Kapitel 6

 

Ein stickiger Geruch drang in meine Nase.

Ich versuchte meine Augen zu öffnen doch es gelang mir nicht wirklich.

Als ich mit meiner Hand durch mein Gesicht fahren wollte merkte ich das es nicht ging.

Ich hing irgendwie fest.

Nein, ich war gefesselt.

Warum? Wer machte denn so was?

Langsam öffnete ich die Augen.

Wo war ich hier?

Ich sah mich um. Nichts von dem kam mir bekannt vor.

Ziemlich runtergekommen alles.

Sah aus wie eine Ruine.

Wohnte ich hier?

Ich sah an mir runter.

Jeans, Hemd, ziemlich teuer aussehende Schuhe.

Nein, ich konnte kein Penner sein.

Aber wer war ich dann?

Ich konnte mich nicht erinnern.

Ich wollte etwas rufen aber ich merkte ein Tuch in meinem Mund.

Toll. Aufstehen ging nicht, reden ging nicht ich hatte keine Ahnung wer ich war oder was ich hier machte oder wie ich auch nur hier her gekommen war.

 

 

Ich vernahm Schritte.

Kam da jemand oder bildete ich mir das nur ein?

Plötzlich tauchte ein Mann in meinem Blickfeld auf.

Ich sah ihn an.

Wer war das?

,,Na, Neuer. Bist ja wieder wach. Wurde auch Zeit."

Ich wollte etwas sagen aber konnte nicht.

,,Du braucht nicht reden. Freust dich sicher nicht das du hier bist. Kann ich verstehen. Hier würde ich auch nicht sein wollen. Aber es muss leider so sein."

Ich murrte etwas gegen das Tuch.

,,Ich bringe dir nachher etwas zu essen und zutrinken. Ich hoffe das du dann wenigstens keine Mucken machst.

Ich sah ihn an.

Ich wusste nicht was ich machen sollte.

Der Mann drehte sich rum blieb aber dann abrupt stehen.

Er blickte über seine Schulter zu mir runter.

,,Ach Neuer, du musst dir ein neues Auto kaufen. Aber das dürfte ja kein Problem sein."

Ich sah ihn an und verstand nicht, was er meinte.

Dann sah er wieder nach vorne und ging.

Ich blieb verwirrt zurück.

Ich vertiefte erneut in meine Gedanken und versuchte verzweifelt mich an alles zu erinnern.

 

 

Ich habe keine Ahnung wie lange es dauerte aber der Mann kam wieder.

Er sah mich an.

,,Machst du Mucken?"

Ich schüttelte den Kopf.

Der Mann grinste.

,,Ich würde dir gerne glauben. Ich hoffe das du Recht behältst."

Er beugte sich zu mir runter und nahm mir das Tuch aus dem Mund.

Ich rang nach Luft.

,,Hast du Hunger?"

,,Nein. Warum bin ich hier?"

,,Das kann ich dir nicht sagen."

,,Wieso nicht? Was habe ich gemacht?"

,,Auch das kann ich dir nicht sagen. Es ist besser, wenn du nicht zu viele Fragen stellst."

,,Aber..."

,,Halt einfach die Schnauze, Neuer."

Ich fühlte mich direkt eingeschüchtert und sagte nichts mehr.

Das ich nicht wusste wieso ich hier bin und wie ich hier hergekommen bin machte mich verrückt.

,,Warum kann ich nicht gehen?"

,,Weil wir dich noch brauchen."

,,Für was?"

,,Das kann ich dir noch nicht sagen."

,,Ich verstehe das alles nicht."

Der Mann sah mich an und zuckte nur die Schultern.

Ich sah an die Decke und dachte darüber nach.

Wenn der nichts sagen würde kam ich vielleicht von alleine drauf.

 

 

Es musste doch eine Möglichkeit geben heraus zu finden wie ich hier herkam.

Was habe ich denn gemacht?

Ich weiß es nicht.

Sind das vielleicht meine Freunde?

Ich weiß es nicht.

Wer sind meine Freunde?

Ich weiß es nicht.

Wer bin ich?

Ich weiß es nicht.

Oh mein Gott! Ich muss doch wissen wer ich bin.

Ein Schauer durchlief mich.

Ich konnte mich an nichts mehr erinnern.

Ich spürte Panik in mir aufsteigen.

Das konnte doch nicht sein!

Ich muss doch zumindest wissen wer ich bin!

Jeder einzelne Muskel in meinem Körper spannte sich an.

Mein Herz schlug mir bis zum Hals und ich hatte Angst das es mir jeden Augenblick aus dem Körper sprang.

Resigniert seufzte ich auf.

Der Mann drehte sich rum und sah mich nur an.

 

 

Weitere Schritte näherten sich.

Ich konnte ich mich nur noch auf die Schritte konzentrieren und spannte mich an.

