Kapitel 35

 

Nachdem Julian und ich aufgelegt hatten sah ich Kevin erstaunt an.

,,Hast dich wohl extra beeilt um zu hören was Julian und ich reden, was?“, feixte ich den Kleineren.

,,Gar nicht wahr. Ich habe Hunger.“

Ich grinste.

Dann half ich Kevin den Tisch zudecken.

Als wir den Tisch gedeckt hatten, setzten wir uns und frühstückten.

Eigentlich war es schon mehr ein Mittagessen als ein Frühstück.

Aber wen stört das schon?

Ich glaube auch nicht, das einer von uns heute kochen wollte.

Sehr zu meinem Glück hatte Kevin sich dazu bereit erklärt zumindest Brötchen holen zugehen.

Selbst darauf hätte ich im Moment keinen Bock gehabt.

Ich war einfach nur faul.

Heute sollten wir beide nicht viel tun.

Nur das nötigste.

Vielleicht würden wir ja auch noch einen Urlaub planen.

Jetzt wo wir doch wieder zusammen sind.

Ich sollte Kevin nachher mal drauf ansprechen.

Wir hatten ja auch noch Zeit bis zu den Trainingslagern.

Da konnten wir gut und gerne 2 – 3 Wochen fliegen.

Ich nickte vor mich hin bei dem Gedanken.

 

 

Kevin schien das bemerkt zu haben.

,,Bist du dir mit dir selber einig?“, fragte er belustigt.

,,Was?“, fragte ich irritiert.

,,Ja, du hast genickt. Bist du dir mit deinen Gedanken einig?“

Ich lachte.

,,Ja, das bin ich.“

,,Gut.“

,,Ich bin übrigens fertig mit essen.“

Jetzt sah Kevin mich irritiert an.

,,Ich hab gesehen das du auf heißen Kohlen sitzt. Du willst den Tisch abräumen.“, sagte ich weiter.

Kevin grinste.

,,Du kennst mich zu gut.“

Das brachte mich nun auch zum lachen.

,,Stimmt.“

Dann stand Kevin auf und räumte den Tisch ab.

Ich half ihm schnell.

,,Was hast du denn noch vor?“, fragte ich den Borussen während dem wegräumen.

,,Wieso?“

,,Na, weil du so schnell wegräumen wolltest.“

,,Ich will wissen was die Zeitung schreibt.“

Ich grinste.

,,Das wissen wir doch. Wir haben doch das Interview gegeben.“

,,Ja, aber wir kennen doch die Bild – Zeitung. Die verdrehen doch schon mal gerne die Tatsachen.“

Ich nickte grinsend.

,,Ja, das stimmt. Aber ich denke bei dem werden die wohl kaum was gedreht haben.“

 

 

Als wir fertig waren und alles verstaut hatten sah Kevin mich erwartungsvoll an.

,,Wohnzimmer?“, fragte er.

,,Ja.“

Kevin brauchte manchmal nicht viele Worte um zu sagen was er wollte.

So gingen wir ins Wohnzimmer und ich setzte mich auf die Couch.

,,Ich hole noch schnell den Laptop.“

,,Wo hast du den denn?“

,,Der ist noch im Schrank.“

Kevin verstaute seinen Laptop wenn er ging immer im Schrank.

Ordentlich war er ja schon.

Eben auf seine Art und Weise.

Kevin öffnete den Schrank und nahm eine schwarze Tasche raus.

In dieser verstaute der Borusse stets seinen Laptop wenn er ihn nicht brauchte.

Er kam mit der Tasche zu mir und setzte sich neben mich auf die Couch.

Schnell legte ich mich hin und legte meinen Kopf auf Kevin´s Schoß.

,,Willst du den Artikel nicht lesen?“, fragte Kevin mich erstaunt.

,,Kannst du mir doch vorlesen.“, grinste ich.

,,Okay.“

Kevin packte den Laptop aus und schaltete ihn an.

Es dauerte nicht lange, da war der auch schon hochgefahren.

Kevin hatte mit wenigen Klicks das Internet geöffnet und die Seite der Bild – Zeitung in die Suchleiste getippt.

Dann erschien die Seite und somit auch direkt unsere Bilder.

 

 

 

,,Hier sind sogar Bilder von uns drin.“, sagte Kevin erstaunt.

,,Das war aber doch klar, das die auch Bilder rein setzen. Es war auch klar, das die noch mehr Bilder von unserem Arztbesuch haben.“

,,Wenn die einmal anfangen kennen die auch keine Ende.“

,,Deswegen ja.“

Kevin überflog den Text in der Zeit schloss ich die Augen und atmete Kevin´s Geruch ein.

