Kapitel 40

 

Jetzt hatte ich Marcel gerade etwas beruhigt, da kam er auch schon.

Welch tolles Timing.

Aber ich wusste, wie ich nach Außen hin meine Ruhe und Gelassenheit ausstrahlen konnte und somit machte ich mir keine Gedanken.

Eigentlich wusste Marcel das durch seinen Job auch, hatte es aber wohl scheinbar in dem Moment einfach vergessen.

Kevin war so lieb und öffnete die Türe.

Kurze Zeit später kam er auch schon mit Michael zurück ins Wohnzimmer.

,,Guten Tag.“, sagte dieser und betrat den Raum.

,,Hallt.“, kam es zeitgleich von Marcel und mir.

,,Setzen Sie sich doch bitte.“, sagte Kevin und deutete auf den Sessel.

Michael nahm das Angebot dankend an und setzte sich dann auch gleich auf den Sessel.

,,Möchten sie etwas trinken?“

,,Nein, danke.“

Sofort ruhte sein Blick auf uns beiden.

Ich spürte, wie Marcel immer noch leicht zitterte und drückte ihn noch etwas enger gegen mich.

,,Wir haben dich hier her eingeladen, weil wir mit dir etwas zu besprechen haben. Marcel hatte mir schon von deinem Besuch bei ihm erzählt und sagte mir auch, dass du dich geändert hast.“, begann ich auch gleich das Gespräch, weswegen wir hier waren.

Wollte ich doch keine Zeit verlieren, denn mir war es mindestens genauso unangenehm wie Marcel und Kevin.

Auch wenn Kevin sich das nicht anmerken ließ.

 

 

,,Ja, da hast du Recht. Ich habe dich an dem Abend da auf der Brücke gesehen und dachte nur, dass ich dir helfen muss. Das habe ich dann auch getan. Dank der Hilfe des Jungen Manns, war es für mich natürlich viel viel leichter.“, sagte er und deutete bei seinem letzten Satz auf Kevin.

,,Ja, das denke ich mir. Aber wieso warst du in Gelsenkirchen?“

,,Ich wollte euch suchen. Ich war in einer Entziehungsklinik in Dresden und da bin ich jetzt fertig. Also habe ich mich an dem Abend auf den Weg hier her gemacht. Ich wohne jetzt auch wieder in Gelsenkirchen. Ich habe mir dort eine Wohnung angemietet und führe nun wieder ein ganz normales Leben, so wie es jeder andere auch führt. Keine Aggressionen, keine Depressionen und vor allem keinen Alkoholkonsum mehr. Aber das habe ich deinem Bruder auch schon alles gesagt.“

Ich nickte nur, während Michael erzählte und sah Marcel fragend an, als dieser seine Erzählung pausieren ließ.

Marcel nickte ebenfalls nur stumm zur Bestätigung und ich wusste, dass ich ihm vertrauen konnte.

,,Ich nehme an, dass Marcel dir auch schon gesagt hat, was mit Mutter ist. Das sie in einer Klinik ist und mehr oder weniger so fertig ist, dass sie nicht mehr kann?!“

,,Ja, das hat er mir auch gesagt und das tut mir auch sehr leid. Auch das was damals gewesen ist, tut mir natürlich unglaublich leid.“

,,Auch das hast du Marcel schon gesagt.“

,,Ja, das möchte ich dir aber auch nochmal sagen, damit du es auch weißt und von mir gehört hast. Ich möchte, dass du mir glaubst.“

,,Das tue ich erst, wenn ich Beweise dafür habe. Ich möchte keine leeren Worte, sondern Taten. Verhalt dich wie ein vernünftiger Vater, denn der warst du in den letzten Jahren nicht und dann können wir weitersehen.“

 

 

Michael nickte und kramte dann auch schon etwas in seinem Rucksack, den er bei sich trug raus.

,,Das sind die Unterlagen, die du haben wolltest.“, sagte er an Marcel gewandt und hielt sie ihm hin.

,,Danke.“, sagte dieser und nahm den Briefumschlag entgegen.

,,Was ist das?“, fragte ich an Marcel gewandt.

,,Die Unterlagen von der Klinik und alles andere, was es so gibt, über die Therapie und alles.“

Ich nickte nur und sah über Marcel´s Schulter hinweg auf die Unterlagen.

,,Dir ist aber klar, dass man so was fälschen kann?!“, sagte ich misstrauisch.

,,Sicher ist mir das klar, aber ich bin doch auch nicht blöd, Manu. Ich werde es genau wie du auf mich zukommen lassen. Entweder er hat sich geändert und hält das auch bei, oder er lässt es und dann hat er eben keinen Kontakt mehr zu uns. Das ist mir mittlerweile auch egal, ehrlich gesagt. Ich bin die ganzen letzten Jahre ohne Vater ausgekommen und ich brauche ihn jetzt, wo ich erwachsen bin und auf eigenen Beinen stehe eigentlich auch nicht mehr. Ich gebe ihm die Chance auch nur weil ich weiß, dass er immer noch mein Vater ist, egal was er gemacht hat, dass ist alles.“

,,Mir geht es doch nicht anders. Also geben wir ihm die Chance?“

Marcel nickte nur und sah ihn an.

,,Du hast es gehört.“, sagte ich an Michael gewandt.

,,Ja, ich habe es gehört und ich bin euch verdammt dankbar dafür.“

,,Nichts zu danken, ich hoffe nur, dass du die Chance jetzt nutzt und das du nicht schon wieder irgendeine Scheiße baust wie damals.“

,,Das werde ich nicht tun, keine Sorge.“

Michael blickte uns beide abwechselnd an.

 

 

Sein Blick zeugte von Freude und Selbstvertrauen.

Was sich nicht zuletzt dadurch äußerte, dass er über beide Wangen lächelte.

Vielleicht war es ja doch nicht so schlimm, dass wir ihn eingeladen hatten und ihm eine Chance gegeben haben.

Wir unterhielten uns noch eine Weile über belanglose Dinge, aber vor allem über unser Lieblingsthema Fußball.

Denn wussten wir doch, dass auch er begeisterter Schalke Fan war.

Nach einer weile verabschiedete er sich dann auch wieder von uns, mit den Worten, dass er sich bald wieder melden würde bei uns.

,,Ich werde dann jetzt auch mal gehen.“, sagte Marcel nach einer Weile, nachdem Michael gegangen war.

,,Komm gut nach Hause.“, sagte ich an der Türe zu Marcel.

Der winkte noch einmal zum Abschied und stieg dann in seinen Wagen und machte sich auf den Weg nach Hause.

Ich setzte mich zurück zu Kevin auf die Couch und kuschelte mich ganz eng an ihn.

,,Hat ja doch noch alles gut geklappt.“, sagte Kevin glücklich.

,,Ja, wollen wir hoffen, dass es auch so bleibt.“

Kevin nickte nur und zog mich enger an sich.

Ich kuschelte mich auch direkt enger an ihn.

War doch scheinbar alles gut und ich hatte endlich nach langer Zeit das Gefühl endlich wieder vollends glücklich zu sein.

Wollte ich doch nur hoffen, dass es auch so bleibt.

Aber das würde wohl die Zeit noch zeigen, ob es die Richtige Entscheidung war, ihm noch eine Chance zu geben, oder nicht.

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