Kapitel 14

 

Die Nachricht, dass Manuel im Koma lag, traf mich hart und unvorbereitet.

Ich hatte nicht wirklich eine Ahnung wie ich damit umgehen sollte.

Vor allem war da noch die große Ratlosigkeit, wieso ich überhaupt so reagierte.

Warum traf es mich so?

Ich machte mir Sorgen um einen Schalker?

Ausgerechnet um den Schalker schlechthin Manuel Neuer.

Aber ich hatte ihn ja auch gerettet.

Wahrscheinlich, weil ich nicht wollte, dass die Derbys langweilig wurden.

Denn erst mit ihm wurden die Derbys zu etwas Besonderem.

Marcel begutachtete mich prüfend.

Ich sah auf den Boden und versuchte mir nichts anmerken zu lassen.

Es wäre schon ganz schön peinlich geworden, wenn ich ausgerechnet bei ihm erklären müsste, was das eigentlich ist, wo ich mich doch selber nicht verstand.

Auch Mats und Julian schien mein Blick nicht entgangen zu sein.

Denn auch die beiden musterten mich prüfend.

Doch auch sie sahen weg, als sie merkten, dass es mir unangenehm war.

,,Ich glaube wir gehen dann jetzt besser nach Hause.“, schlug Mats nach einer Weile vor.

Wir nickten zustimmend.

Ich glaube wir waren alle froh, dass wir aus dieser unangenehmen Stille und dem Schweigen entfliehen konnten.

,,Darf ich gleich nochmal mit zu dir kommen, Kev?“, fragte Mats.

,,Ja, wenn es sein muss.“

Mats entschloss sich darauf nichts mehr zu sagen.

Wir gingen zu unseren Autos, verabschiedeten uns und stiegen ein.

Bevor ich den Motor anließ, atmete ich erst noch einmal durch und fuhr dann los.

 

 

Als ich in Dortmund ankam parkte ich mein Auto in der Garage.

Mats nutzte das und stellte sein Auto vor die Garage.

Wir gingen gemeinsam zur Türe.

Ich schloss sie auf und gewährte Mats schließlich widerwillig Einlass.

,,Geh ins Wohnzimmer. Willst du was trinken?“

,,Bring mir eine Cola mit, bitte.“

Mats ging ins Wohnzimmer und ich sah ihm noch einen Augenblick nach.

Wieso war er denn jetzt hier?

Ich ging in die Küche und holte zwei Gläser und eine Flasche Cola aus dem Kühlschrank und ging damit ins Wohnzimmer zu Mats.

Schnell hatte ich die Gläser auf den Tisch gestellt und gefüllt.

Ich ließ mich ihm gegenüber auf den Sessel fallen und blickte ihn erwartungsvoll an.

,,Wieso wolltest du denn noch unbedingt mit zu mir kommen?“

,,Ich wollte nochmal mit dir reden.“

,,Worüber?“

,,Manuel?!“

,,Muss das wirklich sein, Mats?“

,,Ja, ich finde schon. Ich sehe doch, dass dich das alles ziemlich mitnimmt und ich würde gerne wissen wieso und ob ich dir helfen kann.“

,,Mir kann man nicht helfen.“

,,Aber du verhältst dich so komisch, Kev.“

,,Wie kommst du darauf?“

,,Ich sehe das doch.“

Eine längere Pause kehrte ein.

 

 

,,Ich weiß doch selber nicht, was es ist.“, sagte ich schließlich.

,,Was meinst du?“

,,Mir tut es weh und mir tut es leid zu sehen, dass es Manuel so schlecht geht. Aber ich habe keine Ahnung wieso. Ich kann das nicht einordnen. Das ist alles so komisch.“

,,Kann es sein, dass du dich verliebt hast?“

,,Nein, dass glaube ich nicht.“

,,Glauben ist nicht wissen.“

,,Als ob ich mich in einen Schalker verlieben würde und dann auch noch in Manuel. Das glaubst du doch wohl selber nicht.“

,,Aber was ist es denn dann?“

,,Ich glaube einfach, dass er mir leid tut. Ich habe das schließlich ja auch mitbekommen. Ich habe ihn ja gerettet.“

,,Und du glaubst, dass es nur das ist?“

,,Ja, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass es noch etwas anderes ist.“

,,Ich bin mir da aber nicht so sicher. Ich meine Kevin, wir wissen beide, dass du schwul bist und wir wissen auch beide, dass du schon eine Ewigkeit Single bist. Wäre es nicht möglich, dass du das wegen Manuel bist?“

,,NEIN!!!! Nein, wie kommst du denn auf so einen Scheiß?“

,,Dein Verhalten hat es nur bestätigt.“

,,Das ist doch Blödsinn. Das bildest du dir nur ein.“

,,Ach wirklich?“

,,Ja, wirklich.“

Eine Pause kehrte ein, in der niemand etwas sagte.

 

 

Nach einer Weile in der wir uns an schwiegen sah ich zu Mats hoch, da ich meine Tischplatte begutachtet hatte, als wäre sie etwas Besonderes.

,,Ich glaube, es ist besser, wenn du jetzt gehst.“

,,Bist du sicher? Ich bin doch für dich da.“

,,Ja, ich bin sicher. Ich wäre einfach gerne alleine.“

,,Aber Kevin...“

,,Nichts aber Kevin. Ich wäre einfach gerne alleine.“

Ohne ein weiteres Wort erhob er sich und verließ mein Haus.

Im Nachhinein tat es mir leid, Mats so aus dem Haus geschmissen zu haben, aber er würde es sicher verstehen.

Mats war ohnehin kein nachtragender Mensch.

Er wäre jetzt vielleicht etwas sauer oder enttäuscht, aber das würde sich bis morgen wieder geben.

Ich seufzte und stand auf.

Planlos lief ich in die Küche und sah in den Kühlschrank.

Meine Mutter war einkaufen.

Der Kühlschrank war voll.

Aber bei dem Anblick des Essens wurde mir eher schlecht, als das ich Hunger bekam.

Ich schloss den Kühlschrank wieder, ging ins Wohnzimmer und machte es mir auf der Couch bequem.

Meine Gedanken wanderten wie von Geisterhand von Mats zu Manuel.

Und schon wieder dachte ich an ihn.

Aber das musste ich wohl auch, um mir klar zu werden, was das war.

Hatte ich mich wirklich in Manuel verliebt?

Mats konnte doch unmöglich Recht haben mit seiner Vermutung.

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