Kapitel 6

 

Mitchell Pov

 

Als ich wieder zu mir kam und mich in dem Raum umsah, war mein Schatz Kuba schon auf der Suche nach dem Brief.

Nachdem er den gefunden hatte und uns vorgelesen hatte, wusste ich, was er tun musste.

Es schnürte mir die Kehle zu und im Stillen hatte ich gehofft, dass er mich einfach erschießen würde.

Ich hätte gerne mein Leben gelassen, wenn es ihm geholfen hätte.

Aber das wollte er nicht.

Lieber würde er drauf gehen als mich zu erschießen.

In dem Moment wusste ich nicht, ob ich mich freuen sollte oder nicht.

Eigentlich sollte ich das wohl, aber wer konnte das in der Situation schon?

Ich spürte etwas wie Stolz in mir.

Schließlich riskierte Kuba sein Leben für mich.

Aber das konnte und wollte ich einfach nicht spüren.

Immer wieder machten die andern ihm Mut, aber ich hielt die Klappe.

Die Augen presste ich zusammen und wollte es nicht sehen.

Ich wusste, dass er es nur machte, weil er mich liebte und alleine dafür hätte ich ihn am liebsten geohrfeigt.

Sicher war es schön, geliebt zu werden, aber nicht in der Situation.

Ich nahm die Geräusche deutlich war, aber auch sie Schmerzensschreie von Kuba.

Es zerbrach mir das Herz, dass zu hören.

Am liebsten hätte ich geschrien, dass er aufhören soll.

Aber ich blieb stumm.

Bekam einfach keinen Ton über meine Lippen.

Alleine das, zerfraß mich innerlich.

Ich wollte doch nicht, dass er sich so für uns quält.

 

 

Einer nach dem anderen wurde von meinem Schatz befreit und ich wusste und hörte deutlich, dass er litt.

Tränen liefen mir stumm über die Wangen und mein Körper erbebte bei jedem Schluchzen, was ich unterdrückte.

Wollte ich nicht weinen, vor allem nicht laut.

Ich wollte auch nicht, dass Kuba das mitbekam.

Aber lange würde ich das wohl auch nicht mehr unterdrückten können, denn die Stromschläge die durch meinen Körper flossen waren unerträglich.

Jetzt wusste ich, wie sich Bambi gefühlt haben musste.

Eben nur noch etwas schlimmer.

Der arme Kerl tat mir so leid und nun war er tot und das nur wegen uns.

Als mich eine heftigere Welle von Stromstößen durchzuckte, hätte ich am liebsten aufgeschrien.

Aber ich blieb stumm.

Stattdessen liefen mir nur stumm die Tränen über die Wangen und ich hatte keine Ahnung, was ich machen sollte.

Bis neben mir plötzlich Lukasz auf die Knie fiel und ich wusste, dass auch ich wohl bald gerettet werden würde.

Und tatsächlich spürte ich auch kurze Zeit später, dass sich die Fesseln löste.

Mit zusammengekniffenen Augen fiel ich zu Boden und wollte erst nicht aufsehen.

Wollte das Ausmaß der Katastrophe nicht sehen.

Als ich dann doch hoch blickte, sah ich das schlimmste überhaupt.

Kuba war völlig von der Säure zerfressen und nicht wirklich etwas blutete nicht an ihm.

Seine Arme und Beine waren kaum noch erkennbar, so hatte sich die Säure durch seine Haut gefressen.

 

 

Aber er wollte nicht aufgeben.

Er versuchte weiter und wollte auch noch Mats befreien.

Ich wollte zu ihm, doch mein Körper war zu schwach.

Meine Beine gehorchten mir nicht und ich fiel erneut zu Boden.

Kuba schien weitermachen zu wollen und bündelte die letzte Kraft die er aufbringen konnte zusammen und hievte sich an dem Rand der Badewanne hoch.

Doch dann passierte es.

Er verlor das Gleichgewicht und fiel in die Säure.

Tränen rannen mir in Strömen über die Wangen und ich konnte nicht glauben, was ich da sah.

Nun war er ganz in der Säure gefangen.

Lukasz und Sebastian versuchten ihn da raus zu holen, aber es war vergebens.

Schon zu weit hatte die ätzende Flüssigkeit seinen Körper zerstört und er würde wohl nicht mehr leben.

In dem Moment wollte ich schreien, weinen und einfach alles kurz und klein prügeln und das am liebsten gleichzeitig.

Wie konnte dieses kranke Schwein mir jetzt auch noch meinen Freund nehmen, nachdem er mir doch schon zahlreiche Freunde genommen hatte.

,,Wir müssen Mats noch befreien.“, hörte ich die Stimme von Roman und ich wusste, dass ich das tun musste.

Ich hatte keine Ahnung wieso, aber ich fühlte mich dafür verantwortlich.

All meine Kräfte zusammensuchend stellte ich mich auf die Beine.

Gelang mir nach zwei Versuchen auch und ich schwankte nur noch leicht.

Mit kleinen Schritten ging ich an den mit Säure gefüllten Behältern vorbei und zu der letzten Badewanne.