Plötzlich erblickte ich die Umrisse einer weiteren Person die sich mit schnellen Schritten näherte.

Ein Mann.

,,Ist hier alles okay?", fragte er nachdem er einen Blick auf mich geworfen hatte seinen Kollegen.

,,Ja, hier ist alles okay. Er scheint nur etwas verwirrt."

,,Verwirrt?"

Der Mann zog eine Augenbraue hoch.

Der andere nickte nur.

,,Na ja draußen läuft es jedenfalls. Schalke und Bayern geben keine Interviews zu seinem Verschwinden. Hoeneß hat nur bestätigt, das Neuer nicht erschienen sei. Aber das wissen wir ja. Das Auto ist wie zu erwarten von der Polizei gefunden worden. Es muss so wie sie in den Nachrichten gesagt haben so ausgebrannt gewesen sein, das sie lange gebraucht hätten um herauszufinden das es wirklich Neuer´s Auto war."

Der andere Lachte.

Ich beobachtete das Gespräch stumm.

Dann drehte sich der eben gekommene zu mir um.

,,Wie geht´s dir, Neuer?"

War die Frage jetzt ernst gemeint?

,,Gut, denke ich. Warum bin ich hier?"

,,Das kann ich dir noch nicht sagen. Das wirst du noch erfahren."

Ich sah zur Seite.

,,Weißt du Neuer, es ist irgendwie ein komischer Anblick dich hier so liegen zusehen wo man dich sonst anders kennt."

Was meinte der damit?

,,Es ist schön dich mal nicht souverän, selbstsicher und arrogant zusehen. Mit diesem Lächeln wo ich immer wieder kotzen könnte."

Ich sah ihn an.

War ich wirklich so?

Ich wusste es nicht.

 

 

Die beiden Männer unterhielten sich eine Weile in der ich mich meinen Gedanken wieder widmen konnte.

Der eine hatte eben etwas von Bayern und Schalke gesagt.

Wohnte ich in Bayern?

Waren wir hier in Bayern?

Wo und was ist denn Schalke?

Er sagte ich sei souverän, selbstsicher und arrogant.

Was mache ich denn das ich so bin.

Egal wie sehr ich darüber nachdachte, ich fand einfach keine Antworten auf meine Fragen.

Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen mit einem leichten Tritt gegen meinen Fuß.

Mein Blick fiel sofort auf den Mann der später dazu kam.

,,Hast du keinen Hunger, Neuer?"

Ich schüttelte den Kopf.

,,Das wird dein Trainer aber nicht gerne sehen. Du musst doch bei Kräften bleiben. Schwächlinge stellt er sicher nicht in seiner Mannschaft auf."

Der Mann lachte und wandte sich dann wieder an seinen Kollegen.

In meinem Kopf ratterte es.

Trainer, Mannschaft. Ich musste also Sportler sein.

Nur welche Sportart?

Trainer und Mannschaften gibt es überall.

Doch so sehr ich mich auch dazu antrieb es fiel mir nicht ein.

Es konnte doch nicht sein das ich nichts wusste.

Ich musste doch zumindest die Dinge über mich wissen.

Es brachte mich noch zur Verzweiflung.

 

 

Die beiden Männer wandten sich wieder zu mir um.

,,Wir gehen jetzt, Neuer. Mach keine Scheiße. Wir bewachen jeden Schritt von dir."

Der Mann deutete auf eine Kamera die an der Decke festgemacht war.

Verdammt! Wieso hatte ich die noch nicht gesehen?

Ich sah den Mann nur an erwiderte jedoch nichts.

,,Wir kommen wieder. Morgen."

Mit diesen Worten drehten sich die Männer um und gingen.

Ließen mich einfach alleine zurück.

Meine Gedanken fingen erneut an zu kreisen.

Wenn ich in einer Mannschaft -was auch immer- spielte, dann hatte ich doch auch sicher Freunde.

Wieso suchten die mich nicht?

Oder suchten sie mich und fanden mich nur nicht?

Wenn ja noch nicht mal ich weiß wo ich bin woher wollen meine Freunde das dann wissen?

Vielleicht habe ich ja auch keine Freunde.

Möglicherweise mögen die Leute aus meiner Mannschaft mich ja auch gar nicht.

Hatte ich vielleicht eine Freundin?

Aber die alleine würde auch nichts machen können.

Wieder spürte ich die Verzweiflung in mir aufkeimen.

Nur diesmal schien sie noch schlimmer zu sein als vorher.

Meine Augen füllten sich mit Tränen.

Ich versuchte sie zu ignorieren und zu unterdrücken.

Leider gelang mir das nicht.

Meine Tränen bahnten sich unaufhaltsam den Weg aus meinen Augen und liefen meine Wangen runter.

Es waren Tränen der Verzweiflung.

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