Kapitel 8

 

Campino Pov

 

Eigentlich verbrachte ich die ganze Zeit damit auf dem Bett in diesem Bus zu liegen.

Wirklich irgendwo einbringen wollte und konnte ich mich nicht.

Dazu fehlte mir aber auch einfach der Antrieb.

Selbst zum pinkeln war ich zu faul, weshalb ich lieber aufhielt, bis es schon schmerzte, statt mich auf die Toilette zu bewegen.

Ich hatte mich irgendwann rum gedreht und beobachtete Vom.

Dieser saß an dem Tisch mit den anderen Jungs und starrte nach draußen.

Kuddel hatte sich zurück gelehnt und schien Musik zu hören.

Andi las Zeitung und Breiti ein Buch.

Eigentlich war alles wie immer, außer eben das Vom depressiv zu sein schien, was meine Schuld war.

Irgendwann konnte ich den Anblick aber auch nicht mehr ertragen und stand auf.

Vom war sonst so lebensfroh.

Seine Augen strahlten, teilweise heller als die Sonne und ein kleines Lächeln zierte seine Lippen, was schnell zu einem ehrlichen und mitreißenden Lachen wurde.

Aber jetzt wirkte sein Gesicht ausdruckslos.

Die Augen starr aus dem Bus gerichtet, wahrscheinlich leicht trüb, ohne Freude und das alles nur, weil ich mich selbst nicht mehr verstand.

Ich ging zu ihm und setzte mich neben ihn auf den noch freien Stuhl.

Das war schon immer mein Platz gewesen, dass wussten die Jungs und hielten ihn stets für mich frei.

Über Vom´s Schulter versuchte ich zu erspähen, was er da so anstarrte, aber außer Bäumen konnte ich nichts erkennen.

 

 

Bis ich in der Spiegelung der Scheibe sein Gesicht erkannte und sich mein Körper mit einer Gänsehaut überzog.

Ich streckte eine Hand nach ihm aus, wollte ihm durch die Haare streicheln.

Ihm einfach die Tränen, die seine Wangen zierten mit dem Daumen wegstreichen.

Vor allem wollte ich ihm sagen, wie leid mir das tat, dass ich mich so mies ihm gegenüber verhalten hatte, aber noch bevor ich seine Haare, geschweige dann seinen Körper erreicht hatte, bremste der Bus stark ab, was dazu führte, dass ich mit dem Stuhl umkippte und mir hart den Kopf stieß.

Die Jungs waren sofort an meiner Seite, zumindest alle außer Vom.

Der saß immer noch da und starrte nach draußen, als ob er davon überhaupt nichts mitbekommen hatte.

,,Scheint gut gegangen zu sein. Immerhin blutest du nicht.“, stellte Andi fest und Kuddel hielt mir seine Hand hin, die ich nicht ergriff, sondern direkt aufstand und zurück zu Vom ging.

Breiti hatte den Stuhl aufgehoben und ich zog ihn auch gleich näher, um wieder bei Vom zu sein.

Diesmal streckte ich erneut die Hand nach ihm aus und schaffte es auch ihn zu erreichen.

Ein leises Schluchzen kam über seine Lippen und ich seufzte, bevor ich ihm durch die Haare streichelte.

,,Es tut mir leid, Vom. Ich hätte dich eben nicht so nennen dürfen. Ich hätte dich auch nicht so angehen sollen. Aber ich weiß doch selber nicht, was mit mir los ist. Ich meine ich verstehe mich doch auch nicht mehr. Ich....“, begann ich meine Erklärung weiter, wurde allerdings dann auch schon unterbrochen.

 

 

Patrick, unser Produzent hatte den Bus betreten und sah uns fragend an.

,,Alles okay, Jungs?“, fragte er, als keiner von uns etwas sagte und ich nickte, bevor ich mich wieder Vom zuwendete.

,,Campi hat sich den Kopf gestoßen. Vielleicht sollte sich das mal ein Arzt ansehen.“, warf Breiti ein und ich seufzte.

,,Das ist nicht so schlimm. Tat nicht weh und hat auch nicht geblutet. Ich hab schließlich eine harte Birne.“, warf ich ein und hoffte, dass es damit gehalten war.

,,Wir schauen uns das gleich an. Wir sind übrigens auch gleich da. Dann kommst du bitte zu mir wegen deinem Kopf. Sonst noch etwas?“, fragte er und alle schüttelten den Kopf.

Seufzend wandte ich mich erneut Vom zu und dieser blickte mich schockiert an.

Die Tränen hatte er sich offensichtlich weggewischt, aber man konnte immer noch deutlich erkennen, dass er geweint hatte.

,,Du hast dir den Kopf gestoßen? Wann?“, fragte er und sah mich überrascht an.

,,Eben. Ist aber halb so schlimm. Ich würde lieber wissen, ob du meine Entschuldigung annimmst.“

Vom nickte und ich zog ihn auch gleich eng in meine Arme.

Das war wohl mit Abstand die schönste Nachricht des Tages.

Auch wenn ich in dem Moment, wo ich ihn in meine Arme gezogen hatte, erneut unsicher wurde.

Da war dieses Gefühl wieder.

Das, was ich nicht beschreiben konnte.

Es fühlte sich so unglaublich gut an und ich fühlte mich auch verdammt wohl in seiner Nähe.

 

 

Allerdings war das wohl auch nichts mehr Neues für mich, denn immerhin war ich ja auch mit ihm befreundet und da war es wohl auch besser, wenn man sich gut verstand und sich in der Gegenwart des jeweils anderen wohl und gut fühlte.

Als der Bus dann erneut stehen blieb, sah ich fragend aus dem Fenster und entdeckte, dass wir diesmal auf dem Rock am Ring Gelände angekommen waren.

,,Wir sind da. Geh am besten jetzt gleich zum Arzt und danach können wir ja mal hören, was Patrick heute noch für uns geplant hat.“, sagte Andi und ich nickte.

Würden die doch eh keine Ruhe geben, bevor ich nicht da war, wo sie mich hin haben wollten.

Ich stieg aus dem Bus und machte mich auf den Weg zu unserem Arzt, während ich nochmal einen Blick nach oben warf, zu dem Fenster, wo ich wusste, dass Vom da saß.

Dieser blickte mich mitfühlend an, was mich zum lächeln brachte.

Er machte sich Sorgen, was ich mehr als süß fand, dabei würde ich wohl sicher nicht sterben, nur weil ich mir den Kopf gestoßen hatte, denn sonst wäre ich wohl schon öfter gestorben.

Mit einem Schulterzucken ging ich weiter und sah den Arzt gequält an.

Hatte ich auf den ja eigentlich mal so gar keinen Bock und vor allem nicht, darauf, dass er mir sagte, dass doch alles gut war, denn mehr würde es doch eh nicht werden.

Aber selbst wenn, dann wäre es mir auch egal, denn ich würde auch das noch schaffen, wie alles bis jetzt.

,,Was kann ich für dich tun, Andreas?“, fragte er und ich verdrehte seufzend die Augen.

,,Ich habe mir den Kopf gestoßen und die Jungs denken jetzt, dass ich sterben müsste. Es hat nicht mal geblutet. Also sag mir, dass es mir gut geht und dann gehe ich wieder.“, sagte ich mit einem Schulterzucken.

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Thema: Kapitel 8

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