Kapitel 8

 

,,Kevin?“, fragte ich nachdem er scheinbar völlig neben sich stand.

,,Ja?“, fragte er und war sichtlich zusammengezuckt.

,,Alles okay?“

,,Ja.“

Schlechte Lüge!

,,Hör mal, dass mich nimmt das mit Manuel ja auch mit und für dich ist es sicher noch schlimmer als für mich, weil du das ja auch noch mit erlebt hast, aber da ist doch noch mehr.“

,,Der Kerl. Der lässt mich nicht mehr los.“

Gut gekontert, Kevin!

Aber trotzdem kann das noch nicht alles sein.

Da musste doch noch mehr sein.

Aber meine Geheimnisse hatte ich schließlich auch.

So hatte ich Kevin auch nicht gesagt das Marcel und Benni gleich nach hier kommen würden.

Das hätte er wahrscheinlich eh nicht zugelassen und das wäre ihm auch sicher nicht recht.

Aber ohne Marcel würden wir nicht erfahren was mit Manuel passiert ist.

Denn er war der einzige Verwandte den wir erreichen konnten und der Zugang zu der Intensivstation hat, auf der Manuel zur Zeit nun mal liegt.

,,Was ist denn jetzt mit dem Mann?“, fragte ich nachdem ich meine Gedanken sortiert hatte.

,,Der war angeblich nicht mehr da. Sagten zumindest die Sanitäter.“

,,Wie der war nicht mehr da?“

,,Die Sanitäter meinten, dass dort niemand war.“

Ich ließ mir Zeit darauf zu antworten um meine Worte sorgfältig zu wählen.

 

 

,,Wenn der nicht mehr da war, heißt das ja aber, dass er abgehauen sein muss?“

,,Ja, eigentlich schon, aber das ist er ja nicht. Er war da, Mats. Ich bin nicht verrückt. Ich habe ihn gesehen und ohne ihn wäre ich ja auch gar nicht erst auf Manu... Neuer gekommen.“

Da war das Geheimnis.

Ihm lag mehr an Manuel als er zugeben wollte.

,,Wer hat den den Krankenwagen gerufen?“

,,Der Mann. Der hat den Krankenwagen gerufen und der hat auch auf diesen gewartet und den noch auf uns aufmerksam gemacht. Er hat noch mit mir geredet. Vor allem ist er wie ich ja auch schon sagte zu mir gekommen und hat noch gesagt, dass er Hilfe braucht.“

,,War der Mann schon älter?“

Kevin sah mich stutzig an.

,,Meinst du da habe ich so genau drauf geachtet? Mats, es ging um ein Menschenleben, da habe ich mir vorher nicht noch den Personalausweis zeigen lassen.“, sagte Kevin gereizt.

Ich sollte aufpassen was ich als nächstes sagte.

So kurz bevor Marcel und Benni hier auftauchen würden, sollte ich ihn nicht unnötig noch verärgern sonst könnte das mit dem Treffen nicht so gut ausgehen.

,,Aber du kannst doch sicher sagen ob er in unserem Alter war. Oder jünger? Vielleicht auch älter als wir?“

Kevin schien zu überlegen, also wartete ich geduldig, bis er sich erinnerte, schließlich könnte das ein wichtiger Hinweis sein.

,,Der war älter. Also zumindest älter als wir. Ich schätze mal Mitte bis Ende 40.“

 

 

Jetzt war es an mir zu überlegen.

Mitte bis Ende 40.

Wäre er in dem Alter nicht selber in der Lage gewesen Manuel zu retten?

Wäre es nicht vielleicht möglich, dass er wollte, dass Kevin Manuel rettet?

,,Kevin?“, fragte ich vorsichtig.

,,Hmh.“

,,Was läuft da zwischen dir und Manuel?“

Kevin sah mich irritiert und geschockt an.

Er schien um Fassung zu ringen.

,,Was soll da schon laufen? Nichts natürlich!“, sagte er mit Nachdruck.

,,Empfindest du mehr als das was du vorgibst zu Manuel?“

,,Wie kommst du denn auf so einen Scheiß? Man Mats, da habe ich echt keinen Nerv für jetzt. Es geht darum, dass Manuel überleben muss, verdammt.“, polterte er und sprang von dem Sofa auf.

Das war mehr als eindeutig.

,,Reg dich nicht auf. Komm, setze dich wieder zu mir.“, sagte ich ruhig und zog ihm an Handgelenk wieder runter.

Kevin ließ sich schwer neben mich sinken.

,,Vielleicht hast du ja auch Recht.“, sagte er nachdenklich.

,,Was meinst du?“, fragte ich jetzt doch etwas irritiert.

,,Ja, vielleicht empfinde ich ja mehr für Manuel. Ich meine er sieht ja auch gut aus und er ist ja auch eigentlich ein guter Kerl, aber er hat es dennoch nicht verdient zu sterben.“, sagte er immer noch nachdenklich.

,,Du hast dich in Manuel verliebt.“, stellte ich sachlich fest.

Das Kevin schwul war, das wusste der ganze Verein und da hatten wir auch alle kein Problem mit.

Vor allem nicht, wo einige andere aus unserm Verein es ja auch waren.

 

 

,,Ja, vielleicht.“, gab er zu.

Ich atmete tief durch.

,,Deswegen macht es dir auch so zu schaffen.“

Kevin nickte.

Das war das erste Mal, dass ich Kevin so aufgelöst gesehen hatte.

Dabei kannte ich Kevin schon Jahre lang, aber so hatte ich ihn wirklich nie gesehen.

,,Egal! Es geht nicht um mich! Es geht um Manuel! Wie geht es weiter? Was machen wir jetzt?“, fragte er aufgebracht.

,,Wir müssen jetzt erst noch warten. Marcel und Benni versuchen etwas zu erreichen. Marcel wollte sich im Krankenhaus melden und Benni wollte versuchen Manuel´s Eltern zu erreichen.“, sagte ich ruhig in der Hoffnung Kevin damit hinhalten zu können.

,,Am liebsten würde ich ins Krankenhaus fahren und die Ärzte persönlich dafür fertig machen, dass sie nichts sagen.“, sagte er durch die Zähne gepresst.

,,Kevin, das bringt doch nichts. Die tun doch auch nur, was sie müssen. Sie stehen nun mal unter Schweigepflicht.“, sagte ich sanft und streichelte ihm über den Unterarm.

,,Ja, du hast ja Recht. Aber es macht mich trotzdem fertig hier untätig rum zu sitzen und nicht zu wissen, ob Manuel überhaupt noch lebt.“

,,So darfst du nicht denken. Manuel wird sicher noch leben. Du hast ihm das Leben gerettet und er ist stark, hörst du?“, versuchte ich ihn zu beruhigen.

Das glänzen in seinen Augen war mir nicht entgangen.

Dann klingelte es an der Türe.

,,Wer ist das denn jetzt?“, fragte Kevin sauer und wollte schon aufstehen.

,,Bleib sitzen. Ich gehe schon.“, sagte ich und drückte Kevin zurück auf die Couch.

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