Hier würde ich wohl Mats befreien können.

 

 

Auch wenn ich nicht gesehen hatte, wie Kuba gegangen ist, so hatte ich ihn gehört und ich wusste genau, wo er war und wo nicht.

Als ich vor dem Behälter stand sah ich kurz hinein und dann zu Mats.

Dieser hing wimmernd an der Wand und schien nicht mehr ganz bei Bewusstsein zu sein.

Er schien darum zu kämpfen nicht ganz in die Bewusstlosigkeit zu versinken.

,,Ich hole dich da raus. Das bin ich dir schuldig.“, sagte ich mehr zu mir selber als Mats und griff dann auch schon ohne drüber nachzudenken in die Säure.

Sofort spürte ich den Schmerz durch meinen Körper zucken, aber ich versuchte nicht nachzugeben.

Wollte ich Mats da raus holen und dann hatte das hoffentlich ein Ende.

Ich biss mir erst auf die Lippe und später die Zähne zusammen.

Konnte ich diesen beschissenen Knopf doch einfach nicht finden.

Dann endlich, hatte ich ihn gefunden un drückte ihn.

Mats sank zu Boden und ich zog augenblicklich meine Hand aus der Säure.

Die wies starke Verätzungen auf, aber wichtig ist diesmal nur, dass wir das schaffen und nicht wie es uns geht.

Hat jeder von uns hier doch auf seine ganz eigene Art und Weise gelitten.

Roman und Sebastian waren direkt bei Mats und halfen ihm auf die Beine.

Lukasz eilte zu mir und stützte mich.

,,Das habe ich nicht verdient.“, sagte ich schluchzend.

,,Wieso nicht?“

,,Weil ich Schuld habe, dass Kuba tot ist.“

,,Nein, du hast keine Schuld daran. Kuba ist gestorben wie ein Kämpfer, so wie wir ihn kannten und ich hätte in dem Moment nicht anders reagiert.“

Ich entschied mich die Aussage so im Raum stehen zu lassen.

 

 

,,Wir müssen hier raus.“, sagt Sebastian.

,,Wir wissen nicht, wie lange Mats es noch ohne ärztliche Hilfe aushält.“, kam es dann von Roman.

Lukasz zog mich sanft voran und ich folgte ihm unwillkürlich.

,,Da ist eine Türe.“, sagte Lukasz, der mit mir vor gegangen war.

Wir gingen zu dieser Türe und Lukasz öffnete sie.

Erneut kamen wir in einen Flur mit lauter Türen.

,,Das kennen wir doch schon.“, sagte Sebastian ernüchternd und ich wusste, dass es wohl noch nicht vorbei sein würde.

Wir gingen den Flur entlang und kamen an eine Ecke.

Hier musste es weiter gehen.

Lukasz zog mich immer noch mit sich.

Wäre ich doch am liebsten da geblieben.

Ich wollte das nicht mehr.

Vor allem konnte ich das auch nicht mehr.

Das alles, was ich hier erlebt hatte, machte mich fertig.

Ich hatte keine Ahnung, wie es nun weitergehen sollte.

Aber das wussten wir wohl alle nicht, denn hier hatte jeder einzelne seinen Partner verloren.

Das war natürlich für uns alle ein riesiger Schock.

Denn waren es doch nicht nur unsere Partner, sondern auch unsere Freunde und unsere Kollegen.

,,Schaut mal da.“, sagte Lukasz und ich konnte deutlich hören, dass er einen Kloß im Hals hatte.

Wir sahen alle auf und dann sahen wir, was Lukasz meinte.

 

 

,,Ist das wirklich?“, fragte ich zögernd.

,,Nicht, dass das eine Falle ist.“, warnte Sebastian hinter uns.

,,Ich gehe schauen. Wartet hier.“

Lukasz ließ mich sanft los und ich stützte mich gegen die Wand.

Mit kleinen und vorsichtigen Schritten ging er auf die Türe mit dem Schild “Ausgang“ zu.

Als er vor der Türe stand atmete er sichtlich und hörbar aus.

Dann legte er eine Hand auf die Klinke und drückte diese runter.

Er stolperte mit der Türe voran und wir sahen erschrocken zu ihm.

,,Kommt, hier geht es wirklich raus.“

Roman nahm Mats auf seine Arme und Sebastian nahm mich auf seine und gemeinsam machten wir uns auf den Weg nach draußen.

Je näher wir der Türe kamen, desto frischer wurde die Luft.

Es war schön, endlich wieder draußen zu sein.

Nun hatten wir es doch noch geschafft, auch wenn fünf ihr Leben lassen mussten.

Wir würden sie und da war ich mir sicher, wohl nie vergessen.

,,Lasst uns ein Krankenhaus suchen.“, kam es von Lukasz.

Wir stimmten ein und machten uns auf den Weg raus zu finden wo wir waren und auf die Suche nach einem Krankenhaus.

Ich wusste, dass der Albtraum jetzt vorbei sein würde.

Aber ich wusste auch, dass sich mein Leben verändert hat und nichts mehr so sein würde, wie es mal war.

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