Kapitel 29

 

Unruhig wälzte ich mich durch das Bett.

Mit einem lauten “Manuel“ schreckte ich aus meinem Schlaf hoch.

Mein Herz raste.

Ich zitterte am ganzen Körper und war nass geschwitzt.

,,Scheiße“, entfuhr es mir in die Stille meines Schlafzimmers.

Ich drehte mich etwas um und sah auf die Uhr.

12 Uhr Mittag.

Ich fingerte nach meinem Handy auf dem Nachttisch.

Es war nichts drauf.

Wahrscheinlich schliefen die anderen noch.

Schnell hatte ich das Mitteilungsfenster geöffnet um eine Nachricht zu verschicken.

Mit schnellen Bewegungen flogen meine Finger förmlich über das Display.

´Hey Manuel. Alles klar bei dir? Gruß Kevin´

Mehr tippte ich nicht und sendete die Nachricht schnell ab.

Ich hielt mein Handy in der Hand und hoffte, dass eine Nachricht von Manuel kommen würde.

Ich sah quasi im Sekundentakt auf mein Handy.

Wieso kam denn keine Antwort?

An die Möglichkeit das Manuel noch schlief dachte ich in dem Moment nicht.

Dieser Traum wirkte so real und ich hatte mehr als Angst.

Dann eine Nachricht.

Schnell öffnete ich sie.

´Ich hab noch geschlafen! Was ist denn los, Mensch?´

Erleichtert atmete ich durch.

Langsam schien ich mich wieder zu beruhigen.

Ich entschied mich dennoch zu antworten.

Aus der Zeit wo ich bei Manuel geschlafen hatte und mit ihm zusammen war, wusste ich, dass Manuel morgens nie gut gelaunt war.

Schnell öffnete ich das Fenster und antwortete.

´Ich hatte einen schrecklichen Traum und bin gerade total verschreckt wach geworden. Mir geht es gerade echt scheiße und deswegen wollte ich wissen ob bei dir alles in Ordnung ist.´

Ich schickte die Nachricht ab.

 

 

Da ich eh nicht mehr schlafen konnte entschied ich mich aufzustehen.

Ich ging in die Küche und machte mir einen Kaffee.

Schon klingelte mein Handy erneut.

Eine SMS.

Ich öffnete sie und las was Manuel geschrieben hatte.

´Das tut mir leid. Aber vielleicht sollten wir genau das nutzen um nochmal zu reden. :)´

Ich legte das Handy weg.

Wirklich sicher war ich mir nicht.

Dann willigte ich aber doch ein.

Ich schnappte mir mein Handy und schrieb eine Antwort.

´Okay. Kommst du zu mir? Wenn du möchtest können wir ja zusammen frühstücken.´

Ich sendete die SMS ab und wartete auf die Antwort während ich mich mit meinem Kaffee in das Wohnzimmer setzte.

Dann klingelte mein Handy.

´Okay. Ich mache mich jetzt fertig und dann komme ich zu dir. Soll ich Brötchen mitbringen?´

Bei der Frage musste ich unwillkürlich Grinsen.

Es war ja schon fast wie in alten Zeiten.

Na, wenn er schon so fragte...

Ich tippte eine weitere Nachricht.

´Ja, das wäre großartig. Dann mache ich mich jetzt auch fertig. Bis gleich.´

Ich schickte die Nachricht noch ab und trank genüsslich meinen Kaffee.

Mir war bewusst das ich noch Zeit hatte.

Wenn Manuel sagte er machte sich fertig, würde es sicher noch eine Stunde dauern.

Er hatte dann ja auch noch zirka 30 Minuten Autofahrt vor sich.

Wobei ich davon ausgehe, das er sein Auto sicher bei Julian stehen gelassen hat, sodass es sich dann nochmal um weitere Minuten nach hinten verschob.

Also hatte ich noch genug Zeit mich fertig zu machen.

Ich trank meinen Kaffee aus und stellte die Tasse wieder in die Küche.

Dann ging ich in mein Badezimmer.

 

 

Schnell hatte ich meine Shorts runter gezogen und mir meine Sachen zusammen gesucht.

Dann stellte ich mich erst mal unter die Dusche.

