Kapitel 5 - Männergespräche

 

Nach genau 30 Minuten klingelte es an der Türe.

Da es diesmal wohl nicht wieder Emma sein würde, konnte es nur Mario sein.

Ich ging zur Türe, öffnete sie und sah tatsächlich Mario vor mir stehen.

Freundlich begrüßte ich ihn und bat ihn rein.

Mario ging an mir vorbei ins Wohnzimmer durch und machte sich auf der Couch breit.

Immer wenn er zu mir kam fühlte er sich wie zu Hause.

Das allerdings beruhte auf Gegenseitigkeit, denn es ging mir bei ihm zu Hause nicht anders.

,,Bier?“

,,Kann ich bei dir pennen?“

,,Klar.“

,,Dann ja.“

Ich liebte solche Gespräche.

Man brauchte nicht viele Worte, um sich zu verstehen.

Schnell hatte ich zwei Flaschen Brinkhoff´s aus dem Kühlschrank geholt und ging damit ins Wohnzimmer.

Eine Flasche gab ich Mario und die andere stellte ich vor mir auf den Tisch.

Mario hingegen sah mich erwartungsvoll an.

,,Worauf wartest du?“, fragte ich verwirrt.

,,Darauf, dass du mir vielleicht endlich mal sagst, was los ist?! Du wolltest reden. Ich bin extra zum reden nach hier gekommen. Dann sag mir auch was los ist und wo deine Emma jetzt hin ist.“

,,Es ist nicht meine Emma.“

,,Nicht?“

,,Nein.“

,,Was ist denn dann los?“

,,Ich weiß es doch selber nicht so genau.“, seufzte ich.

,,Erzähl mir mal was passiert ist.“

,,Wirklich?“

,,Ja.“

,,Also schön.“, seufzte ich.

Ich atmete noch einmal tief durch und erzähle Mario dann von dem Treffen mit Emma.

 

 

,,Also nur, damit ich das richtig verstanden habe. Sie stand bei dir vor der Türe und wollte dich heute noch sehen. Sie hat dich geküsst und dir Komplimente gemacht und ist dann nachher einfach so Knall auf Fall abgehauen? Du bist ihr hinterher und hast sie wieder nicht mehr gefunden?“

,,Genau.“

,,Alter, du hast echt Probleme.“, sagte Mario sarkastisch.

,,Ja, verdammt. Es ist ein Problem, wenn dir deine Traumfrau schon zum zweiten Mal wegläuft.“

,,Ich glaube ja, dass sie sich auch in dich verliebt hat. Ich meine Alter, eine Frau küsst nicht einfach so einen Mann.“

,,Meinst du wirklich?“

,,Meine ich wirklich, ja.“

,,Aber sie hatte doch erst vor kurzem einen Freund und der hat sie auch noch geschlagen. Sie hat sich erst Heiligabend von ihm getrennt. Ich glaube kaum, dass sie schon bereit ist für eine neue Beziehung und auch nicht bereit ist einem anderen Mann zu vertrauen. Du weißt, dass gerade in unserem Job Vertrauen wichtig ist.“

,,Ja, dass weiß ich nur zu gut. Deswegen sage ich dir schon seit einer halben Ewigkeit, dass du es so machen sollst wie ich. Bleib Single, Alter.“

,,Das ist doch auch Scheiße ewig Single sein. Da fehlt doch auf Dauer was.“

,,Mir fehlt nichts. Ich bin mit dem Fußball zusammen und ich sage dir, meine Beziehung läuft bestens.“

,,Nimmst du den auch Abends mit ins Bett zum kuscheln?“

,,Sonst hast du aber keine Probleme oder was?“, fragte Mario genervt.

,,Schon gut, Alter. Schon gut. Sag mir lieber mal, was ich jetzt machen soll.“

,,Mit mir einen trinken.“

Mario nahm die Flasche vom Tisch und hielt sie mit unter die Nase.

Ich nahm sie dankend an, worauf Mario die zweite Flasche vom Tisch nahm und mit mir anstieß.

Wir tranken beide einen tiefen Schluck und stellten dann fast zeitgleich die Flaschen wieder auf dem Tisch ab.

 

 

,,Ich meine aber mit Emma. Ich meine ich kann doch nicht schon wieder warten bis sie sich meldet. Das halte ich nicht aus. Ich meine wer weiß wann das ist.“

,,Man Marco Alter, wie alt bist du? 23 oder 15? Wenn sie sich auch in dich verliebt hat, wovon ich ausgehe, dann wird sie sich verdammt schnell bei dir melden. Dann würde es mich nicht mal wundern, wenn sie heute im Laufe des Abends noch hier auf der Matte steht und sich bei dir entschuldigt.“

,,Aber wieso denn entschuldigen? Und wieso ist sie überhaupt gegangen, wenn es ihr dann im Nachhinein leid tut?“

