Kapitel 5

 

Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis wieder Leben in meinen Körper zu kommen schien.

Durch den dumpfen Aufprall, den mein Handy verursachte, als es auf den Boden fiel zuckte ich leicht zusammen.

Ich bückte mich um das Handy aufzuheben und setzte mich in Bewegung.

Vielleicht war es wirklich besser, wenn ich mich mal untersuchen lasse.

Scheinbar hatte mich das alles wohl doch mehr mitgenommen, als ich glaubte.

Im Flur zog ich meine Jacke an und ging raus zu meinem Auto.

Nachdem ich mich angeschnallt und den Motor gestartet hatte, machte ich mich auf den Weg nach Gelsenkirchen, zu dem Krankenhaus, in dem Manuel lag.

Vielleicht hatte ich ja Glück und sie würden mich doch zu ihm lassen.

Ich war zwar kein Angehöriger, aber immerhin hatte ich ihn ja gerettet.

Der Gedanke ließ mich einfach nicht los.

Tief im Inneren machte ich mir ja schon Sorgen um den Keeper, auch wenn ich nicht wirklich verstand wieso, war er doch eigentlich Feind Nummer 1 überhaupt.

Den Rest der Fahrt verbrachte ich damit mir Gedanken zu dem Mann zu machen.

Es konnte doch nicht sein, dass er nicht mehr da war.

Schließlich hatte er doch noch zu mir gesagt, dass er sich an die Straße stellen würde, wegen dem Krankenwagen.

Das hatte ich mir sicher nicht nur eingebildet.

Der Mann war da, da bin ich mir zu tausend Prozent sicher.

Dann erreichte ich endlich das Krankenhaus.

 

 

Mit schnellen Schritten ging ich an den verblüfften Menschen vorbei, die mir nachsahen.

Kam schließlich nicht häufig vor, dass ich in Gelsenkirchener Krankenhäuser spazierte.

Zielstrebig ging ich an der Informationstheke vorbei, direkt in die Notaufnahme.

Glücklicherweise befanden sich an Wänden und Decken genug Schilder, dass ich nicht lange suchen musste.

Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner Schulter.

Rasch drehte ich mich rum und sah in die dunklen fast schwarzen Augen des Sanitäters.

,,Guten Tag, Herr Großkreutz. Schön, dass Sie so schnell kommen konnten. Kommen Sie direkt mit, bitte.“

Noch bevor ich etwas antworten konnte, hatte dieser mich auch schon am Handgelenk gepackt und mich hinter sich her gezogen.

Ich lief hinter ihm her, ohne mich zu wehren.

Eigentlich sollte ich ja froh sein, dass ich direkt aus dem Blickfeld der Leute kam.

Als wir in einem Behandlungszimmer ankamen ließ er mich los.

,,Es tut mir leid, dass ich Sie jetzt da so überrumpelt habe, aber es ist sicher auch in Ihrem Interesse, wenn Sie nicht zu lange den Blicken der Leute ausgesetzt sind.“, erklärte mir der Sanitäter woraufhin ich nur stumm nickte.

,,Ich weiß ja, dass Sie es nicht so mit denen hier haben. Ich bin Fan von euch. Also von der Borussia.“, zwinkerte er.

Ein leichtes, stummes Nicken war meine Antwort.

,,Der Arzt wird gleich zu Ihnen kommen. Der weiß schon Bescheid, dass Sie herkommen.“

,,Na hoffentlich ist das kein Schalker.“, nuschelte ich vor mich her.

Der Sanitäter hatte das scheinbar nicht mitbekommen, denn er eilte aus dem Zimmer und war dann auch gleich schon um die nächste Ecke verschwunden.

 

 

In der Tat brauchte der Arzt nicht mehr lange und bald stand er auch schon vor mir.

,,Guten Tag Herr Großkreutz, mein Name ist Michael Ulrich.“, sagte er freundlich und hielt mir seine Hand hin, die ich daraufhin auch schüttelte.

,,Können Sie mir schon etwas zu Manuel sagen?“, fragte ich direkt und hätte mich am liebsten innerlich geohrfeigt, dass Manuel das erste war, an das ich dachte.

,,Leider darf ich Ihnen da nicht viel Auskunft erteilen. Sie sind ja kein Angehöriger. So viel kann ich Ihnen aber mitteilen: Herr Neuer liegt momentan noch auf der Intensivstation.“

Nickend sah ich den Arzt an.

Das hätte ich mir ja auch denken können.

,,Wenn Sie aber Informationen haben wollen, wenden Sie sich doch an die Angehörigen von Herrn Neuer. Die haben wir gestern, nachdem Herr Neuer zu uns kam informiert.“

,,Danke, das mache ich.“, sagte ich nickend und hätte mich am liebsten erneut geohrfeigt.

Was war nur los?

Wieso machte ich mir verdammt nochmal solche Sorgen um Neuer?

Wie kam ich darauf den Arzt nach seinem Befinden zu fragen?

Vor allem wie kam ich dazu auch noch zu sagen dass ich mich bei seinen Angehörigen melden würde?

Ich verstand mich in dem Moment selber nicht mehr.

,,So, dann wollen wir mal.“, sagte der Arzt und fing an mich auf Herz und Nieren zu untersuchen.

Dabei war ich es ja gar nicht, dem was passiert war, sondern Manuel.

Ich hatte Manuel doch nur gerettet.

 

 

Nach zwei Stunden, die ich in verschiedenen Untersuchungszimmern verbracht habe, kam der Arzt dann schlussendlich zu dem Ergebnis, welches ich ihm auch schon vorher hätte geben können.

,,Tja Herr Großkreutz, ich konnte nichts finden. Es scheint als seien sie kerngesund.“

Ich nickte.

,,Aber sie sagten da wäre ein Mann bei Ihnen und Herrn Neuer gewesen?“

,,Ja, da bin ich mir ziemlich sicher. Der hat mich ja auch erst auf Manuel aufmerksam gemacht. Ohne diesen Mann wäre ich wohl nie zu der Brücke gegangen. Ich war auf dem Weg in die andere Richtung. Als der Mann mich um Hilfe bat, bin ich natürlich direkt zu ihm hin und wollte helfen.“, erklärte ich dem Arzt.

,,Aber meine Kollegen meinten, dass sich vor Ort lediglich Sie und Herr Neuer befunden haben sollen.“

,,Ja, das haben die mir auch schon gesagt. Aber ich bin sicher, dass da noch ein Herr war.“, sagte ich seufzend.

,,Können Sie den Mann beschreiben?“

,,So genau habe ich mir den nicht angesehen. Ich musste mich schließlich um Manuel kümmern.“

,,Okay.“, sagte der Arzt nickend.

,,War es das jetzt?“, fragte ich schon leicht genervt.

,,Ja, Sie können gehen. Sollten wir noch fragen haben melden wir uns.“

Mit einem Nicken und einem letzten Handschütteln verließ ich dann das Behandlungszimmer und auch endlich wieder das Krankenhaus.

Jetzt wollte ich nur noch nach Hause und endlich in mein Bett.

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Thema: Kapitel 5

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