Ich stellte das Wasser an und zuckte zusammen als es kalt war.

Doch dann wurde es wärmer und ich duschte ausgiebig.

Vor allem wollte ich diesen scheiß Traum los werden.

Ich fragte mich wie ich darauf kam so einen Mist zu träumen.

Schnell hatte ich meine Haare und meinen Körper eingeseift und abgeduscht.

Dann stieg ich aus der Dusche raus und trocknete mich ab.

Das weitere fertig machen dauerte dann auch nicht mehr lange.

Ich hatte nur vergessen mir die Sachen die ich anziehen wollte raus zulegen.

Also ging ich nackt in mein Schlafzimmer und stellte mich vor meinen Kleiderschrank.

Ich wusste nicht wieso, aber ich war heute etwas provokant eingestellt.

Also nahm ich die Jeans aus dem Schrank die Manuel so gerne an mir sah.

Er sagte damals immer, das diese Jeans mir besonders gut stehen würde, weil mein Arsch darin gut zur Geltung kam.

Diese legte ich auf das Bett und suchte nach einem Oberteil.

Ich hatte mehrere Oberteile von denen ich wusste, dass sie Manuel gut gefielen.

Es gab aber eins, das machte Manuel verrückt.

Das war ziemlich eng und Figur betont.

Mit einem Lächeln auf den Lippen zog ich das ebenfalls auf den Schrank und legte es zu der Jeans auf das Bett.

Dann suchte ich mir noch ein Paar Socken aus meiner Schublade.

Ich drehte mich rum und ging zu meinem Nachtschrank.

Dort suchte ich mir noch eine frische Shorts raus und zog diese direkt an.

Dann zog ich auch den Rest meiner Kleidung an und ging nochmal ins Bad um meine Haare zu machen.

Als ich dann fertig war ging ich in die Küche zurück.

Ich sah auf die Uhr.

Es war eine Stunde vergangen seit Manuel mir geschrieben hatte, dass er kommen wollte.

Dann hatte ich wohl noch Zeit mir einen weiteren Kaffee zu genehmigen.

Ich nahm meine Tasse und wollte mir gerade den Kaffee ein schütten, als es an der Türe klingelte.

 

 

Das konnte doch unmöglich schon Manuel sein.

Mit einem Schulterzucken ging ich zur Türe und öffnete sie.

,,Guten Morgen.“, sagte Manuel als er mich sah.

,,Guten Morgen. Du bist aber schnell gewesen. Komm rein.“

,,Ja, ich bin mit dem Taxi gefahren. Mein Auto steht noch bei Julian.“

Dann ging ich ein Schritt auf Seite um Manuel Einlass in mein Haus zu gewähren.

,,Geh in die Küche.“

Manuel nickte und ging in die Küche.

Ich folgte ihm.

Manuel setzte sich auf einen Stuhl an meinen Küchentisch.

,,Magst du auch einen Kaffee?“

Ich stellte meine nun volle Tasse auf den Tisch und wartete auf Antwort von Manuel.

,,Ja, bitte.“

Ich nahm dann also eine Tasse aus dem Schrank und goss auch Manuel die Tasse voll Kaffee.

Ich stellte sie ihm hin und fing an den Tisch zu decken.

,,Was hast du denn so schreckliches geträumt?“, fragte Manuel dann ohne Vorwarnung.

,,Eigentlich möchte ich nicht mehr darüber reden.“

,,Es wäre aber vielleicht gar nicht so schlecht, wenn du mir das sagst.“

,,Ja, wenn du das unbedingt wissen willst, dann aber erst nach dem Essen. Sonst haben wir keinen Hunger mehr.“

,,War es so schlimm?“

Manuel wirkte angespannt.

,,Ja, es war nicht schön.“

Nachdem ich den Tisch gedeckt hatte, setzte ich mich Manuel gegenüber an den Tisch.

,,Lass uns essen.“

Manuel nickte.

 

 

Während dem Essen sagte keiner mehr etwas.

Nachdem wir fertig waren sah ich Manuel an.

,,Bist du satt?“

Manuel nickte.

,,Kann ich wegräumen?“

Manuel nickte erneut.

