Kapitel 43

 

Ich wurde aufgerufen.

Nun war es soweit.

Jetzt würde ich endlich meinen Peinigern eine gerechte Strafe zukommen lassen können.

An meiner Glaubwürdigkeit würde wohl hoffentlich niemand zweifeln, denn schließlich gab es ja genügend Gutachten von Ärzten.

Mit zitternden Knien betrat ich den Gerichtssaal und wurde direkt angewiesen mich auf den Stuhl zu setzen.

Der Aufforderung kam ich ohne weiteres nach.

Meine Personalien wurden überprüft, wobei eigentlich klar sein sollte, wer ich bin.

Danach wurde ich angewiesen zu erzählen, was mir alles widerfahren ist.

Am ganzen Körper zitternd erzählte ich dem Richter und seinen Gehilfen in allen Einzelheiten, was ich erlebt hatte, von der Begegnung in meiner Wohnung, bis zu meiner Freilassung in München und wie ich dort gefunden wurde.

Die Gutachten der Ärzte wurden dazu gezogen und vorgetragen.

Nachdem alles vorgetragen wurde und keine Fragen mehr an mich waren, durfte ich mich auf einen anderen Stuhl setzen oder nach draußen gehen.

Ich wäre schon am liebsten nach draußen gegangen, zu Kevin.

Aber ich wusste auch, dass Benni noch vernommen werden sollte, also entschloss ich mich zu bleiben und der Gerichtsverhandlung zu folgen.

 

 

 

Nun waren die Entführer dran.

Der Erste verweigerte seine Aussage.

Der zweite sagte es sei alles anders gewesen und stellte mich als Lügner hin.

Vor allem aber erzählte er, dass es meine Schuld gewesen sei, und das ich das so gewollt hätte.

Der Dritte erzählte dann noch zu allem Überfluss, dass ich ein Freund der Männer gewesen sei und das doch nur ein kleiner Scherz unter Kumpels gewesen sein soll und sie mir nicht ernsthaft weh tun wollten.

Der Richter nahm die Aussagen erst mal so hin und stellte fest, dass das auch schon das war, was die Männer bei der Polizei gesagt hatten.

Plötzlich spürte ich, wie ein Ungutes Gefühl sich in mir breit machte.

Was würde passieren, wenn der Richter den Männern mehr glauben würde, als mir?

Immerhin waren das drei und ich nur einer.

Juli würde noch aussagen ja, aber der konnte ja auch nur zur Geldübergabe etwas sagen.

Kevin hatte ich auch angegeben.

Der hatte mich schließlich in meiner Wohnung gefunden, nach dem ersten Treffen und mich ja auch mit abgeholt in München.

Aber dort sah das Gericht scheinbar keinen Bedarf ihn zu vernehmen.

Nachdem dann alle Drei aus dem Zeugenstand entlassen wurden, teilte der Richter mit, dass es eine 30 Minütige Pause geben würde, bevor es mit dem Zeugen Draxler weiterging.

Wie auf Wolken und dem Gefühl nicht Herr meiner Sinne zu sein, ging ich mit schweren Schritten aus dem Gerichtssaal.

 

 

Draußen saßen Mats, Kevin und Benni und sprangen direkt auf, als sie mich sahen.

,,Geht es dir gut?“, fragte Kevin und zog mich direkt in eine Umarmung.

,,Hmh.“, nickte ich.

,,Gibt es was neues?“, fragte Mats.

Resigniert schüttelte ich den Kopf.

,,Die haben das wirklich abgestritten? Ich meine es ist doch klar, dass die dich entführt haben und alles. Du saugst dir das doch nicht aus den Fingern!!!!“, polterte Kevin sofort los.

,,Beruhig dich bitte.“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

,,Manuel hat Recht. Du musst jetzt einen klaren und ruhigen Kopf behalten. Sonst kannst du Manu auch nicht helfen.“, stimmte Mats mir zu.

Kevin nickte leicht und schien sich zu beruhigen.

,,Lasst uns bitte einfach nochmal nach draußen gehen. Ich möchte gerne an die frische Luft.“

Juli nahm mich augenblicklich in den Arm und ging ein bisschen vor den beiden Borussen Richtung Ausgang.

Juli wirkte mindestens genauso nervös wie ich vor meiner Aussage.

