Kapitel 10

 

,,Kennst du den Mann?“, fragte Kevin mich.

,,Ich glaube es ist an der Zeit, dass wir zu Manuel fahren.“, gab ich zurück und stand auf.

Kevin war sogleich auf den Füßen und hielt mich am Arm fest.

,,Wenn du den Mann kennst, dann sag uns wer das ist.“, sagte er grob.

Mats kam mir zu Hilfe und befreite mich aus dem Griff.

,,Lass gut sein, Kev. Alles zu seiner Zeit.“

Kevin lockerte seinen Griff und ließ mich schließlich los.

Auch Benni hatte sich erhoben und stand nun vor mir.

,,Lasst uns fahren.“, sagte ich und ging Richtung Türe.

Die anderen folgten mir bis zu meinem Auto.

,,Komm Kev, wir setzen uns nach hinten.“, sagte Mats und drückte Kevin auch schon auf die Rückbank und schob sich hinterher.

Benni und ich nahmen vorne Platz.

Ich ließ den Motor an und wir fuhren ohne ein weiteres Wort nach Gelsenkirchen ins Krankenhaus.

Ich war mir sicher, dass Kevin sich vertan haben musste.

Dieser Mann war ganz sicher nicht an dem Abend als Manuel versucht hat sich umzubringen dabei.

Das kann überhaupt nicht sein und das wird es auch nicht geben.

Völlig verwirrt überfuhr ich eine rote Ampel.

Zum Glück war nichts passiert.

Doch Benni legte mir beruhigend eine Hand auf meinen Arm.

,,Soll ich lieber fahren?“, fragte er ruhig.

Ich schüttelte nur den Kopf.

Den Rest der Fahrt sprach keiner mehr.

 

 

Als wir an dem Krankenhaus angekommen sind stieg ich aus dem Wagen, nachdem ich ihn sicher in eine Parklücke manövriert hatte.

,,Wir gehen dann besser in die Cafeteria. Die lassen uns eh nicht zu Manuel.“, sagte Mats Schulter zuckend.

Ich nickte und wir gingen gemeinsam in das Krankenhaus.

Die drei verabschiedeten sich und ich ging zielsicher auf die Intensivstation zu.

Anfangs war ich mir ja noch sicher, dass ich Manuel sehen wollte und mit ihm reden wollte, aber jetzt war ich mir da nicht mehr so sicher.

Aber es war mein Bruder und ich musste es tun.

Alleine schon, weil Mats, Kevin und Benni sich solche Sorgen machten.

Meine Knie gaben bei jedem Schritt, dem ich der Intensivstation näher kam etwas mehr nach.

Hoffentlich gaben sie nicht so weit nach, dass ich mich auf die Nase legte.

Das würde mir ja noch fehlen.

Als ich die Intensivstation erreicht hatte, klingelte ich und warte bis eine hübsche blonde Schwester mir die Türe öffnete.

,,Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“, fragte sie freundlich.

,,Mein Name ist Marcel Neuer und ich würde gerne zu meinem Bruder, Manuel Neuer.“

,,Einen Augenblick bitte.“, sagte sie erneut freundlich und schloss die Türe.

Ich wartete und verstand nicht so recht, wieso die Schwester mich nicht direkt reingelassen hatte.

Allerdings musste ich glücklicherweise auch nicht zu lange warten, denn nun erschien ein Pfleger an der Türe.

 

 

,,Guten Tag, was kann ich für Sie tun?“, sagte er ebenfalls freundlich.

,,Guten Tag, mein Name ist Marcel Neuer und ich würde gerne meinen Bruder besuchen, Manuel Neuer.“, sagte ich erneut.

Der Pfleger musterte mich von oben bis unten und sah mir dann wieder in die Augen.

,,Alles in Ordnung. Treten Sie ein.“

Er ging einen Schritt auf Seite und öffnete die Türe weiter.

,,Bei Ihrem Bruder herrschen besondere Vorkehrungen. Wir haben die Aufgabe eigentlich niemanden zu ihm zu lassen. Aber Sie haben so viel Ähnlichkeit mit ihm, da wird das wohl schon gut gehen.“, sagte der Pfleger lächelnd.

,,Sind die Verletzungen so schlimm?“

Ich musste zugeben, dass hatte mich doch jetzt schon verwundert.

Normalerweise durfte doch zumindest die Familie zu den Patienten.

,,Nein, das nicht. Aber wir wollen verhindern, dass er unnötige Aufregung durch Presse oder Ähnliches bekommt. Ihr Bruder braucht Ruhe. Er hat viel erlebt die letzte Zeit und da ist es besonders wichtig, dass er nicht aufgeregt wird.“

,,Verstehe.“, nickte ich.

Die Presse war wirklich schlimm.

Das wusste ich ja auch selber.

Ständig liefen sie hinter einem her, ob man sich nun äußern wollte oder nicht.

Das war eben einfach der bittere Beigeschmack, wenn man eine Person des öffentlichen Lebens war.

Der Pflege drehte sich ab und wollte gerade gehen als ich ihn zurück hielt.

 

 

,,Entschuldigen Sie, bitte.“

,,Ja?“

,,Könnten Sie mir vielleicht etwas zu dem Zustand meines Bruders sagen, damit ich weiß was mich erwartet. Ich habe nur von Freunden gehört was passiert ist, aber die konnten mir über den genauen Zustand nichts sagen.“, sagte ich wahrheitsgemäß.

Der Pfleger atmete tief durch und räusperte sich.

,,Viel kann ich Ihnen nicht sagen, da sprechen Sie besser mit dem behandelnden Arzt.“

,,Könnten Sie den für mich rufen?“

,,Wenn Sie Glück haben, ist er gerade noch hier. Der war eben noch kurz bei Ihrem Bruder. Ich schaue mal gerade nach.“

,,Danke.“, nickte ich.

Der Pfleger ging in ein Zimmer und kam kurze Zeit später auch schon wieder raus.

,,Der Arzt ist immer noch bei Ihrem Bruder. Ich habe ihm Bescheid gesagt. Wenn Sie möchten warten Sie hier kurz. Er ist gleich fertig und dann wird er sich Zeit für Sie nehmen.

,,Das ist lieb. Danke.“

Eine Woge der Angst durchflutete meinen Körper und nahm so Besitz von mir, dass meine Hände anfingen zu zittern.

Aber es musste ja nicht gleich etwas schlimmes bedeuten, wenn ein Arzt bei ihm war.

Das war wahrscheinlich nur eine Routineuntersuchung.

Dann öffnete sich die Türe zu dem Zimmer erneut, ein hochgewachsener junger Mann trat auf den Flur und kam direkt auf mich zu.

,,Guten Tag, Doktor Felix Müller.“, sagte er und streckte mir meine Hand entgegen.

,,Guten Tag, Marcel Neuer. Wie geht es meinem Bruder?“

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