Ich stand auf und fing an alles wegzuräumen während Manuel sich räusperte.

,,Kevin?“

,,Ja?“

,,Ich glaube wir sollten nachher nicht nur über deinen Traum reden.“

,,Worüber denn noch?“

Ich war etwas irritiert.

,,Wir sollten vielleicht auch mal darüber reden was in der Zeitung stand, und auch was gestern Abend war und dann vielleicht auch einfach, wie es mit uns weitergeht.

Ich nickte.

In dem Moment wusste ich nicht was ich sagen sollte.

Das waren wirklich ein paar harte Gespräche die Manuel führen wollte und das alles auch noch an einem Tag.

Aber ich glaube das krasseste und schwerste Gespräch wird das werden von gestern Abend und wie es mit uns weitergeht.

Ehrlich gesagt weiß ich das seit gestern Abend nämlich nicht mehr genau.

Vor allem nicht, wenn sich bestätigt, das Roman und Manuel wirklich etwas hatten.

Ich schüttelte den Gedanken ab und sah Manuel an nachdem ich alles weggestellt hatte.

,,Sollen wir zum reden ins Wohnzimmer gehen?“

Manuel nickte.

,,Ja, können wir machen.“

,,Möchtest du noch etwas zu trinken?“

,,Ich nehme noch einen Kaffee, wenn du noch einen hast.“

,,Ich kann auch noch Kaffee machen.“

,,Nein, ich nehme nur einen wenn du noch einen hast, sonst nehme ich auch ein Wasser oder eine Cola oder so.“

,,Ich hab noch einen Kaffee.“

Ich nahm die Tasse von Manuel und goss ihm noch den Rest Kaffee ein.

Ich gab ihm die Tasse und in dem Moment berührten sich unsere Hände.

Es war wie Magie.

Mein Körper wurde direkt von einer Gänsehaut überzogen und es bereitete sich ein sehr schönes Gefühl in mir aus.

 

 

Schnell nahm ich meine Tasse und ging ins Wohnzimmer.

Manuel folgte mir.

Wir setzten uns auf die Couch und ich sah Manuel an.

Manuel sah mich ebenfalls an und man merkte das es ihm schwer fiel einen Anfang zu finden.

Manuel atmete tief durch.

,,Ich weiß nicht so recht wo ich anfangen soll.“ gab Manuel ehrlich zu.

Ich zuckte mit den Schultern.

Woher sollte ich auch wissen was das Beste war?

Um ehrlich zu sein wusste ich in dem Moment nicht mal was ich überhaupt noch denken oder fühlen sollte.

Ich hatte so viele Gedanken und Gefühle auf einmal.

In meinem Kopf drehte sich alles.

In mir war das totale Chaos ausgebrochen.

Noch nie in meinem Leben fühlte ich mich so wie jetzt.

,,Vielleicht solltest du mir erst erzählen was du geträumt hast.“, fing Manuel an.

,,Weißt du... Eigentlich möchte ich da nicht mehr drüber reden.“

Das war schlecht.

Da würde Manuel sich kaum drauf einlassen.

Er würde so wie ich ihn kenne darauf nicht hören und dennoch wissen wollen, was ich geträumt habe.

,,Kevin, wenn dein Traum so schrecklich war, dann solltest du darüber reden.“

Bingo!

Hatte ich es nicht gerade noch gedacht?

Ich seufzte.

,,Es war grausam. Wir hatten einen Streit... Ich weiß nicht mehr genau worum es geht... Wir haben uns gestritten... wie vorher noch nie...“, begann ich meine Erzählung.

Allerdings musste ich immer wieder zwischendurch halt machen und gegen die Tränen ankämpfen.

Es war etwas viel für mich.

Ich konnte machen was ich wollte.

Es konnte auch sein, was wollte.

Aber das ich Manuel liebte war eben Fakt.

Und in diesem Moment wurde mir einfach klar, das ich ohne ihn nicht mehr sein wollte.

Ich brauchte ihn.

Nun war meine einzige Hoffnung nur noch, das er nichts mit Roman hatte und das da auch nichts gelaufen ist.

