Kapitel 12

 

Noch lange hatte ich in meinem Bett gelegen und den Tränen einfach freien Lauf gelassen.

Als sich ein Schluchzen über meine Lippen bahnte, fürchtete ich schon fast, dass Kevin darauf reagieren würde, aber der lag immer noch stocksteif in seinem Bett und bewegte sich keinen Zentimeter.

Zwischendurch musste ich mich immer mal wieder davon überzeugen, dass er überhaupt noch atmete.

Wusste man ja nie, was die Ärzte einem hier so untermischten.

Immer wieder konnte ich deutlich sehen, dass Kevin noch atmete und das sogar recht ruhig.

Vielleicht war er ja auch einfach wieder eingeschlafen und hatte es deshalb nicht gehört.

Wobei ich mir das auch nicht vorstellen konnte, denn dann würde er sich nicht die ganze Zeit auf der Seite mit dem Rücken zu mir liegen.

Ein weiteres Schluchzen entfuhr meiner Kehle, aber diesmal lauter, sodass ich mich selber davor erschreckte und zusammen zuckte.

Ich warf danach schnell einen Blick zu Kevin, wollte ich diesen ja nicht provozieren und sah deutlich, dass dieser sich angespannt hatte.

Sofort stellte sich mir die Frage, warum er das getan hatte und ich überlegte kurz, ihn einfach danach zu frage, traute mich aber nicht wirklich und seufzte stattdessen nur.

Selbst wenn ich ihn fragen würde, sollte ich vielleicht vorher die Tränen wegwischen.

 

 

Ich löste eine Hand aus den Fesseln und wischte mir damit die Tränen weg.

Würden die mich doch eh nicht weiter bringen, also sollten sie auch gleich da bleiben, wo sie waren, denn diese brauchte ich gewiss nicht.

Die würden mich auch nicht hier raus bringen oder gar näher zu Kevin.

Ich wusste doch auch nicht, wieso ich hier so dünnhäutig war und wieso mich die Aussage von Kevin so mitgenommen hatte.

,,Kevin?“, fragte ich leise in die Stille und rechnete damit, dass ich keine Antwort bekam.

,,Was?“

Beinahe hätte ich einen Schreckensschrei nicht unterdrücken können, doch hatte mir glücklicherweise noch rechtzeitig die noch freie Hand auf den Mund gepresst.

Mit einer Antwort und dann auch noch so einer ruppigen, wie ich sie bekommen hatte, hatte ich nicht gerechnet.

,,Sorry ich wollte nicht stören.“, sagte ich schnell und hörte Kevin brummen.

,,Ich wollte dich auch eigentlich nur was fragen.“

,,Dann tu das doch.“

Wieder war die Antwort mehr als grimmig und ich war mir nicht mehr sicher, ob es vielleicht doch nicht besser war, die Frage nicht zu stellen.

,,Ich glaube es ist besser wenn ich sie nicht mehr stelle.“, sagte ich und blickte gen Boden.

Konnte ich den traurigen Unterton auch einfach nicht aus meiner Stimme verbannen.

,,Frag doch, was du wissen willst.“, sagte Kevin mit Nachdruck und beinahe erfasste mich so etwas wie Angst.

Konnte der langhaarige doch wirklich angsteinflößend wirken, auch wenn er mir wahrscheinlich nichts tun würde.

Zumindest hoffte ich das, aber hier wohl sowieso nicht, wenn dann draußen.

 

 

,,Ich habe bemerkt, dass du dich angespannt hast und wollte wissen, wieso. Hast du Schmerzen?“, fragte ich und hoffte auf eine ruhigere Antwort.

,,Nein, wieso sollte ich?“

,,Ich meine ja auch nur. Weiß man hier schließlich nie, was die einem so unterschieben.“

Erneut hörte ich ein Brummen von Kevin und hatte keine Ahnung, wie ich das nun deuten sollte.

,,Kevin?“, fragte ich daher nochmal, bekam aber wieder nur ein Brummen zur Antwort.

,,Können wir nicht wenigstens hier zusammenhalten? Ich meine wenn wir uns draußen nicht verstehen, okay und wir müssen ja auch nicht die besten Freunde werden, aber können wir es denn nicht wenigstens hier drinnen versuchen.“

,,NEIN!“, schrie er mich beinahe an und ich zuckte heftig zusammen.

Wäre wohl beinahe aus dem Bett gefallen, wenn ich nicht an den Hand und Fußfesseln gewesen wäre.

,,Schon okay. War ja auch nur eine Idee.“, sagte ich beschwichtigend und zog die Decke über meinen Kopf, bevor ich meine Hand wieder in die Fessel steckte.

,,Ich habe das auch nicht so gemeint, aber ich mache eben keine gemeinsame Sache mit einem Punk, dass verbietet mir einfach der Status meiner Skingruppe.“

,,Davon habe ich ja noch nie gehört.“, murmelte ich leise vor mich hin und war nicht mal sicher, ob es diese auch wirklich gab oder ob Kevin das nur so gesagt hatte.

Aber ich spürte direkt, dass ich wohl an den Skin auch nicht mehr dran kommen würde, also würde ich es sein lassen.

 

 

Mehr als es immer mal wieder versuchen konnte ich doch nicht und da ich es jetzt schon zweimal versucht hatte und Kevin immer wieder nein sagte, konnte ich doch auch nicht mehr machen, außer das zu akzeptieren.

Ich atmete tief durch und hatte keine Ahnung, was ich sonst noch so tun sollte.

Irgendwie muss es doch einen Weg geben hier raus zu kommen.

Wenn Kevin da nicht mitmachen wollte, dann würde ich das auch sicherlich alleine schaffen.

Ich war doch auf diesen Idioten nicht angewiesen.

Also würde ich mir einen Plan überlegen das alleine durchzustehen und dann konnte Kevin eben sehen wo er blieb.

Der Arzt kam kurze Zeit später auch schon wieder in den Raum und zog meine Decke ein Stück runter.

Er nahm die Fesseln ab und sah mich auch gleich auffordernd an.

,,Frege, aufstehen. Es geht wieder runter.“

Sogleich stand ich auch auf und sah diesen abwartend an.

,,Warte, Russell geht gleich mit.“, sagte er und ging auch zu Kevin ans Bett.

Auch diesem zog er die Decke weg und sagte ihm, dass er aufstehen sollte.

Er legte Kevin eine Seite der Handschellen an und mir die andere.

Jetzt war ich mit Kevin zusammen gefesselt und konnte nicht mal etwas dagegen tun.

Ein weiteres Paar Handschellen legte er Kevin auf die andere Seite des Armes an und die andere an seinem Handgelenk.

Nun mussten wir im Gänsemarsch hinter dem Arzt her und ließen uns auf die andere Ebene bringen, auf diese, wo wir auch schon vorher waren, zu den anderen Häftlingen.

Ich wusste nicht, ob ich mich darüber freuen sollte oder nicht, denn da war es auch nicht wirklich besser, als auf der Krankenstation.

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