Kapitel 15

 

Langsam verstehe ich nichts mehr.

Wo bin ich? Wer bin ich? Ich weiß es alles nicht.

Ich wollte doch nicht viel.

War ich so ein schlechter Mensch das ich hier so festgehalten werde?

Ich spürte die Verzweiflung erneut in mir aufsteigen.

Langsam aber sicher hatte ich das Gefühl ich würde hier nie mehr raus kommen.

Ich zog an den Fesseln und versuchte mich zu befreien.

Die Verzweiflung schien in mir Kräfte freizusetzen die ich gar nicht von mir kannte.

Kurz bevor ich es endgültig geschafft hab mich aus den Fesseln zu befreien betrat ein Mann meinen Bunker.

Dies vermutete ich jedenfalls an seinen Schritten.

Die Schritte kamen schnell, scheinbar hatte er es eilig.

Plötzlich stand der Anführer der Männer vor mir und sah auf mich runter.

 

 

,,NEUER!", brüllte er sofort los.

Ich zuckte unwillkürlich zusammen.

,,Ich hab dir doch gesagt du sollst die Scheiße sein lassen. Du sollst nicht versuchen dich zu befreien. Ich sehe dich doch!"

Ich sagte nix. Das war wohl auch besser so.

Meine Augen starrten den Mann an. Er kochte vor Wut.

Das konnte ich deutlich sehen und seine Hände ballten sich zu Fäusten.

,,So eine Scheiße! Konntest du nicht noch warten? Heute ist die Geldübergabe! Wahrscheinlich kommst du die nächsten Tage eh frei, aber nein, du musst ja hier einen auf dicken Macker machen! Du kotzt mich immer mehr an, Neuer!"

Die Worte kamen wie Geschosse aus seinem Mund und jedes einzelne Wort fühlte sich an wie eine Ohrfeige.

Der Mann beugte sich zu mir runter und sah mir in die Augen.

Sie starrten mich an.

Ein Gefühl des Unbehagens durchfloss mich und ich spürte das etwas passieren würde.

Ich konnte den Hass in seinen Augen erkennen.

,,Was soll das, Neuer?"

Wieder entschloss ich mich nichts zusagen.

Der Mann wurde immer wütender und seine Augen funkelten mich böse an.

Ihm schien nicht zugefallen das ich so still war.

Er hob seine Faust und deutet an mich schlagen zu wollen.

Seine Faust sauste auf mein Gesicht zu.

Ich schloss meine Augen.

Aber der Schmerz den ich erwartete blieb aus.

 

 

Vorsichtig öffnete ich meine Augen.

Der Mann hockte immer noch über mir allerdings traf seine Faust nicht mich sondern die Matratze auf der ich lag.

Er hatte absichtlich an mir vorbei geschlagen.

Aber wieso?

Ich wusste nicht was ich davon halten soll.

Meine Augen wanderten unbewusst zu der Hand des Mannes.

Er zitterte.

Sein Blick folgte meinem und wir starrten beide wie gebannt auf die Hand.

Meine Gedanken gingen auf Reise und ich dachte daran was mich wohl erwarten würde wenn ich wirklich freigelassen werden würde.

Würden mich meine Freunde wiedererkennen?

Wahrscheinlich schon.

Aber würde ich meine Freunde erkennen?

Ich hatte doch immer noch keine Ahnung wer meine Freunde und wer meine Feinde sind.

Hoffentlich hatte dieser Alptraum hier bald ein Ende.

 

 

Der Schmerz der plötzlich meinen Kopf durchzuckte kam völlig unerwartet für mich.

Bevor ich mich fangen konnte und realisieren konnte was passiert ist traf mich ein weiterer Schlag.

Diesmal traf er mich am Mund.

Ich schmeckte Blut.

Weitere Schläge prasselten auf mich ein.

Ich versuchte Reflexartig meine Arme vor mein Gesicht zu heben und es zu schützen.

