Kapitel 12

 

,,Ja, ihr Bruder lebt noch. Wir hatten zwar diesmal deutlich mehr Probleme, ihn zu reanimieren, aber wir haben es geschafft.“

Ich spürte wie sich Erleichterung in mir ausbreitete.

Zum Glück lebte er noch.

Wieso gab er sich denn auch selber auf?

Das konnte er doch nicht machen.

Er war mein Bruder und wir redeten doch immer über alles.

Wieso hatte er diesmal nicht auch einfach mit mir reden können?

,,Wir werden Ihren Bruder möglicherweise noch in ein künstliches Koma verlegen, bis wir sicher sein können, dass er sich soweit gefangen hat.“

,,Wann kann ich zu ihm?“

,,Genau kann ich Ihnen das nicht sagen, aber ich denke morgen, sobald Sie entlassen sind.“

Wieder nickte ich nur.

,,Sie sind noch recht schwach und sollten sich schonen.“

Toller Ratschlag, wenn man ständig solche Nachrichten bekam!

Mit einem weiteren resignierten Nicken ließ ich die Worte des Arztes auf mich wirken.

Er hatte ja schon Recht.

Solange ich selber nicht fit war, würde es Manuel auch nicht weiterbringen.

Aber ich wollte doch unbedingt für ihn da sein und ihm helfen.

In unserer Familie sollte es das einfach nicht geben, dass jemand Selbstmordgedanken hatte.

Und dann erst Recht nicht mein Bruder.

 

 

Völlig in Gedanken versunken, bekam ich nicht mit, dass Mats und Kevin erneut den Raum betraten.

Die beiden stellten sich direkt an mein Bett und sahen mich an.

Als ich die beiden bemerkte, schlich sich ein kleines Lächeln auf meine Lippen.

,,Hey, schön, dass ihr wieder da seid.“

,,Wir waren nur einen Kaffee trinken.“, sagte Mats.

,,Weißt du was Neues von Manuel?“, fragte Kevin beinahe hysterisch.

Augenblicklich spannte sich Kevin´s Muskulatur an.

Ich hatte keine Ahnung wieso der Urborusse so reagierte, aber es schien ihn mehr mitzunehmen, als er zugeben wollte.

Für den Anfang entschloss ich mich die Sache auf sich beruhen zu lassen.

Wenn ich Kevin jetzt drauf ansprechen würde, dann hätte das wohl eh keinen Sinn.

Schlimmer machen wollte ich es ja nun auch wieder nicht.

,,Der Arzt meinte, dass Manuel durch die Schnittwunden viel Blut verloren hätte und das sie ihm deshalb Blutkonserven gegeben haben. Einige der Wunden sind recht tief. Das er vor Ort nachdem Kevin ihn gefunden hatte reanimiert werden musste und das haben sie eben als ich ihn besuchen wollte auch nochmal tun müssen. Er wird wahrscheinlich in ein künstliches Koma verlegt. Ich muss noch bis morgen hier bleiben, aber wenn ich dann entlassen werde, dann kann ich zu ihm. Das werde ich dann auch direkt machen und dann halte ich euch direkt auf dem Laufenden.“

Kevin und Mats hatten die ganze Zeit still schweigend zugehört.

Keiner der beiden hatte meine Erzählung unterbrochen.

Aber ich konnte das Entsetzen und auch Mitleid in ihren Augen erkennen.

Nur schien es Kevin sehr mitzunehmen.

Ich sollte einen Blick auf den werfen, sobald es mir wieder besser ging.

 

 

Die beiden blieben noch eine Weile bei mir und anfangs schwiegen wir noch einen Augenblick.

Dann entschlossen sich die beiden auch wieder den Heimweg anzutreten.

Aber sie versprachen am nächsten Morgen wieder zu mir zu kommen.

Ich lag noch einige Zeit wach und überlegte, was alles an dem Tag passiert war.

Nachdem ich den Tag Revue passieren ließ, war mir klar, dass ich mit Manu reden musste.

Ich konnte immer noch nicht glauben, dass Manu ernsthaft versucht hat sich umzubringen.

Sicher hatten auch wir unsere Differenzen, aber das hatten doch alle Familien.

Aber sich deswegen gleich umbringen, war schon heftig.

Es klopft an der Türe.

Ich hob leicht den Kopf und sah zur Türe.

Eine Krankenschwester betrat den Raum.

,,Guten Abend, Herr Neuer. Ich komme Ihnen noch die Abendmedikamente geben. Nehmen Sie die bitte gleich. Sollten Sie davon müde werden, ist das schon richtig so. Sie haben da eine Beruhigungstablette bei. Nicht, dass sie sich dann wundern, dass Sie plötzlich müde sind.“

Ich nickte und schluckte die Tabletten.

Wie ich es hasste diese zu nehmen.

Die Schwester wünschte mir noch eine gute Nacht und verließ dann den Raum.

Ich spürte, wie ich immer müder wurde.

Und meine Augen schließlich einfach zufielen und ich in einen unruhigen und leichte Schlaf fiel.

 

 

Am nächsten Morgen wurde ich schon früh von einer Krankenschwester geweckt.

Ich fühlte mich wieder gut und war sicher, dass ich nun auch stark genug war, das alles durchzustehen.

Manuel würde das wohl auch spüren und da würde es sicher auch weiter gehen und das positiv.

Nachdem die Schwester weg war, ging ich schnell unter die Dusche und wartete auf Mats und Kevin.

Der Arzt war leider noch nicht wieder da und so wusste ich auch noch nicht, ob ich jetzt endlich wieder entlassen wurde.

Schließlich wollte ich schnell zu Manuel.

Es klopfte an der Türe.

Mats und Kevin steckten ihre Köpfe durch die Türe.

Ich bat sie rein und war froh, dass sie endlich da waren.

Kurz nachdem die beiden dann endlich da waren, kam auch der Arzt und hat mir meine Papiere gegeben.

Nun konnte ich endlich zu Manuel.

Mats und Kevin gingen erneut in die Cafeteria und ich machte mich auf den Weg zur Intensivstation.

Die Schwester die Dienst hatte, erkannte mich direkt wieder und ließ mich ohne weitere Probleme rein.

,,Ihr Bruder liegt seit gestern im künstlichen Koma. Ich möchte Sie bitten, dass bei Ihrem Besuch zu berücksichtigen.“

Ich nickte und ging an ihr vorbei zu der Türe hinter der Manuel lag.

Nun war es soweit.

Ich würde ihn endlich sehen und doch nicht mit ihm reden können.

Aber ich merkte dann auch schon, dass ich mir plötzlich doch nicht mehr so sicher war, ob das so eine gute Idee war, zu ihm zu gehen.

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