Ich wusste nicht genau was es war.

Ob es das Parfum war, das Duschgel, das Waschmittel oder vielleicht auch alles zusammen.

Er roch jedenfalls wie immer so unwiderstehlich gut.

Wenn ich diesen Geruch, Kevin´s Geruch in die Nase bekam musste ich mich immer wieder bremsen.

Er hatte einen so männlichen, aber keines falls aufdringlichen Geruch an sich.

Dieser, hatte ich manchmal das Gefühl, wirkte aphrodisierend.

Es gab viele Tage an denen ich einschlief mit diesem wahnsinnigen Geruch in der Nase.

Wenn ich dann morgens noch mit dem Geruch in der Nase aufstehen konnte, war es perfekt.

Deswegen fand ich es auch immer wieder schön wenn Kevin bei mir schlief.

Ich roch noch seinen Duft auch wenn er nicht mehr da war.

Meine Bettwäsche nahm den Duft an und hielt ihn fest.

Oft ließ ich mir aber auch ein T – Shirt von Kevin geben, was ich dann mit in mein Bett nahm um damit zu kuscheln wenn er nicht mehr bei mir war.

 

 

,,Soll ich jetzt vorlesen?“, fragte Kevin.

Damit holte er mich auch schon aus meinen Gedanken.

,,Ja, bitte.“

Kevin räusperte sich und fing dann an zu lesen.

 

,,Dreifaches Outing! “Ja, wir sind schwul!“ Das große Interview mit den Fußballstars!

 

Mats Hummels, Julian Draxler, Marcel Schmelzer, Neven Subotic, Kevin Großkreutz und Manuel Neuer im exklusiv Interview.

 

Am gestrigen Donnerstag Spätnachmittag ereilte uns ein Anruf des Fußballprofis Mats Hummels, der um ein Gespräch mit einem unserer Redakteure bat, da er uns etwas mitzuteilen hatte. Schnell machten wir uns auf dem Weg nach Gelsenkirchen, da Mats Hummels uns ebenfalls mitteilte, das er sich zur Zeit des Anrufes bei Julian Draxler aufhielt.

Allerdings waren auch Marcel Schmelzer, Neven Subotic, Kevin Großkreutz und Manuel Neuer anwesende Gäste im Hause Draxler.

Es dauerte nicht lange, da teilten uns die besagten Spieler auch gleich ihr Anliegen mit. ,,Ja, wir sind schwul.“, war die Aussage von Mats Hummels. Des weiteren sagte er auch, dass er mit Julian Draxler eine Beziehung führe.

Scheinbar beflügelt von dem Outing seines Kollegen, enthüllten auch Neven Subotic sein süßes Geheimnis und gab zu mit Marcel Schmelzer in einer Beziehung zu sein.

Am aller schlimmsten aber wird es die Ultras von Gelsenkirchen und Dortmund treffen. Denn wie bereits vermutet ist es jetzt amtlich: Kevin Großkreutz und Manuel Neuer sind ein Paar! Das teilten die beiden uns ebenfalls an besagtem Abend mit.

,,Wir wollen für Toleranz stehen nicht nur im Fußball sondern auch Privat.“, sagte Kevin Großkreutz mit einem Lächeln auf den Lippen.

Der Beweggrund warum sie sich outen haben die Fußballprofis uns auch genannt: ,,Wir wollen für Toleranz stehen. Wir sind sicher, das wir auch noch genug Fans haben, die uns mögen, auch wenn sie wissen das wir Homosexuell sind. Wir sind dadurch ja keine schlechteren Menschen und es hindert uns auch nicht daran Leistungen zu bringen. Das würde es höchstens, wenn wir weiterhin mit dem Geheimnis leben müssten. Wir wollen genauso leben wie alle anderen Paare und wir lieben uns. Auch wenn Kevin und Manuel sich ständig angefeindet haben. Aus Hass wurde Liebe. Und genau das wollen wir zeigen. Das man sich nicht hassen muss, nur weil wir bei unterschiedlichen Vereinen spielen.“, sagte Mats Hummels.

Bleibt wohl nur zu hoffen, das sie Recht behalten, und sich keine Menschen von den Profis abwenden oder schlimmeres.“

 

 

Kevin verstummte.

,,War das alles?“, fragte ich nach einer längeren Pause.

Kevin nickte.

,,Ja, das war alles.“

,,Ganz schön hart geschrieben. Und vieles ist auch nicht so wie wir gesagt haben.“, stellte ich fest.

,,Ja, aber es ist das was wir sagen wollten. Wobei den letzten Satz hätten sie sich sparen können.“

Ich nickte.

