Kapitel 16

 

,,Mir ist da eben etwas in den Kopf gekommen, wo ich vorher gar nicht dran gedacht habe. Das könnte vielleicht von entscheidender Bedeutung sein, was Manu angeht.“

,,Was ist euch denn noch aufgefallen?“, fragte Marcel.

,,An dem Tag, als Manu sich versucht hat das Leben zu nehmen, haben wir ihn in der Stadt getroffen. Mats und ich waren in der Stadt und haben ihn dort getroffen. Es machte den Anschein, als wollte er mit uns reden, aber er hat es dann doch gelassen, weil wir ihn ignoriert haben.“

,,Ihr habt ihn ignoriert? Wieso?“, fragte Marcel überrascht nach.

,,Weil ich ihm den Wechsel zu den Bauern immer noch nicht verziehen habe. Er hat seine Liebe zu Schalke und alles andere verleugnet, für mehr Kohle und ein paar Titel. Das konnte ich ihm nicht verzeihen.“

,,Aber Manu liebt sein Schalke doch immer noch, auch wenn er gewechselt ist. Das ist nun mal im Fußball so, dass die Spieler die Vereine wechseln.“

,,Ja, das ist schon klar, aber Manu hat Schalke verkörpert und nun ist er weg und es geht ja auch nicht nur um den Verein, sondern auch um seine Freundschaften, die er geknüpft hat. Ich kann mich damals als ich Manu kennenlernte noch gut daran erinnern, dass wir uns geschworen haben, niemals auseinander zugehen und dann geht er doch.“

,,Habt ihr denn gar keinen Kontakt mehr? Ich meine wir leben doch in einem modernen Zeitalter. Ihr habt Handys und Internet.“

,,Ja sicher, aber wir haben seit er weg ist nicht mehr miteinander gesprochen. Ich fühle mich einfach verraten und verkauft. So wie es viele Fans wohl auch tun.“

,,Ich wusste nicht, dass es so schlimm ist. Davon hatte Manu auch nie etwas gesagt. Allgemein hatte Manu nichts davon gesagt. Er sprach so gut wie nie über seinen Wechsel und wie es ihm dort wirklich ging. Wenn ich mit ihm telefonierte, dann sagte er immer nur, dass es ihm gut ginge. Ich habe das natürlich geglaubt. Ich hatte doch keinen Grund das in Zweifel zu stellen.“

 

 

Wir ließen die Worte auf uns wirken.

Vielleicht gefiel es Manu in München doch nicht so sehr, wie er immer sagte in Interviews und bei Marcel am Telefon.

,,Benni hat schon vor längerer Zeit vermutet, dass es Manuel dort nicht gut geht und das da irgendwas nicht stimmt.“, warf Mats ein.

,,Hast du das?“, fragte Marcel verwirrt.

,,Ja, das habe ich. Wenn ich seine Interviews im Fernseher sehe, dann erkenne ich ihn nicht mehr wieder. Auch wenn ich seine Paraden sehe, die er jetzt in München zeigt, da bin ich immer wieder schockiert.“, sagte ich traurig.

,,Wieso schockiert dich da so?“, harkte Marcel nach.

,,Weil Manu nicht das zeigt, was er kann. Für mich sind seine Leistungen seit er zu denen aus dem Süden gewechselt ist rapide bergab gegangen. Er leistet sich Fehler, die er auf Schalke nicht mehr zu schreiben gewusst hätte, geschweige dann wie man sie begeht.“

Scheinbar musste Marcel die Worte erst mal sacken lassen, denn und das war offensichtlich, hatte Manu seinem Bruder das genaue Gegenteil erzählt.

,,Ich kann das immer noch nicht glauben.“, sprach Marcel nach einer längeren Pause weiter.

,,Was meinst du?“, fragte Mats verwirrt.

,,Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass das was Manu mir immer wieder am Telefon erzählt hat alles eine Lüge gewesen sein soll.“

,,Ich denke Manuel wollte dich einfach nicht damit belasten.“, sagte Mats verständnisvoll.