Wenn nicht sogar noch schlimmer.

,,Ich bin gleich auch dran mit meiner Aussage, oder?“, fragte er etwas ängstlich.

Ich nickte stumm zur Bestätigung.

Der Kleine zog hörbar laut die Luft ein und ließ sie ebenso laut wieder seinen Lungen entweichen.

,,Ich bin mir einfach nicht sicher, ob ich das schaffe, Manu. Ich weiß, dass ich nur zu der Geldübergabe etwas sagen kann und dazu ja auch nicht sehr viel. Da ist ja nichts passiert. Ich verstehe nicht, wieso die die anderen nicht auch noch als Zeugen laden.“

,,Ich kann es auch nicht verstehen, Juli. Aber die werden wohl schon einen Grund haben wieso die das tun. Das mit deiner Aussage wirst du schaffen. Ich gehe auch später wieder mit rein. Ich werde bei dir sein. Du bist nicht alleine.“

,,Danke Manu. Das bedeutet mir viel.“

Mit einem Lächeln versuchte ich die Sache zu entschärfen.

 

 

Als wir draußen ankamen, gesellten sich auch Mats und Kevin wieder zu uns.

Mats nahm Juli direkt in den Arm.

Der schien auch gemerkt zu haben, dass es dem Kleineren nicht so gut ging.

Kevin stellte sich etwas näher zu mir und nahm schließlich meine Hand.

Das kannte ich nicht von Kevin, aber ich genoss es in dem Moment einfach unglaublich.

Die Nähe konnte ich jetzt wirklich gut brauchen.

Mit einem beinahe schon schüchternen Blick lächelte Kevin mich vorsichtig an.

Ich erwiderte das Lächeln.

Sofort spürte ich, dass es mir bei Kevin nicht schwer fiel, ein ehrliches Lächeln zu zeigen.

Bei ihm fühlte ich mich sicher und ich wusste, dass der ganze Albtraum bald ein Ende haben würde.

Spätestens wenn diese Verbrecher endlich gefasst waren und hinter Schloss und Riegel saßen.

Ich hoffte einfach nur, dass dies auch der Fall sein würde.

Mehr als die Wahrheit konnte ich auch nicht sagen.

Und das hatte ich schließlich getan, als ich meine Aussage machte.

Wieso die Entführer das gemacht hatten, wusste ich zwar immer noch nicht, aber ich hatte immer noch die Hoffnung, dass sie das noch preisgeben würden im Laufe der Gerichtsverhandlung.

Ich wollte doch einfach nur noch glücklich sein, mit meinem Kevin.

Leben ohne Angst, dass sie wieder kommen und mir noch schlimmeres antun.

Plötzlich wedelte eine Hand vor meinem Gesicht rum.

Ich identifizierte sie als Kevin´s Hand, der mir scheinbar etwas mitteilen wollte.

,,Manu? Wir müssen wieder rein. Die Verhandlung geht gleich weiter.“

Nickend setzte ich mich, Kevin immer noch an der Hand haltend, in Bewegung.

Waren tatsächlich schon 30 Minuten vorbei?

Wie schnell die Zeit doch vergehen konnte.

Aber immerhin konnte ich jetzt nochmal durchatmen.

Jetzt war noch Juli dran und ich wusste, dass ich gerade den Jüngeren nach Möglichkeit unterstützen musste.

Das würde ich auch tun.

Zusammen würden wir dem Richter schon zeigen, dass wir die Wahrheit sagen.

 

 

Wir betraten erneut das Gerichtsgebäude und gingen hoch zu dem Saal.

Je näher wir dem Gerichtssaal kamen, desto unruhiger wurde Benni.

Verständlicherweise.

Als wir angekommen sind, setze ich mich erneut in den Saal und wartete dort auf den Richter.

Es dauerte auch nicht lange, da kam der Richter auch zurück und erklärte die Pause für beendet, nachdem er festgestellt hatte, dass alle wieder an ihren Plätzen waren.

Er räusperte sich erneut kurz und rief dann Benni in den Zeugenstand.

Die Türe öffnete sich und Benni trat ein.

Auch wenn ich ihn noch nicht sehen konnte, konnte ich die Anspannung des Jüngeren deutlich spüren.

