Kapitel 27

 

Ich atmete tief durch.

Ließ mir noch einen Moment Zeit bevor ich meine Erzählung begann.

Hatte ich doch bis jetzt noch mit niemandem drüber gesprochen und jetzt tat ich es ausgerechnet mit Kevin.

Ich öffnete den Mund, wollte beginnen, aber es fand kein Ton aus meiner Kehle, also schloss ich meinen Mund wieder.

Wollte ich doch endlich sagen was los ist.

Mich endlich öffnen und jemandem sagen was los war.

Aber hatte ich auch Angst, dass man mir nicht glauben würde.

Warum sollte ich es dann ausgerechnet Kevin erzählen?
Als er mich dann aber allerdings darum bat, entschloss ich mich ihm doch zu erklären was ich erlebt hatte.

Ich wusste, dass ich irgendwann so oder so darüber reden musste.

Also wieso dann nicht auch jetzt mit Kevin schon?

Tief in meinem Inneren schämte ich mich ja schon für die ganze Sache.

Schaffte ich es einfach nicht, mich dort durch zusetzten.

Ich war schon jämmerlich, das wusste ich jetzt ja nur zu genüge.

So, wie ich das Leben nicht verdient hatte.

Deswegen wollte ich es beenden.

Wollte dem ganzen den Rücken kehren, aber ich schaffte selbst das nicht.

Selbst das war mir nicht gegönnt, weil Kevin mich davon abgehalten hatte.

Im Stillen war ich nun froh darüber.

Konnte ich doch jetzt mit ihm reden und vielleicht hatte ich ja doch noch eine reelle Chance, dass alles doch wieder gut würde.

 

 

Erneut öffnete ich meinen Mund und diesmal war ich mir sicher, dass ich das richtige tat wenn ich jetzt redete.

,,Ich bin zu den Bauern gegangen, weil ich wusste, dass ich es auf Schalke wohl nie schaffen würde Titel zu gewinnen. Ich wollte unbedingt etwas erreichen und wollte auch Geschichte schreiben mit meinem Namen.“

,,Kann ich verstehen.“, nickte Kevin zustimmend.

,,Anfangs hatte ich natürlich keinen guten Stand. Ich kam von den Schalkern und die sind für die Bauern doch eh nur ein kleiner primitiver Verein. Da lernst du nicht, da bist du nichts. Für die zählt doch nur Erfolg und nicht das, worauf es wirklich ankommt.“

Hier machte ich absichtlich eine Pause.

Hatte ich mich doch schon drauf vorbereitet, dass von Kevin ein Spruch kam oder eine Zustimmung.

Aber Kevin blieb stumm und sah mich einfach nur an.

Ich verstand diese Geste als stumme Aufforderung weiter zu reden, was ich dann auch tat.

,,Nach einer Weile hatten sie mich dann aufgenommen und ich wurde immer mehr und mehr zu einem von ihnen. Wurde arrogant und plötzlich zählte nichts mehr für mich außer Titel und verdammt viel Geld. Ich trainierte immer mehr als die anderen und wollte immer perfekter sein. Ich merkte nicht, wie ich mich damit selber kaputt machte.“

,,Wieso hast du das getan?“, fragte Kevin leise nach.

,,Weil ich perfekt sein wollte. Das ist uns immer eingeredet worden. Es war quasi die Devise der Bauern. Immer der erste und der Beste zu sein.“

,,Ja, das merkt man ja auch immer wieder.“, stimmt Kevin mir zu.

Ich nickte und ließ die Worte auf ihn wirken.

 

 

,,Ich hatte den Kontakt zu meinen Leuten, zu meinen Freunden, zu meiner Familie verloren. Am meisten tat es mir für Mats und Julian leid. Julian ist... war... mein bester Freund und er hatte am meisten mit meinem Wechsel zu kämpfen. Ich glaube er hat es mir bis heute noch nicht verziehen. Mats musste das alles ertragen.“

,,Ich bin sicher, dass Mats das gerne gemacht hat und auch Julian es dir mittlerweile verziehen hat.“

,,Was macht dich da so sicher?“, fragte ich skeptisch.

,,Sonst würden die beiden doch nicht mit Marcel und mir jeden Tag hier sitzen, oder? Die beiden haben so gehofft, dass du schnell aus dem Koma geholt werden könntest.“

,,Das ist wohl Beweis genug.“

,,Das sehe ich auch so. Aber was ist denn dann weiter geschehen?“

,,Meine Leistungen haben nachgelassen. Dann bin ich auf die Bank gesetzt worden und das habe ich mir nicht gefallen lassen. Ich will spielen.“

,,Ja, das kenne ich.“, nickte Kevin zustimmend.

,,Na ja ich bin jedenfalls dann bei den Bauern raus geflogen. Sie haben meinen Vertrag mit sofortiger Wirkung aufgelöst. Dann bin ich zurück nach Gelsenkirchen. Ich wusste einfach nicht wohin. Und da habe ich die beiden, also Mats und Julian in der Stadt getroffen. Ich bin sicher, dass die beiden mich gesehen haben, aber einfach nichts gesagt haben. Sie sind wahrscheinlich auch nur wieder in Kontakt mit mir getreten, weil ich versucht habe mich umzubringen. Aber nur deswegen wollte ich das doch nicht.“

,,Das weiß ich und ich glaube auch nicht, dass die beiden nur deswegen wieder in Kontakt mit dir getreten sind.“

 

 

Eine längere Pause kehrte ein.

Ich entschloss mich dazu nichts mehr zu sagen.

Würde ich doch wohl noch raus finden, ob die beiden mich dort gesehen hatten oder nicht und ob es an mir lag oder nicht das sie jetzt wieder Kontakt mit mir haben wollten.

Bliebe aber immer noch eine Sache.

Wusste ich immer noch nicht so Recht was das jetzt mit Kevin war und wie ich das dann machen sollte.

Jetzt wo ich bei den Bauern gekündigt worden war, hatte ich keine Probleme mehr wegen dem Verein, aber im Öffentlichen Leben stand ich nun immer noch und musste doch aufpassen.

Hatte ich mich denn jetzt auch in den Borussen verliebt?

Und vor allem hatte der sich in mich verliebt?

Was würde das geben, wenn es wirklich so wäre?

,,Woran denkst du?“, durchbrach Kevin die Stille.

Ich zuckte leicht zusammen und sah ihn an.

,,Ich habe daran gedacht was das jetzt mit uns ist oder was das noch wird und wie es wohl weiter geht.“

,,Die Fragen stelle ich mir auch, aber ich habe noch keine Antwort darauf gefunden.“

,,Komm bitte mal etwas näher, Kevin.“

Kevin schaute erst etwas skeptisch, stand dann aber auf und kam etwas näher zu mir.

Ich sah ihm lange in die Augen und spürte, dass wir uns immer näher kamen.

Es war ein schönes, angenehmes Gefühl Kevin so nah zu sein.

Wir kamen uns noch ein Stück näher und ich konnte Kevin´s Lippen schon fast an meinen spüren, als ein Klopfen an der Türe uns auseinander fahren ließ.

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Thema: Kapitel 27

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