Kapitel 36

 

Wir blieben noch eine Weile auf dem Sofa sitzen, bevor Kerstin sich räusperte.

,,Ich will euch ja nicht auseinander reißen, aber ich habe meine Sachen gepackt. Die müssen jetzt noch ins Auto und dann bin ich soweit.“, sagte sie dann und ich nickte, bevor ich mich von Kevin löste und aufstand.

Hatte ich doch die ganze Zeit mit ihm gekuschelt und wusste, das ich jetzt etwas tun musste.

Auch Kevin erhob sich seufzend von seinem Platz und machte sich mit mir zusammen auf den Weg nach draußen zum Auto.

Wir räumten alles was Kerstin zusammen gepackt hatte da rein und ich fragte mich, ob die Frau wirklich bei mir einziehen wollte.

So viel hatte ich nicht von ihr erwartet, aber sie würde wohl schon wissen, was sie mit dem ganzen Zeug bei mir wollte.

Nachdem wir dann alles ins Auto gepackt hatten, wusste ich, wahrscheinlich auch Kevin, dass die Zeit des Abschieds gekommen war.

,,Wann willst du denn fahren?“, fragte Kerstin und ich seufzte.

,,Jetzt gleich. Hast du denn jetzt alles?“

,,Ja, ich denke schon. Immerhin soll es ja auch so aussehen, als würde ich wirklich bei dir wohnen.“

,,Ich bin mal gespannt, was du aus unserem Haus machst.“, sagte Kevin und wuschelte seiner Schwester durch die Haare.

,,Ich stelle das auf den Kopf, was denn sonst?“, lachte sie und Kevin nickte grinsend.

,,Das erwarte ich von dir.“

,,Was soll das denn heißen?“, fragte sie gespielt empört.

,,Nichts Schwesterchen. Nichts.“

 

 

,,Wir fahren dann jetzt auch mal, Schatz.“, sagte ich an Kevin gewandt und konnte deutlich sehen, dass ihm das überhaupt nicht in den Kram passte.

,,Das passt mir auch nicht, aber wir müssen nun mal los. Es muss sein. Aber wir sehen uns doch auch bald wieder.“

,,Hmh.“, grummelte Kevin und hatte sichtlich Tränen in den Augen.

,,Es fällt mir auch nicht leicht, aber wir machen es doch für meinen Kleinen.“

Er nickte und zog mich nochmal in seine Arme.

Sanft legte er seine Lippen auf meine und spielte mit seiner Zunge an meinen Lippen.

Nur zu gerne gewährte ich ihm Einlass und unsere Zungen fochten einen leidenschaftlichen Kampf aus.

,,Wir schreiben, ja?“, fragte Kevin und ich nickte.

,,Wir schreiben und telefonieren so oft es geht, versprochen.“

Kevin nickte, drückte mir dann nochmal einen Kuss auf die Lippen und ließ mich dann los.

Mit einem letzten Lächeln drehte ich mich dann rum und ging zu Kerstin ins Auto, die sich bereits rein gesetzt hatte.

,,Fertig?“, fragte sie und ich nickte.

Sie ließ den Motor an und ich warf nochmal einen Blick auf Kevin, der immer noch wie angewurzelt auf der Stelle stand.

Wir winkten ihm nochmal, bevor er dann im Spiegel immer kleiner wurde und schlussendlich verschwunden war.

,,So kenne ich meinen Bruder überhaupt nicht.“, sagte Kerstin und ich sah sie fragend an.

,,Was meinst du?“, fragte ich verwirrt.

 

 

,,So emotional. Das kenne ich nicht von ihm. Ich erinnere mich an Abschiede, da war er so kalt, dass ich mich gefragt habe, ob der Mann überhaupt Gefühle hat.“

,,Ich weiß auch nicht, was mit ihm los ist. Scheinbar macht ihm die Trennung von mir mehr zu schaffen als er dachte.“

,,Das würde ich auch so sehen. Aber es ist ja auch nur eine Trennung auf Zeit. Ihr müsst euch ja nicht für immer trennen.“

,,Gott sei Dank.“

Kerstin nickte nur zustimmend und konzentrierte sich dann wieder auf die Straße.

Ich legte meinen Kopf gegen die Kopfstütze und schloss einen Moment die Augen.

Es war wirklich eine Schande, dass ich nicht mit Kevin zusammen bleiben konnte.

Nur weil ich schwul war hatte ich kein Recht auf meinen Sohn?

Durch meine sexuelle Vorliebe war ich doch kein schlechterer Mensch.

Da gab es in meinen Augen definitiv schlimmeres und die hatten teilweise auch Kinder.

Vielleicht sollten sie da mal nach sehen und nicht nach Männern die schwul sind.

Aber das war wohl zu viel verlangt.

Ich öffnete die Augen wieder und blickte auf die Straße.

Kerstin warf mir einen kurzen Blick zu, bevor sie wieder auf die Straße blickte.

,,Bist du müde?“, fragte sie und ich schüttelte den Kopf.

,,Nein, ich war nur in Gedanken. Es ist doch wirklich eine Schande, dass man wie ein Aussätziger behandelt wird und das nur, weil man schwul ist, oder? Ich meine ich bin doch kein schlechterer Vater nur weil ich mit deinem Bruder zusammen bin. Ich mache doch nichts verbotenes.“

,,Nein, dass stimmt, aber die Behörden sehen das scheinbar anders.“

 

 

,,Die haben ja auch keine Ahnung. Was soll das denn? Ich meine ich bin doch auch nur ein Mensch.“

,,Ich sehe es doch genauso. Aber ihr bekommt ja jetzt meine Hilfe und dann sind die beiden sicher bald bei euch.“

,,Ich hoffe es. Wie ich das mit Julian machen soll, weiß ich auch noch nicht. Immerhin bin ich nicht der Vater und du nicht die Mutter. Warum sollten sie uns dann das Sorgerecht für den Kleinen geben? Beziehungsweise Kevin?“

,,Das kann ich dir auch nicht sagen, aber da werden wir uns auch noch etwas einfallen lassen. Immerhin bin ich die Tante von Julian und in einer festen Beziehung. Vielleicht können wir über diese Schiene ja etwas erreichen.“

,,Vielleicht. Vielleicht auch nicht. Das weiß wohl nur einer.“

,,Mach dir da mal keine Sorgen, dass bekommen wir auch noch hin. Ich bin da recht zuversichtlich.“

,,Schön, dass du es zumindest bist. Ich mache mir da noch ein paar Sorgen, aber das ist wohl auch überflüssig, denn entweder es klappt, oder es klappt nicht.“

Kerstin nickte, denn da konnte sie scheinbar sonst auch nichts mehr zu sagen.

Sie parkte ihren Wagen dann nach einer Weile in der wir uns wieder an geschwiegen hatten dann vor meiner Haustüre und gemeinsam packten wir die Sachen aus.

Ich trug mit ihr zusammen alles nach drinnen und setzte mich dann auf die Couch.

,,Was machen wir denn jetzt?“, fragte Kerstin und ich zuckte die Schultern.

,,Keine Ahnung, aber ich werde auch nicht mehr all zu lange wach bleiben. Ich bin müde. Der Tag heute hat mich irgendwie geschlaucht.“

,,Ich verschwinde jetzt auch im Gästezimmer. Ich wünsche dir eine wunderschöne gute Nacht.“

,,Ich wünsche dir auch eine wunderschöne gute Nacht. Schlaf gut.“

,,Du auch.“, sagte sie noch und verschwand dann im Gästezimmer.

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