Kapitel 3

 

,,Neuer?“, fragte ich etwas schockiert.

Ich hatte Neuer gerade das Leben gerettet? NEUER?

Das konnte doch wohl nicht wahr sein!

Wieso denn ausgerechnet DEM?

,,Kennen Sie den jungen Mann?“, wurde ich gefragt.

Ich sah auf.

Es war der Mann, der mich eben um Hilfe gebeten hatte.

Ich nickte.

,,Ja, leider schon. Haben Sie den Krankenwagen verständigt? Er braucht dringend Ärztliche Hilfe.“

Der Mann nickte und ging in die Hocke.

Ich stand wieder auf, da ich bis gerade auch neben ihm gehockt hatte und zog meine Jacke aus.

,,Was machen Sie denn da?“, fragte der Mann irritiert.

,,Helfen sie mir ihn auf meine Jacke zu legen. Wenn er hier auf dem Asphalt liegen bleibt, kühlt er aus.“

Der Mann nickte.

Mit gekonnten Drehungen hatten sie Manuel auch schon schnell auf der Jacke liegen.

,,Was ist denn mit deinem Arm passiert?“, fragte ich.

Der Mann hingegen zuckte nur die Schultern.

,,Ich habe keine Ahnung. Ich kenne ihn nicht. Ich habe ihn eben nur hier gesehen, wie er auf dem Gelände der Brücke stand und scheinbar springen wollte. Schlimm, dass es Menschen gibt, die so verzweifelt sind, dass sie zu so einer Entscheidung greifen müssen.“

Wie in Trance nickte ich und sah Neuer mitfühlend an.

 

 

Das ich ihn nicht mochte war ja nichts neues, aber ihn so zu sehen, gefiel mir auch nicht.

Immer wieder kontrollierte ich seine Atmung und seinen Puls.

,,Halt durch. Ich weiß du hörst mich. Halt einfach durch. Hilfe ist schon unterwegs.“, flüsterte ich ihm immer wieder zu, ohne zu wissen wieso ich das eigentlich tat.

Ich ertappte dabei, wie ich seine Hand in meinen Händen hielt.

Vorsichtig legte ich diese auf seinen Bauch.

Plötzlich riss Neuer die Augen auf, was mich zusammenzucken ließ.

Seine Augen wirkten klar.

Fast schon gespenstisch.

Er sah mich mit Wut in den Augen an.

,,Du Idiot.“, zischte er ebenfalls völlig klar und verständlich.

Noch bevor ich etwas erwidern konnte war er wieder weggetreten.

Aber diesmal war es nicht nur die Ohnmacht.

Sein Herz hatte aufgehört zu schlagen.

,,Scheiße! Scheiße! SCHEIßE!“, brachte ich völlig verzweifelt raus.

Der Mann drehte sich direkt um, da er gerade nach dem Krankenwagen Ausschau gehalten hatte.

,,Was ist...?“, setzte er an aber da sah er auch schon was passiert war.

Ich hing über Manuel und hatte sofort angefangen ihn zu reanimieren.

Das ich ihn bei der Mund – zu Mund – Beatmung quasi küsste, blendete ich in dem Moment völlig aus.

Der Mann eilte mir zu Hilfe.

,,Kann ich etwas tun?“

Ich schüttelte den Kopf und zählte weiter.

 

 

Dann endlich hörte ich von weitem auch schon Sirenen die immer näher zu kommen schienen.

,,Da sind sie. Ich mache auf uns aufmerksam.“, sagte der Mann und stellte sich sichtbar in den Weg.

Die Sanitäter und der Arzt sprangen direkt aus den Autos und kamen zu uns gelaufen.

Sie übernahmen die Wiederbelebung.

Ich stand wie verloren daneben, bis ich plötzlich eine Hand an meiner Schulter spürte.

,,Entschuldigung? Sind sie vielleicht in der Lage uns ein paar Fragen zu beantworten?“, fragte mich eine Stimme.

Ich drehte mich rum und sah einem noch recht jungen Sanitäter ins Gesicht.

Völlig abwesend nickte ich und trat mit ihm ein Stück von Manuel weg.

,,Können Sie mir sagen, was genau passiert ist?“

,,Er wollte springen. Von der Brücke. Ein Mann hatte ihn entdeckt.“, ich sah mich um, konnte den Mann jedoch nirgends entdecken.

,,Ich weiß nicht, wo er ist, aber er hat mich gerufen. Ich sollte ihm helfen. Als ich hier ankam hing er nur noch am Geländer. Scheinbar ist er abgerutscht oder gesprungen ich weiß es nicht.“, sagte ich verzweifelt.

Der Sanitäter nickte und setzte erneut an.

,,Was ist dann passiert?“

,,Ich habe ihn gehalten bekommen, bevor er fallen konnte. Er hat den Halt verloren oder aber hat sich fallen lassen. Dann habe ich ihn hochgezogen. Wir haben ihn auf meine Jacke gelegt. Er hat das Bewusstsein verloren.“

Erneut nickte der Sanitäter.

,,Wie kam es zu dem Herzstillstand? Haben Sie da etwas beobachten können?“

,,Ja, schon.“, nickte ich.

,,Was war das?“

,,Er riss plötzlich die Augen auf. Er wirkte völlig klar. Auch sein Blick schien klar. Er sagte zu mir ich sei ein Idiot. Dann verlor er das Bewusstsein und der Herzstillstand setzte ein.“

,,Haben Sie ihn direkt reanimiert?“

,,Ja.“, sagte ich nickend.

Es trat eine kleiner Pause ein.

 

 

Der Sanitäter sah mich erneut an.

,,Kennen Sie den Mann?“

,,Ja, schon.“, nickte ich.

,,Können Sie uns vielleicht einen Namen geben?“

,,Manuel Neuer.“

Die Augen des Sanitäters weiteten sich, als ich den Namen aussprach.

,,Manuel Neuer?“, wiederholte er ungläubig woraufhin hin ich nur nickte.

Der Sanitäter hatte scheinbar noch kein Blick auf Manuel geworfen, sonst würde er es ja wissen.

,,Ach und noch etwas. Er hat einen ganz zerschnittenen Arm. Da weiß ich aber nicht, woher die Verletzungen kommen. Die hatte er schon als ich hier ankam.“

Der Sanitäter nickte Wortlos.

Scheinbar musste er erst den Schock, dass es Neuer war verarbeiten.

Ein weiterer Sanitäter kam zu uns.

,,Herr Großkreutz, Nabend.“

,,Nabend.“

Ich schüttelte die von ihm ausgestreckte Hand.

,,Wir nehmen ihn jetzt mit ins Krankenhaus. Sie sollten sich vielleicht auch untersuchen lassen. Sie stehen sicher unter Schock.“

Ich schüttelte den Kopf.

,,Nein, das ist nicht nötig. Mir geht es gut. Wie geht es Manuel?“

,,Da kann ich Ihnen leider keine Auskunft zu erteilen. Sie wissen ja Schweigepflicht und so.“

Ein erneutes Nicken ließ mich auf den Boden der Tatsachen zurück kommen.

,,Haben Sie vielleicht eine Nummer, wo ich Sie erreichen kann, bei eventuellen Rückfragen?“

,,Ja.“, sagte ich nickend und gab ihm meine Handynummer.

,,Vielen Dank, Herr Großkreutz. Wir sind dann auch erst mal wieder weg. Wir melden uns bei Ihnen.“

Nickend sah ich den Männern nach, wie sie zum Krankenwagen liefen, einstiegen und mit Sirene und Blaulicht fortfuhren.

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