Kapitel 34

 

,,Ich möchte mit dir reden.“, bekam ich zur Antwort.

,,Ich aber nicht mit dir. Ich sehe auch keinen Sinn darin mit dir zu reden. Ich weiß, dass du bei Manuel warst. Das reicht doch wohl. Wieso willst du dann jetzt auch noch bei mir Unruhe stiften?“

Mein Ton hatte zeitweilig zugenommen, weil mich die Anwesenheit unseres Vaters oder vielmehr Erzeugers einfach wahnsinnig machte.

Er war war der letzte, den ich sehen wollte und auf den ich mich freute.

,,Gib mir doch wenigstens ein paar Minuten. Manuel hat mich schon nicht gelassen, dann mach du das doch wenigstens.“, flehte er und in seinen Augen las ich zum ersten Mal etwas, was ich vorher darin noch nie gesehen hatte.

Ich seufzte und blickte ihn erneut an, fest in die Augen.

Sein Blick hatte sich nicht geändert und er sah mich immer noch an wie zuvor.

,,Also schön. Dann komm mit rein. Ein paar Minuten gebe ich dir.“

Schnell hatte ich meine Haustüre aufgeschlossen und mit ihm meine Wohnung betreten.

Dort deutete ich auf die Couch und er nahm auch sogleich Platz.

,,Also, was willst du?“, fragte ich nachdem auch ich mich auf die Couch gesetzt hatte.

,,Ich möchte dir erklären, dass ich mich geändert habe.“

,,Ach hast du das?“, fragte ich mit hochgezogener Augenbraue.

,,Ja, das habe ich, mein Sohn.“

,,Nenn mich nicht deinen Sohn. Das hat dich Jahrelang nicht interessiert, dann muss es dich das jetzt auch nicht.“, fuhr ich ihn an.

,,Aber ihr habt mich immer interessiert. Du und Manuel.“

,,Das glaube ich nicht. Du hast doch nur eins im Kopf gehabt und das war eine neue Methode Mutter fertig zu machen.

 

 

,,Ich weiß, dass ich viel Blödsinn gemacht habe und dass ich auch viel gemacht habe, was sicher nicht gut war und dennoch habe ich euch immer geliebt. Dich, deinen Bruder und deine Mutter. Ich hatte ein psychotisches Problem. Ich habe eine Therapie gemacht und ich bin geheilt. Ich habe mich verändert und bin stolz darauf. Ich würde heute nicht mehr so handeln wie damals.“

,,Und das soll ich dir glauben?“

,,Ja, ich habe mich geändert. Ich habe Unterlagen, die das beweisen. Ich kann sie dir vorbei bringen.“

,,Ich will deine Unterlagen nicht. Ich will auch sonst nichts mit dir zu tun haben. Weißt du eigentlich wie es Mutter geht? Du hast doch keine Ahnung, was sie alles durchmachen musste. Sie ist in einer Klinik, mit den Nerven am Ende. Sie hat getrunken um das alles zu überstehen, was du ihr angetan hast. Sie hat so starke Schäden davon getragen, dass sie wohl nie wieder die alte sein wird. Sie hat einiges zurück behalten, von deinen Aktionen. Du hast dich doch nie dafür interessiert. Du warst immer nur auf deinen Vorteil aus. Du hast immer nur getan, was für dich gut war und nicht was für andere gut war. Immer nur auf deinen eigenen Vorteil bedacht.“

,,Das ist doch gar nicht wahr. So bin ich doch gar nicht. Zumindest nicht mehr. Ich weiß, dass ich damals so war. Aber ich habe doch eine Therapie gemacht und es ist doch auch besser geworden. Ich habe mich verändert, Marcel. Glaub mir.“

,,Wieso hast du dass dann damals gemacht? Ich meine wieso hast du uns das alles angetan?“

,,Ich war überfordert. Ich weiß, dass es keine Entschuldigung ist für meine Taten, aber es ist die einzig richtige und wahre Erklärung.“

 

 

Ich ließ eine längere Pause eintreten und mir die Worte genau durch den Kopf gehen.

