Ich nickte und stand auf.

 

 

Als ich in der Küche den Kühlschrank öffnete, sah ich, dass ich kein Bier mehr hatte.

Ich schloss den Kühlschrank und überlegte kurz, was ich jetzt tun sollte.

Dann fiel mir die Tankstelle an der Ecke meiner Straße ein.

Schnell ging ich zurück zu Mario ins Wohnzimmer um ihm Bescheid zu geben.

,,ich gehe schnell zur Tanke. Habe kein Bier mehr hier. Ich hatte nur noch 6 Flaschen und die haben wir schon getrunken.“

,,Wir haben doch noch keine 6 Flaschen getrunken.“

,,Doch, haben wir. Ich gehe schnell was holen.“

,,Klar, kein Thema. Ich halte hier die Stellung.“, sagte der Kleinere zwinkernd.

Ich grinste ihm nochmal frech zu und zog mir dann Jacke, Schuhe, Handschuhe, Schal und Kappe an.

Nachdem ich mir dann meine Schlüssel und mein Handy zusammen gesucht hatte, ging ich schnell zur Tankstelle.

Auf dem Weg dahin geschah nicht viel und auch in der Tankstelle gab es keine besonderen Vorkommnisse.

So war ich schnell wieder zu Hause mit dem Bier in der Tasche.

Als ich die Türe aufschloss, hörte ich wie Mario redete.

Mario war manchmal ja schon recht komisch, aber Selbstgespräche führte er noch keine.

,,Alter, mit wem redest du denn?“, fragte ich als ich das Wohnzimmer betrat und stockte auch sogleich in meiner Bewegung.

,,Was machst du denn hier?“, fragte ich erstaunt.

,,Ich wollte nochmal mit dir reden. Mario war so lieb und hat mich reingelassen, er sagte du bist nur kurz weg und kommst gleich wieder.“

,,Ja, das ist ja auch okay, aber wieso wolltest du nochmal reden?“

,,Weil ich heute morgen so schnell abgehauen bin und dir nicht mal einen Zettel hinterlassen habe.“

Noch bevor ich antworten konnte, schmuggelte sich Mario dazwischen.

,,Ich habe mir eben ein Taxi gerufen. Ich gehe dann raus. Das wird sicher gleich kommen. Meld dich einfach die Tage nochmal bei mir.“, sagte er und stand auch schon auf.

,,Hat mich gefreut.“, sagte er an Emma gewandt und gab ihr die Hand.

Dann ging er an mir vorbei und klopfte mir auf die Schulter und verschwand aus der Wohnung.

Ich zögerte kurz und setzte mich dann Emma gegenüber auf die Couch.

,,Du wolltest nochmal reden?“

,,Ja.“

,,Dann fang mal an. Wieso bist du wieder hier? Wieso bist du heute morgen gegangen ohne ein weiteres Wort oder einen Zettel?"

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