Kapitel 3

 

Ausgerechnet Kevin Russell musste mein Zellennachbar sein?

Es war ein offenes Geheimnis, dass wir uns nicht leiden konnten und das wir auch öfter aneinander geraten waren.

Zuletzt bei Rock am Ring, als die Onkelz dort eines ihrer letzten Konzerte gegeben hatten und auch wir einen Auftritt hatten.

Dort hatte es ordentlich zwischen Kevin und mir gedonnert und ich wusste, dass es wohl auch nicht das letzte Mal gewesen war, dass ich mit ihm aneinander geraten würde.

Nun musste ich auch noch die nächsten 6 Monate mit ihm auf engstem Raum verbringen.

Das konnte doch alles nicht wahr sein!

Kevin saß in einer Ecke und tätowierte einen Mann.

Wohl wahrscheinlich ebenfalls ein Häftling, zumindest sah er von der Kleidung her so aus.

Ich ließ mich ebenfalls auf einen Stuhl sinken weit weg von den anderen und wollte auch nicht wirklich was mit denen zu tun haben.

Schließlich wollte ich ja auch nur die Monate absitzen und dann würde ich auch wieder raus kommen und dann wäre mir alles andere wieder egal.

Solange würde ich hier eben auch einen auf es ist mir egal machen, dass konnte doch wohl nicht so schwer sein.

Lange saß ich nicht da, da kam auch schon Kevin auf mich zu.

Scheinbar hatte er sein Tattoo beendet und setzte sich neben mich auf den Stuhl.

Er sah mich mit hochgezogener Augenbraue an und ich versuchte in dem Moment so gut es ging ihn zu ignorieren, was bei seiner Statur nicht wirklich einfach war.

 

 

,,Was machst du denn hier?“, fragte er mehr abschätzig als alles andere.

,,Weiß ich nicht. Was machst du hier?“, versuchte ich so gleichgültig wie möglich zu klingen, auch wenn es mir das nicht wirklich war.

Immerhin war er auch in gewisser Weise ein Kollege von mir und ich mochte ihn auch irgendwie, auch wenn sich das vielleicht nicht gehörte.

Wobei ich auch nicht wusste, was wir für ein Problem miteinander haben sollten.

Denn eigentlich hatte ich doch gar keins mit dem Skin und wieso wir uns dann immer streiten mussten, wusste ich auch noch nicht so wirklich.

,,Ich sitze hier ein und du wirst das Gleiche tun, dass brauchst du mir nicht erklären, aber wieso bist du hier? Ich meine wir sind hier in Frankfurt. Du hast doch mit Frankfurt überhaupt nichts zu tun und allgemein wieso bist du überhaupt im Knast?“

Er war sichtlich verwirrt und was ich hier machte, wusste ich selber noch nicht genau.

Wieso ich nicht in Düsseldorf war und stattdessen hier hatte mir auch niemand gesagt.

Aber vielleicht war das auch eine Art Test, weil sicher auch hier bekannt war, dass Kevin und ich so unsere Probleme hatten.

,,Ich war in eine Schlägerei verwickelt und die haben mich angezeigt. Schwere Körperverletzung mit Tateinheit der Verstoß gegen das Betäubungsmittelgesetz. Die haben mich dann in Düsseldorf auch gleich mal verknackt und wieso bist du hier?“

Nun war meine Neugierde doch auch geweckt und ich wollte wissen, wieso Kevin hier war.

Wir konnten uns scheinbar ja doch gut unterhalten und vielleicht würde ich es ja auch schaffen ihn zumindest für die Zeit hier drinnen auf meine Seite zu bekommen.

Was dann draußen passieren würde, war mir erst mal egal.

 

 

Jetzt ging es erst mal nur darum meinen Arsch hier drinnen zu retten.

,,Ich sitze ebenfalls wegen Betäubungsmittel. Habe mich einmal zu oft erwischen lassen. Irgendwann hatten die Bullen dann eben auch die Schnauze voll und haben mich in den Bau gesteckt.“

,,Verstehe. Wie lange musst du denn noch hier bleiben?“

Vielleicht würde er ja genauso lange noch müssen wie ich oder aber noch länger, dann war die Zeit definitiv überbrückt und ich würde vielleicht auch noch einigermaßen unbeschadet aus der Sache raus kommen.

,,Ich muss noch 5 Monate sitzen und wie lange haben sie dich hier reingesteckt?“, scheinbar war auch seine Neugierde geweckt, sonst würde er wohl nicht so viele Fragen stellen.

,,Ich bin für 6 Monate hier.“

,,Du Glücklicher. Ich hatte 8 und habe noch 5 vor mir. Ich zähle jeden Tag und bin einfach froh, wenn ich hier wieder raus bin, denn schön ist es hier weiß Gott nicht.“

Ich seufzte bei der Aussage.

Hatte ich mir das doch schon beinahe gedacht, dass es hier nicht schön war und dann hatte ich auch noch einen ganzen Monat ohne ihn.

Könnte meine Rettung aber auch mein Verderben sein.

Ich wusste ja immer noch nicht, wie Kevin sich mir gegenüber weiterhin verhielt.

Vielleicht war das jetzt hier auch nur die Ruhe vor dem Sturm und er würde so richtig los legen sobald ich richtig hier war.

Das wusste ich doch auch alles noch nicht, aber auch das würde ich noch erfahren.

Blieb halt einfach zu hoffen, dass es positiv für mich enden würde.

 

 

Den Rest des Tages hatte ich tatsächlich damit zugetragen mich mit Kevin zu unterhalten und wir hatten wirklich teilweise mehr als tolle Gespräche und er vertraute mir wirklich vieles an, was ich nicht erwartet hätte.

Er hatte mir sogar von seinem Sohn Julian erzählt und ich hatte ihm dann schließlich auch von meinem Lenn Julian berichtet.

Wir teilten in vielen Dingen das Gleiche Schicksal.

Er saß genau wie ich im Knast wegen BTM und wir hatten beide Söhne die uns weggenommen wurden.

Auch Kevin wollte dafür sorgen, dass er seinen Sohn wieder bekommen würde, sobald er hier wieder draußen war.

Ich war sicher, dass er das auch schaffen würde, immerhin war Kevin doch Kevin und hatte auch sicher Kontakte, so wie ich die eben auch hatte.

Auch wenn es nicht leicht werden würde, was mir klar war, so wollte ich nach der Zeit hier meinen Kleinen wieder in meine Arme schließen und ihm aller erklären.

Ich hatte keine Ahnung, ob er es verstehen würde, aber ich hoffte es sehr.

Schließlich war er doch alles und vor allem das Wichtigste für mich.

Gegen Abend wirkte Kevin seltsam nervös und ich sah ihn fragend an.

,,Es ist 21.50 Uhr. Wir sollten auf unsere Zelle gehen. Gleich ist Einschluss.“, sagte er und erhob sich auch gleich von dem Stuhl.

Mit schnellen Schritten machte er sich auf den Weg zu unserer Zelle und ich hatte wirklich mehr als Probleme ihm zu folgen.

Schließlich hatte ich es doch geschafft und traf ihn in unserer Zelle an.

,,Was ist denn los? Wieso hattest du es denn so eilig?“, fragte ich doch etwas verwirrt.

,,Wenn hier das Licht ausgeht musst du auf der Pritsche liegen, falls nicht kommst du in Einzelhaft und da willst du nicht hin, vertrau mir.“

Ich sah, dass Kevin seine Worte ernst meinte und entschied mich nichts mehr dazu zu sagen, als auch schon das Licht ausging.

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