Mit zitternden Händen und vermutlich weichen Knien trat Benni vor und setze sich auf den Stuhl.

,,Benni Draxler ist Ihr Name, Sie sind 19 Jahre alt, Wohnhaft in Gelsenkirchen. Sie sind Profisportler beim FC Schalke 04, ledig, keine Kinder und mit den Angeklagten weder verwandt noch verschwägert, ist das korrekt?“, fragte der Richter.

,,Ja, das ist korrekt.“

,,Wunderbar. Dann schildern sie uns doch mal bitte die Geldübergabe aus Ihrer Sicht und das, was sie von der Entführung mitbekommen haben.“

,,Okay. Also von der Entführung selber habe ich nichts mitbekommen. Aber ich habe die Geldübergabe miterlebt. Wir sind nach Gelsenkirchen zur Veltins Arena gefahren, weil uns dort der Treffpunkt geschildert wurde. Ich hatte den Koffer mit dem Geld, den ich dort hinstellen sollte. Wir sollten keine Polizei informieren und den Koffer dort abstellen und gehen. Also das heißt ich sollte das machen. Die Männer haben darauf bestanden, dass ich alleine komme. Aber Mats und Kevin... Also Herr Hummels und Herr Großkreutz haben mich begleitet. Sie meinten es sei für mich alleine zu gefährlich.“

,,Sind Sie denn angegriffen worden, von den Männern?“

,,Nein, das bin ich nicht.“

,,Haben Sie die Männer gesehen?“

,,Nein, das habe ich auch nicht.“

,,Ist Ihnen sonst noch etwas aufgefallen? War irgendetwas anders als sonst?“

,,Nein, also mir ist nichts aufgefallen.“

,,Gut, sind sonst noch Fragen an Herrn Draxler?“

Der Staatsanwalt und der Verteidiger schüttelten beide den Kopf.

,,Gut, dann können Sie sich drüber zu Herr Neuer setzen.“

Benni nickte stumm und kam zu mir herüber.

Ich drückte seine Hand und nickte ihm aufmunternd zu.

Ich war sicher, dass er erleichtert war, dass er es nun endlich hinter sich gebracht hatte.

 

 

Das der kleine immer noch angespannt war, konnte ich ihm nicht verübeln.

Benni war schon immer ein recht starker junger Mann, aber das ihn die ganze Sache mehr mitnimmt als andere konnte er nicht mehr verbergen.

Den Blick, den er immer wieder gedankenverloren und doch voller Furcht auf die Anklagebank warf, tat sein übriges.

Dann verkündete der Richter schließlich, was wir uns schon alle denken konnten.

,,Die Schöffen und ich werden uns jetzt zur Beratung zurück ziehen. Die Verhandlung wird in zwei Stunden fortgesetzt, wenn das Gericht ein Urteil gefällt hat.“

Die Angeklagten wurden von den Polizisten aus dem Raum gebracht und auch Juli und ich erhoben uns um wieder zu Mats und Kevin zu gehen.

Die beiden kamen direkt auf uns zu um uns in eine Umarmung zu ziehen.

,,Alles okay?“, fragte Kevin.

,,Ja, ich mache mir nur Sorgen um Juli. Der sieht etwas blass aus. Ich glaube das alles nimmt ihn mehr mit, als er zugibt.“

,,Wir kümmern uns gleich um ihn.“, sagte Kevin.

,,Ja, wir haben jetzt 2 Stunden Zeit, bis das Urteil verkündet wird. Was machen wir denn in der Zeit?“, fragte Juli dann nachdem Mats ihn wieder losgelassen hatte.

,,Wie wäre es mir etwas essen gehen? Ich habe Hunger.“, gab Mats prompt zur Antwort.

,,Ja, das ist eine gute Idee. Die haben doch hier sicher eine Kantine oder so, oder?“, kam es von Kevin.

Ich nickte und setzte mich Richtung Aufzug in Bewegung.

Gefolgt von den Dreien stieg ich ein und drückte den Knopf für die 6. Etage, in der sich laut Schild im Aufzug eine Kantine befand.

Oben angekommen suchten wir uns einen Platz.

Schnell hatten wir uns überlegt was wir essen und hatten es uns dann auch geholt.

Während wir essen sagte keiner etwas.