,,Glaubst du es werden sich viele Fans von uns abwenden? Ich meine gerade wegen dir und dem BVB?“

Kevin sah mich erstaunt an.

,,Wieso wegen mir und dem BVB? Ich kann doch auch genauso gut sagen wegen dir und dem S04.“

,,Ja, schon, aber meinst du es wenden sich viele Menschen von dir ab weil du... na ja... mir mir zusammen bist?“

,,Das weiß ich nicht. Das werden wir sehen. Aber was sollen sie machen? Ich bin doch immer noch der alte Kevin. Und das werde ich denen auch beweisen. Vor allem auch dir beim nächsten Derby.“

Ich musste grinsen.

Auch wenn ich bevor wir zusammen waren über solche Sätze sauer geworden wäre, so fand ich sie doch jetzt richtig süß.

,,Mach dir nicht so viele Gedanken.“, sagte Kevin und strich mir sanft durch mein Haar.

Ich nickte.

,,Vielleicht ist es ja doch nicht so schlimm. Aber das werden wir wohl erst erfahren wenn die Bundesliga Saison wieder anfängt und wir in unseren Stadien stehen.

Wenn dann Transparente kommen, die gegen unsere Liebe sind, dann wissen wir das wir einen Fehler gemacht haben.“

Kevin spannte sich augenblicklich an.

Das konnte ich merken, da ich immer noch mit dem Kopf auf seinem Schoß lag.

 

 

,,Findest du unsere Liebe war ein Fehler?“, fragte er dann leicht angesäuert.

Ich setze mich aufrecht hin und sah Kevin tief in seine Augen.

,,Glaubst du wirklich ich denke so?“, fragte ich empört.

Kevin zuckte die Schultern.

Ich stand auf und ging ins Schlafzimmer.

Das musste ich mir ja nun wirklich nicht sagen lassen.

Das war ja die Spitze des Eisbergs.

Nein, das geht ja mal gar nicht!

Was bildet der sich eigentlich ein?

Ich ließ mich aufs Bett fallen und schmollte.

Dieser Idiot.

Wie kann der so was nur von mir denken?

Dabei habe ich doch die ganze Zeit gespürt das ich ihn liebe.

Auch wenn die Zeit nicht immer einfach war.

Das gebe ich ja auch zu.

Aber wir haben uns zusammengerauft und wollten doch auch zusammen sein.

Das würde ich doch nicht tun, wenn er mir egal wäre oder ich unsere Liebe als einen Fehler ansehen würde.

Dann fielen mir meine Worte wieder ein.

Ich dachte darüber nach.

Es hörte sich ja schon so an, das ich uns meinte.

Aber dabei meinte ich doch nur den Zeitungsartikel und das öffentliche Outing und nicht unsere Liebe.

Vielleicht sollte ich mich bei Kevin entschuldigen?

Das hatte er so nicht verdient.

Also stand ich auf und schlich mich reumütig zurück in das Wohnzimmer.

 

 

Doch als ich im Wohnzimmer ankam stellte ich fest das Kevin nicht mehr in eben diesem war.

Wo war er bloß?

,,Kevin?“, rief ich durch die untere Etage des Hauses.

Aber ich bekam keine Antwort.

Ich ging in die Küche und sah dort nach Kevin.

Doch auch hier fand ich ihn nicht.

Ich suchte alle Räume ab nur nirgendwo sah ich einen Kevin Großkreutz.

Also entschloss ich mich in die obere Etage zu gehen.

Vielleicht war er ja in der Zeit wo ich geschmollt hatte ebenfalls hoch gegangen.

,,Kevin?“, rief ich noch einmal nachdem ich die Treppen nach oben passiert hatte.

Doch auch hier bekam ich keine Antwort.

Es war still.

Kein Geräusch zu hören.

Ich zuckte die Schultern hoch und ging wieder runter.

Ich würde ihm eine SMS schreiben.

Dann würde ich sicher wissen wo er hin ist.

Also ging ich wieder runter

Ich hatte mein Handy bei Kevin auf dem Tisch im Wohnzimmer liegen lassen.

 

 

Als ich wieder im Wohnzimmer war schnappte ich mir direkt das Handy und schrieb Kevin eine SMS.

 

´Hey mein kleiner Lieblings Borusse. Wo bist du denn hin?`

 

Er sendete die SMS ab bekam allerdings keinen Sendebericht das die SMS auch zugestellt wurde.

Kevin musste sein Handy aus haben.

Also entschloss ich mich doch lieber nochmal anzurufen.

Ich wählte seine Nummer und hielt mir das Handy ans Ohr.

Mailbox.

Da die Mailbox direkt, noch vor dem Freizeichen, kam war mir sofort klar, dass Kevin das Handy aus hatte.

