Kapitel 13

 

Die Zweifel nagten an mir.

Ich musste zu meinem Bruder.

Es war meine gottverdammte Pflicht nach ihm zu sehen und mich um ihn zu kümmern.

Gerade jetzt, musste ich einfach für ihn da sein.

Auch wenn ich mit jeder weiteren Sekunde die verstrich zunehmend mehr von meiner Überzeugung und meinem anfänglichen Willen verlor.

Ich wusste, dass Manuel mich nun brauchte.

Das ich mit ihm reden musste.

In einer Zeitschrift hatte ich mal gelesen, dass man mit Koma Patienten reden sollte.

Auch wenn diese keine Antwort geben konnten, hieß es doch immer wieder, dass sie aber hören und verstehen konnten.

Bei Manu war ich mir da nicht so sicher.

Es war wohl doch immer was anderes, wenn man selber betroffen war.

Und das war nicht die Einzige schwierige Aufgabe, der ich mich plötzlich gegenüber sah.

Ich musste auch noch irgendwie unseren Eltern von den Geschehnissen hier berichten.

Quasi ein Spießrutenlauf gegen die Zeit.

Es war unmöglich es ihnen zu verschweigen.

Aber ich konnte es ihnen auch nicht einfach vor den Latz knallen.

Also entschloss ich mich, jetzt zu Manu reinzugehen und mich anschließend um Mum und Dad zu kümmern.

Auch das würde ein hartes Stück Arbeit bedeuten.

Aber jetzt musste ich eben einfach stark sein.

Für meine ganze Familie.

 

 

Ich atmete noch einmal tief durch und klopfte dann aus Respekt vor meinem Bruder an die Türe.

Auch wenn mir klar war, dass ich dort keine Antwort erhalten würde.

Vorsichtig drückte ich die Türklinge hinab und spürte eine erneute Woge Angst durch meinen Körper fließen.

Auch die Unsicherheit hatte zugenommen.

Ich öffnete die Türe einen Spalt weit, und konnte das Fußende des Bettes bereits sehen.

Erneut durchflutete mich eine Mischung aus Angst und Unsicherheit.

Meinen Mut zusammennehmend öffnete ich die Türe ein Stück weiter und konnte nun bis zur Mitte des Bettes blicken.

Ich schalt mich in Gedanken selber einen kleinen Angsthasen, dass ich mich nicht trauen würde, zu meinem Bruder ins Krankenzimmer zu gehen.

Aber die Angst und die Unsicherheit ließen mich einfach nicht los.

Noch bevor der letzte Mut mich verlassen konnte, stieß ich die Türe mit einem kleinen Stupser an und sie öffnete sich etwas weiter.

Nun konnte ich alles sehen.

Manu lag im Bett und es sah aus, als würde er schlafen.

Was man wohl auch denken würde, wäre da nicht die Geräusche und die Tatsache, dass er an ziemlich viele Geräte angeschlossen ist.

Ich ging einen Schritt auf das Bett zu und atmete erneut tief durch.

Mein Pulsschlag hatte sich verdoppelt,

Mit einer knappen Bewegung lehnte ich die Türe an und ging näher auf das Bett zu bis ich schließlich direkt daneben stand.

 

 

Ich sah Manu an und wusste nicht so Recht was ich sagen oder von dem Anblick halten sollte.

Erneut an gelesenes und gesagtes erinnert, fing ich dann an mit ihm zu reden.

,,Hey Manu. Ich bin es Marcel. Dein Bruder. Aber das wirst du wahrscheinlich wissen. Kannst du mir mal sagen, was du eigentlich hier für eine Scheiße machst?“

Wie ihm Zeit zu antworten zu geben, hörte ich auf zu reden.

Schon ziemlich dumm, zu glauben, zu hoffen, zu erwarten, oder wie auch immer man es nennen möchte, von jemandem der im Koma liegt Antwort zu bekommen.

,,Ich mache mir ziemlich große Sorgen um dich, Bruderherz. Ich würde nur zu gerne wissen, wieso du hier bist. Was ist nur in München passiert? Warum bist du hier? Vor allem warum machst du wenn du hier bist so einen Blödsinn? Wie du hörst, habe ich viele ungeklärte Fragen. Ich hoffe, dass du mir bald Antwort darauf geben kannst. Ich glaube die bist du uns allen schuldig.“

Erneut ließ ich eine kleine Pause.

Ich konnte nicht sagen wieso.

Vielleicht weil ich Hoffnung hatte, dass er mich doch hören konnte und ich wollte, dass die Worte auf ihn wirken können.

,,Ich werde nachher Mum und Dad anrufen. Denen werde ich erzählen müssen was passiert ist. Mum wird sterben vor Sorge. Aber du kennst sie ja. Das hat sie damals ja schon immer getan. Selbst dann, wenn wir nur einen harmlosen Schnupfen hatten.“

Erneut ließ ich eine kurze Pause eintreten, da ich über den Gedanken an unsere Mutter damals schmunzeln musste.

Sie war eine tolle Frau, auch wenn sie es oftmals mit ihrer Fürsorge übertrieben hatte, so hatten wir beide ihr doch verdammt viel zu verdanken.

 

 

Als es an der Türe klopfte, schreckte ich leicht zusammen.

Eine Schwester streckte den Kopf durch die inzwischen geöffnete Türe.

,,Herr Neuer ich weiß, es geht um Ihren Bruder, aber dennoch möchte ich Sie bitten, Ihren Besuch langsam den Ende entgegenzusetzen. Ihr Bruder sollte sich nicht zu sehr aufregen.“

,,Ja, selbstverständlich.“

Sie nickte und verschwand wieder aus der Türe.

,,Du hast es gehört Bruderherz. Ich muss jetzt gleich leider wieder gehen. Aber ich werde dann Mats, Kevin und Benni Bescheid geben. Die Drei sitzen in der Cafeteria und warten dort auf mich. Sie machen sich auch Sorgen. Also sieh bloß zu, dass du schnell wieder auf den Damm kommst.“

Erneut ließ ich eine kurze Pause eintreten, wie um meinen Worten Nachdruck zu verleihen.

,,Ich werde mich dann jetzt auch um Mum und Dad kümmern. Mach´s gut und sieh zu, dass es voran geht. Ich komme morgen wieder zu dir.“

Ich blieb noch einen kurzen Augenblick an seinem Bett stehen und ging dann zur Türe.

Mit einem letzten Blick auf das Bett und der Feststellung, dass sich nichts verändert hatte, ging ich dann durch die Türe.

Flüchtig verabschiedete ich mich von den Schwestern der Station und ging zielstrebig zur Cafeteria.

Mats, Kevin und Benni saßen dort bei einem Kaffee.

Ich berichtete ihnen kurz, was es neues gab bei Manu.

Die Reaktionen waren natürlich schockiert, wegen dem künstlichen Koma.

Vor allem Kevin schien das hart zu treffen.

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Thema: Kapitel 13

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