Plötzlich stand ein Polizist neben uns.

,,Schön, dass Sie noch hier im Gebäude sind, Herr Neuer. Sie natürlich auch Herr, Draxler. Sie werden vom Gericht aufgefordert bereits jetzt schon zurück in den Gerichtssaal zu kommen. Es gab keine kleine Wendung in dem Fall.“

Schockiert und fragend zugleich sahen wir den Polizisten an.

Da wir gerade fertig waren mit essen, machten wir uns auf den Weg in den Gerichtssaal zurück.

 

 

Benni und ich nahmen erneut auf der Zeugenbank Platz und warteten gespannt auf den Richter.

Als der Richter den Saal dann ebenfalls betrat und uns bat wieder Platz zu nehmen, erklärte er uns auch sogleich, wieso die Unterbrechung verkürzt wurde.

,,Die Schöffen und ich hatten uns zur Urteilsfindung zurückgezogen, als Herr Meier, der Polizist an der Türe, mich darauf aufmerksam gemacht hat, dass die Angeklagten noch etwas zu sagen haben. Wir haben uns dann dazu entschlossen Ihnen die Möglichkeit einzuräumen, dies noch zu tun.“

,,Danke, Herr Richter.“, sagte der vermeintliche Anführer der Truppe, erhob sich und nahm im Zeugenstand platz.

Nachdem der Richter ihm zugenickt hatte, nickte er kurz zurück und begann zu erzählen.

,,Wir möchten die Tat einräumen. Wir möchten zugeben, dass wir Manuel Neuer entführt haben und das wir seinen Freund Benni Draxler zu der Geldübergabe bewegt haben. Des weiteren möchte ich sagen, dass es meine Idee war und auch von mir geplant und größtenteils umgesetzt wurde. Die beiden haben mir nur dabei geholfen. Denn ich alleine würde das Geld bekommen.“

Der Richter sah ihn schweigend an und wartete scheinbar darauf, dass er seine Tat nun begründete.

Ich für meinen Teil spürte die Anspannung immer mehr in mir aufsteigen und auch Benni schien es so zu gehen.

,,Wir haben das aus Verzweiflung getan. Eigentlich bin ich ein friedfertiger Mensch. Ich habe keine Vorstrafen nicht mal ein Knöllchen bekommen.“, sagte er ruhig und die Verzweiflung konnte man ihm nun recht deutlich anmerken.

Er zog seine Geldbörse aus der Tasche und öffnete sie.

Nachdem er ein kleines Stück Papier raus geholt hatte traten Tränen in seine Augen.

,,Das ist der Grund, Herr Richter. Ich weiß, dass es der falsche Grund war, aber das ist der wahre Grund. Das ich Bayern München Fan bin und gegen den Wechsel von Herrn Neuer war, hatte dabei weniger eine Rolle gespielt.“, sagte er weiter und stand auf.

Er ging auf den Richter zu und zeigte ihm das Blatt Papier.

Der Richter nahm es entgegen.

,,Bitte setzen Sie sich wieder.“, forderte er den Angeklagten auf, während er das Papier betrachtete.

,,Das ist ein Bild von einem kleinen Mädchen.“, stellte der Richter nüchtern fest.

,,Ja, das ist meine kleine Prinzessin. Meine Tochter. Sie ist 2 Jahre alt. Sie ist schwer krank. Sie braucht dringend eine Operation. Nur leider ist diese zu teuer. Ich kann mir diese von meinem Einkommen als Maler und Lackierer leider nicht leisten. Meine Frau ist Hausfrau und hat kein Einkommen. Sie kümmert sich um unsere Kleine. Ich möchte einfach um jeden Preis verhindern, dass meine Prinzessin stirbt.“, führte er unter Tränen weiter aus.

Eine längere Pause kehrte ein.

 

 

Nachdem der Angeklagte scheinbar nichts mehr zu sagen hatte räusperte sich der Richter und entließ ihn aus dem Zeugenstand, nachdem keine weiteren Fragen mehr gestellt wurden.

,,Wir werden uns dann erneut zu einer Urteilsfindung zurückziehen. Ich möchte Sie bitten in der Nähe zu bleiben, da es wohl wahrscheinlich recht schnell weiter gehen wird.“, sagte der Richter und erhob sich erneut.