,,Was hat er dir erzählt?“

 

 

,,Ich habe ja auch nicht so häufig mit Manu telefoniert. Das geht durch meinen Job ja nun mal auch nicht und Manu hatte ja auch immer viel zu tun, sagte er zumindest was Training und so was alles angeht.“

,,Ich kann mir gut vorstellen, dass er da viel zu tun hatte, da spreche ich aus Erfahrung.“, bestätigte Mats.

,,Na ja jedenfalls klang er immer fröhlich und gelöst wenn er mich anrief und erzählte mir, dass es ihm gut ginge und das er jetzt alles hätte, was er wolle und das er Gelsenkirchen und unsere Eltern und alles zwar vermissen würde, aber er genau das gebraucht hätte. Eben einen neuen Schritt in seinem Leben zu wagen und einen unbekannten Schritt zu gehen.“, lachte Marcel bitter.

,,Glaubst du ihm das jetzt nicht mehr?“

,,Ich glaube nachdem was du und auch Mats erzählt haben, war das alles eine große Lüge. Schließlich muss es ihm dort ja schrecklich ergangen sein. Wieso sonst, sollte er so einen Schritt gehen und versuchen sich umzubringen? Ich meine dann auch noch hier.“

,,Was hat er eigentlich hier gemacht?“, fragte Mats neugierig.

,,Das weiß ich auch nicht.“, gab Marcel zu.

,,Wollte er eure Eltern besuchen?“

,,Nein, davon weiß ich nichts. Normalerweise sagen die mir immer wenn Manu zu Besuch kommt, weil ich dann auch immer schauen soll, dass ich vorbei komme. Mir hat er aber auch nicht gesagt, dass er zu uns kommen will. Vielleicht hatte er ja auch Streit im Verein oder sonst was und brauchte einfach mal wieder das Gefühl zu Hause zu sein.“

,,Ja, das hatte Manu oft, wenn er Streß hatte.“, bestätigte ich.

Mats sah schweigend zwischen uns hin und her.

,,Das würde auch erklären, wieso er in der Innenstadt war. Er wollte sich zu Hause fühlen.“, dachte Marcel laut.

 

 

Noch bevor ich auf die Überlegungen von Marcel eingehen konnte, durchbrach ein Klingeln die Stille, die eingetreten war.

,,Das ist dein Handy, Benni.“, sagte Mats amüsiert.

,,Nein, dass ist nicht mein Handy.“

,,Sorry, dass ich meins.“, sagte Marcel und stand auf um in die Küche zu gehen.

Mats nahm sich die Flasche Cola vom Tisch und schüttete sich noch etwas ein, während wir überlegten, ob das so sein könnte, wie wir es nun planten.

,,Glaubst du wirklich Manuel ist deswegen so weit gefahren?“, fragte Mats nachdenklich.

,,Ich glaube Manu würde noch viel weiter fahren, wenn es sein musste. Wir hatten damals immer einen Treffpunkt, an dem wir uns trafen, wenn einer von uns Streit hatte. Meistens ging es dabei um Streit mit den Eltern.“

,,Verstehe. Aber ich kann mir dennoch nicht vorstellen, dass Manuel extra von München nach Gelsenkirchen kommt, nur weil es ihm da vielleicht schlecht geht. Manuel ist ein starker Mann und den haut so schnell nichts um. Das heißt es muss ja schon gravierend gewesen sein.“

,,Davon kannst du ausgehen.“

Marcel kam aufgeregt aus der Küche zurück ins Wohnzimmer.

Aufgeregt mit dem Armen rudernd stand er vor der Couch.

,,Marcel, beruhige dich. Was ist passiert?“

,,Das war das Krankenhaus. Wir müssen sofort dahin. Manu wird sofort aus dem künstlichen Koma geholt.“, sagte er aufgeregt.

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