Allerdings konnte ich das nicht, da meine Hände immer noch gefesselt waren.

Ich windete mich unter den Schlägen und versuchten eben diesen auszuweichen.

Leider ohne Erfolg.

Mein Gesicht tat überall weh und ich schmeckte Blut.

Er muss meine Lippe getroffen haben, schallte es in meinem Kopf wieder.

Ich wand mich stärker und versuchte alles das er aufhört.

Angst kroch in mir hoch.

Die Angst davor das er mich totschlagen würde.

Ich mobilisierte noch ein letztes Mal meine ganze Kraft und versuchte mich zu wehren und die Schläge abzuhalten.

Plötzlich hörten die Schläge auf.

Mein Gesicht brannte vor Schmerz und mein Auge war angeschwollen.

Ich sah zu dem Mann auf der sich langsam, wie es mir vorkam in Zeitlupe, aufrichtete.

Er sah mich von oben runter an.

Ein leises Schnaufen drang in mein Ohr.

 

 

Der Mann holte tief Luft und spuckte mir vor die Füße.

Er traf mich nicht aber die Geste war eindeutig.

Ich versuchte das andere Auge zu öffnen.

Jedoch hatte ich das Gefühl es sei zusammen geklebt.

Ich bekam es nicht auf.

Ich musterte den Mann mit dem anderen Auge und versuchte zuerkennen was er vorhatte.

Jedoch gelang mir das nicht wirklich.

Mein Denken wurde von dem Schmerz überschattet und ich konnte mich nicht konzentrieren.

Ich wollte die Augen schließen.

Der Schmerz machte mich müde.

Den einzigen Gedanken den ich noch fassen konnte war einfach nur zu schlafen.

Doch plötzlich wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.

Hart und unvorbereitet.

Ich Tritt in den Magen.

Ich sah Sterne die die vor meinen Augen tanzten.

Der Hintergrund verschwamm und ich konnte recht schnell nichts mehr von meiner Umgebung erkennen.

Es wurde alles schwarz um mich herum und meine Augen wurden schwer.

Ein kurzes Flackern zeigte mir noch ein letztes Mal meine Umgebung schemenhaft

Dann driftete ich in einen langen Traumlosen Schlaf ab.

 

 

Ich weiß nicht wie lange ich geschlafen hatte, aber es kam mir vor wie eine Ewigkeit.

Tritte gegen meine Hüfte und meine Rippen ließen mich langsam wieder zu mir kommen.

Wieder stand der Mann vor mir der mich so zugerichtet hatte.

Ich versuchte meine Augen zu öffnen, allerdings gelang mir das nur auf einem Auge. Das andere musste immer noch geschwollen sein.

Also konnte ich so lange nicht geschlafen haben.

Langsam aber stetig drang wieder Leben in meinen geschwundenen Körper.

Denn auch der Schmerz kam wieder und ließ mich erinnern an das was hier eben passiert war.

Die Schläge und der Tritt, die Sterne und die Dunkelheit.

Ich sah den Mann an.

Er sah auf mich runter und grinste.

,,Neuer, deine Freunde sind doch nicht so doof wie ich dachte. Ich hätte ehrlich nicht damit gerechnet das du deinen Freunden doch so beliebt bist. Ich dachte die zahlen sicher nicht. Aber ich habe mich getäuscht. Deine Leute haben bezahlt. Sogar pünktlich. Sieht wohl ganz danach aus als müssten wir unser kleines gemütliches Beisammensein bald beenden.“

Der Mann lachte laut.

Es war ein schreckliches Lachen das mir durch alles Mark und Bein drang.

Ich schüttelte mich.

Wollte das Lachen verdrängen, abschütteln.

Der Mann hielt inne.

Er sah mich erneut an.

Wieder dieser nichts sagende Blick den ich nicht mochte.