Ich sah Juli neben mir an und bemerkte jetzt erst, dass er zitterte.

Schweigend nahm ich seine Hand, zog ihn auf die Beine und mit mir raus vor die Türe zu den anderen beiden.

Kevin und Mats kamen direkt auf uns zu gestürmt.

,,Was ist denn mit euch los? Ihr seht ja aus, als hättet ihr ein Gespenst gesehen. Oh Gott, du zitterst ja.“, stellte Mats aufgeregt fest, nachdem er Benni in den Arm geschlossen hatte.

Da Benni scheinbar nicht in der Lage war, etwas zu erzählen, übernahm ich das und erklärte den beiden, wieso die Verhandlung schneller weiterging und wieso sie jetzt immer noch kein Urteil hatten.

Kevin und Mats sahen mich geschockt und mitfühlend an, nachdem ich meine Erzählung beendet hatte.

,,Aber das ist definitiv der falsche Weg, um an Hilfe zu kommen.“, sagte Kevin scharf.

,,Ich weiß, aber der arme Kerl ist verzweifelt und ich kann es verstehen, dass wäre ich wohl an seiner Stelle auch. Ich meine es geht um seine Tochter, Kev. Würdest du da nicht auch so reagieren? Stell dir vor es würde um Lenny gehen und dir würde die Kohle fehlen.“

,,Ja, du hast ja schon Recht. Ich glaube wenn es um Lenny gehen würde, würde ich morden nur um den Kleinen zu retten.“

,,Genau das meine ich ja. Kann man ihm wirklich einen Strick daraus drehen, Kev? Ich meine er hatte einen Grund. Auch wenn er mir weh getan hat. Aber ich lebe und mir geht es gut.“

,,Zum Glück.“

,,Ich würde ihm gerne helfen. Ich meine wir haben das Geld doch wieder, durch die Polizisten. Ich würde es ihm gerne schenken.“, sagte ich entschlossen.

,,Du willst was?“, sagte Kevin schockiert.

,,Ich will ihm das Geld schenken. Ich meine das kleine Mädchen kann doch nichts dafür und ich will nicht, dass sie stirbt. Außerdem hat die Entführung doch auch was Gutes. Sie hat unserer Beziehung gut getan. Ich habe meinen Vertrag auf Schalke verlängert und bin doch glücklich mit dir an meiner Seite und mit Schalke. Ich habe doch alles, was ich brauche und Geld ist doch nicht das Wichtigste im Leben. Wenn ich dem Mädchen aber dadurch helfen kann, dann will ich das Geld ihm überlassen.“

Kevin nickte.

,,Es ist im Endeffekt deine Entscheidung. Es ist dein Geld.“

,,Ich wusste du verstehst mich.“, sagte ich strahlend und drückte ihm einen Kuss auf die Wange.

 

 

Mein Blick fiel auf Juli, der immer noch bei Mats im Arm neben uns stand.

,,Geht es dir etwas besser?“

Er nickte stumm.

,,Bald ist es vorbei, Kleiner und dann geht es überall bergauf.“

Wieder nickte er nur.

Dann wurde die Türe des Gerichtssaals erneut geöffnet und Herr Meier trat raus.

,,Die Urteilsverkündung, meine Herren. Wenn ich Sie bitten dürfte mir in den Saal zu folgen.“

Schweigend gingen Benni und ich hinter dem Polizisten her und nahmen erneut auf der Bank platz.

Nachdem der Richter den Saal betreten hat und wir erneut aufgefordert wurden uns zu setzen, sah er erst zu uns und dann zu den Angeklagten.

Ein tiefes Seufzen entfuhr ihm bevor er das Urteil verkündete.

,,Wir haben hier eine Freiheitsberaubung, eine schwere Körperverletzung und eine räuberische Erpressung. Wir haben uns das Urteil nicht leicht gemacht, aber aufgrund der Tatsache, dass sie keine Vorstrafen haben und ein Schuldeingeständnis abgegeben haben, sind wir zu dem Entschluss gekommen, dass 4 Jahre Freiheitsstrafe ausreichen. Die nach 2 Jahren zur Bewährung ausgesetzt werden kann.“, sagte der Richter.

Also doch Knast.