 

 

,,Was ist dann passiert, Kevin? Das war doch nicht alles oder?“

Ich schüttelte vorsichtig den Kopf.

Ich war mir nicht sicher ob ich Manuel den Rest erzählen sollte.

Vor allem ob ich das selber schaffen würde.

Ich spürte erneut den Kloß in meinem Hals.

,,Du bist dann abgehauen... Ich wusste nicht wohin... Ich bin dir... Ich bin dir durch ganz... durch ganz Gelsenkirchen gefolgt... Ich... Ich wollte das... mit dir klären.“

Ich musste abbrechen.

Erneut sammelten sich Tränen in meinen Augen.

Manuel schien es dieses Mal bemerkt zu haben.

Beim ersten Mal konnte ich meinen Kopf noch so drehen, das er es nicht sah.

Nun hatte er es gesehen.

Ich wollte doch nicht heulen!

Vor allem nicht vor Manuel.

Das war doch peinlich!

Manuel strich mir mit seiner Hand über den Unterarm.

Eine kleine zärtliche Geste die in diesem Moment durch nichts zu ersetzen war.

Ich glaube es hätte in dem Moment nichts gegeben, was mir besser getan hätte als diese Berührung.

Ich hatte meine Augen zu seiner Hand gesenkt.

Nun hob ich den Kopf und sah ihm fest in die Augen.

Seine blauen Augen sahen mich mitfühlend an.

Ich wusste das er Verständnis hatte und das er das alles nicht als peinlich ansah.

Aber mir war es dennoch peinlich.

Auch wenn wir nicht mehr zusammen waren.

Oder eben gerade deswegen.

,,Was ist dann passiert?“, fragte er zögernd.

,,Ich... Ich habe dich dann gefunden. Du hast auf einem Hochhaus gestanden...“

Ich schluckte schwer.

,,Ich wollte mit dir reden. Bin so schnell ich konnte zu dir hoch gekommen... Wir haben das geklärt.... Wir hatten uns vertragen... Und dann ist es passiert...“

Ich konnte nicht weiter reden.

Nun bahnten sich die Tränen ihren Weg über meine Wangen.

Unaufhaltsam schossen sie aus meinen Augen und rannen meine Wangen runter.

Diesmal machte ich mir auch nicht die Mühe sie vor Manuel zu verstecken.

Es hatte eh keinen Sinn.

Er hatte sie wahrscheinlich eh schon gesehen.

 

 

Manuel rutschte näher zu mir.

Er saß nun direkt neben mir.

Schnell hatte er mich in seine Arme gezogen.

Ich legte meinen Kopf gegen seine Schulter und weinte.

Ich merkte wie die Tränen immer schlimmer kamen.

Es tat so gut sich dem ganzen Stress etwas Luft zu machen.

Ich wusste das es viel war, was ich die letzten Monate erlebt hatte.

Aber das es mir so tief in den Knochen saß, war mir bis eben einfach nicht klar.

Ohne weiter darüber nachzudenken heulte ich mich bei Manuel an der Schulter aus.

Ich hatte das Gefühl es müssen Stunden vergangen sein, bevor ich mich wieder von Manuel löste.

Ich sah ihn nicht an sondern stand auf.

,,Ich komme gleich wieder.“, sagte ich schnell und ging raus.

Mein Weg führte mich in mein Badezimmer.

Ich musste mich etwas frisch machen bevor ich Manuel wieder ansah.

So konnte ich ihn unmöglich wieder unter die Augen treten.

Ich ging zu dem Waschbecken und ließ mir kaltes Wasser ins Gesicht spritzen.

Das machte ich so lange bis ich der Meinung war das es gut war und ich wieder wie ein normaler Mensch aussah.

Ich wusste das Manuel den Rest von meinem Traum kannte.

Dazu brauchte ich ihm nicht zu erzählen, das er durch einen blöden Zufall doch noch von dem Hochhaus fiel und das natürlich nicht überlebte.

Ich denke, das wusste er nachdem was ich ihm erzählt hatte und er meine SMS gelesen hatte.

Nun wollte ich Manuel auch nicht mehr länger warten lassen.

Ich trocknete mir das Gesicht noch schnell mit einem Handtuch ab und hing es wieder an den Haken.

