Kapitel 10 - Bis zum bitteren Ende

 

Ritchie Pov

 

Seufzend blickte ich Campino hinterher, wie er den Raum fluchtartig verließ und sah Breiti hilfesuchend an.

,,Was machte ich denn jetzt? Ich meine es hatte doch nichts zu bedeuten und Campino hat das ganz sicher falsch verstanden und jetzt wird er mich hassen, dabei hatten wir uns doch irgendwann mal geschworen, dass wir das bis zum bitteren Ende durchziehen.“

,,Aber das könnt ihr doch auch immer noch. Wir kennen doch Campino, der ist jetzt sauer und danach kommt er wieder an und dann tut es ihm leid, das kennen wir doch schon.“, versuchte Breiti mich aufzubauen, aber das passte mir gerade mal so gar nicht.

Ich schüttelte den Kopf und wusste auch gleich, dass es wohl nicht so einfach war, wie er sagte.

Diesmal war es etwas anderes und vielleicht war ja auch jetzt dieses bis zum bitteren Ende eingetroffen.

Ich hatte nie nachgefragt, was Campino damit meinte, aber ich wusste, dass eine Welt für mich zusammenbrechen würde, wenn er das wirklich tun würde.

Ihn zu verlieren wäre das Schlimmste, was er mir hätte antun können.

Sofort stiegen Tränen in meine Augen, die sich auch schon kurze Zeit später ihren Weg über meine Wangen bahnten und kleine leichte Flecken auf meinem Oberkörper hinterließen.

Hatte ich dadurch, dass wir schwimmen gehen wollte, kein Oberteil mehr angehabt.

Das hatte wahrscheinlich auch noch dazu beigetragen, dass Campino die Situation falsch verstand.

 

 

Vielleicht sollte ich Campino suchen gehen, denn ich konnte mir schon genau vorstellen, wo dieser war.

Wahrscheinlich war er, wie immer wenn er Stress hatte oder unter Druck stand in die Esprit Arena gegangen.

Mittlerweile war er mit dem Sicherheitsdienst dort schon per du und so oft wie ich ihn da holen musste, kannten die mich auch schon.

Sicher kannten die Campino auch schon vorher, immerhin war er ja Ehrenmitglied der Fortuna, aber dennoch war er in letzter Zeit öfter da als zu Hause.

Angeblich suchte er da Inspiration für neue Lieder, aber ob er diese dort finden würde, wagte ich zu bezweifeln.

Ich spürte Breiti´s Arme um meine Hüfte und zuckte auch gleich zusammen.

,,Du solltest dir nicht zu viele Gedanken machen. Ich bin sicher, dass er sich wieder ein bekommt und dann auch wieder her kommt.“

,,Ich kann das aber nicht so locker sehen wie du. Man Breiti, du verstehst nicht. Das Ding sollte bis zum bitteren Ende halten. Ist das etwa schon da? Ich habe Campino nie gefragt, was er damit meint, aber ich habe es immer so verstanden, dass er mit mir zusammen sein will, bis es eben nicht mehr geht. Bis wir sterben. Bis zum bitteren Ende eben, verstehst du?“

,,Du glaubst Campino tut sich etwas an?“, fragte Breiti mit einer Mischung aus Schock und Unglaube.

Daran hatte ich ja noch gar nicht gedacht.

Das wäre ja noch viel schlimmer, als das, was ich mir ausgedacht hatte.

Schockiert blickte ich den Gitarristen an und konnte nicht mehr in Worte fassen, was ich in dem Moment fühlte.

 

 

,,Daran habe ich noch gar nicht gedacht! Ich muss ihn suchen! Wenn er sich wirklich was antut, dann hatte ich Recht und das wollte ich doch nicht! Das würde ich nicht aushalten! Ich liebe ihn doch!“, sagte ich mehr als aufgebracht und rannte kaum, dass ich meinen letzten Satz ausgesprochen hatte auch schon los.

Das ich mich beinahe auch noch auf die Schnauze gelegt hatte, interessierte mich in dem Moment nicht.

Ich rannte zur Haustüre und riss diese auf.

Gerade als ich wieder zum Sprint ansetzen wollte, stoppte ich in meiner Bewegung und sah Campino überrascht an, der vor der Haustüre saß.

,,Hier bist du also!“, brachte ich überrascht hervor und setzte mich auch gleich neben Campino.

,,Ich hatte Angst, dass du dir etwas antust.“, sagte ich leise und senkte betrübt den Blick.

,,Wieso sollte ich mir was antun? Nur weil du mich betrogen hast?“, fragte Campino ruhig, fast schon ein bisschen zu ruhig.

,,Ich weiß doch auch nicht. Du warst sauer, natürlich zu Recht. Ich habe doch auch keine Ahnung, wie das passiert ist, aber es ist einfach passiert. Es tut mir leid und ich wollte dir auch nicht weh tun. Ich kann es doch leider auch nicht rückgängig machen.“, sagte ich und spürte erneut Tränen aus meinen Augen laufen.

Campino seufzte und augenblicklich spannte ich mich mehr an.

Ich wusste ich hatte einen Fehler begannen und ich konnte nur hoffen und beten, dass Campino ihn mir verzeihen würde.

Sonst wäre die bis zum bitteren Ende Situation wohl doch schneller da, als ich wollte.

 

 

,,Wie kommst du eigentlich darauf, dass ich mir etwas antun könnte?“, fragte er weiter und mein Körper überzog sich mit einer Gänsehaut, die ich nicht erklären konnte, vielleicht einfach, weil er die Worte trotz der Situation so klar, deutlich und ruhig aussprach.

Man konnte nicht wirklich raus hören, dass er verletzt oder enttäuscht war und das machte es für mich noch schwerer, denn ich wusste nicht, ob es wirklich so war, oder Campino das einfach nur so gut verbarg.

,,Du hast zu mir gesagt, dass wir zusammen bleiben würden, bis zum bitteren Ende. Ich hatte Angst, dass du dir etwas antun würdest und du das meintest, denn ich hatte unter “bis zum bitteren Ende“ eben genau das verstanden, dass wir zusammen bleiben, bis wir sterben oder einer von uns stirbt.“, schluchzte ich mehr als das ich wirklich klar sprach, denn die Situation und das alles tat mir einfach viel zu weh.

,,Ja, die Aussage war auch so gemeint, aber eigentlich dachte ich da an den natürlichen Tod und nicht den Freitod. Außerdem bin ich nicht so feige und steige einfach so aus dem Leben aus. Dafür geht es mir doch viel zu gut. Aber auch das habe ich mit bis zum bitteren Ende gemeint. Das ich bei dir bleibe, bis ich nicht mehr kann. Bis ich sterbe und zwar dann, wenn irgendeiner da oben will, dass ich gehe.“, sagte er und deutete mit dem Zeigefinger in den Himmel.

Fast schon automatisch folgte ich seiner Geste und sah ebenfalls nach oben.

Bald schon würde es anfangen dunkel zu werden und bis dahin sollte ich das mit Campino geklärt haben, sonst würde er nachher wieder gehen und dann musste ich doch nur noch mehr Angst haben, wollte ich ihn doch auch nicht verlieren, sondern das alles bis zum bitteren Ende mit ihm zusammen durchstehen.

,,Ich weiß, dass es vielleicht etwas viel verlangt ist, aber glaubst du, dass du mir das irgendwann mal verzeihen kannst?“, fragte ich vorsichtig und sah ihn genauso an.

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