Kapitel 23

 

Ich betrat das Krankenzimmer und das schlechte Gefühl verstärkte sich erneut.

Manuel lag im Bett und setzte sich direkt aufrecht hin, als wir eintraten.

Er sah wirklich schlecht aus.

Blass und immer noch nicht wirklich bei sich.

Vor allem fiel mein Blick auf der Stelle auf beide Unterarme die immer noch verbunden waren.

Das waren wohl noch die Rückstände von seinen Schnittverletzungen.

Er schien nicht begeistert mich zu sehen.

Aber was hatte ich auch erwartet?

Das er mir freudestrahlend um den Hals fiel, weil ich, sein Feind Nummer 1, ihn besuchen kam?

Er hatte doch keine Ahnung von nichts.

Weder von meinen Gefühlen für ihn noch davon, dass ich ihn gerettet hatte.

Das würde er wohl früher oder später erfahren.

Marcel würde es ihm sicher sagen, aber das würde nichts ändern.

Er würde mich immer noch als das sehen, was ich bin.

Als seinen Feind und als den dummen Urborussen, den ich immer mimte.

Kurz nachdem wir den Raum betreten hatten, fingen auch gleich die Beschimpfungen an.

Hatte ich ernsthaft was anderes erwartet?

Ich muss doch schon echt ein verdammt großer Trottel gewesen sein, wenn ich das wirklich erwartet hatte.

Ich entschloss mich besser nichts darauf zu sagen.

Und so ließ ich die Beschimpfungen über mich ergehen.

Als er dann aber sagte ich solle gehen, tat ich es auch lieber.

 

 

Es wäre schon verdammt peinlich geworden, wenn ich angefangen hätte zu heulen, während Manuel mich beleidigt.

Ich seufzte und drehte mich rum.

Mit schnellen Schritten verließ ich den Raum.

Alle Versuche von Marcel, Mats und Julian ihn zu beruhigen schlugen fehl.

Und davon gab es von allen drei Seiten ordentlich viele.

Ich ging den Krankenhausflur entlang bis zu den Aufzügen.

Dort wartete ich kurz, entschied mich dann aber doch für die Treppen.

Mein Weg führte mich runter und dann raus.

Schnell hatte ich den zugehörigen Park gefunden und ging dort eine Weile spazieren.

Das ich hier erkannt werden könnte und in Erklärungsnöte kommen würde, wieso ich am hellen Tag durch ein Gelsenkirchener Krankenhauspark laufen würde, störte mich nicht.

Ich entdeckt am Wegrand eine Bank, auf die ich mich schwer fallen ließ.

Tränen brannten in meinen Augen, dass konnte ich deutlich spüren.

Dennoch bemühte ich mich diese weg zublinzeln.

Das waren Dinge, die keiner sehen musste.

Diese Dinge machte ich mit mir alleine aus und nicht in der Öffentlichkeit und erst Recht nicht in Gelsenkirchen.

Über den Gedanken musste ich innerlich lachen.

Es war doch schon ganz schön bekloppt, sich über so was überhaupt Gedanken zu machen.

Von weitem schon, sah ich Mats und Julian mit schnellen Schritten durch den Park kommen.

 

 

Scheinbar suchten sie mich.

Als sie mich dann auch endlich gefunden hatte, kamen sie auf mich zu.

,,Kevin, geht es dir gut?“, fragte Mats besorgt.

,,Ja, mir geht es gut. Ich hatte nur keinen Bock mich da oben beleidigen zu lassen. Was soll die Scheiße denn?“

,,Ich kann das ja verstehen, Kevin. Aber du solltest nicht vergessen, dass Manu keine Ahnung von dem hat, was passiert ist. Ich gehe davon aus, dass er auch nicht weiß, das du dazu gehörst oder ähnliches.“, versuchte es Julian.

,,Ich verstehe das ja auch. Und dennoch tut es einfach weh. Muss das denn wirklich sein?“

,,Marcel wird ihn sicher aufklären und ihm sagen was los ist. Marcel ist oben bei ihm geblieben.“, sagte Mats ruhig.

Marcel war also oben geblieben.

Der kannte die ganze Story.

Dem hatte ich alles gesagt, was ich wusste und der wusste auch wer der Kerl war, den ich an dem Abend nicht mehr gefunden hatte.

Das verschaffte mir immer noch eine Gänsehaut.

Ich hatte immer noch nicht begriffen, wie es sein kann, dass der Mann einfach so verschwunden ist.

Aber wenn Marcel ihn erkannt hatte, dann würde er sicher auch wissen, wer der Mann ist und dann würde wohl auch ich das erfahren.

Schließlich machte ich mir auch meine Gedanken, wenn ein Mann so plötzlich verschwindet, mit dem ich kurz zuvor noch geredet hatte.

 

 

,,Woran denkst du, Kevin?“, holte Mats mich aus meinen Gedanken.

,,Ich denke an die ganze Sache. Ich meine der Mann. An den habe ich gerade gedacht.“

,,Wieso, was ist mit dem? Ist dir da noch etwas neues eingefallen?“, fragte Julian aufgeregt.

,,Nein, dass nicht. Aber ich würde schon gerne wissen, wer er ist. Marcel hatte ihn ja schließlich erkannt, da muss er ihn doch auch kennen.“

,,Ja, aber Marcel hat uns bis jetzt noch nicht gesagt, wer es ist.“, sagte Julian resigniert.

,,Ich gehe aber davon aus, dass er es Manuel erzählt, wenn er Marcel weiß wer es ist.“, sagte Mats

,,Das denke ich auch.“, stimmte Julian zu.

Ich hoffte einfach, dass Marcel und Manuel dort oben eine Lösung fanden.

Oder zumindest alles aufklären konnten.

Vielleicht hatte ich dann ja doch noch eine Chance bei Manuel.

Ständig versuchte ich ihm Nahe zu sein und dennoch eskalierte es immer und wir gerieten in Streit.

Dabei hatte ich doch schon vor längerer Zeit aufgeben wollen mich immer mit ihm zu streiten.

Denn daran hatte ich ebenso lange schon kein Interesse mehr.

,,Woran denkst du jetzt schon wieder?“, fragte Mats grinsend.

,,Ich hab nur an das Übliche Gedacht. Wie eben halt.“

,,Deswegen hattest du auch so ein Grinsen im Gesicht?“, harkte Mats nach.

,,Ich habe nicht gegrinst.“

,,Hast du wohl. Hast du etwa an Manu gedacht?“, feixte er mich weiter.

,,Habe ich nicht und wenn schon, was wäre so schlimm daran?“

,,Gar nichts. Hast du dich etwa in den Herrn Neuer verliebt, Kevin?“

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