Ich wusste im ersten Moment nicht, was ich dazu sagen sollte.

Mit so einer Strafe hatte ich nachdem Geständnis nicht gerechnet.

,,Rechtsmittel oder Revisionen?“, fragte der Richter?

Nachdem sowohl Rechtsanwalt als auch Staatsanwalt darauf verzichteten, war das Urteil laut des Richters rechtskräftig und die Verhandlung geschlossen.

Der Richter und seine Schöffen verließen den Saal.

Ich wusste nicht wieso, aber ich stand auf und ging wie in Trance zu den Angeklagten.

Bevor die Polizisten diese abführen konnten, um sie in das für sie neue zu Hause zu bringen, wollte ich unbedingt noch mein Anliegen wegen dem Geld loswerden.

Der Mann blickte mich aus tief eingefallenen Augen an.

Wahrscheinlich hatte er jetzt die letzte Hoffnung auf Hilfe für seine Tochter in den Wind geschrieben.

 

 

,,Ich würde Ihnen gerne noch etwas sagen, bevor sie gleich weg sind.“

Der Mann blickte mich immer noch an als würde er mir nicht trauen.

Dabei war ich das Opfer und nicht er.

,,Das mit Ihrer Tochter tut mir wirklich sehr leid. Aber ich würde Ihnen gerne helfen. Ich möchte Ihnen gerne das Geld geben, damit Ihre Tochter die Operation bekommt.“

Der Mann sah mich misstrauisch an und wusste scheinbar nicht, was er darauf sagen sollte.

,,Ich verstehe, dass Sie da sehr skeptisch sind. Aber ich denke mir, dass sie einen Grund hatten und ich wahrscheinlich in Ihrer Situation nicht anders gehandelt hätte. Also möchte ich, dass zumindest Ihre Tochter ein wenig Glück in Ihrem Leben erfährt.“, führte ich meine Erzählung weiter an.

Ich spürte wie jemand hinter mich getreten war.

Ohne mich umzublicken wurde mir sofort klar, dass es Kevin war, der da hinter mir stand.

Der Mann sah an mir vorbei und scheinbar zu Kevin.

Dann ließ er seinen Blick wieder zu mir wandern und sah mir fest in die Augen.

,,Es tut mir leid, was ich Ihnen angetan habe. Das Sie uns jetzt helfen wollen, ist sehr nett. Aber kann ich das wirklich annehmen, nachdem was ich Ihnen alles angetan habe?“, fragte er leicht skeptisch.

,,Ja, das können Sie. Ich habe es Ihnen ja angeboten. Nehmen Sie es einfach als Geschenk.“, sagte ich mit einem leichten Lächeln.

Der Mann nickte stumm und schluckte.

Es schien als müsse er seine Tränen runter schlucken, die ihm unübersehbar in die Augen gestiegen waren.

,,Ich liebe meine Tochter über alles.“, sagte er dann unsicher.

,,Das ist sehr lobenswert. Ich bin sicher, Ihre Tochter ist sehr stolz auf Sie.“

Der Mann nickte und erneut stiegen Tränen in seine Augen.

Einen Augenblick rang er nach Fassung.

,,Meine Frau. Sie sitzt dort hinten. Wenn Sie das mit dem Geld mit ihr machen könnten, bitte. Ich kann es leider nicht.“

,,Natürlich. Ich wünsche Ihnen trotzdem alles Gute und hoffe, dass Sie bald wieder nach Hause zu Ihrer Familie dürfen und das es Ihrer Tochter bald besser geht.“, sagte ich.

,,Danke Herr Neuer. Für alles.“, sagte der Mann nickend und musste erneut die Tränen niederkämpfen.

Stumm nickte ich ihm zu bevor er von den Polizisten abgeführt wurde.

 

 

Ich drehte mich nach einem kurzen Augenblick in dem ich mich sammeln musste um und sah Kevin fest in die Augen.

,,Lass uns zu der Dame dahinten gehen und das mit dem Geld noch machen, dann können wir fahren. Wo ist Juli?“

,,Die beiden sind vor der Türe. Juli ging es nicht so gut, deswegen ist Mats mit ihm schon nach draußen. Ich glaube der legt sich besser gleich etwas hin.“

Ich nickte stumm und ging an Kevin vorbei zu der Dame, die im Zuschauerbereich saß und weinte.

