Kapitel 4

 

Noch lange stand ich auf dieser Brücke und sah in die Dunkelheit, in der die blauen Lichter verschwunden waren.

Irgendwie gehorchten meine Beine mir nicht richtig, als mein Kopf sie dazu aufforderte sich in Bewegung zu setzten.

Die Sanitäter hatten meine Jacke mitgenommen und langsam wurde es echt kalt.

Als meine Beine mir dann endlich doch gehorchen wollten, setzte ich mich in Bewegung und ging zurück zu meinem Auto.

Der Ärger, den ich mit meinen Eltern hatte und weshalb ich eigentlich überhaupt erst hier war, hatte sich in Luft aufgelöst nach den schrecklichen Bildern von Manuel.

Als ich dann endlich mein Auto erreicht hatte, ließ ich mich schwer hinter das Lenkrad fallen.

Nachdem ich einmal tief durchgeatmet und mich angeschnallt hatte, ließ ich den Motor an und fuhr Richtung Dortmund.

Ich zielte mein Haus an und hielt meinen Wagen in der Einfahrt.

Schnell hatte ich den Gurt gelöst und war zu meiner Haustüre geeilt.

Mit zitternden Fingern schloss ich meine Haustüre auf und ging rein.

Nachdem ich die Türe hinter mir zugeschlossen hatte, lehnte ich mich gegen diese und atmete erneut tief durch.

So wirklich verarbeitet hatte ich das alles wohl noch nicht.

Vielleicht sollte ich einfach ins Bett gehen.

Morgen würde die Welt sicher anders aussehen.

 

 

Ohne einen Blick auf die Uhr zu werfen ging ich in mein Schlafzimmer.

Ich wollte die Uhrzeit gar nicht wissen, denn es war sicher schon fast wieder morgens.

Ich streifte meine Kleidung ab und ließ sie achtlos auf den Boden vor dem Bett liegen.

Nur mit Shorts bekleidet, kuschelte ich mich in meine Decke ein.

Ich war mehr als durch gefroren, durch das Stehen auf der Brücke.

Mein Körper zitterte, was ich ebenfalls darauf schob, dass es mir kalt war.

Nun lag ich hier und konnte nicht wirklich einschlafen.

Viel zu aufgekratzt wälzte ich mich von einer Seite auf die andere.

Ich hatte keine Ahnung wieso, aber mir geisterte immer wieder die Frage durch den Kopf, wie es Manuel wohl gehen würde.

Er hatte mich kurz vor dem Herzstillstand einen Idioten betitelt.

Also wusste er doch, dass ich es war, der ihn gerettet hatte, oder?

Bei dem Gedanken daran, dass ich Neuer gerettet haben sollte, bekam ich eine Gänsehaut.

Ich hatte keine Ahnung wieso, aber plötzlich überkam mich eine wahnsinnige Müdigkeit.

Plötzlich fühlte ich mich als hätte ich Tage nicht geschlafen.

So müde war ich nicht mal nach einem Spiel das in die Verlängerung ging.

Ich schloss die Augen, wollte aber einfach nicht so recht einschlafen.

Der Tag heute hatte es wirklich mehr als in sich.

Erst der Streit mit meinen Eltern und dann auch noch die Sache mit Manuel.

Das hatte mir wohl mehr zugesetzt als ich dachte.

Aber warum eigentlich?

Er war doch mein größter Feind und eigentlich sollte mich das doch nicht interessieren.

 

 

Gerade gut eingeschlafen wurde ich auch schon von einer Melodie geweckt.

Ich brauchte lange, um zu begreifen, dass es mein Handy war.

Als ich es dann endlich begriffen hatte, sprang ich direkt aus meinen Bett und nahm mein Handy auf der Hosentasche.

Schließlich könnte es ja das Krankenhaus sein.

Vielleicht gab es ja Neuigkeiten von Manuel.

Unbekannter zierte das leuchtende Display.

,,Hallo?“, meldete ich mich auch gleich nachdem ich angenommen hatte.

,,Kevin? Hier ist Mats. Hast du das Training vergessen?“

Ich fuhr mir mit der Hand durch das Gesicht während ich überlegte, was ich am Besten antworten sollte.

,,Ja... Nein... Mir geht es einfach nicht gut. Sag Jürgen bitte Bescheid, ja?“

,,Soll ich später mal vorbei kommen?“

,,Nein, brauchst du nicht.“

,,Sicher?“

,,Ja Mats, ich muss auflegen.“

Mit diesen Worten drückte ich den roten Hörer und legte das Handy auf den Nachttisch.

Mit einem gequälten Seufzen erhob ich mich und ging in mein Bad.

Ich hatte gerade mein Bad betreten, als mein Handy erneut klingelte.

Erst dachte ich, dass es erneut Mats sei, aber als ich dann bei meinem Handy ankam und auf den Display sah, stand dort eine Nummer, die ich allerdings nicht kannte.

 

 

,,Großkreutz?“

,,Guten Tag Herr Großkreutz, Lukas Müller hier. Ich war einer der Sanitäter gestern Abend. Ich habe da noch eine Frage an Sie.“

,,Dann bitte.“

,,Sie haben Herrn Neuer gefunden, als er auf der Brücke stand, ist Ihnen da...“

,,Moment mal. Ich habe den nicht auf der Brücke gefunden. Es war ein Mann. Der hatte Manuel gefunden und ist dann auf mich aufmerksam geworden und hat mich um Hilfe gebeten. Daraufhin bin ich zu der Brücke und habe Manuel dann hochgezogen.“

,,Aso. Wissen Sie zufällig den Namen des Mannes? Das wir vielleicht auch mit ihm Kontakt aufnehmen können?“

,,Nein, aber der Mann war doch auch vor Ort. Der hat doch auch den Notruf abgesetzt.“

,,Herr Großkreutz, sind sie sicher? Vor Ort gestern waren nur Sie und Herr Neuer. Es war sonst niemand mehr da.“

Aber... Aber... Aber der hat sich doch noch auf die Straße gestellt, damit Sie uns finden.“

,,Herr Großkreutz, ich glaube es ist besser, wenn Sie auch mal zu uns zur Untersuchung kommen. Wir sind sicher, dass sie und Herr Neuer die Einzigen waren. Da stand niemand auf der Straße.“

Völlig aufgelöst sah ich auf den Boden vor meinen Füßen.

,,Da war kein Mann?“, fragte ich erneut ungläubig.

,,Nein, sicher nicht.“

,,Aber ich habe doch mit ihm gesprochen. Er hat mich doch noch zu Manuel geholt. Ich sollte ihm doch helfen.“

,,Kommen Sie bitte zu uns in die Klinik, Herr Großkreutz.“

,,Ja, ich komme gleich vorbei.“, sagte ich nickend.

,,Bis gleich dann.“

,,Bis gleich.“

Völlig Fassungslos ließ ich meine Hand inklusive Handy in meinen Schoß sinken und starrte auf den Boden vor mir.

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