Er hatte ja schon recht, mit dem was er sagte.

Leicht hatten unsere Eltern es mit uns sicher nicht immer.

Wir hatten uns viel gestritten und da war es klar, dass es nicht einfach war.

Aber auch wir hatten es mit ihnen nicht immer leicht.

,,Ich weiß nicht. Vielleicht haben wir ja irgendwann nochmal die Möglichkeit ein normales Verhältnis aufzubauen, aber im Moment ist das leider nicht möglich. Es tut mir leid. Ich habe dir gesagt was ich zu sagen hatte und möchte dich bitten jetzt mein Haus zu verlassen. Ich habe noch etwas zu tun.“

Niedergeschlagen stand Andreas auf.

Er ließ seinen Kopf hängen und ging Richtung Haustüre.

Ich stand ebenfalls auf und machte mich auf den Weg zur Haustüre hinter ihm her.

Mit hängenden Schultern verließ er mein Haus und ging zu seinem Auto.

Eine ganze Weile stand ich immer noch an der Türe und beobachtete ihn.

Wie er in sein Auto stieg und schließlich davon fuhr.

Selbst als ich ihn nicht mehr sehen konnte, stand ich immer noch an der Türe und sah in die Richtung in der er verschwunden war.

Wieso ich da stand wusste ich nicht und ich wusste auch nicht wirklich was in mir vorging aber da war plötzlich ein anderes Gefühl, was ich so im Zusammenhang mit meinem Vater so noch nicht gespürt hatte.

Beinahe fühlte es sich an wie Schuld.

Aber sollte ich in der Sache wirklich Schuldgefühle haben?

Ich konnte doch am wenigsten dafür, dass er überfordert war.

Oder war es doch die Schuld von Manuel und mir?

Mit einem Kopfschütteln schloss ich die Türe hinter mir und ging zurück ins Wohnzimmer.

 

 

Dort ließ ich mich schwer auf das Sofa zurückfallen und entschloss mich morgen direkt mal mit Manuel zu reden.

Vielleicht würde er ja auch bei Manuel auf der Matte stehen.

Das sollte ich verhindern.

Ich musste ihn warnen.

Denn ich wusste, dass er noch mehr Angst vor ihm hatte von uns beiden.

Kurz überlegte ich noch, ob ich mich nicht heute schon bei ihm melden sollte, entschied mich dann aber doch dagegen, denn es war doch schon später und Manuel würde sicher schon schlafen.

Das sollte er dann auch mal schön tun, damit er schnell wieder entlassen werden konnte.

Ich entschloss mich nun auch einfach hinzulegen und versuchen zu schlafen.

Morgen würde ich auch noch Zeit haben Manuel von meiner Begegnung zu erzählen.

Mit schnellen Schritten machte ich mich dann auch sogleich auf den Weg in mein Schlafzimmer und zog mich bis auf die Boxershorts aus.

Die Klamotten hängte ich über einen Stuhl in meinem Schlafzimmer und legte mich auch sogleich ins Bett.

Die Decke bis über die Nase gezogen lag ich nun da und dachte an die Decke starrend über den heutigen Tag nach.

Ich sollte mich nicht so verrückt machen.

Seufzend drehte ich mich auf die Seite um und schloss die Augen.

Kurze Zeit später fand auch ich endlich den Weg in meine Träume.

Umfrage

Hat euch das Kapitel gefallen?

Ja, war gut (0)
0%

Joa, war ganz okay (0)
0%

Es ging so, eher nicht (0)
0%

Nein, überhaupt nicht (0)
0%

Stimmen insgesamt: 0

Thema: Kapitel 34

Es wurden keine Beiträge gefunden.

Neuer Beitrag