,,Mach dich schon mal bereit, Neuer. Deine letzte Reise wird wohl bald anstehen wenn nicht vielleicht heute schon.“

Ich hatte keine Ahnung wovon der Mann sprach.

Die Angst beschlich mich das die mich umbringen wollten.

Allerdings spürte ich das der Schmerz wieder stärker wurde und ich schloss meine Augen.

Der Mann trat gegen meine Beine.

,,Neuer! Nicht schlafen! Wir müssen gleich aufbrechen!“

Ich nickte und machte das Auge auf.

Ich sah den Mann an.

 

 

Der Mann ging ein paar Schritte zurück und schaute in die Richtung aus die er kam.

Ich vernahm weitere Schritte.

Ein weiterer Mann kam zu uns.

Ich erkannte ihn.

Den hatte ich hier schon mal gesehen.

Der Mann sah mich an und verzog das Gesicht.

,,Was hast du denn mit dem gemacht?“

,,Das was er verdient hat.“, bekam er auf seine Frage zur Antwort.

Dann wandten sich die Männer um.

Ich konnte dennoch hören was sie sagten.

,,Hast du geschaut ob es da eine Möglichkeit gibt?“

,,In München, ja. Da ist ein Wald. Ich denke da können wir es machen. Das dürfte reichen. Der ist etwas abseits und nicht direkt in unmittelbarer Nähe der Stadt. Ich denke das ist schon okay.“

Der andere Nickte.

,,Gut. Dann machen wir das. Wann brechen wir denn auf?“

Der Mann überlegte kurz.

,,Was denkst du? Ich denke am besten machen wir es sofort, oder?“

,,Meinst du wir können das jetzt schon machen? Wir haben eben erst das Geld bekommen.“, sagte der zweite nachdenklich.

,,Ich bin der Chef. Ich sage wir machen das heute und jetzt. schnapp dir den Neuer, und dann lad den in das Auto. Ich hab ja das Große vor der Türe. Da hast du genug Fläche hinten. Da kannst du den dann drauflegen und dann machen wir uns auf den Weg nach München. Dann werden wir den Neuer los und dann haben wir noch einiges zu tun, jetzt wo wir das Geld haben.“, sagte der erste und packte alles zusammen.

Der zweite kam zu mir und verband mir erneut die Augen.

Dann hob er mich auf die Schulter und brachte mich wie auch besprochen zu dem Auto.

Die Türen scheinen geöffnet gewesen zu sein dann ich wurde unsanft auf einen harten Boden geschmissen.

Dann wurden die Türen zugeschlagen und abgeschlossen.

Keine Fluchtmöglichkeit.

Aber die hatte ich ja auch vorher nicht wirklich, da ich ja gefesselt bin und ich ja auch gemerkt habe, das ich gegen die keine Chance habe, da die auch vor Gewalt nicht zurück zu schrecken schienen.

Nach München würden sie mich bringen. Nur schlecht wo ich keine Ahnung habe wo das ist und was die da mit mir vorhaben.

Ich wartete.

Der Schmerz umhüllte mich erneut und ich merkte das meine Augen erneut schwer zu werden drohten.

Eine Türe wurde aufgemacht und gleich wieder zugeschlagen ebenfalls eine zweite Türe auf der anderen Seite.

Ich war mir nicht sicher aber es schien als wären die beiden Männer jetzt in den Wagen gestiegen.

So war es scheinbar auch denn der Motor des Wagens wurde gestartet.

Der Wagen setzte sich in Bewegung und wir fuhren.

Wahrscheinlich zu diesem München.

Ich atmete schwer denn der Schmerz wurde immer stärker und unerträglicher.

Durch das stetige hin und her wackeln des Fahrens wurde ich müde und auch der Schmerz schien an meinen Kräften zu zehren.

Ich entschloss mich die Augen zu schließen.

Nur einen kleinen Augenblick.

Dann jedoch schlief ich tief und fest ein.

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