Noch schnell einen kurzen Blick in den Spiegel.

Okay, gut sah besser aus, aber ich wusste ja auch was noch alles kommen würde.

Dann verließ ich mein Badezimmer wieder und ging zurück zu Manuel ins Wohnzimmer.

 

 

,,Magst du noch etwas zu trinken?“, fragte ich ihn als ich sah das er seinen Kaffee leer getrunken hatte.

Manuel nickte nur.

Ich nahm die Tassen mit in die Küche.

,,Cola?“, rief ich ins Wohnzimmer.

,,Ja, bitte.“

Ich nahm eine Flasche Cola mit und zwei Gläser.

Diese stellte ich dann auf den Tisch und schüttete uns die Cola darein.

,,Danke.“

,,Bitte.“

Ich drehte die Flasche zu und stellte sie an den Tisch auf dem Boden.

Das kannte Manuel sicher auch schon von mir.

Da hatte ich die Flaschen immer stehen.

Schon komisch, was der Mensch so für Angewohnheiten hat.

Dann sah ich Manuel an.

,,Ich bin dir Dankbar, das du bei mir bist und das du mir zugehört hast, Manuel.“

,,Das habe ich gerne gemacht.“, sagte Manuel.

,,Also, ist mein Traum erzählt, was behandeln wir als nächstes für ein Thema?“

Manuel räusperte sich.

Ich hätte ja am liebsten jetzt mal ein schönes Thema, aber ich fürchte die brauchen noch etwas. Wie wäre es wenn wir über das gestern Abend reden?“

Ich nickte.

,,Was war denn gestern Abend mit dir los? Du warst als ich dich angesprochen hatte schon so komisch und dann bist du nachher einfach gegangen. Mats schien ziemlich überrascht, das du einfach gegangen bist.“

Ich holte tief Luft.

,,Manuel, ich möchte das du ehrlich zu mir bist.“

Manuel sah mich erschrocken und auch abwartend an.

,,Natürlich ich bin immer ehrlich zu dir, Kevin.“

,,Hast du was mit Roman?“, fragte ich ohne Vorwarnung.

Manuel sah mich überrascht an.

,,Mit Roman? Wie kommst du denn darauf?“

Er wirkte in der Tat überrascht.

Aber das hatte ja noch nichts zu bedeuten.

,,Ich habe euch gestern Abend eine ganze Zeit beobachtet. Du hast die ganze Zeit mit ihm zusammen gesessen und mit ihm auch viel gelacht und Körperkontakt gab es ja auch zwischen euch.“

Manuel nickte.

,,Ja, das meinst du. Das kann ich dir erklären. Das ist alles ganz harmlos.“

,,Na, da bin ich ja mal gespannt.“

,,Du wirst nachher selber lachen, das du deswegen eifersüchtig bist.“

,,Ich bin nicht eifersüchtig!“, sagte ich trotzig.

Manuel konnte sich daraufhin ein Lächeln nicht verkneifen.

Ich musste auch grinsen.

Er hatte ja Recht.

Ich war schon etwas eifersüchtig.

 

 

,,Also es war folgendes: Roman kam gestern Abend zu mir und hat mich um einen Rat gefragt. Er ist verliebt und wusste nicht wie er es der Person sagen kann. Also hat er mich um Rat gefragt. Ich habe ihm dabei nur geholfen und ihm gesagt wie er es am besten machen kann. Und nein, Kevin. Ich kann dich beruhigen. Roman hat sich auch nicht in mich verliebt.“

,,Oh das wird Moritz aber gar nicht gefallen.“

Schnell schlug ich mir die Hand auf den Mund.

Das wollte ich doch gar nicht sagen.

Manuel lachte.

,,Das wird Moritz gefallen.“, lachte er immer noch.

Jetzt war ich irritiert.

,,Was meinst du?“

,,Sei mir bitte nicht böse wenn ich das sage, aber ich hab Moritz letzte Nacht in meinem Gästezimmer aufgenommen. Er kam gestern Abend als die Dortmunder auf ihr Taxi gewartet hatten zu mir und fragte mich um einen Rat. Ich nehme an du weißt, genauso gut wie ich das Moritz sich in Roman verliebt hat.“

Ich nickte.