Ich legte mein Handy wieder auf den Tisch und überlegte was ich nun machen sollte.

Das war doch scheiße.

Ich hatte es doch so gar nicht gemeint.

Wieso musste Kevin denn auch gehen?

Plötzlich machte sich eine Traurigkeit in mir breit.

Sie schien mir die Luft zum atmen zu nehmen und mir den Brustkorb zuzuschnüren.

Ich merkte wie sich in meinem Inneren alles zusammen zuziehen schien.

Und dann war es soweit.

Ich konnte es einfach nicht mehr länger unterdrücken.

Die Tränen rangen sich unerbittlich ihren Weg aus meinen Augen über meine Wangen und fielen dann auf meine Jeans und hinterließen dort einen kleinen nassen Fleck.

Wir waren doch gerade wieder so glücklich.

Wieso musste das jetzt durch dieses blöde Missverständnis so kaputt gemacht werden?

Ich hielt mich nicht zurück sondern ließ meinen Körper gewähren, die Tränen laufen zu lassen.

 

 

So weit konnte Kevin ja nicht gekommen sein.

Schließlich war er ja nicht lange im Schlafzimmer.

Oder doch?

Nein, so lange kann es nicht gewesen sein.

Aber er hat ein Auto.

Ich stand auf und ging zum Küchenfenster.

Von dort aus konnte ich die Garage sowie auch das Auto von Kevin sehen, wenn er es denn vor der Garage stehen hatte.

Ich war sicher, dass er sein Auto vor der Garage stehen hatte und es nicht rein gestellt hatte.

Mein Blick aus dem Küchenfenster verriet mir aber dann das es nicht mehr da war.

Das heißt Kevin musste mit dem Auto weg gefahren sein.

Aber wo konnte er hin?

Wenn er mit dem Auto unterwegs war, konnte es natürlich sein, dass er auch schon weiter weg ist.

Vielleicht war er bei Mats oder bei Marcel oder aber bei Neven.

Ich entschloss mich als erstes bei Mats anzurufen.

Das schien mir am besten.

Ich nahm das Telefon von Kevin von der Station und suchte in seinem Telefonbuch des Telefons nach der Nummer von Marcel.

Als ich sie dann gefunden hatte drückte ich den anrufen Knopf.

 

 

,,Schmelzer?“, meldete sich Marcel nachdem Manuel schon fast aufgelegt hätte völlig außer Atem.

,,Hey Marcel, hier ist Manuel. Ist Kevin bei euch?“

,,Nein, Kevin ist nicht hier.“

Der Ton von Marcel schien etwas sauer zu sein.

,,Okay. Danke. Wollte nicht stören.“, sagte ich schnell.

,,Kein Thema.“

,,Dann bis dann.“

,,Bis dann.“

Manuel legte auf.

Es war ihm peinlich, das er Marcel und Neven gestört hatte.

Aber woher sollte er auch wissen das die beiden gerade beschäftigt waren.

Bei Marcel hatte er also kein Glück.

Also versuchte er es bei Mats.

Nachdem er auch dessen Nummer im Telefonbuch des Telefons gefunden hatte drückte er erneut auf anrufen und wartete nachdem er sich das Telefon an das Ohr gehalten hatte.

Das Freizeichen erklang.

Es klingelte eine ganze Weile doch es ging keiner ans Telefon.

Also waren Mats und Julian nicht da oder ab die beiden waren in Gelsenkirchen bei Julian.

Ich legte auf und seufzte.

Dann musste ich wohl nun bei Julian anrufen.

Ich hoffte nur das ich die beiden nicht auch noch störte.

Ich seufzte.

 

 

Dann wählte ich die Nummer von Julian.

Diese kannte ich schon auswendig so oft wie ich die schon gewählt hatte.

Also hielt ich mir wieder das Telefon an das Ohr und wartete.

Freizeichen.

Es klingelte lange.

Viel zu lange für Julian´s Verhältnisse.

Der scheint nicht da zu sein.

Marcel war mit Neven zusammen.

Also brauchte ich bei Neven gar nicht erst anrufen.

Bei Mats und Julian ging keiner dran.

Aber die ganzen BVB – Spieler anrufen will ich jetzt auch nicht.

Kevin musste doch irgendwo sein.

Langsam mischte sich neben der Traurigkeit auch ein wenig Verzweiflung.

Wieder spürte ich die Tränen in mir aufsteigen.

Diese bahnten sich dann erneut erbarmungslos ihren Weg meine Wangen runter.

Diesmal war es nicht nur Traurigkeit.

Nein, diesmal war es Traurigkeit, Verzweiflung und pure Angst.

Wo ist Kevin?

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