Kapitel 36

 

Die Warterei machte mich mehr als bescheuert.

Ich wusste bald wirklich nicht mehr, was ich noch machen sollte.

Wollte ich doch einfach nur die Gewissheit, dass es Marcel gut ging.

Nachdem der Arzt und die Schwester das Zimmer verlassen hatten, versuchte ich erneut Kevin anzurufen.

Bereits ein paar Mal hatte ich das versucht, aber immer nur die Mailbox dran bekommen und bei Marcel war es das Gleiche.

Resigniert ließ ich mich wieder in das Kissen fallen.

Da durfte ich schon endlich nach Hause und hatte doch keinen, der mich holen konnte.

Erneut klopfte es an der Türe und kurze Zeit später kamen auch schon Kevin und Marcel die Türe rein.

,,Schön, dass ihr da seid. Gott Marcel, wie geht es dir?“

,,Gut und dir? Bei dir war eben der Arzt?!“

,,Ja, ich darf nach Hause. War Michael bei dir?“

,,Das ist aber schön. Dann packen wir gleich deine Sachen und fahren dich auch gleich nach Hause. Und ja, Michael war bei mir. Er hat mir gesagt, dass er sich geändert hat und das er aus seinen Fehlern gelernt hat. Ich bin mir nicht sicher Manu, aber vielleicht sollten wir ihm doch noch eine Chance geben.“

Vielleicht hat er sich ja doch geändert.

,,Und wenn nicht? Was dann? Dann werden wir wieder verletzt.“

,,Ich denke aber schon, dass er sich geändert hat. Lass ihm noch eine Chance geben und dann schauen wir mal. Wir können ihm doch immer noch sagen, dass wir nicht mehr wollen, wenn es uns zu viel wird oder er sich nicht geändert hat.“

,,Ja, vielleicht hast du ja Recht.“, sagte ich Gedankenverloren.

 

 

,,Könnte mich vielleicht mal jemand aufklären? Marcel sagte ich soll dich fragen. Würdest du mich vielleicht aufklären?“, fragte Kevin auch sogleich.

Seufzend sah ich ihn an und überlegte kurz.

Willigte dann aber doch ein ihm zu erzählen was passiert war.

,,Marcel und ich hatten keine schöne Kindheit. Unser Vater, also Michael, haben unsere Mutter und uns nicht gut behandelt. Er hat uns geschlagen und unsere Mutter auch mehrmals vergewaltigt. Das hat sie dann nicht mehr gekonnt und hat angefangen zu trinken. Das hat sie dann auch aggressiv gemacht und sie hat uns dann auch irgendwann angefangen zu schlagen. Marcel und ich sind dann auch ausgezogen. Wir haben uns entschlossen unser Leben alleine auf die Kette zu bekommen.“

,,Das klingt ja wirklich mies.“

Man konnte Kevin sein Mitgefühl deutlich ansehen.

,,Das ist es auch. Nachdem unsere Mutter es dann geschafft hatte und sich dann endlich von ihm getrennt hatte, ging es mit ihr immer mehr bergab. Wir mussten sie dann in eine Klinik stecken. Zum Entzug und die ganzen psychischen Probleme. Das hat sie halt mehr als fertig gemacht. Anfangs dachten wir, dass sie es schafft, aber das war nicht der Fall. Ihr Zustand hatte sich immer mehr und mehr verschlechtert. Deswegen bin ich auch nach München gewechselt. Ich konnte es einfach nicht mehr ertragen. Der ganze Druck und alles, dass hat mich fertig gemacht. Ich wollte hier nie weg. Ich liebe Schalke immer noch. Schalke ist meine Leidenschaft, meine Religion und dennoch musste ich weg. Es hat mir das Herz gebrochen, aber es ging leider nicht anders.“

Die letzten Sätze sagte ich mit mehreren Unterbrechungen und mit Tränen in den Augen.

 

 

Kevin zog mich direkt enger in seine Arme und streichelte mir sanft und beruhigend über den Unterarm.

,,Ich kann unter den Umständen verstehen, dass du den Kontakt erst mal nicht willst und das es dir auch sicher schwer fällt. Aber vielleicht hat Marcel ja Recht. Vielleicht hat er sich ja doch geändert.“, sagte Kevin aufmunternd.

,,Ja, vielleicht habt ihr ja Recht. Dann geben wir ihm eben noch eine Chance. Wenn ich dann jetzt nach Hause darf, dann sehen wir mal, dass ich ihn anrufe.“

Die beiden nickten zustimmend.

Ich entschloss mich dann aufzustehen und meine Sachen zu packen.

Als ich an dem Schrank war, wischte ich mir die Tränen aus den Augen und begann meine Sachen zu packen.

Jetzt wollte ich erst mal nur nach Hause und alles weitere würde sich dann wohl noch ergeben.

Nachdem ich meine Sachen dann alle gepackt hatte, machten wir uns auf den Weg nach draußen und dann zu Kevin´s Auto.

,,Wir müssen mit meinem Auto fahren. Ich habe Marcel abgeholt.“

Ich nickte nur zustimmend und ging mit den beiden zu Kevin´s Auto.

,,Kommst du noch mit zu uns?“, fragte ich an Marcel gerichtet.

,,Nein, Kevin kann mich gleich nach Hause fahren und dann habt ihr Ruhe.“

,,Das stört uns aber nicht. Kevin und ich haben sicher auch so noch Ruhe.“

,,Nein, ich möchte auch nach Hause. Es war anstrengend genug für uns alle. Aber vor allem für dich.“

Ich nickte stumm.

Hatte er doch schon Recht.

Anstrengend war es wirklich und auch ich war froh später zu Hause zu sein.

Vor allem, dass ich jetzt mit Kevin glücklich sein konnte.

 

 

Kevin fuhr Marcel nach Hause, der sich dann mit einem winken und schnellen Schritten zu seiner Haustüre von uns verabschiedete.

,,Hast du hier eine Wohnung?“, fragte Kevin.

,,Ja, aber da wird nicht mehr viel sein. Die hat ziemlich gelitten, bevor ich auf die Brücke gegangen bin.“

,,Sollen wir zu mir fahren?“, fragte Kevin dann auch sogleich.

,,Ja, ich denke das wird wohl das Beste sein.“

,,Dann auf zu mir.“

Kevin schlug den Weg nach Dortmund ein und ich lehnte mich gegen den Sitz.

Nach ca. einer halben Stunde waren wir dann auch in Dortmund angekommen und Kevin parkte sein Auto vor der Garage.

Gemeinsam stiegen wir aus und gingen rein.

,,Was machen wir denn jetzt?“, fragte Kevin mich nachdem wir das Haus betreten hatten.

,,Keine Ahnung. Aber viel möchte ich heute nicht mehr machen. Eigentlich möchte ich nur noch etwas entspannen und den Tag mit dir genießen.“

,,Dann machen wir das. Zieh dir was bequemes an und dann gehen wir auf die Couch.“

Ich nickte und zog mich schnell um und ging dann zu Kevin auf die Couch.

Dort ließ ich mich direkt schwer neben ihn sinken und legte meinen Kopf auf seinen Schoß.

Sofort streichelte Kevin mir sanft über die Haare, was mich dazu brachte genüsslich die Augen zu schließen.

Bald darauf schlief ich dann auch ein.

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