,,Ja, das weiß ich. Das hat Moritz mir gestern Abend auch gesagt.“

,,Roman kam gestern zu mir und hat mir gesagt das er sich in Moritz verliebt hat. Das weiß Roman allerdings noch nicht. Er wollte gestern Abend von mir noch einen Rat wie er es am Besten bei Roman anstellen kann. Da ich Roman ja gut kenne und so. Na ja und dann hab ich ihn mit zu mir genommen und er hat bei mir im Gästezimmer geschlafen. Ich hab ihm eben einen Zettel geschrieben und ihm den auf den Tisch gelegt. Er wird wohl denke ich wenn er wach ist nach Hause fahren. Ich wollte einfach nur zu dir.“

Ich merkte wie ich rot wurde.

,,Das heißt, du hast gestern nur mit Roman die ganze Zeit zusammen gesessen weil der dir gebeichtet hat, dass er sich in Moritz verliebt hat? Und Moritz war gestern Nacht noch bei dir um dir zu beichten das er sich in Roman verliebt hat?“

Manuel nickte.

,,Genau so war es.“

,,Scheiße und ich war eifersüchtig auf den Kleinen.“

Das war mir jetzt wirklich mehr als peinlich.

,,Ich hab nur gesehen das ihr den ganzen Abend zusammen gehangen habt, und das ihr euch umarmt habt und das hat mir dann den Rest gegeben. Ich dachte da läuft etwas.“

Manuel schüttelte den Kopf.

,,Nein, da läuft höchstens was bei Moritz und Roman. Roman hat mich gestern Abend in den Arm genommen um sich zu bedanken und um sich zu verabschieden weil er dann auch gegangen ist.“

Ich nickte.

,,Dann muss ich mich wohl noch bei Mats und Julian entschuldigen.“

Manuel nickte.

,,Das fürchte ich auch.“

,,Oh man ist das peinlich.“

 

 

Manuel sah mich an.

Er konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.

,,Lass uns noch den Rest besprechen, damit wir alles hinter uns bringen können.“

Manuel nickte erneut.

,,Okay. Dann bliebe wohl als nächstes der Zeitungsartikel.“

Nun nickte ich.

,,Ich habe die Zeitung mitgebracht. Wenn du möchtest dann kannst du dir den Artikel mal durchlesen.“

,,Kannst du mir den vorlesen?“

Manuel sah mich fragend an.

,,Ich mag deine Stimme eben.“

Nun wurde ich wieder rot.

Mensch, was ist denn heute nur mit mir los?

Das kenne ich ja gar nicht von mir, vor allem nicht das ich so schleimen kann.

Bei Manuel aber kam es scheinbar gut an.

Er lächelte.

Man, dieses Lächeln hatte mich schon damals als ich noch nicht mit ihm zusammen war um den Verstand gebracht.

Alleine dafür hätte ich ihn auf der Stelle am liebsten geküsst.

Manuel schien meine Gedanken erahnen zu können.

Sein Lächeln wurde breiter.

,,Okay, ich habe meine Tasche noch in der Küche. Ich gehe sie schnell holen und dann lese ich dir den Artikel vor.“

Ich nickte.

Manuel stand auf und ging in die Küche.

Kaum war er hinter mir drehte ich mich auch schon rum.

Den Blick auf Manuel´s Arsch konnte ich mir einfach nicht verkneifen.

Er hatte aber auch einen geilen Arsch.

Aber das war mir ja schon vorher aufgefallen.

Ich hoffe einfach, das alles wieder in Ordnung kommt.

Gerade jetzt wo Manuel seine Erinnerungen wieder hatte musste es doch wieder klappen mit uns.

 

 

Dann kam Manuel auch schon wieder.

Er setzte sich dann wieder neben mich und sah mich an.

,,Bereit?“

Ich nickte.

Dann fing Manuel an zu lesen.

 

,,Schalke – Star Manuel Neuer: der tiefe Absturz eines gefeierten Fußballprofis!

Vom Feind zum Freund. Auf Kuschelkurs mit Kevin Großkreutz.

