Kapitel 6

 

Nachdem ich wieder zu hause war, hatte ich den Gedanken ans Schlafen auch schon wieder verworfen.

Ich würde eh nicht schlafen können.

Meine Gedanken kreisten die ganze Zeit um Manuel und ich überlegte, wie ich raus finden konnte, wie es ihm geht.

Dann hatte ich plötzlich die rettende Idee.

Draxler!

Draxler war doch mit Manuel befreundet zwar hatte ich die Nummer von dem Schlumpf nicht, aber Mats war doch auch mit dem befreundet.

Da hatte Mats auch sicher die Nummer von dem Schlumpf.

Also ging ich in meinen Flur, nahm dort das Telefon von der Ladestation, setzte mich zurück in mein Wohnzimmer und atmete erst mal tief ein und aus.

Nach längerem überlegen und hin und her, was ich Mats denn als Grund nennen könnte, wieso ich plötzlich die Nummer von einem Schlumpf haben wollte, entschied ich mich für die Wahrheit.

Schnell hatte ich die Nummer in internen Telefonbuch gefunden und auf den grünen Hörer gedrückt.

Das Freizeichen ertönte.

Ich sah auf die Uhr.

Es waren schon 14 Uhr.

Also musste Mats vom Training zurück sein.

Der würde dann auch sicher wissen, ob und wann die Schlümpfe Training hatten oder wann ich den Draxler am besten erreicht bekomme.

 

 

,,Hummels?“, meldetet sich Mats kurz bevor ich auflegte völlig außer Atem.

,,Du bist ja doch da.“, sagte ich vorwurfsvoll.

,,Kevin, ja ich war nach dem Training noch eine Runde joggen und bin gerade erst die Türe rein. Was kann ich für dich tun? Geht es dir schlechter? Soll ich vorbei kommen?“

,,Nein, mir geht es nicht besser aber auch nicht schlechter. Hör zu, ich kann dir das alles gerne mal in Ruhe erklären, aber bitte nicht jetzt. Ich brauche einfach die Nummer von dem Draxler. Die hast du doch sicher, oder?“

,,Von Julian? Kevin, bist du dir sicher, dass alles in Ordnung ist und das ich nicht vorbei kommen soll?“, fragte Mats nun besorgt.

,,Ja, ich bin mir sicher. Hör zu, es hat einen Grund. Ich kann dir das alles aber jetzt nicht erklären, okay? Gib mir bitte einfach die Nummer.“, flehte ich meinen Kollegen schon fast an.

,,Kevin, dass geht so nicht. Ich komme jetzt vorbei. Bis gleich.“

Noch bevor ich protestieren konnte, hatte Mats auch schon aufgelegt.

Seufzend legte ich das Telefon auf den Tisch.

Vielleicht war es ja auch schon ganz gut, dass Mats kam.

Dann würde ich sicher die Nummer bekommen und wahrscheinlich würde es mir wohl auch mal ganz gut tun, mit jemandem über die Ereignisse der letzten Nacht zu reden.

Also lehnte ich mich auf meiner Couch zurück und wartete, dass Mats ankam.

 

 

20 Minuten später stand der Abwehrspieler dann auch schon bei mir vor der Türe.

Nachdem ich ihn reingelassen hatte ließ er sich in meinem Wohnzimmer schwer auf mein Sofa fallen.

,,Ich bin direkt nach hier gekommen.“, sagte er.

,,Hättest gar nicht kommen brauchen. Magst was trinken?“

,,Nein, ich will wissen was mit dir los ist, Kevin.“, schüttelte Mats den Kopf.

Seufzend ließ ich mich neben Mats auf dem Sofa nieder und fing an zu erzählen was ich erlebt hatte.

Mats unterbrach mich nicht in meiner Erzählung, sonder hörte aufmerksam zu.

Ich bemerkte, dass seine Augen immer größer zu werden schienen, aber das brachte mich erst mal nicht aus meinem Konzept.

,,Dann war ich eben zwei Stunden im Krankenhaus mit dem Ergebnis, das alles in Ordnung ist.“, schloss ich meine Erzählung.

Mats sog hörbar die Luft ein und schien nachzudenken.

,,Also hast du Manuel vergangene Nacht das Leben gerettet, der Beschimpft dich und der Mann ist spurlos verschwunden und wurde von niemandem mehr gesehen?“

,,Genau so war es.“, nickte ich.

Mats fuhr sich mit seiner Hand durch die Haare und zerwuschelte diese.

Das tat er wohl immer, wenn er angestrengt über etwas nachdachte.

Es kehrte Stille ein, in der sich der Innenverteidiger noch weitere Male durch die dunklen Locken fuhr.

 

 

,,Mir ist aber noch etwas unklar.“, setzte der Verteidiger an worauf hin ich ihn nur fragend musterte.

,,Wieso hattest du Streß mit deinen Eltern? Ich meine es muss ja schon ziemlich heftig gewesen sein, wenn du daraufhin nach Gelsenkirchen fährst. Was wolltest du eigentlich da?“

,,Ist das wichtig?“, fragte ich schnippisch.

,,Eventuell schon.“

Nun war es wohl an der Zeit meinem besten Freund die Wahrheit zu sagen.

,,Ich... Mats, ich... Ich bin... Mein Gott, verdammte Scheiße! Ich bin schwul, okay?“

Verblüfft sah mich mein Kollege an.

,,Okay, aber das ist die eine Sache, aber warum warst du in Gelsenkirchen, Kevin? Das wollte ich wissen.“

,,Ich hab ne Affäre.“

Mats Augen weiteten sich.

,,Mit einem Schalker?“, fragte er vorsichtig.

,,Ja, mit Christoph.“, nickte ich.

,,Metzelder?“, fragte Mats erschrocken.

,,Nein, mit Christoph Moritz.“, sagte ich kopfschüttelnd.

,,Und zu dem wolltest du?“

,,Ja, eigentlich schon. Ich hatte meinen Eltern gesagt, dass ich schwul bin und die hatten ein ziemliches Problem damit und da habe ich mir keinen anderen Ausweg gesehen, als zu Christoph zu fahren. Ich bin vorher noch etwas spazieren gegangen um einen klaren Kopf zu bekommen und da hab ich dann den Mann getroffen, der mich auf Manu... Neuer aufmerksam gemacht hat.“

Erneut trat Stille ein in der Mats nachzudenken schien.

 

 

,,Julian und Manuel haben seit dem Wechsel von Manuel keinen wirklich guten Kontakt mehr. Eigentlich gar keinen mehr. Aber vielleicht würde das die Situation ändern. Julian leidet tierisch unter dem Bruch zwischen den beiden. Möglicherweise hat er schon etwas gehört.“

,,Ich will einfach nur die Nummer von Julian, Mats.“

,,Ich rufe Julian jetzt an. Ich glaube ich kann ihm das besser erklären als du. Du und Manuel ihr habt eben euer eigenes Verhältnis zueinander.“

,,Benutze nie wieder das Wort Verhältnis im Zusammenhang mit mir und Neuer.“, funkelte ich ihn böse an, worauf Mats ergebend beide Arme hob.

,,Schon gut, ich werde es nicht mehr sagen. Ich rufe jetzt Julian an. Vielleicht weiß der was und kann uns weiterhelfen.“

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Thema: Kapitel 6

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