,,Sie wird sich entschuldigen dafür, dass sie gegangen ist und das wiederum wird sie getan haben, weil sie mit der Situation überfordert ist oder aber aus Selbstschutz. Ich meine wenn sie sich wirklich in dich verliebt hat und Borussen ist mit Leib und Seele, dann weiß sie auch, dass du so gut wie jede Frau haben kannst. Da kann sie doch nicht ahnen, dass du dich in sie verliebt hast. Sie wird das auch nicht erahnen oder wittern können. Du wirst es ihr schon sagen müssen.“

,,Aber ich kann es ihr ja nicht mal sagen, wenn sie nicht hier ist.“

,,Du hast doch ihre Nummer, oder?“

,,Ja.“

,,Alter, warum sitzt du dann noch Tatenlos hier rum? Ruf sie an!“

,,Und wenn sie nicht dran geht?“

,,Und wenn morgen die Welt untergeht?“

,,Lass den Scheiß.“

,,Du wirst es nicht wissen, solange du es nicht probierst. Also wirst du dir jetzt schön brav dein Handy nehmen und wirst sie versuchen anzurufen. Wenn sie dran geht redest du mit ihr und bittest sie zu einem erneuten Gespräch zu dir. Ich verpisse mich dann selbstverständlich. Wenn sie nicht dran geht, bleibt dir immer noch die Option ihr eine SMS zu hinterlassen. Die wird sie hundertprozentig lesen. Vielleicht nicht sofort, aber sie wird sie lesen.“

 

 

Eigentlich hatte Mario ja recht.

Worauf noch warten?

Sie würde entweder dran gehen oder nicht.

Wenn nicht wäre die Option mit der SMS keine schlechte Lösung.

Zu verlieren hatte ich im Moment wohl eh nichts.

Sie war nicht mehr hier und viel falsch machen konnte ich wohl auch nicht.

Also schnappte ich mein Handy, suchte im Telefonbuch nach ihrer Nummer und rief sie an.

Freizeichen.

,,Sie hat ihr Handy auf jeden Fall an. Es ist Freizeichen.“

,,Das ist doch schon mal ein gutes Zeichen.“

Volle zwei Minuten hörte ich mir das sinnlose, stetige Tuten in der Leitung an, ohne Erfolg verbuchen zu können.

Dann legte ich auf.

,,Es ist doch sinnlos, Mario. Sie geht nicht dran.“, sagte ich resigniert und ließ das Handy auf den Tisch gleiten.

,,Wieso gibst du denn jetzt schon auf?“

,,Weil sie doch eh nicht dran geht.“

,,Und die SMS?“

,,Auch darauf werde ich keine Antwort bekommen.“

,,Hast du es versucht?“

,,Nein.“

,,Dann aber los.“

Ich nahm das Handy erneut zur Hand und schrieb dann eben eine SMS.

Wenn Mario meint, dass ich damit Erfolg haben würde.

Überhaupt nicht von dieser Aktion überzeugt öffnete ich das Nachrichtenfenster und fing an zu tippen.

 

´Hey Emma. Schade, dass ich dich nicht erreicht bekommen habe. Ich hätte gerne mit dir geredet. Ich würde mich freuen, wenn du dich nochmal bei mir melden würdest. Gruß Marco´

 

Ich ließ das Handy erneut auf den Tisch sinken und starrte es an.

Irgendwie hatte ich ja doch noch Hoffnung, dass es vielleicht klingeln würde.

Aber es blieb stumm.

Wie dumm von mir, zu glauben, dass sie sich nochmal melden würde.

,,Vielleicht sollte ich sie mir einfach aus dem Kopf schlagen.“, sagte ich enttäuscht.

,,Sag mal, spinnst du jetzt total? Du hast vor noch keinen fünf Minuten erst die SMS verschickt und willst jetzt schon aufgeben? Wenn du die Kleine wirklich liebst, dann kämpfst du auch und dann gibst du nicht schon nach ein paar Minuten auf!“

,,Ja, du hast ja Recht.“

,,Natürlich habe ich Recht.“

Ich nahm einen erneuten Schluck aus der Flasche.

,,Lass uns Fifa oder so zocken. Ich muss mich ablenken.“

,,Okay.“

Ich stand gerade gut, um die Playstation anzumachen, als es an der Türe klingelt.

,,Alter, jetzt kann ich nicht mal mit meinem besten Freund Fifa zocken ohne Störungen!“

Genervt machte ich mich auf den Weg zur Türe.

,,Das ist Emma.“, hörte ich Mario sagen.

,,Quatsch. Als ob...“

Geschockt und überrascht zugleich sah ich die Person an, die da geklingelt hatte.

Ich weiß nicht wie lange ich da gestanden hatte und hatte sie einfach nur angestarrt.

Als ich mich einigermaßen gefangen hatte, versuchte ich es mit einem Satz.

,,Emma...“, mehr wollte mir einfach nicht über die Lippen.

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