 

Die Gerüchte um Fußballstar Manuel Neuer scheinen sich zu erhärten. Wie bereits bei uns zu lesen war, leidet Neuer unter einem Gedächtnisverlust auch Amnesie genannt. Nach der schrecklichen Entführung, und der Zeit in der keiner wusste wo sich Neuer aufhält, wurde er nach seiner Freilassung in München wieder nach Buer (Gelsenkirchen) in seine Heimat gebracht.

Der Gedächtnisverlust scheint aber nach ersten Nachforschungen schlimmer als gedacht. Denn dadurch scheinen sogar die größten Feinde zu Freunden zu werden.

So wie auf dem Foto (rechts) zu sehen, wurde Neuer mit Feind Nummer 1 Kevin Großkreutz (Borussia Dortmund) bei einem gemeinsamen Besuch beim Arzt gesehen. Die beiden wirkten ziemlich vertraut und sollen laut Augenzeugen auch miteinander gekuschelt haben.

Warum die beiden zusammen beim Arzt waren und ob Neuer und Großkreutz uns ihre Feindschaft nur vorgespielt haben und in Wirklichkeit sogar ein Liebespaar sind, konnten wir leider bis zu diesem Zeitpunkt nicht recherchieren.

Möglicherweise stehen uns Neuer oder Großkreutz auch in naher Zukunft zu einem Interview bereit, in dem sie (möglicherweise sogar gemeinsam) Stellungnahme zu diesem Treffen nehmen.

Die Bilder werfen jedenfalls sehr viele Fragen auf...“

 

Manuel reichte mir die Zeitung.

Ich nahm sie entgegen und sah mir die Bilder an.

Das sind zweifelsfrei wir beide, als ich mit Manuel beim Arzt war.

,,Woher wissen die das und wer konnte da die Bilder machen? Das hätten wir doch merken müssen.“

,,Ich weiß es nicht.“, gab Manuel ehrlich zu.

Ich antwortete nicht.

 

 

Lange hielt ich die Zeitung in der Hand und starrte auf das Bild.

Das sind wir wirklich.

Kaum zu glauben.

Selbst beim Arzt sind wir nicht ohne die Öffentlichkeit.

Manuel nahm einen tiefen Schluck aus dem Glas mit der Cola.

Dann stellte er das Glas wieder auf den Tisch.

Er sah mich an und nahm mir die Zeitung aus der Hand.

Schnell hatte er diese so zusammengefaltet das ich die Bild nicht mehr sehen konnte.

Er legte sie auf den Tisch und legte seine Hand auf meinen Arm.

,,Kannst du jetzt verstehen, wieso ich das nicht kann? Ich meine Kevin, die haben uns jetzt schon unter Beschuss. Wenn wir jetzt nicht dagegen angehen, dann würden die uns wirklich outen und dann?“

Ich holte tief Luft und wählte meine Worte mit Bedacht.

,,Aber vielleicht ist das auch eine Chance für uns.“, sagte ich vorsichtig.

,,Wie Chance? Was meinst du?“

,,Ja, vielleicht ist das auch unsere Chance uns zu outen. Ich meine, dass hab ich dir ja auch schon mal gesagt. Unsere Vereine stehen hinter uns und ich denke Fans, die wirklich wahre Fans sind stehen auch dann hinter uns.“

,,Ja, schon. Aber wir haben eine Vorbildfunktion und in dieser müssen wir schauen, das wir keine Scheiße bauen.“

,,Ja, aber Manuel!“, sagte ich etwas empört.

Manuel zuckte etwas zusammen.

,,Willst du etwa sagen, dass es scheiße bauen ist, wenn du mit mir zusammen bist?“

Manuel schüttelte den Kopf.

,,Nein, natürlich nicht. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass es viele gibt, die uns dann beschimpfen und so und uns sagen, dass wir keine guten Vorbilder für unsere Fans und vor allem auch für die Kinder sind.“

,,Ja, aber andererseits könnten wir auch damit Akzente setzen. Vielleicht würden Mats und Julian dann auch mitmachen und sich auch outen. Wir könnten dann für Toleranz und Menschenachtung im Fußball kämpfen.“

Manuel nickte kaum merklich.