,,Sie müssen die Ehefrau sein.“, stellte ich sachlich fest.

Sie sprang direkt auf und sah mich mit großen Augen an.

,,Herr Neuer, um Gottes Willen! Ich wusste nichts von dem Vorhaben meines Mannes! Es tut mir so leid!“, sagte sie schluchzend.

,,Das ist schon okay, Frau... Entschuldigung, ich kenne Ihren Namen gar nicht.“

,,Schneider. Mia Schneider.“

,,Also gut, Frau Schneider...“, setzte ich an.

,,Nein, bitte nennen Sie mich Mia.“, sagte sie immer noch schluchzend.

,,Manuel.“, sagte ich knapp und streckte ihr die Hand entgegen.

Sie nahm sie und schüttelte sie kurz.

,,Das ist mein Lebensgefährte Kevin.“

,,Freut mich.“, sagte sie und gab auch Kevin die Hand.

,,Freut mich auch.“

,,Also Mia, wir sind hier um euch zu helfen. Ich habe eben schon mit deinem Mann geredet. Ich würde euch gerne das Geld für eure Tochter geben.“

,,Meinst du das Ernst? Ich meine nach alldem was mein Mann getan hat?!“

,,Ja, das meine ich Ernst.“

Freudestrahlend fiel sie mir um den Hals und schluchzte nur noch heftiger.

Nachdem sie mich wieder losgelassen hatte, suchte sie in ihrer Tasche nach einer Visitenkarte.

Nachdem sie diese gefunden hatte, gab sie sie mir.

,,Du kannst dich gerne bei mir melden, wenn du irgendwas brauchst. Ich bin jeder Zeit erreichbar. Danke, Manuel. DANKE!“

,,Ich werde mich melden.“

Mit einem stummen Nicken verließ sie nun auch den Saal.

Ich konnte es ihr nicht verübeln.

Es war wohl auch für sie alles etwas viel.

,,Lass uns rausgehen zu den anderen.“, sagte Kevin ruhig.

Ich nickte und verließ ebenfalls mit ihm den Saal.

 

 

Draußen standen Mats und Benni eng aneinander gekuschelt vor dem Gebäude und warteten.

,,Tut mir leid, aber Benni wollte unbedingt nach draußen.“, sagte Mats.

,,Schon okay. Lasst uns fahren.“, entgegnete ich knapp.

Ich wollte nun einfach nur noch nach Hause.

Wir gingen zum Auto und Kevin fuhr zu meiner Wohnung.

Bald würde auch ich in Dortmund wohnen.

Da die Gerichtsverhandlung in Gelsenkirchen war, waren wir schnell in Buer.

Mit schweren Beinen stieg ich aus dem Auto und war einfach froh, zu Hause zu sein.

Kevin schloss die Türe auf und wir gingen hinein.

,,Manu?“, fragte Benni.

,,Hmh?“

,,Hast du was dagegen, wenn ich mich etwas in deinem Gästezimmer breit mache? Ich würde mich gerne etwas hinlegen.“

,,Nein, mach du ruhig.“

,,Danke.“

Juli schnappte sich Mats und zog ihn mit sich in das Zimmer.

Ich ließ mich schwer auf die Couch fallen und sah Kevin erwartungsvoll an der vor mich stand.

,,Magst du was trinken, oder kann ich sonst was für dich tun?“, fragte er ein wenig besorgt.

,,Nein danke, ich möchte nichts trinken. Aber du könntest in der Tat etwas für mich tun.“

,,Was denn?“

,,Du könntest dich zu mir setzten und mich einfach festhalten. Ich weiß, dass es untypisch für mich ist, aber...“, begann ich meine Erklärung.

Weiter kam ich allerdings nicht, da Kevin sich schon neben mich gesetzt hatte und mich zu einem Kuss an sich gezogen hatte.

Nachdem wir den Kuss gelöst hatten, kuschelte ich mich an ihn und genoss seine Nähe.

In Kevin´s Armen zu liegen war ein tolles Gefühl.

Ich konnte mich zum ersten Mal nach der ganzen Sache wieder richtig Entspannen.

Wohl etwas zu sehr, denn ich schlief in seinen Armen ein.

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