Er sagte aber nichts also entschied ich mich dazu weiter zureden.

,, Mensch, Manuel. Auch wenn wir in der Öffentlichkeit stehen. Auch wenn wir Profis sind. Wir sind im Endeffekt auch nur Menschen, und auch wir haben ein verdammtes Recht auf Sexualität und auch wenn es eine Gleichgeschlechtliche Sexualität bedeutet.“

Manuel nickte erneut.

 

 

Ich nahm mein Glas in die Hand und leerte es in einem Zug.

Völlig in Rage geredet brauchte ich jetzt einfach etwas zu trinken.

,,Ja, ich glaube du hast Recht, Kevin.“

,,Natürlich hab ich Recht.“

,,Vielleicht können wir ja wirklich noch ein paar mehr Paare dazu bewegen sich öffentlich zu outen durch unser Outing. Nicht nur in unserem Verein oder in den anderen Vereinen. Vielleicht können wir dadurch auch Fans von uns davon überzeugen, dass es keine Schande ist auf das gleiche Geschlecht zu stehen.“

,,Genau das will ich doch sagen, Manuel. Genau das.“

Manuel nickte nachdenklich.

,,Ich glaube das ist wirklich keine schlechte Idee.“

,,Das sage ich doch, Manuel. Ich würde alles dafür tun, dich zurück zu bekommen. Ich weiß, das ich dir das nie gesagt habe, aber ich habe lange darüber nachgedacht und ich weiß, das es jetzt an der Zeit ist.“

Ich nahm Manuel´s Hände in die Hand.

Dann drehte ich mich etwas zu ihm und sah ihm tief in die Augen.

,,Manuel, ich liebe dich. Ich liebe dich von ganzem Herzen. Ich will und kann einfach nicht mehr ohne dich sein.“

Manuel sah mich lange an bevor er antwortete.

Ein sanftes Lächeln umspielte seine Lippen.

,,Ich liebe dich auch, Kevin. Und um ehrlich zu sein... Möchte ich auch nicht mehr ohne dich sein.“

Nun umspielten auch meine Lippen ein Lächeln.

Aber es war noch zögernd.

Ich wusste nicht wie es enden würde, und ob es wirklich so gut enden würde, wie es sich gerade anfühlte.

Manuel näherte sich und drückte mir seine Lippen auf meine.

Oh wie hatte ich diese weichen Lippen vermisst.

Und der Geruch.

Jetzt wo Manuel mir so nah war konnte ich seinen Geruch tief in mir aufnehmen.

Zögernd strich Manuel mit seiner Zunge über meine Lippen.

Nur zu gerne gewährte ich Manuel den Einlass und unsere Zungen fochten einen Leidenschaftlichen Kampf aus.

Was hatte ich das vermisst!

Nun schien endlich wieder alles gut zu werden.

Hoffentlich träumte ich das alles nicht nur.

 

 

Als wir uns wieder voneinander getrennt hatten sah ich Manuel an.

,,Also gibst du uns doch noch eine Chance?“

,,Ich glaube, wir haben beide wirklich viel mitgemacht in letzter Zeit. Es war sicher nicht einfach für uns. Aber ja, ich will dich zurück. Du hast mir so gefehlt.“

Manuel fiel mir in die Arme und auch ich legte meine Arme auf seinen Rücken.

Ich war einfach froh, das ich meinen Manuel wieder hatte.

Mit allem was dazu gehörte.

Vor allem aber auch mit den Erinnerungen.

Mit allen Erinnerungen.

,,Manuel?“

,,Hmh?“

,,Das ist aber kein Traum aus dem ich gleich aufwache und alleine in meinem Bett liege oder?“

Manuel hob seinen Kopf und kniff mir in den Bauch.

,,Aua.“

Manuel grinste.

,,Spätestens jetzt hättest du wach werden müssen. Aber wie du siehst, es ist alles Realität und ich bin auch noch immer da.“

Nun musste ich grinsen.

Manuel legte seinen Kopf wieder gegen meine Brust.

Ich vergrub meine Nase tief in seinem blonden Haar.

Nahm den Geruch seines Shampoos war und genoss jede Sekunde mit meiner neuen alten Liebe.

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